Gesundheitszustand, der übrigens eine völlige Wieder­herstellung in Kürze hoffen Iaht, veranlagte ihn ganz besonders auch zu seinem Rücktritte das Verhalten des Gemeinderats bei der Feier seiner silbernen Hochzeit im Sommer dieses Jahres, Das genannte Kollegium faßte damals in Abwesenheit des Ober­bürgermeisters den protokollarischen Beschluß, von Seiten der Stadtgemeinde der Familie einen Glück­wunsch zu dieser Feier nicht abzustatten, und ließ, um das Maß der Beleidigung voll zu machen, diesen Beschluß der Familie noch besonders zustellen. Wer die Anschauungen derselben über öffentlichen Anstand kannte, konnte nicht darüber im Zweifel sein, daß ihr Bleiben in Heilbronn nur noch von kurzer Dauer sein werde. Hegelmaier wird zunächst ein Sanatorium auf- sucheu n. sodann, wenn seine Gesundheit wieder gekräftigt sein wird, bleibenden Aufenthalt in Stuttgart nehmen, wohin seine Familie indessen übergesiedelt sein wird; er kehrt also nicht mehr nach Heilbronn zurück. Infolge der Neubesetzung der Stelle des hiesigen Stadtvorstands wird auch für die Stadtkasfe neben der zu gewährenden Pension ein erheblicher Mehr­aufwand entstehen, der insgesamt auf 1215000 -/rü anzuschlagen sein wird, denn es wird nach dem Vor­gang von Ulm unerläßlich sein, daß dem neuen Stadtvorstand ein akademisch, womöglich juristisch gebildeter Hilfsbeamter, sowie ein weiterer Beamter für die Besorgung des Gemeinde- und Gewerbe­gerichts an die Seite gegeben wird. Der Antrag des seitherigen Oberbürgermeisters auf Anstellung eines besoldeten Gemeinderats gab der hiesigen geg­nerischen Presse Anlaß zu persönlichen Angriffen, so daß Hegelmaier nicht mehr auf den Antrag zurück­kam und dessen Erledigung seinem Nachfolger überläßt.

Freudenstadt, 23. Dez Obwohl unsere sich immer noch in bescheidenen Bahnen bewegende Luft­kurstadt nach allen Richtungen hin sich noch frei ent­wickeln und ausdehncn kann, hat sie doch auch wie die aus ihrem Weichbild hinausdrängenden Großstädte ihre Eingemeindungsfrage. Bekanntlich wurde Freuden­stadt im Jahre 1599 unter dem württembergischen Herzog Friedrich l. von vertriebenen Evangelischen aus den österreichischen Landen angelegt, wobei dieser kluge Fürst mit der edlen Gesinnung, den Emigranten ein Asyl zu gewähren, zugleich auch den praktischen Gedanken verfolgte, dem Bergbau in dem eine Viertel- stunde von der Stadt entfernten Christophsthal durch den Zuzug dieser erfahrenen Bergleute aufzuhelfen. Christophsthal und Freudenstadt bildeten daher von Anfang an einen Gemeindeverband. Als in den folgenden Jahrhunderten Erweiterungen der staatlichen Hütten- und Hammerwerke in Christophsthal not- wendig wurden, mußten dieselben, schon der stärkeren Wasserkraft wegen, mehr talabwärts erstellt werden, wodurch die Hüttenwerke Friedrichstal auf der Markung Baiersbronn entstanden. Damit die Ein­heit der königlichen Hüttenwerke in Christophs- und Friedrichsthal aber vollständig gewahrt bleibe, wurde bestimmt, daß die Arbeiter derselben (Laboranten" genannt) sämtlich in Freudenstadt das Bürgerrecht besitzen mit allen Rechten und Benefizien wie die Freudenstädter Bürger selbst. Die Parzelle Fricdrichs- thal hat also eine eigentümliche Doppelstellung zwischen Freudenstadt und Baiersbronn. Die Bewohner sind, soweit sie Beamte und Arbeiter der königlichen Hütten- werke sind, Bürger in Freudenstadt und find dorthin zur Bezahlung der Wohn- und Gewerbesteuer ver­pflichtet, während die Parzelle auf Markung Baiers­bronn liegt, also Grund- und Gebäudesteuer nach Baiersbronn zu entrichten sind. Da nun in letzter Zeit die Gemeindeverwaltung Baiersbronn in Wider­spruch mit dem am 24. Juli 1837 zwischen den Ge­meinden Freudenstadt und Baiersbronn abgeschlossenen Vertrag einzelne Bestimmungen desselben als mit den jetzigen gesetzlichen Vorschriften nicht mehr in Ein­klang stehend aufgehoben wissen wollte, schlug die königliche Regierung des Schwarzwaldkreises den bürgerlichen Kollegien von Freudenstadt vor, die Parzelle Friedrichsthal dem Markungsverband Freuden­stadt anzugliedern. Die hiesigen bürgerlichen Kollegien wären vielleicht bereit gewesen, der Eingemeindung zuzustimmen, obwohl dadurch eine Reihe neuer Ver­pflichtungen an die Stadtgemeinde herantritt, wenn die Gemeindevertretung Baiersbronn nicht als Ent­schädigung für die Abtretung die Summe von 25000 Mark verlangt hätte, wodurch sich trotz allen Zu­redens der in der gemeinschaftlichen Sitzung anwesenden Regierungsvertreter die Verhandlungen zerschlugen.

