der deutsche« Presse die Nachrichten von verpachten Tonnen Erzes und von gewonnenen Unzen Goldes mit wachsender Häufigkeit
Im Gegensatz zur frühern Zeit stellt sich ja die Goldgewinnung in Südafrika als ein moderner Groß, betrieb dar. Der Goldgräber wühlt nicht mehr im Sande, um nach monatelangem Suchen einen Goldklumpen von der Größe eines Kinderkopses zu finden und als bekannter reicher Onkel aus Amerika nach Deutschland zurückzukehren. Derartige Goldklumpen oder Nuggets gehören in Transvaal zu den Selten- heilen. Sie finden sich auch nur an solchen Stellen, wo der goldhaltige Fels bereits durch einen natürlich Jahrtausende währenden Verwitterungsprozeß zer- waschen ist und in dem abgeschwemmten Goldsande das kostbare Metall zum Klumpen zusammensintern konnte. Der größte aller derartigen Klumpen wog 26 Zentner, hatte einen Wert von etwa 3*/s Mill. Mark und wurde im Westen Indiens gefunden, während in Australien Stücke bis zu 70 Kilogramm verhältinsmäßig häufig Vorkommen.
Im Gegensatz dazu ist das edle Metall in dem harten Quarzgestein Südafrikas ziemlich gleichmäßig und recht spärlich verteilt. Minen, welche in einer Tonne Fels, das heißt in 20 Zentner Gesteins, 15 Gramm Gold enthalten, gelten bereits für reich und werden mit Vorteil abgebaut. Da nun 15 Gramm Gold einen Handelswert von etwa 38 ^ haben, so bedarf es natürlich vollkommener, gut und billig arbeitender Vorrichtungen, um diese Menge aus der Gesteinsmassen von 20 Zentner herauszuziehen. Das Gestein muß zu diesem Zwecke zunächst zerpocht werden, was auf besondern Steinbrechern und Pochmühlen geschieht. Der harte Stein wird daneben durch außerordentlich harte Stahlstempel, welche besonders das Krupp'sche Grusonwerk in Magdeburg auf den Markt bringt, zu Sand zerpocht. Während des Pochens wird nun dem Gestein Quecksilber zugeführt. Es ist bekannt, daß das sonst so unveränderliche Gold mit dem Quecksilber leicht und gern eine Verbindung, des Amalgam, eingeht. Weiter wird dann der gepochte und amalgamierte Sand verwaschen, das heißt er wird unter der Einwirkung des fließenden Wassers durch eine Reihe von Waschgefässen getrieben, in denen das leichtere, taube Gestein vom Wasser mitgenommen wird, während das schwerere Goldamalgam nach unten sinkt und auf Kupferplatten liegen bleibt. Der Amalgam Prozeß bildet bereits einen gewaltigen Fortschritt gegenüber der früher üblichen, einfachen Waschmethode, welche besonders in Kalifornien und Australien üblich war. Bei dem Amalgam-Prozeß werden bereits gut 80 v. H. des im Sande enthaltenen Goldes in Amalgam gebunden und können aus diesem durch einfache Abdestillation des Quecksilbers gewonnen werden.
Immerhin blieben in den Abfallstoffen dieser Goldwäscherei, in den Tailings und Slimes, den Sanken und Schlämmen, noch Goldmengen im Werte von vielen Milliarden ungewonnen liegen. Es bedeutet daher einen enormen Fortschritt, als das sogenannte Cyanid-Verfahren die Möglichkeit bot, auch dieses Gold noch zum größten Teile zu gewinnen. Es wird nach diesem auch wohl Goldlauge-Verfahren benannten Prozeß der Sand oder Schlamm mit einer schwachen Cyankali- oder Cyannatrium-Lösung ausgelaugt. Zu dem Zwecke wird der Sand oder Schlamm einfach in große Kästen gebracht, welche einen durchlässigen Boden aus Kokosmatte haben, und weiter allmählich von oben die Cyan-Lösung auf das Material gegossen. Während sie den Sand durchsickert, geht das Cyankali oder Cyanatrium mit dem Golde eine Verbindung ein, und es bildet sich Gold-Cyankalium oder Gold-Cyannatrium. Die Lauge reichert sich also mit Gold an und läßt den Sand goldarm zurück. Die Gewinnung aus der Cyanid- Lösung erfolgt in einfachster Weise entweder nach Siemens durch Elektrolyse oder nach englischem Verfahren durch Einhängen von Zinkspähnen in die Lauge, auf denen sich das Gold von selbst niederschlägt.
Durch den Amalgam-Prozeß und das Cyanid- Verfahren ist die Verpochung selbst recht armer Erze-Arten noch lohnend geworden, und England Wird aus den eroberten Gebietsteilen in den nächsten Jahrzehnten voraussichtlich ungeahnte Mengen Goldes gewinnen. Abgesehen davon hat die verbesserte Technik aber auch für Deutschland Interesse, dessen afrikanische Kolonien höchstwahrscheinlich bedeutende Goldreich- tümer bergen.
