Hagen zwei junge Mädchen infolge der erhaltenen .Weissagungen" wahnsinnig geworden sind. Nach­dem dann noch mehrere andere Fälle, in denen das gewerbsmäßige Kartenlegen Unhell angerichtet hatte, der Polizeidirektion bekannt geworden waren, stellte man zuerst etwa dreißig derWahrsagerinnen" unter Anklage. Inzwischen haben die Erhebungen von Tag zu Tag neues Material ergeben, die Zahl der ver­dächtigen Kartenlegerinnen stellt sich als immer größer heraus" und in dem bevorstehenden Prozeß werden Wohl nahezu 100Prophetinnen" vor den Schranken des Gerichts zu erscheinen haben.

(Wer hat die meisten Schulden?) Diese Frage beantwortet rücksichtlich einer großen Anzahl (52) von Großstädten das Statistische Jahrbuch deutscher Städte wie folgt: Allen voran steht die Reichshaupt- stadt mit rund 313 Millionen Anleihe- und sonstigen Schulden einschließlich einesvorübergehend aufge- nommenen" Darlehens von 9,7 und der Amts- rc. Kautionen von 11,2 Millionen Mark. Die nächst- größre Schuldenlast hat die Stadt München (147 '(2 Millionen), dann folgen Frankfurt a./M. mit 107, Leipzig mit 82,6, Köln mit 73,4, Hannover mit 68,8, Dresden mit 63'/2 und Breslau mit 57 Millionen Mark. Unter den folgenden Städten, die zwischen 40 und 50 Millionen Schulden haben, befindet sich auch Charlottenburg mit 43^2 Millionen, mehr haben Elberfeld, Magdeburg, Nürnberg und Düsseldorf (von 47 Millionen herab bis auf 44), weniger Mannheim und Stettin (42 Millionen). Auch in bezug auf die Höhe der Gesamtausgabe für Tilgung und Verzinsung der Schuldenlast steht Berlin (mit 16fii Millionen Mark) an der Spitze; den nächst­höheren Betrag hat zu diesem Zwecke aber Köln (mit 10,8 Millionen) aufzuwenden und ihm folgen dann erst München (mit 8,4) und Frankfurt a./M. (mit 7,4 Millionen Mark) Die Gesamtsumme der Passiver! für die 52 Städte beläuft sich auf über 1865 Millionen Mark, nicht gerechnet eine inzwischen neu aufgenommene Anleiheschuld von 216 Millionen, zu der bald auch noch die Berliner 228 Millionen- Anleihe wird zu rechnen sein.

(Vom Duzen und Siezen.) Im Anschluß an ein kürzlich derFrkf. Ztg." entnommenes tatsächliches Vorkommnis erzählt man derT. R.": Zwei Reisende kommen während der Fahrt miteinander ins Gespräch und im Laufe der Unterhaltung ergibt sich, daß sie beide dasselbe Reiseziel haben.Ah, das ist nettl" ruft der eine.Da müssen Sie mit mir in dasselbe Hotel gehen. Wir essen dann zusammen Und können nachher noch ein Stündchen plaudern. Recht gern," crwiedert sein Reisegefährte, und, am Ziel angelangt, begeben sie sich gemeinschaftlich ins Hotel, essen und bleiben dann bei einer guten Flasche Mosel sitzen. Der ersten Flasche folgt bald die zweite, darauf die dritte, und als diese sich ihrem Ende nähert, ist der eine von seinem Gegenüber so entzückt, daß er sein Wohlgefallen an der neuen Bekanntschaft nicht länger unterdrücken kann. Nehmen Sie mir's nicht übel!" ruft er und hebt sein Glas. Sie gefallen mir wirklich ganz ausgezeichnet und und ich frage Sie ganz offen:Wollen wir nicht Schmollis trinken?"Ach, bleiben mir doch lieber

beim Mosel! Ich finde den Wein sehr gut!", antwortet jedoch der Gefragte und bestellt die vierte Flasche.

Blendung durch einen wütenden Hahn. Als das 2 jährige Töchterchen des Metzgermeisters G. in Neustadt im Schwarzwald den Hühnern des dortigen Metallfabrikanten H. Brosamen hinwarf, flog ihr der Hahn ins Gesicht und pickte sie ins rechte Auge, das infolgedessen seine Sehkraft ein­büßte. Der Vater der Verletzten forderte darauf von H. als Besitzer des schadenstiftenden und ihm alsbös" bekannten Tieres eine Entschädigung von 10 000 Bei dieser hohen Forderung kam die Sache vor Gericht; doch einigten sich die Parteien vor der Urteilsfällung auf eine Abfindung von 4000 H. ist durch Haftflichtversicherung beim Stuttgarter Verstcherungsverein gedeckt. Das Vorkommnis zeigt wieder einmal, wie schadenbringend bei der starken Ersatzpflicht, die heutzutage dem Tier­halter gesetzlich auferlegt ist, selbst der Besitz eines sonst für harmlos geltenden Haustieres unter Um­ständen werden kann, ist doch dem Schreiber dieses ein Fall bekannt geworden, in dem in ähnlicher Weise durch einen Kanarienvogel die Blendung eines Auges herbeigeführt wurde.

