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^ 77.

Der «nztäler.

Anzeiger für das Enztal und Umgebung.

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Fernsprecher Nr. 4.

Neuenbürg, Mittwoch den 18. Mai 1904.

62. Jahrgang.

RunSschau.

Der Reichstag hat am Samstag seine Pfingst- ferien angeireten, welche bis zum 6. Juni einschließ­lich währen. Doch trotz der Verlängerung der Session bis in den Frühsommer hinein wird sich die gänz­liche Erledigung der schwebenden Reichstagsarbeiten auch hierdurch noch nicht ermöglichen lassen, es steht vielmehr schon jetzt fest, daß zu diesem Behuf eine Nachsession im nächsten Herbst nötig sein wird. Allerdings dürfte dieselbe dann in eine förmliche neue Session übergehen, da nachher schon ganz neue Vorlagen für den Reichstag zu erwarten sind, wie z. B. die längst angekündigte anderweitige Militärvorlage.

Berlin, 16. Mai. Nach demB. T." ver­lautet an unterrichteten Stellen, daß das Zustande­kommen des deutsch-russischen Handelsver­trags als gesichert gelten könne. (Eine Bestätigung dieser im übrigen erfreulichen Nachricht bleibt ab­zuwarten.)

Der deutsche Kaiser übermittelte dem Präsi­denten der Ausstellung in St. Louis, Francis, auf die Mitteilung über die rechtzeitige Fertigstellung der deutschen Ausstellung ein Telegramm, indem er seiner Freude hierüber Ausdruck gibt. Der General- kommissar, sowie sein großer Rat seien sich der Wichtigkeit ihrer Aufgabe bewußt gewesen; er über- sandte die besten Wünsche für den Erfolg der großen Weltausstellung, welche sicherlich zur Befestigung des Völkerfriedens beitragen werde, indem sie es den wettbcwerbenden Nationen ermögliche, sich gegenseitig kennen zu lernen.

Donaueschingen, 17. Mai. Trotz des schlechten Wetters hatte der Kaiser hier glückliche Jagdtage. Er erlegte insgesamt 5 Auerhahn en, 7 Rehböcke und einen Fuchs, letzteren im vollen Lauf auf 120 Gänge mit der Kugel. Ueber diesen Meisterschuß freut sich der Kaiser am meisten.

Donaueschingen, 15. Mai. Beim Huldigungs­zug, der zu Ehren des Kaiserpaares hier veranstaltet wurde, nahmen bekanntlich gegen 1000 Personen in Tracht teil. Ihre Majestät die Kaiserin gab den Auftrag, für die Prinzessin Viktoria Luise ein Trachtenkleid herzustellen. Dasselbe wird von zwei Frauen in Donaueschingen und Neudingen gestickt.

Trier, 17. Mai. Die Kaiserin sandte dem Generalleutnant v. Trotha ihr Bild mit dem eigen- händig geschriebenen Wahlspruch:Gott rüste dich mit Kraft und Stärke, dein Weg wird der rechte sein!"

Berlin, 16. Mai. Gouverneur Leutwein meldet unter dem 15. ds.: Zülow hat gestern Omaruru erreicht. Bei Okombake und Kawap westlich von Omaruru wurden bewaffnete Herero­banden gemeldet, die in der Nacht vom 2. auf 3. Mai den Viehposten bei Okombake überfielen. Die Säuber­ung der Gegend ist angeordnet. Estör ff hat der Wasserverhältnisse wegen Teile seiner Kolonne nach Okorukambe (nordöstlich von Onjatu) verlegt. Oka- (nvrdöftlich von Onjets) ist vom Feinde frei, -öel Engondo (noch weiter nördlich) stieß man auf vereinzelte Herero.

- im Verlauf des ostasiatischen Kr m lchma zu Unruhen gegen die Europäer ko

- ^ r deutsches Pachtgebiet Kiautsi

m Gefahr Omnien. Unterrichtete Personen behau daß dies Gebiet leicht zu verteidigen wäre, d nicht groß ist und günstige Hügelposttionen en Es befinden sich 1800 Mann deutsche Truppen Außerdem kann em deutsches Geschwader jed rasch Expedltwnstruppen landen.