(Wackere Knaben.) Aus Pilsen wird berichtet: Als ein Personenzug die Bahnstrecke zwischen Kattowitz und Strakouitz Passierte, vernahmen drei längs des Bahndammes zur Schule gehende Knaben, zwei Söhne des Bahnwächters Peschka und der Bauernsohn Schedl aus Pratzöwitz bei Strakonitz, daß der Zug Plötzlich
ein ungewöhnliches Geräusch verursachte. Die Knaben bemerkten dann, daß eine Schiene mehrere Brüche aufwies und daß ein großes Stück aus ihr herausgebrochen war. Rasch liefen sie zum nächsten Bahnwächterhaus und schlugen Lärm. Der Bahnwächter hatte eben noch Zeit genug, dem bereits heranbrausenden Personenzug Wien—Eger entgegenzulaufen und ihn auf offener Strecke anzuhalten. Es ist nur der Geistesgegenwart der drei Knaben zu danken, daß ein großes Unglück verhütet wurde.
Eine alte Rebhenne wurde am 29. ds. Js., wie der „St. Hubertus" meldet, auf der Hühnerjagd bei Nordwohlde, Kreis Sycke in Hannover, geschossen; die Henne trug noch den Fußring 1891, die Zahl des Jahres, wo daS Tier ausgesetzt wurde. Gewiß ein selten erreichtes Alter unter dem Feldhühnervolk.
Wie Gänse ihre „Ehre wiederherstellen darüber schreibt man aus einem Dorfe bei Eberswalde eine nette Geschichte: Eine Bäuerin trieb auf der Dorfstraße eine kleine Herde von Gänsen vor sich her, als aus einem Hause heraus ein kläffender Rattenfänger sich auf die Schar stürzte. Im ersten Schreck stob die Herde laut schreiend auseinander. Dieser leichte Erfolg machte den Köter mutig; in schnellen Sätzen verfolgte er die geflügelte Schar. Da, eben hatte er eine der Gänse beim Flügel ge- packt, drehte sich diese schwerfällig herum und hieb mit dem Schnabel nach dem Hunde. Einen Augenblick stand dieser wie erstarrt da, dann wollte er sich auf den Gegner stürzen. Da aber wirbelten ihm auch schon die Flügel der Gans um die Ohren; sichtlich war dem Rattenfänger Hören und Sehen vergangen, er drehte sich bloß noch um seine eigene Achse. Angesichts der Tapferkeit ihrer Genossin, mochten sich die übrigen Gänse ihres feigen Betragens schämen. In wirrem Knäuel stürzten sie mit weitgeöffneten Schnäbeln zischend heran; wie auf Befehl schlossen sie einen engen Kreis um den frechen Angreifer, und nun regnete es auf den kläglich heulenden Hund von allen Seiten Schnabelhiebe und Flügelschläge. Inzwischen hatte sich ein Häuflein Neugieriger um die kämpfende Gesellschaft gebildet. Mit Staunen verfolgten sie den Verlauf des Kampfes, als sich durch die Menge ein junger Bursche Bahn brach, um den Hund, sein Eigentum, dem Verderben zu entziehen. Kurz entschlossen aber wendete sich die eine Hälfte der Gänse mit drohend aufgerissenen Schnäbeln gegen den Jüngling, der unter lautem Gelächter der Zuschauer zurückwich, während die andere Hälfte den Kampf mit dem heulenden Hund fortsetzte. Es war kaum noch ein Kampf zu nennen, richtiger war es ein regelrechtes Standrecht, das die schnatternden Vögel über den Friedensstörer abhielten. Der Rattenfänger wurde sichtlich matter unter den Schlägen, schon torkelte er wie ein Betrunkener hin und her, und nun legte er sich gar mit heraushängender Zunge auf die Seite. Die Rachsucht der geflügelten Schar war aber noch nicht befriedigt, und sicher hätte der Hund den kühnen Angriff auf die Ruhe der Gänse mit dem Leben bezahlen müssen, wenn nicht jetzt die Bäuerin, die Eigentümerin der Gänse, dazwischen getreten wäre. Sie zwang mit kräftigen Schlägen ihre Schützlinge, die Züchtigung des Hundes einzustellen. Als dieser sah, daß er Luft bekommen hatte, erhob er sich mühsam und schlich mit eingeklemmtem Schwänze lautlos davon. Wie auf Befehl wendeten sich sämtliche Gänse ihre langen Hälse nach der Richtung, in der der Besiegte verschwand, und brachen in ein betäubendes Schreien aus — ein ohrenzerreißendes Siegesgeschmetter I
Humorauf derEisenbahn. Ein Reisender, dessen Gewissenhaftigkeit wahrlich den höchsten Gipfel erreicht, war auf einer Eisenbahnstrecke die Veranlassung zu einer humorvollen Szene. In einem Abteil zweiter Klasse hatte ein alter, würdig aussehender Herr mit seinem Enkel, einem 9 jährigen Knaben, Platz genommen. Der Großvater hatte für das Kind gemäß der Vorschrift eine halbe Fahrkarte gelöst. Auf freiem Feld hält plötzlich der Zug, der alte Herr hat die Notbremse gezogen. Als der Schaffner das Abteil festgestellt hatte, in dem der Apparat in Bewegung gesetzt worden war, unö den Großvater fragte, aus welchem Grunde er den Zug zum Stehen gebracht, entgegnete dieser in aller Gemütsruhe: „Mein Enkel ist soeben zehn Jahre alt geworden. Ich wollte nur den vollen Fahrpreis für ihn nachzahlen, um die Eisenbahn- Verwaltung nicht zu betrügen!'
