das Organ des Würlt. Weinbauvereins, mit dieser Frage und hebt nach einer kurzen Schilderung des diesmaligen Entwicklungsganges der Traube» ganz besonders hervor, es dürfe als sicher angenommen werden, daß die Qualität des heurigen Weines so ziemlich überall diejenige des Vorjahres übertrisft, was durch die Mostgewichte der schon geernteten Frühtrauben bestätigt werde, die 8—10 Grad mehr wiegen als im Vorjahr, auch zeige sich, daß nicht so viel Säure vorhanden ist, wie im letzten Jahre, was neben der längeren Vegetationszeit wesentlich davon Herkommen dürste, daß die Beeren voller und praller ausgewachsen seien als 1902. Besonders bemerkenswert sei, daß das ganze Jahr die Entwicklung der weißen Trauben eine rauhere und gesundere war als die der roten Trauben, was vielleicht in den Feuchtigkeitsverhältnisstn des Untergrundes bezw. der mangelnden Winterfeuchtigkeit eine Erklärung finden mag, denn sonst sage man ja immer, der Trollinger liebe die Feuchtigkeit besonders. Sylvaner, Weiß- Riesling und Elbling zeigen heure schon einen Reifegrad, wie er in den letzten 2 Jahren nicht erreicht wurde. Bei der Lese der roten Trauben empfehle sich Heuer besondere Vorsicht und Sorgfalt, damit nicht nur die weniger reifen und die vom Sauerwurm angegriffenen Beeren, sondern insbesondere faulige Beeren sorgfältig entfernt werden, denn diese nehmen der Maische die Farbe und legen den Keim zu Krank, heiten für die spätere Entwicklung des Weines; für die Weißweine empfehle sich ein rasches Abpressen der Maische, und es wäre zu Anwendung von Reinhefe für Weißweine besonders ratsam, um eine rasche und vollkommene Durchgärung zu erzielen. Die Lese fei so lange als irgend möglich zu verschieben, der Ernte alle Sorgfalt und peinlichste Reinlichkeit zuzuwenden, dann aber dürfe man mit Sicherheit auf einen recht brauchbaren Mittelwein rechnen, der seine beiden Vorgänger an Güte nicht unbedeutend hinter sich lassen werde.
Böblingen, 18. Oktober. Wie frech unsere Stromer teilweise sind, davon ein Beispiel, das sich in den letzten Tagen hier zugetragen hat. Mittags ging der Maurer Hetzer an seinen Neubau in der Nähe des Bahnhofs. Vor dem Gasthaus z. See auf der Landstraße nach Ehningen wurde er von mehreren Stromern aufgefordert, er solle ihnen Wein bezahlen. Als dies Hetzer mit dem Bemerken ab- lehnte, daß sie keinen Wein brauchen, da sie ja ohnedies schon betrunken seien, wurde er sofort auf offener Straße angefallen und mißhandelt. Einem Arbeiter, der H. helfen wollte, erging es nicht besser. Nachdem H. dann bis an den Ochsen durchgekommen war, wurde er wiederholt angefallen, zu Boden geworfen und geschlagen. Es sprangen noch mehrere Handwerksburschen herbei und halfen den andern Stromern, so daß es zu einem großen Auflauf und zu einer Schlägerei kam. Schließlich flohen die Stromer vor der Uebermacht Ehningen zu, am Ehninger Brückle aber fielen sie die Arbeiter der Dampfstraßenwalze an, zerschlugen ihre Mostkrüge und verübten sonst noch großen Unfug; es kam zu Tätlichkeiten, in deren Verlauf schließlich die fünf Stromer flüchten mußten und von den Arbeitern verfolgt wurden. Drei der Stromer wurden gestern noch in der Wirtschaft auf Hof Mauren festge nommen und ins hiesige Amtsgericht eingeliefert. Auch hier gebärdete sich einer wie ein Rasender. Nach den zwei anderen wird energisch gefahndet. Und das alles am Hellen Tage auf offener Landstraße noch innerhalb Etters! Ein scharfes Vorgehen gegen derlei Gesindel und eine harte Bestrafung wären sehr zu wünschen.
