den hiesigen bürgerlichen Kollegien eine seinerzeit geplante offizielle Festlichkeit abgelehnt wurde, anläßlich der Geburtstagsfeier Sr. Maj. des Königs am 25 ds. von sämtlichen hiesigen Vereinen die 300 jährige Zugehörigkeit zum Hause Württemberg durch ein allgemeines Bankett im Gasthof zum »grünen Baum" festlich begangen.
Neuenbürg. — Die Rückkehr der Zugvögel beginnt bereits im Februar. Schon in der eisten Hälfte des Monats trifft gewöhnlich der Bussard aus dem südlichen Europa ein. Mitte Februar beobachtet man auch hier und da den Star, den Ver- künder des Frühlings. Auch die Feldlerche, die tadellose Sängerin, und die Gabelweihe kehren im Februar zurück. Wenige Tage darauf folgen die Ringeltaube und der Kiebitz. Zu den Ankömmlingen im März gehört die kleine Bekassine, die Waldschnepfe, das Hausrotschwänzchen, der Turmfalke, der graue Steinschmätzer und die Singdrossel, die auf irgend einem Wipfel ihr ergreifendes Frühliugslied erschallen läßt. Zu Anfang April ziehen die Wiedehopf, die Rauchschwalbe, die große Rohrdommel, die Bachstelze wieder ein. Wenige Tage darauf folgen die Grasmücke, die Dornengrasmücke, der Gartenrotschwanz, der Wachtelkönig, die Nachtigall, der Goldammer und der Wendehals. Dann wird uns Ende April die Gelegenheit geboten, den Plattmönch, den Sprosser, den Kuckuck, die Hausschwalbe, die kleine Rohrdommel, den Schilfrohrsänger und den Teichrohrsänger zu begrüßen. Im Mai treffen die letzten der hier nistenden Zugvögel ein. Zuerst erscheint der Drossel- rohrsänger, dann die Nachtschwalbe, die Mandelkrähe, die Turmschwalbe, der Neuntöter, die Gartengras mücke, der Pirol, der graue Fliegenfänger und zuletzt die Wachtel. Ein reichliches Vierteljahr dauert der Anmarsch des großen Vogelheercs.
vermischtes.
Pforzheim. Wenn auch in der Regel über
Privatklagesachen sonst an dieser Stelle selten etwas erwähnt wird, dürfte doch folgender Fall von allgemeinem Interesse sein: Im November v I stellte der Möbelhändler Ernst Scheerer hier im „Pforzh. Anzeiger" jedem Käufer, der eine Aussteuer für 500 Mark gegen bar bei ihm kaufe, ein Geschenk bestehend in einem Kameeltaschendivan, in Aussicht. Diese
Annonce machte bei den übrigen Möbelhändlern böses Blut und Tapezier Lehmann gab seinem Unwillen über dieses Angebot in einem am Tage
darauf erschienenen Artikel Luft, der mit der Einleitung: »Unerhörter Schwindel ist es, daß ein
hiesiges Möbelgeschäft rc. rc." das Anerbieten als unreell bezeichnete. Scheerer hatte nichts eiligeres zu tun, als Lehmann wegen Beleidigung zu verklagen.
Selnitzkas schließlich fortläuft, ist übrigens begreiflich."
Ohne den geringsten Argwohn zu empfinden, erledigte der Förster seine vielen Pflichten, und auch Anna war in ihrem Wesen gänzlich unverändert.
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Das Bankett in Falkenwalde war im vollen Gange. Weithin schimmerte der Lichterglanz aus den erleuchteten Fenstern, er schimmerte auch auf die dunkle Dorsstraße, wo die Leute in Gruppen um- herstanden, leise mit einander sprechend, denn das Dorf lag voll Franzosen, die bei der geringsten Beleidigung sofort zu den Waffen griffen.
Aber was die Dorfbewohner zusammen flüsterten, klang böse, und die Verwünschungen und Flüche häuften sich auf dem Haupt des Barons v. Durand.
