!eiten ins Haus und rettete mehrere Personen. Um 3 Uhr war das Feuer bewältigt. Unter den Ver­letzten befinden sich 6 Feuerwehrleute.

Württemberg.

Aus dem neuesten Jahresbericht über den württ. Hauptverein des Evang. Bundes. Der Evang. Bund zählt im Lande im ganzen mit den angeschlossenen Vereinen jetzt 15559 Mitglieder. Ulm, Stuttgart und Heilbronn haben die meisten Mitglieder. Am beliebtesten sind die Lutherfeiern geworden. Häufig gehören in einer Gemeinde die .führenden Männer" dem Bunde an. In vielen Orten erscheint er zu sehr als Pfarrerssache, während andererseits oft gerade manche Pfarrer ihm heute noch gleichgültig, teil­nahmslos oder gar ablehnend gegenüberstehen. Auch die Haltung der Gemeinschaftsleute ist verschieden. Das sicherste Mittel, einen Ortsverein einschlafen zu lassen, ist das äolee kur nieutv derer, die ihn zu leiten haben. Energische, zielbewußte Arbeit könnte es ohne viele Mühe dahin bringen, die Mitgliederzahl binnen einem Jahr zu verdoppeln. Neben ihm besteht, vielfach Hand in Hand mit ihm gehend, der württ. Hilfsausschuß zur Förderung der evangelischen Kirche in Oesterreich, der in der Zeit vom 1. Sept. 1902 bis 1903 die schöne Summe von 20182 -Kl zusammen­gebracht hat. Manche Einzelgaben, die direkt nach Oesterreich gesandt wurden, sind dabei nicht mit­begriffen. Unter den.Gebern für den Hauptausschuß kommt das Königreich Sachsen mit 31000 ^ zuerst, dann folgt Württemberg mit 16000 dann die Rheinprovinz mit 12 000 Mark. Vorsitzender des Vorstands des Eoang. Bundes ist der Reichstags­abgeordnete Professor Dr. Hieber; die Bundesblätter erscheinen wie bisher in der Auflage von 17 000. Besondere Verdienste hat sich der Bund durch seine Unterstützung von 10 Krankenpflegestationen erworben. Die Erhaltung derselben ist nur mit Hilfe des Evang. Bundes möglich. Mit Freuden sieht der Bund auf die schönen Ulmer Festtage bei der letzten Generalversammlung zurück, auch wenn er vom Ulmer Gemeinderat keine offizielle Begrüßung damals erhalten hat. Mit Recht sagt der Verein am Schlüsse: .Immer weitere Kreise bei hoch und nieder werden durch die Zeitverhältnisse in Staat und Kirche zu der Ueberzeugung gedrängt, daß der Evang. Bund eine notwendige Aufgabe in unserem öffentlichen Leben erfüllt und daß, wenn er nicht schon da wäre, man heute kein protestantischeres und deutscheres Werk tun könnte, als zu seiner Gründung zu schreiten."

Ulm, 20. Febr. Heute vormittag fand an der Zivilkammer des hiesigen Landgerichts die erste Ver­handlung des Bebelqchen Erbschaftsprozeß statt. Kläger ist Frau Rosa Hauer, Oberstengattin in Augsburg, Vertreter für dieselbe Rechtsanwalt Hauser hier. Beklagte sind Reichstagsabg. Bebel, vertreten durch Rechtsanwalt Mayer hier und die Ober­ingenieursgattin Walpurga Kollmann in Augsburg, Vertreter Dr. Schefold. Der im letzten Jahr ver­storbene ehemalige Leutnant Kollmann hat die beiden Angeklagten zu Erben seines 800000 ^ betragenden Vermögens je zur Hälfte eingesetzt und die übrigen

