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Der Enztäler.

Anzeiger für das Enztal und Umgebung.

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Neuenbürg, Mittwoch den 27. April 1904.

62. Jahrgang.

RunSschau.

Die Beseitigung der Rückfahrkarten.

Wiederholt ist schon unserer Eisenbahnverwaltung der Vorschlag gemacht worden, die Rückfahrkarten zu beseitigen, aber die Personentarife durchgehend so zu stellen, daß sie den für die Rückfahrkarten geltenden Kilometersätzen entsprechen. Und nach den Erklärungen des Eisenbahnministers Budde dürfte man annehmen, daß diese Reform in der Tat dem­nächst zur Wirklichkeit werden würde. Neuerdings verlautet, daß die preußische Verwaltung bei An- regung dieser Maßnahme für das ganze Reich auf den Widerstand der anderen Eisenbahnverwaltungen gestoßen sei, und daß deshalb vorläufig auch für Preußen davon abgesehen werden müsse. Wir sind gewiß für ein dienstfreundliches Verhalten der ein­zelnen Verwaltungen untereinander, und besonders dafür, daß der preußische Eisenbahnminister nicht grundstützende Aenderungen einführt, ohne sich vor­her mit seinen Kollegen verständigt zu haben. Allein hier wäre der Fall gegeben, wo Minister Budde, wenn sich die anderen Eisenbahnverwaltungen ab­lehnend verhalten, selbständig vorzugehen hätte. So­viel wir wissen, ist bei der Einführung der 45tägigen Rückfahrkarten die Verständigung mit den anderen Verwaltungen nicht einmal versucht worden, und doch haben sich diese alsbald entschlossen, dem preußischen Beispiel zu folgen.

Kaiser Wilhelm hat nunmehr seine in jeder Weise auf das befriedigendste verlaufene Mittelmeer­fahrt beendigt und befindet sich auf der Heimreise nach Deutschland. Er reiste am Sonntag abend von Bari nach Venedig ab, von wo aus die weitere Rückreise mittels Sonderzuges zunächst nach Karls­ruhe erfolgt, woselbst der Kaiser einen mehrtägigen Aufenthalt nimmt.

Die Kaiserin trifft am 29. April in Karlsruhe ein, um mit dem Kaiser, der über den St. Gotthard aus Italien zurückkehrt, wieder zusammenzutreffen. Von Karlsruhe aus setzt das Kaiserpaar die Reise nach Mainz fort.

Berlin, 26. April. DerLokalanzeiger" meldet aus Rom: Der nüchterne Ton der gestern im Quirinal gehaltenen Trinksprüche ruft nach den Ueberschwänglichkeiten der Presse und den großen Empfangsfeierlichkeiten eine leichte Enttäuschung, be- sonders bei den Franzosenfreunden, hervor. Der Grundton der Rede läßt zwischen den Zeilen durch- blicken, daß Italien den Dreibund als den Grund­pfeiler seiner Politik erhalten will und daß die Extra­tour mit Frankreich nicht über den Rahmen einer solchen hinausgehen wird.

Nach weiteren aus Südwestafrika einge­troffenen Meldungen wird Gouverneur Leut wein wahrscheinlich seine Absicht, in südöstlicher Richtung nach Seeis abzuschwenken, wieder aufgeben und statt dessen direkt nach Osten auf Onjati marschieren, das 25 Lm östlich von Oljosasu mitten in dem gleich­namigen Gebirge liegt. Der neue Truppentransport, der am 30. ds. Mts. auf dem Reichspostdampfer -Herzog" von Hamburg nach Swakopmund in See geht, soll, wie verlautet, hauptsächlich dazu bestimmt sein, die englische Grenze zu überwachen, da es sich gezeigt hat, daß die Herero von dieser Seite aus unseren Schutztruppen am gefährlichsten geworden l.E- "n den nächsten Tagen werden von Hamburg 500 000 Gewehrpatronen nach dem Schutzgebiete zur Verschickung gelangen. ^ s

Je gelehrter der Mann, umso schlechter die Handschrift; das soll in Zukunft nicht mehr sein. Der Preußische Kultusminister hat in einem Erlaß den Lehrern der höheren Lehranstalten zur Pflicht gemacht, auf die Pflege einer guten und leserlichen Handschrift bei den Schülern hinzuwirken. Bei der Durchsicht von Aufsätzen jeder Art ist regelmäßig auch das Aeußere anzusehen. Arbeiten, die schon

bei der Einlieferung durch Flüchtigkeit oder Unordent­lichkeit der Schrift auffallen, sind zurückzuweisen. Fortan ist sowohl in die gewöhnlichen als auch in die Reifezeugnisse ein Urteil über die Handschrift des Schülers aufzunehmen.