»Da zechen und schlemmen sie nun wieder," flüsterte der Schneider Petereit giftig, »und unser Schloßherr tafelt den Landesfeinden auf."
»Es ist eine Schandel" grollte der Schmied Lauckner finster. »Ich sah heute die Weiber aus Groß-Rauschen an meinem Hause vorbeifahren, auf. gedonnert und geputzt, die ladet er sich ein, und mit Polen und Franzosen jubiliert er die Nacht hindurch. Wir werden doch noch einmal Abrechnung mit ihm halten."
»Es ist sein Gut, was er verbringt," erwiderte der Bauer Graumann, »von uns verlangt er keinen Pfennig Beisteuer, im Gegenteil, er nimmt an Fran- zosen auf, was er nur irgend unterbringen kann. In anderen Dörfern haben die Bauern viel größere Lasten. Aber gefallen will mir dies auch nicht, er sollte die Landesfeinde nicht so herrlich traktieren!" Der brave Mann schüttelte unmutig und sorgenvoll das Haupt.
»Siehst Du Wohl, Graumann," höhnte Petereit, »Du hast den Edelmann immer noch in Schutz genommen, jetzt wird cs Dir auch zu viel. Und wenn Selnitzkas nun erst die Herrinnen hier sind, dann
Letzterer aber erhob, nachdem die Staatsanwaltschaft das Verfahren nicht eröffnet«, ebenfalls Privatklage und zwar auf Bestrafung wegen unlauteren Wettbewerbs. Beide Sachen wurden heute gleichzeitig verhandelt. Das Urteil lautete gegen Scheerer auf 100 Geldstrafe event. 10 Tage Gefängnis, gegen Lehmann 10 ^ event ein Tag Gefängnis. Beide Teile wurde die Befugnis zugesprochen, das Urteil zu veröffentlichen.
Einen prächtigen Fastnachtszug hatten dieses Jahr die Billinger veranstaltet. Er stellte die Belagerung von Villingen durch den französischen Marschall Tollard im Jahre 1704 dar. Voraus ging ihm ein reichhaltiges Vorspiel: Beschießung der Stadt durch die französischen Truppen und Erwiderung des Feuers von den Schanzen und Festungstürmen aus; Ausfall der Besatzung ; Sturm auf die Stadt und Abschlagung desselben, schließlich Einzug des Prinzen Eugenius. Der dann folgende Zug umfaßte Fußtruppen, Reiterei und Artillerie in etwa 35 Gruppen. Tausende von Zuschauern hatten sich eingcfunden.
Großwardein, 20. Febr. (Eine Untat im Tanzsaal.) Hier wurde der Steinmetzgehilfe Jakob Rößler von einem Tanzvergnügen verwiesen, weil er die festgesetzte Eintrittsgebühr von 40 Hellern nicht bezahlen wollte. Bei diesem Anlasse entstand ein Wortwechsel, der in Tätlichkeiten ausartete. Schließlich verließ Rößler den Raum, nachdem er noch seine im Saale weilende Geliebte vergeblich zum Mitkommen aufgefordert hatte. In überaus erregter Stimmung begab er sich nach Hause, nahm den gesamten Schießpulvervorrat seines Meisters im Gewicht von ungefähr 2 1/2 KZ, füllte diesen in eine Zuckerbüchse und kehrte nach dem Gebäude, in der die Tanzunterhaltung stattfand, zurück. Es gelang ihm unbemerkt in einen Nebenraum des Tanzsaales einzudringen und die mit Pulver gefüllte Büchse, an die er eine Lunte gelegt hatte, in den Ofen zu stecken. Wenige Minuten später erfolgte ein furchtbarer Krach. Die Wände des Tanzsaales stürzten ein und begruben die ahnungslosen Gäste unter ihren Trümmern. Vier Personen wurden getötet, acht andere Personen schwer verletzt. Noch im Laufe der Nacht gelang es, des Täters habhaft zu werden.
In Bamberg erschlug am Samstag der Buchhalter Adam Schrauber seinen Onkel und zwei Tanten, dann erschoß er sich selbst.