Hall, 25. Dezbr. Heute früh hat sich der in weiten Kreisen bekannte und in guten Vermögens­verhältnissen stehende 63 Jahre alte verwitwete Bäcker und Weinwirt Herrmann in einer Bühnenkammer erhängt.

Kus Stadt. Bezirk und Amgedung.

Neuenbürg, 24. Dez. (Amtliche Mitteilung) Die Arbeiten am Elektrizitätswerk sind so weit gefördert, daß die Inbetriebssetzung und Uebernahme der ganzen Anlagen am 15 Januar k. I. erfolgen kann. Die Straßenbeleuchtung kommt schon vorher in Betrieb.

Schömberg, 27. Dezbr. (Eingesandt.) Bei der am 19. d. M, stattgehabten Gemeinderatswahl haben von 105 Wahlberechtigten abgestimmt 70. Stimmen haben erhalten Elven, Joseph, Leutnant 44; Burkhardt, Johann, Holzhauer 39. Die übrigen Stimmen zersplitterten sich.

Alrenfteig, 27. Dezbr. Am heiligen Abend wurde altem Herkommen gemäß dem Hallesberg entlang durch die hiesigen Schulknaben unter Ab- singung von Weihnachtsliedern ein Fackelzug und mehrere Freudenfeuer veranstaltet. Das Holz zu den Feuern wurde von der Stadtpflege unentgeltlich an die Schüler abgegeben.

vei-rmschres.

Berlin, 23. Dez. Wenn dreitausend Droschken außer Betrieb gesetzt werden, so ist dies auch in der Großstadt zu merken, und die Reichshauptstadt ist heute in diese Lage gekommen, da der Verband der Fuhrweiksbesitzer rund 3000 Droschkenkutscher von FahrpreiSanzeiger-Droschken entlassen hat, weil die Besitzer auf die Forderungen der Kutscher nicht ein- gehen konnten. Wer von den letzteren unter Fortfall des Tagelohnes gegen 40°/o der Tageseinnahme fahren will, wird im Dienst behalten, ein Angebot, welches als durchaus verständig zu bezeichnen ist. Derweiß lackierte" Kutscher erhält vom Fahrgast häufiger ein Trinkgeld als sein schwarzbehuteter Kollege, weil bei der Benutzung des Fahrpreisanzeigers eine Üebervorteilung des Fahrgastes ausgeschlossen ist. Somit erscheint die Forderung einer Lohnerhöhung der Droschkenkutscher gerade jetzt umso törichter, als die Weihnachtsstimmung manchem Fahrgast ein besseres Trinkgeld entlockt, als an gewöhnlichen Tagen. Ab­gesehen davon, daß es den Betroffenen für ihre Familien nicht gleichgültig sein kann, wenn sie gerade zu Weihnachten außer Stellung sind. Darum scheren sich aber die Hetzer sehr wenig, auch haben sie das Bestreben, den Nebenverdienst des Taxkutschers durch Trinkgeld viel zu gering einzuschätzen.