Das willenskräftige Mädchen hatte alle Mühe, s ihren tödlichen Schreck zu bemeistern. Was für ein Unglück! Dieser Schwätzer, der Jean, der ja doch nicht seinen Mund hielt, auch wenn er erreichte, was er begehrte! Wie hatte der arme, zum Tode ge­troffene Mann, der mit Aufbietung seiner letzten Kraft sie noch warnen wollte, sich so in der Person irren können! Indessen war das Unglück einmal geschehen, nun mußte ihm begegnet werden. Erst versuchte sie noch, zu leugnen, aber dieser Versuch war vergebens, Jean schnitt ihre Ausflüchte kurz ab. .Es kostet mich jetzt nur ein Wort an den französi­schen Oberst, und sie brechen die Tür zu der Waffen­kammer auf, finden werden sie sie schon. Auch meine Damen sprachen gestern schon von diesen Waffen, die Leute erzählen es sich überall. Sie sprechen auch von einem preußischen Offizier, der hier er­mordet sein soll, das ist aber Unsinn, und das glaube ich nicht, ein Meuchelmörder ist der Baron doch nicht!"

Anna überlegte bei dieser Nachricht. Wie nun, wenn die Landleute, die den Baron haßten, auf das unsinnige Geschwätz hörten und von Herrn v. Durand Auskunft über den Verschwundenen verlangten? Kurt v. Brandenstein war längst in Sicherheit, trotzdem suchten ihn die Franzosen hier, und die Preußen vermuteten hier seinen eingescharrten Körper; eins war so schlimm wie das andere. Indessen war es jetzt die Hauptsache, das Geheimnis der Waffen- kammer zu retten. Der Bediente mußte auf irgend eine Art für immer unschädlich gemacht werden; es war die Zeit der Not, und Not schafft Notwehr. Das Mädchen ließ bald das gänzlich fruchtlose

gesetzlichen Erben, 2 Brüder, 1 Schwester (Frau Hauer) und die Kinder von 2 verstorbenen Schwestern enterbt. Die Parteien beschränkten sich in der Ver­handlung darauf, bei Gericht die Einholung der militärischen und sonstigen Akten, auf welche im Laufe des Prozesses Bezug zu nehmen ist, zu beantragen.

Bus Stadt. Bezirk und Umgebung.

Neuenbürg, 19. Febr. Die Februarnummer der Schwarzwaldblätter bringt den Schluß des interessanten Artikels über den Bau des Neckartales von Oberndorf a. N. bis Schwenningen von Land­gerichtspräsident Lang - Cannstatt; eine begeisterte Schilderung eines Rundganges durch Rottweil a. N., die Luftkur- und Badestadt, die bald den größten Auf­schwung hat, wenn nämlich alle Pläne, die in der Luft liegen, in Erfüllung gehen; den Inhalt einer Original- Pergamenturkunde (aufbewahrt auf dem Rathaus zu Baiersbronn) über Markung, Rechte und Ordnungen zu Baiersbronn im Jahre 1606; Erinnerungen an die Schwarzenberger Glashütte in Schönmünzach; eine Eisenbahnsache aus dem Oberamt Calw und verschiedene Nachrichten aus den Bezirksoereinen, darunter die launige Schilderung einer Wanderfahrt deS Bezirksvereins Pforzheim von der Goldschmiede­stadt bis insRößle" in Calw. Das Mitglieder­verzeichnis führt die Mitglieder des neugegründeten Bezirksverein Liebenzell auf. Daß Blatt .Freuden­stadt" in zweiter, sehr verbesserter und erweiterter, auch wesentlich verschönerter Auflage vorliegt und daß sich die HH. Oberförster Kienzle in Freudenstadt und Hoffmann in Klosterreichenbach durch Einzeichnung der Zugangslinien um dasselbe verdient gemacht haben, sei zum Schlüsse nach hervorgehoben.

In Calw wurde ein Geschäftsmann wegen religiöser Anfechtungen" irrsinnig. Der Unglückliche warf alle Geräte aus dem Zimmer auf die Straße und konnte nur mit größter Anstrengung gezwungen und in die Tobzelle des Krankenhauses verbracht werden.