Tübingen, 17. Okt. Infolge unvorsichtigen Umgehens mit Benzin hat sich gestern hier ein Fräulein das Gesicht und die Arme verbrannt. Dasselbe hatte Handschuhe mit Benzin gewaschen und letzteres in einen Wasserbehälter geschüttet, in den es dann Abends noch ein glimmendes Streichholz warf. Das Benzin entzündete sich sofort und erst den auf die Hilferufe herbeigeeilten Hausgenossen gelang es, die Flammen zu ersticken und einen drohenden Zimmerbrand zu verhindern.
Ulm, 19. Okt. Ein heiteres Versehen ist der Kreisregierung unterlaufen. Diese ließ an den Göppinger Gemeinderat eine geharnischte Verfügung ergehen, in der dieser aufgefordert wird, sofort die Ausarbeitung eines allgemeinen Kanalisationsplanes für das Stadtgebiet einzuleiten, damit für eine gesundheitsunschädliche Ableitung der Fabrikwasser Sorge getragen werden kann. Als Endtermin für die Vorlage des Planes war der 1. März 1904 bestimmt; das Oberamt gab diesen Erlaß weiter und wies die Stadt gleichzeitig an, einen allgemeinen Kanalisations- Plan innerhalb einer vierwöchigen Frist vorzulegen. In der letzten Gemeinderatssitzung stellte nun aber
Stadtvorstand Allinger fest, daß der allgemeine Kanalisationsplan schon vor mehreren Jahren der Kreisregierung vorgelegt und von diesen auch ge- nehmigt worden sei; der -Plan wäre zum größeren Teil bereits ausgeführt und die Kreisregierung selbst habe auch der Stadt Göppingen schon wiederholt die Genehmigung zur Aufnahme von Anlehen für Kanalisationszwecke erteilt. Das scheint die Kreisrcgierung völlig übersehen zu haben. Es soll derselben jetzt der Kanalisationsplan wiederholt vorgelegt werden.
Stuttgart. iLandesproduktenbörse.i Bericht vom 19. Oktbr. von dem Vorstand Fritz Kreglinger Der Weizenmarkt blieb im Wochenverlauf in fester Haltung. Von Amerika haben nur wenige unrentable Offerten Vorgelegen und die Verfolgung bleibt zunächst auf russischen Weizen beschränkt. Preise etwas höher. Mehlpreis e per 100 Kilogramm inkl. Sack: Mehl Nr. 0: L8 ^ 50 bis 29 Nr. 1: 26 SO bis
27 Nr. 2: 25 ^ ^ iuS 25 ,« 50 , Nr. 3:
23 SO bis 24 Nr. 4: 20 50 ^ bis
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Weingärtnergesell schast Jngelfingen, 19. Okt. Die heute allgemein begonnene Traubenablieserung ergab Mostgewicht nach Oechsles amtlich geprüfter Wage: Klasse 1 u 73—82 ", 1b 68—71"; 2. Klasse Nachlese 80°, Kammwein 70"; Säure Klasse 1s. 8,7—9,5 Pr. Mill., 1b 10,5 pr. Mill.; Klasse 2, 12 pr. Will., Kammwein II pr. Mill. Versteigerung Mittwoch 21. Okt., 10 Uhr.
Kus StaSt. Sezit'kr uns Amgcoung.
Schömberg, 18. Okt. Dem „Pf. St. Tgbl." wird von hier mitgeteilt: Die Wasserleitung, deren Quelle eine Stunde von Calmbach entspringt, ist in Angriff genommen und wird die Pumpe, die das Wasser nach Schömberg befördert, von der eigenen Quelle in Gang gesetzt. Ein Vorteil wäre es, wenn sich die Gemeinden Engelsbrand und Salmbach obiger Gemeinde anschließen würden, dann wäre auch da einem manchmal großen Uebelftande abgeholfen. Das Engelsbrander Projekt, die im Ort befindlichen Brunnen ins Tal zu führen und wieder mittelst Pumpe auf einen höher gelegenen Punkt zu pumpen und auf diese Weise den Ort mit Wasser zu versorgen, wäre nicht sicher, da diese Quellen im Sommer bedeutend Nachlassen. Jetzt wäre es noch Zeit, der Sache näher zu treten.