^ Expedition in Til

emigermaßen kritisch gestaltet. Expedition steht sich m ihrem befestigten Lager Gyangtse einer förmlichen Belagerung seitens Tibetaner ausgesetzt. Die Engländer werden den Tibetanern mit Wallbüchsen, aber auch modernen europäischen Gewehren beschossen- c

heißt es, daß die Tibetaner über Pioniere verfügten. Das Land vor dem Lager ist in dem Zustand der Gärung. Lamas durcheilen Tibet und predigen den heiligen Krieg. Das Land hinter dem Lager ist voll­kommen offen. Die Engländer treffen alle Vor­sichtsmaßregeln.

Nach dem neuesten Ausweise des Reichs-Ver­sicherungsamts über die Wirkungen des Invaliden­versicherungs-Gesetzes nimmt die Zahl der Invalidenrenten immer weiter in starkem Maße zu. Der Zuwachs der laufenden Invalidenrenten hat im ersten Viertel des Jahres 1904 rund 21500 be­tragen. zu denen noch etwas über 700 Krankenrenten hinzukamen. Wenn dem gegenüber auch die Zahl der Altersrenten noch fällt und in dem genannten Zeiträume diese Verminderung rund 2800 ausgemacht hat, so wird man doch mit einer vierteljährigen Ver­mehrung der Gesamtrentenzahl um etwa 20000 zu rechnen haben. Am 1. April d. I. liefen auf Grund des Invalidenversicherungs-Gesetzes 853 269 Renten. Man wird demnach damit zu rechnen haben, daß Ende des laufenden Jahres die Zahl von 900000 schon beträchtlich überschritten und Ende 1905 sogar die erste Million laufender Renten auf Grund des Invalidenversicherungs-Gesetzes erreicht sein wird.

Herr v. Jagwitz, der in der Nachwahl im Reichstagswahlkreise Frankfurt a. O.-Lebus unter­legene Kandidat der Antisemiten und Bündler, hat seine Anhänger aufgefordert, bei der bevorstehenden Stichwahl zwischen dem Nationalliberalen Basser­mann und dem Sozialdemokraten Braun für elfteren zu stimmen.

Der Reichsverband gegen die Sozial­demokratie, von dem bereits die Rede war, hat sich vorgestern in einer Versammlung imPrinzen Albrecht" endgültig gebildet und die Vorstands­ämter besetzt. Die Gründung ist hervorgerufen worden durch den ungünstigen Ausfall der letzten Reichstagswahlen. Sie soll Mitglieder aller Parteien umschließen. Der Satzungsentwurf, der gestern be- raten wurde, stellt (unter voller Anerkennung der berechtigten Bestrebungen der Arbeiter auf Verbesser­ung ihrer wirtschaftlichen Lage") u. a. folgende Auf- gaben fest: 1. An hierzu geeigneten Orten feste Organisationen gegen die Sozialdemokratie zu schaffen; 2. der auf den Umsturz der bestehenden Staats­und Gesellschafts-Ordnung gerichteten Tätigkeit der Sozialdemokratie durch Wort und Schrift entgegen­zutreten; 3. bei Wahlen aller Art in den durch die Sozialdemokratie gefährdeten Bezirken und Orten auf ein gemeinsames Vorgehen aller bürgerlichen Parteien hinzuwirken; 4. den durch sozialdemokrat- ischen Terrorismus bedrängten Arbeitern und Gewerbe­treibenden nach Möglichkeit Hilfe zu gewähren; 5. zwischen allen gleiche und ähnliche Ziele ver­folgenden Vereinigungen und Veranstaltungen einen festen Zusammenhang herzustellen. Der Sitz des Reichsverbands ist in Berlin.

Berlin, 17. Mai. Wie im Streikbureau der Bäcker gestern nacht festgestellt wurde, haben jetzt gegen 1900 Bäckermeister mit etwa 3000 Gesellen die Forderungen der letzteren unterschristlich anerkannt.

Berlin, 17. Mai. Ein Aufruf an die deut­schen Mädchen wurde soeben von dem deutschen Bunde abstinenter Frauen beschlossen. Es soll eine Jugendgruppe gegründet werden, die die Zahl der Ab- stineu ten zu fördern bestimmt ist.

Kiel, 13. Mai. Zur Beteiligung an der Pfingst- fahrt des deutschen Flottenvereins nach dem Reichs­kriegshafen haben sich gegen 1000 Personen gemeldet. Da Kiel so viele nicht unterbrivgen kann, gehen 300 Teilnehmer aus dem Großherzogtum Hessen, Elsaß- Lothringen und Westfalen infolge Vermittlung des Flottenvereins nach Wilhelmshaven.