c Neuweiler, 17. Febr. Ein neues Bahnprojekt in Sicht! Wo ist das abseits der Bahn gelegene Dorf oder Städtchen, dessen Bewohner nicht von dem geheimen Wunsch beseelt wären, auch einmal eine Eisenbahn zu bekommen, wenn ihnen auch bis dato die Erfüllung dieses Wunsches völlig versagt geblieben ist. Freilich hier oben vermaßen sich höchstens einige Witzbolde beim Glas Bier zu dem Gedanken einer Bahn auch in der Gegend des Hinteren Waldes. Nun ist es da: das Bahnprojekt, und erst ein ganz vernünftiges. Die Sache kam so. Schon vor Jahren war das Projekt einer Fortführung der Sackbahn Pforzheim-Wildbad über Wildbad hinaus im oberen Enztal lebhaft auch von den zuständigen Bahnbehörden diskutiert und allerlei Gutachten eingeforderl worden. Man ließ dieses Projekt jedoch wieder fallen, eines­teils weil es zu kostspielig war infolge der Boden- erwerbungen, die durch das im Enztal langhingestreckte Wildbad hindurch notwendig geworden wären, andern- teils weil für Wildbad als Badestadt die Durch­querung durch eine Eisenbahn eine Schädigung be- deutet haben würde. Dieses erste Projekt hätte auch nur für einen ganz minimalen Teil des Bezirkes eine

Leugnen fallen und ordnete sich scheinbar dem Willen des Mannes unter, um doch nun erst einmal zu erfahren, was er eigentlich verlangte.Was willst Du denn, daß ich tun soll?" fragte sie demütig.

Siehst Du wohl," prahlte der Bediente,daß Du nun vernünftig wirst! Du wirst auch Deinen Vater nicht von den Franzosen erschießen lassen. Meinetwegen könnt Ihr die Waffen für die Preußen aufheben, mir liegt an denen ebenso wenig etwas, wie an den Franzosen, ich denke nur an uns beide. Nun höre! Der Baron von Durand ist ein stein­reicher Mann, und wenn er einige tausend Taler weniger hat, merkt er es gar nicht. Wir wollen über die ganze Sache schweigen, auch gegen ihn und Deinen Vater, wozu sollen wir sie beunruhigen? Aber ihr habt jetzt das Haus voll, so daß der Baron sich um nichts anderes kümmern kann. Du wirst wissen, wo er seine Kassette hat, Du schleichst Dich in sein Zimmer, wenn er nicht da ist, und tust einen guten Griff in den Geldkasten, je tiefer desto besser. Und das geht am besten morgen abend, wenn das Souper mit Selnitzkas und den Offizieren im Gange ist, und alles schlemmt und pokuliert, dann kann der Baron nicht an seine Gelder denken. Merkt er es hinterher doch, daß im Summen fehlen, so sind ja die Franzosen im Hause gewesen, auf die kann alles geschoben werden; an andere Menschen denkt in solchen Zeiten niemand!"

Dem Mädchen lief die Schamröte über die dunklen Wangen. Welch ein Vorschlag! Zur Diebin sollte sie werden an ihrem allezeit gütigen Herrn, an der liebevollen alten Dame, die sie niemals wie eine