(Eine Häßlichkeitskonkurrenz.) Auf eine seltsame Idee ist ein amerikanisches Blatt verfallen: es hat eine Häßlichkeitskonkurrenz eröffnet. Da es jedoch galant sein wollte, beschränkte es den Wettbewerb auf das starke Geschlecht. Das Blatt erhielt dann
auch eine große Zahl von Photographien. Der erste Preis von 600 Dollars wurde einem Landwirt zugesprochen, der, wie berichtet wird, mit einer sehr hübschen Frau verheiratet ist. Es ist zu bemerken, daß unter den Teilnehmern an dem Wettbewerb nur sehr wenige Junggesellen waren. Das merkwürdigste ist jedoch, daß das Blatt eine Anzahl Reklamationen von dem — „schönen Geschlecht' erhielt. Eine Leserin fragte: „Warum sind wir von dem Wettbewerb ausgeschlossen? Die Häßlichkeit ist doch nicht das ausschließliche Erbe Ihres Geschlechts, und wir hätten den Siegern sehr wohl ihre Preise streitig machen können. . .'
(Ein Fingerhut für 260 000 Der Fingerhut, welchen die Königin von Siam von ihrem Gemahl zum Geschenk erhalten, dürfte wohl der teuerste der Welt sein, denn sein Wert wird auf 55 000 Dollars geschätzt. Man kennt den Gebrauch von Fivgerhüten im Königreich Siam noch nicht gar lang. Als der König das kleine Geräte bei englischen und amerikanischen Damen, welche an seinen Hof kamen, wahrnahm, ließ er für seine Ehegemahl einen reich mit Edelsteinen besetzten Fingerhut an- fertigen, welcher die Form einer halboffenen Lotus- blume hat. Ein jedes Blatt der Blume ist mit den verschlungenen Initialen des Königs und der Königin in kleinen Smaragden, Amethysten, Rubinen und Topasen geziert. Um den Rand des Fingerhuts liest man das Datum der königlichen Hochzeit nach dem siametischen und europäischen Kalender. Die Zahlen und Buchstaben der Inschrift find abwechselnd in Brillanten und Perlen gefaßt.
fSo wars nicht gemeint) Dichterling: „Wissen Sie auch, Fräulein Klara, daß Sie es waren, die mich zu meinem ersten dichterischen Versuch begeisterten?' — „Ah, das ist aber nicht schön von Ihnen, daß sie die Schuld jetzt auf mich schieben wollen!'
(Der Menschenkenner.) A.: „Du, kann ich Dich mal einen Augenblick allein sprechen?" — B.: Be- daure, bin jetzt selber knapp bei Kasse!"
(Zu gefällig.) Passagier (der, um seiner Frau Grüße zu senden, m der Bahnhofswirtschaft eine Ansichtskarte bestellt hat): „Kann ich diese Karte noch rasch schreiben, bevor der Zug abfährt?' — Piccolo: „O ja, so viel Zeit haben Sie noch! . . . Herzlichen Gruß und Kuß habe ich schon draufgeschrieben!'
(Verunglücktes Kompliment.) „Tatsächlich, meine Damen, ich hätte Sie kaum wiedererkannt, so haben Sie sich verändertI" — „„Natürlich zu unserm Nachteil!" — „Oh, meine Damen, Sie können sich doch nur zu Ihrem Vorteil verändern!"
(Betrachtung) (im Spezialitäten-Theater): „Höchst merkwürdig, wenn man diese Irma so des Abends auf der Bühne sieht, dann ist sie strahlendschön wie der Tag; wenn man sie aber am Tage auf der Straße sieht, dann ist sie geradezu häßlich wie die Nacht!"
Rätsel-Distichon.
Sucht in Hannover mich auf; auch in Braunschweig
bin ich zu finden.
Aendert Ihr Kopf mir und Fuß, lieg' ich in Holland
als Stadt.
Auflösung der Zweisilbigen Charade in Nr. 167. H u t i ch n u r.
Mutmaßliches Wetter am 29. und 30. Oktober.
Für Donnerstag und Freitag steht morgens mehrfach nebliges, tagsüber noch immer trockenes und auch vorwiegend heiteres Wetter in Aussicht.
Reklametril.
Morgenstunde hat Wirklich Gotd im Munde,
wenn man regelmäßig Kathreiners Malzkaffee zum Frühstück trinkt. — nämlich das Gold der Gesundheit, Ruhe und Arbeitslust!
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Stuttgart.