Der ledige 26 jährige Kaminfegergeselle Karl Neumann in Oppen au, gebürtig von Haslach, mußte auf bedauerliche Weise sein Leben lassen. Als er in seinem Zimmer Licht machte, warf er wahrscheinlich das noch brennende Streichholz unbedacht zur Seite, wodurch seine Kleider Feuer fingen. Infolge des Rauches ist er erstickt.

Gingen. 24. Dezbr. (Ein Vielfraß.) Am vorigen Sonntag erbot sich, infolge einer Wette, laut Neckarztg.", ein junger Mann in einer Wirtschaft, in einer Stunde 20 hartgekochte Eier, 5 Wecken und 5 Schoppen Bier zu vertilgen. Innerhalb b /4 Stunden war die Wette gewonnen; doch damit noch nicht genug, er noch einen zweipfündigen Backsteinkäse, 6 Wecken und trank noch einige Schoppen Bier. Die Folgen blieben allerdings nicht aus, einen ganzen Tag lang konnte der Bursche nichts mehr essen und klagte über Leibbeschwerden.

Die Garderobe eines ermordeten Königs­paares. An einem der letzten Tage dieses Monats findet in Belgrad die öffentliche Versteigerung des gesamten Nachlasses des ermordeten serbischen Königs­paares statt. DemNeuen Wiener Tagblatt" ging aus Belgrad das Verzeichnis der Kleider und sonstigen Toilettegegenstände des ermordeten Königs­paares zu. In dem Verzeichnis ist auch das weiß­seidene, mit Myrtenblüten geputzte Brautkleid der unglücklichen Fürstin angeführt. Außer dieser Toilette zählt das Inventar auf: 19 Schlafröcke aus Seide und Batist; 21 Straßenkleider aus Stoff (verschiedene Farben, hauptsächlich grau); 9 Straßenkleider aus Seide'(verschiedene Farben, hauptsächlich grau); 5 Straßenkleider aus Sammet (verschiedene Farben, hauptsächlich grau); 4 Ballkleider aus Seide (ver- schieden« Farben, hauptsächlich grau); 18 Seiden- blusen; 14 Batistblusen; 1 Batistbluse, FayonAr­tillerie-Leutnant"; 9 Stoffblusen; 11 verschiedene Jacketts; 17 verschiedene Matinees; 8 Frisiermäntel, 3 Staubmäntel; 5 Bademäntel; 6 verschiedene Mäntel; 16 farbige Unterröcke; 14 weiße Unterröcke aus Seide; 10 Weiße Unterröcke aus Barchent; 12 weiße Unterröcke aus Leinwand; 6 Damentrikots; 4 Ama- zonenröcke; 18 Nachtkorsetts; 15 Hemden aus ser­bischer Leinwand mit Gold gestickt (weiß); 24 Hemden aus Batist, verschiedene Farben; 38 Hemden aus Seide, verschiedene Farben; 24 Nachthemden aus Seide ur?' Batist; 18 verschiedene Damenhüte; 6

seidene Shawls; 186 Paar verschiedene Damen­schuhe; 122 Paar verschiedene Seidenstrümpfe; 94 Paar verschiedene Taschentücher; 46 Paar verschiedene Handtücher; 14 Fächer; 6 Sonnenschirme, Griffe mit Edelsteinen besetzt; 4 gewöhnliche Regenschirme; 46 verschiedene Schleier; 8 Mieder; 15 verschiedene Gürtel; 1 Theaterhaube; 3 Kopftücher aus Seide;

6 Paar gestickte Pantoffel. Das Garderobe-Inventar der Königin führt schließlich noch 28 verschiedene Parfümflacons, 5 Flaschen Benediktiner-Zahnwasser,

6 Stück Zahnpasta und 7 Toiletteseifen an. Die Zivilgarderobe des Königs Alexander, die, wie er­wähnt, mit den übrigen Effekten des Königspaars versteigert wird, enthält: 1 Winterrock; I schwarzen Jackettanzug; 2 schwarze Sacconanzüge; 1 braunen Sacconanzug; 2 schwarze Smokinganzüge; 1 dunklen Sacconanzug; 2 blaue Sacconanzüge; 1 blauen Jackettanzug; 1 farbigen Sacconanzug; 1 Gehrock;

6 Paar Hosen; 1 farbige Weste; 1 Ueberzieher; 42 Herrenkragen; 38 verschiedene Kravatten aus Seide; 26 Selbstbinder aus Seide, und 14 ver­schiedene Schleifen aus Seide. Mit der Garderobe des Königs werden auch sein Telephon, eine Elektrisiermaschine und drei Perücken versteigert. König Alexander halte in seinen letzten Lebensjahren sehr dünnes Haupthaar und trug bei offiziellen An­lässen, Besuchen oder Empfängen eine Perücke.