(Höflich wie ein Sackträger.) Der in Regensburg erscheinendeBayerische Volksbote" veröffentlicht folgendes Eingesandt: Erklärung. Der Regensburger Anzeiger findet sich bemüßigt, in seiner Polemik mit dem Volksboten den Ausdruck zu gebrauchen: Schimpfen kann jeder Sackträger". Der unter- zeichnete Verein findet hierin eine Beleidigung seiner Mitglieder und weist deshalb diese namens derselben hiermit energisch zurück. Wenn der Herr Dokter­redakteur sich bei einem Geräufe mit dem Gegner mit nichts anderem helfen kann, als ehrliche Arbeiter zu beleidigen, so tut er uns herzlich leid. Im übrigen laden wir den Hrn. Doktorredakteur zum Verkehr in unseren Kreisen ein und hoffen bei Annahme unserer Einladung ihm baldigst andere Ausdrücke anzugewöhnen.

Regensburg, den 8. Oktober 1903.

Verein der Hafen- und Speicher-Arbeiter.

I. Vorstand: Lischinger.

Allüberall ein Ehrentisch! Zum Fest­mahl, das der Einweihung des Bismarck-Denkmals in Posen folgte, waren die Plätze nicht belegt, auf den Tischen hatte der Festausschuß Blätter folgenden Inhalts ausgelegt:

Vierhundert Plätze zu belegen,

War uns zu schwer, um dessentwegen Muß sich mit seinem Platz bequemen Ein jeder und 's nicht übel nehmen,

Wenn er nicht grad das Plätzchen fand,

Auf das er paßt nach Rang und Stand.

Wo in dem Blut der deutschen Reben Bescheid sich deutsche Männer geben Und bis zum Rand die Becher schenken,

Um ihres Bismarcks zu gedenken.

Da ist, trinkt aus und füllet frisch

Ueberall ein Ehrentisch!

Der blend Hasabauer.

Der blend Hasabauer, des ischt nämlich, daß is glei sag, a Bauer, dean d' Jäger em Oberamt Freudeschtadt ond bsonders die om L . . rom,

ganz guat kennat, aber net nau desweaga, weil er au hia ond do jaga duat, sondern hauptsächlich au deswega, weil eam bei dera Jagerei au schau amol a bar baise Stroach kassiert send. Zwee vo seine Stroach, es send am nämlich no etliche andere au kassiert, send mer heut etzt grad eigfalla, drom will is glei verzehla, net daß is wieder vergiß.

Also onser Hasabauer goht amol am schöna Morga, s' ist no zemlich feischder gfiei mit seim Hond, seim Tyras, us sei Jagd naus und schickt au, wienar älles zom Schieße heargricht g'het Hot, sein Hond fort zom Suacha. No, des Deng ischt guat. Der Tyras ischt seira Pflicht au redlich nachkomma und Hot au bald am Hasabaura an Fux zuatrieba. Der Hasabauer nadierlich wia der Blitz, zielt druckt ond schiaßt en der Hitz sein schöna Hond anstatt am Fux übern Haufa. Ond debei Hot er no so guat zielt g'het, daß er glei hei g'sei ischt. Des Lamendo nadierlich ond nochhear dean Schpott, wo die G'schicht rauskomman ischt, des kamer se denka. Aber no viel ärger hend d'Leit g'lachet, wienam der ander Schtroach kassiert ischt. Der Hot se nämlich ama grad so a schöna ond ama grad so a feischdere Morga zuatraga. Er Hot do sein neia Hond, Margo Hot ern g hoaßa, bei se g'het. Daß es deam aber net au aso gau soll wie seim Tyras Hot ern a'bonda, daß er net Hot fortkenna. Wie ner do so anenottlet ond a gar nex denkt, wia g'wöhnlich, sieht er uf zmol eme Graba drenna ebbis leiga, wo se g'muxt Hot. Net daß er aber am End nochera Dreckscholl schiaßt, hebt er z'erscht vom Weag an Schtoa uf ond schmeißt an noch deam Ebbis. Er hätts au beinah troffa, des Ebbis, wenn's net als a richticher Haas ufgfichpronga ond dervogange wär. Bis er no natürlich sein neia Hond, da Margo, losbonda ond sei Flend honna ghed Hot, ischt der Haas schau lang beim Deifl

gsei.-Die Gschichta wäret jo schliaßlich gar

net rauskomma, aber wias so goht: D'Leit kennet halt 's Maul net halta, wenn se ebbes bozget hent. Drom g'schiehts am au grad reacht, wemmer zua dem graußarticha Schütza jetzt sait, wenn ear so seis Weags goht: gucket dert gohtder blend Hasabauer." tzättischt do dei Hand dervo g'lau, dommer Kaib," sait ällbott sei Weib zuanam, wenn er ällemol hoamkommt ond sein Onama Hot wieder höra müassa d'Jägerei ischt do net dei Handwerk." (Manfred Zeeb, in den Bl. des W. Schwarzw.-Ver.)