* Feldrennach. (Viehmarkt vom 20. d. Mts.) Zufuhr: 100 Kühe und Kalbinnen, 20 Ochsen und Stiere, 61 Räuplen. 15 Kälber. Trotz ungünstiger Conjektur (Weinlese in der nächsten Umgebung.) Handel sehr lebhaft bei sehr guten Preisen. Der Markt bewährte sich wie alle anderen hiesigen Märkte recht gut. Nächster Viehmarkt: 17. November.
Calw. Im Verlage der A. Oelschlägevschen Buchdruckerei hier ist kürzlich ein neuer Kilometerzeiger des Oberamtsbezirks Calw — gefertigt im Auftrag des K. Obcramts von res. Oberamtsgeometer Bühner und von Oberamtswegmeister Kleinbub — erschienen. Derselbe ist in zwei Ausführungen hergestellt: 1) in Plakatform, auf Karton gedruckt, zum aufhängen; 2) in Buch- bezw. Taschenformat (mit steifem Umschlag).
Besenfeld, 18. Okt. In den letzten Tagen ist hier die Arbeit an der neuanzulegcnden Nagoldtalstraße eröffnet worden. Dieselbe sührt von Altensteig her das Nagoldtal aufwärls nach Besenfeld, wo sie an der „Sonne" in die Staatsstraße Freudenstadt- Wildbad einmündet. Ihre Ausführung ist dem Unternehmer Bauwerkmeister Eberhardt aus Stuttgart zugefallen.
vermischtes.
Als Erinnerung an den f Landesoberstallmeisters v. Scholl wird dem „Schw. M." mitgeteilt: Auf der Reitschule Hannover erschien der dahin kommandierte Sch. in einfachen langen Beinkleidern in der Reitbahn, was einen anwesenden errn von den Husaren zu der kritisierenden Be- erkung veranlaßte, daß er in diesem Anzug Wohl kaum mitkommen werde. Sch. als ausgezeichneter Reiter aber ritt alle Touren tadellos ab, während der kritische Husar das Pech hatte, sich von seinem Pferd zu trennen. Nach getaner Arbeit trat Sch. auf den etwas gedeppten Husaren zu, klopfte ihm gemütlich auf die Schulter und sagte in seinem ungefälschten Schwäbisch: „D'Hösle machet's ne—et, Herr Kamerad!" — Hr. Privatier Schr. teilt gleichfalls mit: v. Scholl — ein alter Freund unseres Hauses — ritt beim Ausmarsch des Regiments im Jahr 1870 in der Myliusstraße in Ludwigsburg aufs Trottoir herüber und verabschiedete sich mit Händedruck von meinem Vater. Letzterer, der, wie viele unserer alten Mitbürger, vor dem Krieg ein wenig Verehrer von Napoleon war, meinte leise: „Ich befürchte, Ihr krieget im Anfang Hieb." Scholl gab seinem Pferd die Sporen und mit einem gewaltigen Satz in seine Abteilung zurücksprengend, rief er:
„No kei Angscht, Herr Stadtrat!" 14 Tage daran> langte ein Feldpostbrief bei meinem Vater an, au- Mac Mahon'schem Privatpapier geschrieben, datiert Auf dem Schlachtfeld von Wörth. Darin war zu lesen: „Mein lieber Herr Stadtrat! Was ist's jetzt mit Ihrem Napolium? Bin gesund und Wohl!"