Höchste Auszeichnung. Anläßlich der unter Protektorat des deutschen Kronprinzen stattgefundenen Kochkunstausstellung des deutschen Gastwirtsverbandes in Berlin wurde die Maggi-Gesellschaft mit dem Großen Preis des Deutschen Gastwirtsverbandes prämiiert.
(Ein nettes Stückchen) ist, der »Badischen Landes-
kommt es auch anders, dann hört die Entlastung des Dorfes auf, denn die drücken ihre Leute, bis ihnen das Blut unter den Nägeln hervorspritzt."
»Die Selnitzkas sind keinen Schuß Pulver wert!" erwiderte Graumann verächtlich; dem braven Mann war doch die Freundschaft mit diesen polnischen Frauen unverständlich. In diesem Augenblick stürzte ein Knabe auf die Männer zu.
„Es brennt in Groß-Rauschen," rief er, »die Franzosen haben geplündert und dabei ein Gehöft angesteckt! Hört, sie läuten auch hier schon Sturm!"
In dumpfen, ängstlichen Tönen erklang die Sturmglocke durch das Abenddunkel. Die Männer eilten nach Hause, sie wollten den Nachbarn so schnell wie möglich Hilfe bringen, und bald raffelte die Dorfspritze von Falkenwalde davon, mehrere dichtbesetzte Leiterwagen voll kräftiger Männer folgten.
»Du lieber Gott! Groß-Rauschen!" bemerkte Bauer Graumann und hielt sich am Leiterbaum fest, um bei der rasenden Fahrt nicht herabgeschleudert zu werden, „wenn uns der Wind nicht zu Hilfe kommt und die Flammen vom Dorf abwärts treibt, bleibt kein Stein auf dem andern stehen!"
Auch im Schlosse hörte man die Sturmglocke durch das wilde Tafeln und Toben klingen. Frau v. Durand hielt sich von diesen Festen stets gänzlich fern, sie verließ an solchen Tagen niemals ihr Zimmer, und die französischen Offiziere vermißten auch die alte Dame nicht. Kaschle bediente, er schleppte einen Arm voll Weinflaschen nach dem andern herbei, Anna hingegen blieb in der Küche, der Baron duldete es nicht, daß das ehrenwerte Mädchen den Zudringlichkeiten der halbtrunkenen Franzosen ausgesetzt wurde.
Oberst Beauchamp hatte bereits stark gezecht. Sein Gesicht war hoch gerötet und vor seinen Augen schwamm es, ein Nebel breitete sich ihm über die glänzende Tafel, aus dem nur noch undeutlich die silbernen Helme der Champagnerflaschen herausragten.
Leitung" zufolge, dieser Tage dem Bürgermeister in H. bei Bruchsal passiert. Kommt da ein Schreiben vom kgl. Bezirkskommando, worin dem Oberhaupte mit- geteilt wird, daß es seine Pflicht sei, im Falle einer Mobilmachung 24 Stunden nach Empfang der Order 15 Fuhrwerke zu stellen, die im Bruchsaler Schloß. Hofe die weiteren Anweisungen erhalten würden. Ob nun das pflichtgetreue Gemeindeoberhaupt durch die aufregenden Nachrichten über den russisch japanischen Krieg oder den Ausstand der Herero zu einer falschen Auffassung der militärischen Anweisung gebracht wurde, Tatsache ist, daß der gute Mann ohne Zögern und in höchster Eile 15 Fuhrwerksbefitzer zusammen- trommelte und ihnen feierlichst anS Herz legte, am andern Tage in der Frühe mit ihrem Fuhrwerk im Bruchsaler Schloßhof zu sein, welchem Befehle die ebenso pflichteifrigen Untertanen ihrer obersten Doff- behörde Folge leisteten. So standen sie nun andern Tages im Bruchsaler Schloßhofe, der Dinge Wärters die da kommen sollten. Da aber lange, sehr lange nichts kam, wandten sie sich um weitere Auskunft an die zuständige Behörde, wo das Mißverständnis aufgeklärt wurde. Wenn nun unsere Leser glauben, die 15 Rosselenker wären nun schleunigst wieder nach Hause gefahren, so irren sie sich gewaltig, im Gegenteil, bis in die späte Nacht blieben sie in Bruchsal und zechten — auf Rechnung ihres Bürgermeisters. Wird der Augen gemacht haben!