(Letzte Hoffnung.s A.:Womit wollen Sie eigentlich meine Tochter ernähren?" Freier:Ich habe einen sehr reichen Onkel in England, der hat zwar 6 Kinder aber die fahren alle Automobil."

(Verfehlter Beruf.) Bureauvorstand (zum Schreiber, der sich in seiner Arbeit mehrmals verschrieben hat): Es ist wirklich schade um Ihr Talent, Sie hätten doch lieber Arzt werden sollen!" Schreiber (ver­wundert):Und weshalb?" Bureauvorstand: Weil Sie dasVerschreiben" so gut verstehen!"

Mutmaßliches Wetter am 27. und 28. Oktober.

Bei vorherrschend südwestlichen Winden und mäßig kühler Temperatur ist für Dienstag und Mittwoch vor­wiegend bewölktes und auch zu vereinzelten Niederschlägen geneigtes Wetter in Aussicht zu nehmen.

Amtlich« Bekanntmachungen und privat-klnzeigen.

Bekanntmachung des K. Medizinalkollegiums, Tier« Ärztliche Abteilung, betreffend die Abhaltung von Unterrichtskursen für Fleischbeschauer.

Im Falle genügender Beteiligung werden an den Schlacht­häusern in Stuttgart, Heilbronn und Ravensburg demnächst vierwöchige Unterrichtskurse für Fleischbeschauer abgehalten wer­den. Der Beginn des Kurses ist

für Ravensburg auf 26. Oktober,

Heilbronn auf 8. November,

Stuttgart auf 9. November in Aussicht genommen.

Die Gesuche um Zulassung sind alsbald an Oberamtstier­arzt Deutler in Ravensburg, bezw. Stadttierarzt Hohl in Heilbronn, bezw. Stadtdirektions- und 1. Stadttierarzt Kösler in Stuttgart einzvreichen. Bemerkt wird, daß zu der im Anschluß an den Ausbildungskurs stattfindenden Prüfung nach den Prüf­ungsvorschriften für Fleischbeschauer (Bundesratsbestimmungen b vom 30. Mai 1902) nur solche Bewerber zugeiaffen werden, welche

1) das 23. Lebensjahr vollendet und das 50. Lebensjahr noch nicht überschritten haben;

2) körperlich tauglich, insbesondere im Vollbesitz ihrer Sinne sind, und bezüglich deren keine Tatsachen vorliegen, welche die Unzuverlässigkeit des Nachsuchenden in Bezug auf die Ausübung des Berufes als Fleischbeschauer dartun.

Die Einberufung der Gesuchsteller wird durch den Leiter des Unterrichts schriftlich erfolgen.

Stuttgart, 15. Oktober 1903.

Bekanntmachung der K. Zentralstelle für die Land­wirtschaft, Vetr. die Abgabe reiner WeinHe.e durch die Weinbauversuchsanstalt in Weinsberg,

Mit Genehmigung "des K. Ministeriums des Kirchen- und Schulwesens ist in Abänderung der Verfügung vom 31. August 1901 der Preis für Reinhefe, die an Württemberger abgegeben wird, auf 3 für die Flasche (bisher 5 -^ü) mit Wirkung vom 10. Oktober ds. Is. an ermäßigt worden.

Stuttgart, den 15. Oktober 1903. In Vertretung:

Krais.

Höfen.

Stamm- u. Brennholz-Verkauf.

Am Donnerstag den 29. Oktober ds. Is. vormittags 11 Uhr

kommt auf dem hiesigen Rathaus zum Verkauf:

Distrikt Breuuerberg, Abt. Oberer Wartgrund u. Gentners- stein und aus einer Weglinie:

Langholz: 126 Stück mit 194,43 Fm. I./1V. Kl.

159 30,61 V. Kl.

Brennholz: 53 Rm. Nadelholz-Anbruch.

Den 24. Oktober 1903.

Schulth eitzenamt.

Feldweg.

Kgl. Forstamt Meistern in Wildbad.

Krelluhotk-Skrlillis

am Donnerstag den 5. November vormittags 9 Uhr auf dem Rat­haus in Wildbad aus Abt. 22 Hint. Riesenstein, 25 Hinteres Sulzhäusle und Scheidholz: Rm.: 3 eichene, 75 buchene, 1 birkene, 116 tannene Aus­schuß-Scheiter und Prügel, 5 eichen, 9 buchen, 2 birken, 548 tannen Anbruch und Ab­fall, 67 tannene Reisprügel, 132 tannene Brennrinde.

Dobel.

Abbitte.

Die beleidigenden Worte, wel­che ich gegen Joh. Fr. König im Gasthaus z. Waldhorn aus- gesprochen habe, nehme ich als

unwahr zurück.

Gustav Nehr.

Nestle.