Verbesserung bedeutet. Nuu ist neuerdings ein neues Projekt aufgetaucht, das die Interessen des Hinteren Bezirkes in viel unmittelbarer Nähe berührt. Um die teuren Bodenerwerbungen in Wildbad zu ver­meiden, ist man auf den Gedanken gekommen, un- mittelbar vom Bahnhof Wildbad aus die Bahn mittelst Tunnels durch den Meisterner Höhenzug hindurch in das Kleine Enztal zu leiten; diesem soll dieselbe dann bis zur Agenbacher Sägmühle folgen. Von hier aus würde die Bahn zunächst dem Ein­schnitt des sog. Hünerbaches folgen und mittelst eines zweiten Tunnels ins Kälbertal und von da ins Große Enztal übergeleitet werden. Da der Tunnel- bau neuerdings bedeutend billiger gemacht werden kann, so ist das neue Projekt keineswegs zu kühn. Es ist ohne weiteres einzusehen, daß dieses neue Projekt geeignet ist. das Interesse der waldbegüterten Gemeinden des Hinteren Bezirkes, deren Wälder großenteils an dem Hang zum Kleinen Enztal stehen, in höchstem Maße wachzurufen. Der geringste Vor­teil wäre dabei die Bequemlichkeit, welche die Nähe einer Bahn schon an sich bietet, viel mehr kommt dabei die Erschließung eines eminenten Holzreichtums in Betracht, eines Holzreichtums, der dann bis Besen­feld, Frcudenstadt hinauf wirklich der württemb. In­dustrie und in der Folge dem württemb. Eisenbahn­fiskus zu gut käme. Gerade letztere Gesichtspunkte machen den Bau dieser projektierten Bahn geradezu zu einer Pflicht der Selbsterhaltung. Bekanntlich ist für Baden bereits die Murgtalbahn bis Raumünzach genehmigt, so daß Württemberg fast genötigt ist, von Klosterreichenbach her den Anschluß vollends zu be­werkstelligen und damit tatsächlich die Hand dazu zu bieten, daß der Verkehr sowohl als auch der natür­liche Reichtum des württemb. Schwarzwalds vollends ganz dem badischen Nachbar zu gut kommt. Bei aller guten, deutschen Gesinnung ist dies doch zu viel verlangt. Unsere Eisenbahnen werfen bekanntlich eine sehr schlechte Rente ab, so daß weitere Schmäler­ungen dieser Rente den Geldbeutel des Steuerzahlers empfindlich treffen würden. Dieses neue Projekt einer Erschließung des nördlichen württ. Schwarz­walds durch eine Bahn würde dagegen mit Sicherheit zu einer Mehrung dieser Rente ausschlagen. Von Wildbad wird sich in Bälde eine Deputation zum Minister des Aeußeren, Frhr. v. Soden, begeben. Möge auch in dem an der projektierten Bahnlinie interessierten Teil des Bezirkes eine lebhafte Agitation sich entfalten.

Vermischres. ___

Welche Düngung, so fragt sich heute der Landwirt, gebe ich^j meinen Frühjahrssaaten, um befriedigende Körnererträge zu ernren? Kräftige Körnerbildung wird durch reichliche Phosphorsäure» düngurig gefördert. Zur Bereicherung der Felder mit Phosphorsäure ist dieses Jahr die günstigste Gelegenheit, da das Thomasmehl im Preise so billig steht, wie seit Jahren nicht. Infolgedessen ist z. Zt. garantiert reines Thomasschlackenmehl auf allen Boden­arten rentabeler als jeder andere Phosphorsäuredünger.

Japanische Sprichwörter. Die Denkweise eines Volkes äußert sich vor allem in seinen Sprich-

Dtenende, sondern stets vielmehr wie eine Freundin

behandelt hatte!"

Sw schwieg, und Jean fuhr fort:Ich werde mir für morgen abend das Pferd von Obornik leihen und erwarte Dich mit seinem kleinen Wagen an der Parkmauer!"

Ich muß ja aber morgen abend bei dem Mahl auch die Gäste bedienen und kann nicht fort!" warf Anna ein.

Das kann Dein Vater tun, und in dem Wirrwarr bleibt Dein Verschwinden noch am ersten unbemerkt, ich habe mir das alles schon überlegt. Also ich erwarte Dich mitsamt dem Gelde um neun Uhr an der kleinen Pforte. Die Abende sind jetzt schon etwas länger, und es ist kein Mondschein. Wir müssen dann so schnell wie möglich nach Königsberg zu kommen suchen, ich bin dort geboren und kenne jede Straße, in der großen Stadl tauchen wir für eine Weile spurlos unter, später kannst Du ja an Deinen Vater wieder schreiben, wenn Du durchaus willst, sonst geht es auch so. Ich weiß von Selnitzkas, daß die Franzosen längere Zelt bei euch bleiben sollen. Kommst Du morgen aoend nicht, so gehe ich den andern Tag zum Oberst Beauchamp und zeige ihm das Geheimnis der Waffenkammer an, so wahr tch hier stehe. Was dann weiter geschehen wird, weißt Du selbst, und ich kann mir nicht denken, daß Du Deinen Vater erschießen lassen wirft." Er hatte sehr entschieden gesprochen, seine häßlichen grauen Augen funkelten das bestürzte Mädchen förmlich an.

(Fortsetzung folgt.)