Nach der Revision durch den Vorstand betragen die Unterschlagungen, die Direktor Hollmann bei der Vorbecker Kreditbank verübte, 400000

Die Fälschungen der Bücher reichen bis 1891 zurück. Hollmann ist wahrscheinlich schon im Ausland.

Köln, 16. Mai. Heute früh, kurz nach 6 Uhr, entgleiste zwischen den Stationen Brohl und Nieder­breisig von dem Luxuszuge Wien-Ostende die Maschine mit beiden Vorderachsen, weil eine eiserne Schwelle anscheinend in böswilliger Absicht über die Schienen gelegt worden war. Verletzt wurde niemand. Die Strecke ist wieder fahrbar. Der Materialschaden beläuft sich auf etwa 2000

Aus Lothringen, 14. Mai. Die Kunde, daß das über den Friedhof zu Fameck verhängte Interdikt aufgehoben ist, wurde von allen, denen es am Herzen liegt, mit seinen andersgläubigen Mitmenschen in Frieden und Eintracht zu leben, freudig begrüßt. Es wird nun erwartet, daß auch die Pfarrer von Essesdorf. Heining und Langenberg angewiesen werden, bei Begräbnissen die Leiche wieder bis zum Grabe zu begleiten und die kirchlichen Funktionen auszuüben. Dieser Wunsch ist bei vielen Katholiken ein ebenso dringender, wie bei Andersgläubigen, was öffentlich bekannt werden muß.

Senn heim i E., 10. Mai. Auch auf den weiten Ochscnfeldflächen haben sich die so schädlichen wilden Kaninchen eingenistet. Der weiche Sandboden scheint ihnen das Ünterhöhlen und Anlegen von Schlupfwinkeln sehr zu erleichtern. Die gefräßigen Nager haben sich schon derartig vermehrt, daß die Jugend Treibjagden an stellt! Für das Stück des gar nicht übel schmeckenden Wildbrets erhalten die Knaben 30 F.

Ein dem Fabrikanten Scheurer gehörendes Auto­mobil fuhr in Thann (Elsaß) in eine Prozession hinein. Ein Knabe wurde überfahren. Die Hirn­schale ist eingedrückt, sein Zustand natürlich hoff­nungslos. Der Vater wollte den Jungen zurück- reißen, kam aber dabei selbst zu Fall und brach den Arm. Die Aufregung war groß. Der Führer des Automobils entging kaum der Gefahr, gelyncht zu werden! Wie verlautet, soll Herr Scheurer dem Chauffeur den Befehl erteilt haben, zu halten, waS dieser leider aber nicht getan hat.

Bei Baggewil (Kanton Freiburg) wurde ein Kaeser namens Bievz von einem unbekannten Mann überfallen, der ihm seine Wertpapiere im Betrag von 14 000 Franken raubte.

Der russisch-japanische Krieg.

Petersburg, 15. Mai. Der Kronrat beschloß, die Mobilisierung und die Truppentransporte nach Ostasien so lange fortzusetzen, bis Kuropatkin über eine Million Truppen verfügt.

Ueber den weiteren Vormarsch der Japaner von Fönghwangtschöng aus gegen die russische Zentralstellung in Liaujang liegt eine lange Depesche des Generals Ssacherarow an den Petersburger Generalstab vom 14. Mai vor. Die Depesche be­richtet hierbei über verschiedene Scharmützel zwischen den Japanern und den Russen, außerdem meldet sie auch von Gefechten der Russen mit Chungusenbanden. Ueber die Lage in Port Arthur berichtet ein Tele­gramm des Statthalters Alexejew an den Zaren vom 14. Mai; es enthält indessen nichts wesentliches. Dagegen will eine Depesche der ChigagoerDaily News" aus Tschifu wissen, daß sich japanische Kriegsschiffe die Einfahrt in den Hafen von Port Arthur erzwungen hätten. Ein direkte Bestätigung erfährt diese Meldung durch ein Petersburger Tele­gramm des Reuterschen Bureaus, demzufolge ein japanischer Kreuzer im Hafen von Port Arthur durch einen russischen Kadetten, welcher sich dem Kreuzer auf einer Dampsbarkasse genähert habe, zum Sinken gebracht worden sein soll. Natürlich bedarf diese sensationelle Meldung noch der Bestätigung und näheren Aufklärung. Bedeutende Streitkräfte der Japaner sammeln sich im nordwestlichen Rayon. Der Vormarsch auf Liaujang von Fönghwangtschöng geht in unentschlossener Weise vor sich. Es liegt