Ein sonderbarer Hof. Nach Meldungen aus Korea sind die Hoffestlichkeiten, die im vorigen Monat am Jahrestage der Unabhängigkeitserklärung Koreas in Söul stattfinden sollten, wegen einiger betrübender Vorfälle in der kaiserlichen Familie ab­bestellt worden. Zunächst erkrankte ein Prinz, der Sohn der Lieblingsgattin Eum, an den Masern; dann stieß dem Kaiser selbst ein Unglück bedenklichster Art zu. Die koreanische ZeitungHoang-Sveng" schreibt nach derKöln. Zlg." darüber:Während des gestrigen Frühstücks brach Sr. Majestät ein Zahn entzwei. Der Vorsteher und die Angestellten der kaiserlichen Küche wurden abgesctzt und werden zur Bestrafung vor Gericht gezogen." Ein auf der Durchreise in Söul weilender amerikanischer Zahnarzt wurde sofort zum Palast beschicken, und es gelang ihm, das Uebel zu beseitigen, wobei er sorgfältig jede Anwendung von Stahlwerkzeugen vermied, um den hohen Kranken nicht zu erschrecken. Das Ge- rieht verurteilte den Küchenvorsteher zu dreimonat­licher Gehaltsentziehung. Der Kaiser ließ ob der großen Leistung dem amerikanischen Zahnarzt 1000 Jen (an 2000 -^) auszahlen. Zur Feier der Ge­nesung des Kaisers und seines Sohnes wurden große Festlichkeiten veranstaltet.

Aus dem Briefkasten desKladderadatsch": Achern. O.: DemAcher- und Wühler-Boten" (Nr. 285) wird aus Waldulm geschrieben:Letzten Donnerstag wurde unser neuerbautes Rathaus seiner Bestimmung übergeben. Z« der Feierlichkeit, die nach 11 Uhr stattfand, hatte sich Hr. Oberamtmann Hoerst, sowie der Erbauer desselben, Hr. Architekt Müller aus Achern eingefunden." Ein ordentlicher Architekt baut Wohn- und Geschäftshäuser, Rathäuser, Kirchen, Schulen usw., aber keine Oberamtmänner.

(Druckfehlerteufel.) In einem größeren bayerischen Blatte finden wir folgende Heiratsannonce:Junge hübsche Dame mit Vermögen, welche bis jetzt nur auf dem Lande geliebt hat, sucht auf diesem nicht mehr ungewöhnlichem Wege die Bekanntschaft eines gemütvollen Herren in einer größeren Stadt . . .

Zu aufrichtig!

(Schnell fertig.jKellner, was kostet der Char­treuse?"25 mein Herr!"Ich hatte doch einenechten" bestellt!"So!? . . . Dann kostet er 50^!" (Fl. Bl.")

Gegen den Mißbrauch geistiger Getränke!

Alkohol-Merkblatt.

Bearbeitet im Kaiserlichen Gesundheitsamt.

I.

Geistige Getränke. Höhe des Verbrauchs.

Unter geistigen (alkoholischen oder spirituösen) Ge­tränken versteht man Flüssigkeiten, die mehr oder weniger große Mengen Weingeist (Alkohol oder Spiri­tus) enthalten; am gebräuchlichsten sind B i e r, Wein und Branntwein. Lagerbier enthält etwa 4°/» Alkohol, Wein etwa doppelt so viel, Branntwein etwa siebenmal so viel wie das Bier.

Obwohl Deutschland keineswegs den größten Ver­brauch geistiger Getränke unter den Kulturländer« aufweist, so ist der Genuß von Bier, Wein und Branntwein doch ein so großer, daß auf jeden Ein­wohner (Säuglinge mit eingerechnet) ein Aufwand von jährlich 44 für diese drei Genußmittel ent­fällt. Berücksichtigt man, daß der Gesamtaufwand