Ein Seiten stück zu dem Fall DiPPol d. Zu Tode gemißhandelt hat eine Arbeiterfrau ihr eigenes Kind, die deshalb vor dem Schwurgericht in Prenzlau zu zehn Jahren Zuchthaus verurteilt wurde. Die Arbeiterfrau Sophie Heiner aus Wildenberg bei Prenzlau ist der Tötung der fünfjährigen Frida Heiner angeklagt; die Frau war in zweiter Ehe mit dem Taglöhner Heiner verheiratet, der aus erster Ehe vier Kinder besaß, darunter die fünfjährige Frida, die die Angeklagte geradezu mit Haß verfolgte. Im Mai d. I. erkrankte das Kind infolge der Mißhandlungen, die es von der Stiefmutter tagtäglich zu erdulden hatte. Das entmenschte Weib zwang das Kind aus dem Bett aufzustehen; als die Kleine zu Boden fiel, band die Frau der Frida die Füße zusammen und hing das arme Wesen so an einem Ofenhagen auf. Als das Stöhnen des Kindes immer ärger wurde, nahm die Rabenmutter das Mädchen wieder herab und warf es auf das Bett; dieses wiederholte sich mehrere male, so daß die Kleine vor Angst und Schmerz einer Ohnmacht nahe war. Jetzt befahl die Furie dem Kinde, das sich kaum auf den Beinen halten konnte, sich an den Ofen zu stellen; als dieser Befehl nicht sofort ausgeführt wurde, wurde das Kind an den Bettpfosten festgebunden. Noch in derselben Nacht starb das Kind unter Qualen, nachdem es noch kurz vorher von der Stiefmutter mit einem dicken Stock geprügelt worden war. Die Beweisaufnahme ergab, daß das kleine Mädchen planmäßig zu Tode gequält worden ist; die ärztliche Untersuchung hat einen Rippenbruch und zahllose Verletzungen durch Schläge festgeftellt, die in Verbindung mit der mangelhaften Ernährung das Ende des Kindes herbeiführten. Der Spruch des Gerichtes lautete auf 10 Jahre Zuchthaus und Ehrverlust von gleicher Dauer.
Kehl Immer die gleiche Unvorsichtigkeit. Im nahen Altenheim wollte das 17 Jahre alte Dienstmädchen des Gemeinderats Jakob Trunken- bold auf einem Spirituskocher für ihren Dienstherr« das Abendessen bereiten. Ehe aber die Speise fertig war, bemerkte das Mädchen, daß der Kochapparat ausgebrannt war. Es hielt die Flamme für erloschen, nahm eine Kanne und wollte aus der der- selben Spiritus nachgießen. Der aus der Kanne fließende Spiritus fing Feuer, mit einem furchtbaren Knall explodierte die Kanne und im Nu stand das Mädchen in Flammen. Auf ihr Geschrei eilte nun Frau Trunkenbold herbei und versuchte die brennen- den Kleider des Mädchens zu löschen, fing aber selbst Feuer und hatte nun mit sich selbst zu tun. Das Mädchen lief in den Hof, wälzte sich auf dem Boden und schrie um Hilfe. Blechnermeifter Anselm riß dem Mädchen die brennenden Kleider vom Leibe, wobei auch er erhebliche Brandwunden davontrug. Von den Nachbarn wurde das umsichgreifende Feuer irt der Küche gelöscht. Die Brandwunden, die das Mädchen davontrug, sind fürchterlich. Es liegt unter schrecklichen Schmerzen schwer darnieder. An seinem Aufkommen wird gezweifelt.
Metz, 16. Okt. Die „Lothr. Ztg." erzählt eine Geschichte von einem „dummen Witz", der in einem hiesigen Restaurant passiert sein soll und in nächster Zeit die Gerichte beschäftigen wird. Ein Stammgast leistete sich den Scherz und änderte die Preise der Speisekarten, welche auf den Wirtstischen standen. Der Zufall wollte es, daß ein fremder Gast ein Abendessen bestellte, das in Wirklichkeit 2,50 kostete, aber nach den geänderten Zahlen nur noch auf 90 zu stehen kam. Bei Vergleichung der Rechnung große Ueberraschung auf beiden Seiten. Schließlich verließ der Gast nach Erlegung seiner 90 das Haus. Der Kellner, welcher 1 60
zulegen mußte, ging in die Küche, um diese Differenz von seinem Prinzipal zu reklamieren. Dieser gab jedoch seinem Ansinnen nicht nach. Seitens des Kellners wurde der Klageweg sowohl gegen den Prinzipal, als auch den Stammgast, welch letzterer die Ursache der falschen Preise war, betreten. Auf den Ausgang der Sache darf man Wohl gespannt sein.
(Schädliche und schändliche Mode.) Ein Landwirt schreibt der „Neuen Freien Presse": Als neueste Mode wird Heuer Maulwurfsfell getragen, und da dasselbe sehr fein aussieht, wird sich die Frauenwelt voraussichtlich mit Begeisterung dieser neuen Laune zuwenden. Nun erwäge man aber folgendes: Der Maulwurf lebt bloß von Regenwürmern und den Larven der Maikäfer und Brachkäfer; er ist, namentlich mit Rücksicht auf seinen unersättlichen Appetit, eines der allernützlichsten Tiere, die es