Dem Jahresbericht des badischen Schwarzwald­vereins für das Jahr 1903, erstattet vom Vereins­präsidenten Professor Dr. Ludwig Neumann, seien folgende der Beachtung werte Angaben entnommen. Der badische Schwarzwaldverein sieht am 8. Juni 1904 auf eine 40 jährige, stetig zunehmende Wirk- samkeit zurück. Er zählt 9808 Mitglieder in 62 Sektionen, von denen 28 über 100 Mitglieder stark sind, darunter Achern, Bühl, Forbach, Gernsbach, Wolfach u. a. Die beiden Höhenwege Pforzheim- Basel und PforzheimWaldshut sind vollendet worden, auch die Zugänge dazu sind fast alle fertig. Die Vorarbeiten zum neuen Hornisgrinderturm sind gemacht; nach Abzug der Kosten für das Probe­aussichtsgerüst liegen auf der Sparkasse zu Achern für den neuen Turm 1988 ^ bereit. In den 40 Jahren seines Bestehens hat der badische Schwarz­waldverein die stattliche Summe von 704 000 ^ verausgabt und damit viel Gutes für den Schwarz­wald geschaffen.

Kassel, 25. April. Bon 8 jungen Chinesen, welche seit vorigen Sommer in einem hiesigen Päda­gogium die deutsche Sprache gelernt haben, treten 6 in die hiesigen Infanterieregimente:: und in das Feldartillerieregiment Nr. 11, zwei in das Pionier­bataillon in Minden ein. Während die in die deutsche Armee eingestellten türkischen Offiziere die deutsche Osfizieruniform tragen, erhalten die Chinesen eine besondere, der deutschen ähnliche, aber doch deutlich von ihr abweichende Uniform, welche nach den Vor­schriften des Kriegsministers angefertigt worden ist.

Bei Heidelberg wurde am Neckarufer, am Leimpfade unter einem Herrenüberzieher ein zusammen­geschnürtes Paket gefunden mit einem Inhalt von 16 000 c/A in Wertpapieren. Im Ueberrock selbst steckten Wertpapiere lautend auf den Namen des Buchhalters Bark, der seit Samstag vermißt wird. Die Polizei nahm den Fund an sich und ließ den Neckar durch Fischer, jedoch vergeblich, durchsuchen. Bark, der in letzter Zeit sehr nervös war. vermachte laut einem Vorgefundenen Briefe die Wertpapiere seiner Schwester. Er war mit einer Einlage von 8000 an der Kohlenhandlung Mai beteiligt.

Aus Oberbaden, 23. April. Ein schweres Gewitter mit Hagel und Wolkenbruch ging Donnerstag Nachmittag über Teile Oberbadens nieder. Nament­lich der Amtsbezirk Stockach wurde heimgesucht: in Raithaslach lagen die Schloßen durchweg 2030 Zentimeter, stellenweise bis 1,5 Meter hoch; Wasfer- massen überfluteten bis 80 Zentimeter hoch die Straßen. In Münchhof ergoß sich das Wasser in die Stallungen der Mühle und riß Vieh und Pferde fort, die nur mit Mühe gerettet wurden; eine neu­erbaute Getreideremise verschwand spurlos; der Müllerssohn mußte mittels Strick aus den Fluten gehoben werden. In Mainwangen wurde ein Land­wirtssohn vom Blitz lebensgefährlich getroffen. Im Klettgau richtete der Hagel namentlich auf Schweizer­seite großen Schaden an. Die Ervtehoffnungen scheinen auf Jahre hinaus vernichtet.

Der Streik der Eisenbahner in Ungarn hat sehr rasch mit der entschiedenen Niederlage der Streikenden geendet. Der Verkehr ist schon am Sonntag nahezu bis zu dem normalen Umfange her­gestellt worden. Ein überaus blutiger Vorgang spielte sich in dem Marktflecken Eles bei Groß- Wardein ab. Die Mitglieder der dortigen Unab- hängigkeitspartei wollten eine Versammlung abhalten, wurden aber von den Sozialisten hieran verhindert, so daß sich eine große Rauferei zwischen beiden Parteien entwickelte. Während die Gendarmerie die Ordnung herstellte, erschoß ein Sozialist den Gen-

rmeriewachtmeister. Die Gendarmerie gab hierauf

eine Salve, wodurch 23 Personen getötet und gegen 40 schwer verwundet wurden. Von Großwardein ist Militär requiriert worden.