(Im Geschäftseifer.) Der Teilhaber eines Korn- pagniegeschäfts veröffentlicht die Geburt eines Kindes im Geschäftseifer wie folgt: Die gestern nachmittag erfolgte glückliche Geburt eines kräftigen Junger zeigen hocherfreut an — Berlin, den 10 Febr. 190^ Ehrler u. Wolf.
(Einzige Gelegenheit.) Sie (zu ihrem etwas nervösen Manne beim Erwachen): »Aber, Papa, heute nacht hast du wieder viel im Schlafe gesprochen!" — Er: »Ich muß ja bei Nacht sprechen — bei Tag komme ich doch nie zum Wort!"
, (Druckfehler.) Die Vorsteherin eines Tierschutz- Vereins hat sich mit Hrn. Müller verlobt, nachdem er ihr Herz und Hund angeboren hatte.
Wechselrätsel.
Einer der Vierfüßler ist's. Sein Name besteht aus
fünf Zeichen.
Wiederum Vierfüßler ist's, ändert man Kopf ihm
^ _ und Fuß.
Auflösung des Arithmogryphs in Nr. 29. Braunkohle, Rhabarber, Auerhahn, Urlaub, Nelke, Koralle, Onkel, Halle, Leonore, Eule.
Richtig gelöst von Joh. Friede. Schönthaler, Feldrennach; Gustav Seuser, Obernhauscn; Albert Mäuse, Dobel; Christian Kloz, Waldrennach.
Neben ihm saß Klementine von Selnitzka, mit Blumen im Haar und in Balltoilette, sie trank dem Franzosen zu, fragte ihn nach dem Oberst Romain von den zehnten Husaren. »Er hat mir treu versprochen!" citierte sie mit kokettem Augenauffchlag.
Beauchamp brach in ein rohes Gelächter auS. »Der Filou!" rief er. »Hat daheim eine Frau und vier Kinder!" Dies log der Oberst, denn er kannte ihn gar nicht.
Jadwiga war klüger, als ihre Schwester, und besonders mäßiger im Weingenuß. »So laß doch einmal diese Albernheiten!" sagte sie scharf und faßte mit beiden Händen die Linke des Barons von Durand. »Wie kann man sich nur Liebe einbilden, wo doch keine vorhanden ist," bemerkte sie zärtlich und starrte mit ihren graugrünen Augen auf den Mann, wie eine Katze auf den Vogel, den sie er- greifen will. Geschickt suchte sich der Begehrte dieser Liebkosung zu erwehren, er zog seine Hand heraus und ergriff eine Champagnerflasch?, um das geleerte Glas des Obersten wieder zu füllen, der aber doch die Zärtlichkeit bemerkt hatte. Mit einem eigenen Blick beobachtete er das Paar. Durand stand auf und trat an das Buffet, um von der Polin fortzukommen, aber die folgte und lehnte sich vertraulich an ihn. »Wir könnten doch jetzt unsere Verlobung veröffentlichen!" sagte sie halblaut, doch nicht so letse, daß es die französischen Gäste nicht hätte hören können, sie wollte diese momentan so günstige Gelegenheit nicht unbenützt vorübergehen lassen.
Der Baron tat, als höre er die Worte der Dame nicht, der Oberst aber rief: »Eine Verlobung?! Die Verlobung unseres liebenswürdigen Wirtes mit der schönsten Blume unseres Kreises? Pardon, meine Gnädige!" wandte er sich an Klementine, die, geärgert, ein mißbilligendes Räuspern vernehmen ließ, »eine Schwester konkurriert nicht mit der andern. Zwei Rosen an einem Zweig."
(Fortsetzung folgt.) „
Redaktion, Druck und Verlag von L. Meeh in Neuenbürg.