Wien, 24. April. Bei dem blutigen Zusammen» stoß zwischen Sozialisten und Gendarmen in Eles bei Großwardein wurden, wie jetzt feststeht, 31 Per­sonen, darunter 5 Gendarmen und 5 Frauen, getötet.

Lemberg, 26. April. Um Mitternacht brach in der Stadt Buczacz eine Feuersbrunst aus, die 200 Häuser einäscherte. 3000 Personen sind obdachlos, 2 sollen verbrannt sein.

London, 26. April. In der vergangenen Nacht wurden in der City durch eine gewaltige Feuersbrunst vier große Warenhäuser zerstört.

Der russisch-japanische Krieg.

Paris, 26. April. In einer Privataudienz welche der Zar nach einer Heraldmeldung dem Admiral Skrydlow gewährte, legte dieser ein klares Bild der Lage in Ostasien dar. Skrydlow erhielt die Genehmigung für noch geheim gehaltene wichtige Vorschläge. Der Zar sprach dabei die bestimmte Absicht aus, nach der Niederkunft der Kaiserin im August oder September sich auf den Kriegsschauplatz zu begeben.

In Port Arthur sind jetzt noch folgende russische Schiffe kriegstüchtig:Pereswjet" (12674 t), Sewastopol" (11842 t),Poltawa" (10960 t), Bayan" (7726 t),Askold" (5905 t),Diana" (6731 t),Nowik" (3080 t), zwei Torpedoboot- Zerstörer und ein Dutzend Kanonenboote.Ret- wisan",Zäsarewitsch",Pobjeda" undPallada" sind unfähig zu irgend einer Aktion.

Württemberg.

Stuttgart, 25. April. Heute Abend 6 Uhr 30 Min. fand im Thronsaal des Residenzschlosses die feierliche Investierung des Königs mit dem Hosen­bandorden durch den Prinzen von Wales statt. Nach Schluß der Feierlichkeit war große Galatafel in der Spiegelgalerie des Schlosses.

Stuttgart, 25. April. Am Dienstag nach- mittag begab sich der Prinz von Wales in Begleitung des Herzogs Albrecht von Württemberg mittels Sonderzuges nach Freudensladt um am Mittwoch früh mit dem Kgl. Wagen zur Auerhahnjagd in das Kniebis-Revier zu fahren.

Stuttgart, 25. April. Das soeben ausge­gebene Militärverordnungsblatt bringt eine Reihe Personalveränderungen im württ. Heere. Wir er­wähnen folgende: v. Dewitz, K. Preuß. General­major und Kommandeur der 52. Jnfanteriebrigade (2. K. württ.), wird von seiner Stellung enthoben, v. Berger, Oberst und Kommandeur des Grenadier- regiments Nr. 119, wird mit der Führung der 51. Jnfanteriebrigade (1. K. w.) beauftragt, Frhr. von Mittnacht, Oberst und Abteilungschef im Kriegs­ministerium, zum Kommandeur des Grenadierregi­ments, Bossert, Oberstleutnant beim Stab des Infanterieregiments Nr. 125, unter Versetzung in das Kriegsministerium zum Abteilungschef in dem­selben ernannt, v. Schmitt, Oberst und Kommandeur des Infanterieregiments Nr. 120, mit der Führung der 52. Jnfanteriebrigade (2. K. württ.) beauftragt, v. Rampacher, Oberstleutnant beim Stabe des Grenadierregiments Nr. 123 unter Beförderung zum Obersten zum Kommandeur des Infanterieregiments Nr. 120 ernannt, Frhr. v. Star kl off, Oberst und Kommandeur der 26. Kavalleriebrigade (1. K. württ.) wird zum Generalmajor befördert; in Genehmigung ihrer Abschiedsgesuche werden mit Pension zur Dis- Position gestellt: Frhr. v. Röder, Generalleutnant und Inspekteur der 3. Kavallerieinspektion in Münster i. W., unter Enthebung von dem Kommando nach nach Preußen, v. Muff, Generalmajor und Kom­mandeur der 51. Jnfanteriebrigade (1. K. württ.) unter Verleihung des Charakters als Generalleutnant, Frhr. v. Tessin, Rittmeister und Eskadronschef im