stimmung des Geschäftsinhabers, sich von auswärts die Ersatzsumme zu verschaffen. Plötzlich reiste ihm der Inhaber Josef Schindler nach Hamburg nach, von wo er Schindler gestern hieher schrieb, er werde sich erschießen, da ein Bankerott unvermeidlich sei. Näheres ist unermittelt. Es wird angenommen, daß Jakobus nach Argentinien entflohen ist.

Hamburg, 21. Juli. DasFremdenblatt' meldet: Der Bankier Schindler von der Firma Gebr. Schindler in Berlin wurde in einem hiesigen Hotel erschossen aufgefnnden.

Breslau, 20. Juli. Der Kronprinz überwies dem Schlesischen Bankverein 1000 ^ für die Ueber- schwemmten. Aus Steinau a. d. Oder wird ge­meldet: Das Wasser fällt hier überall; die Dämme an den gefährlichen Stellen bei Tarxdorf und Przybor haben gehalten. In Steinau sind nachträglich einige Häuser eingestürzt. Die Dörfer Krehlau, Wischnitz und Kleinbauschwitz stehen unter Wasser. Die Stadt Auras ist teilweise wieder wasserfrei; in der zuge­hörigen Kolonie Raake reichte das Wasser gestern noch bis an die Dächer. Im ganzen stehen im Kreise Wohlau mindestens 10000 bis 12 000 Morgen Landes unter Wasser. Zahlreiche Familien sind obdachlos. In Przybor arbeitet ein Sträflings- kommando an der Erhaltung des Deichs. Im Bezirk der Wasserbauinspektion brachen gestern der Neukers- dorser, der Leuthener, der Költschbucher, der Deutsch- Wartenberger und der Milziger Damm. In Nensalz trat der Höchstwasserstand Samstag Nachmittag ein. Alle Straßen im Oderviertel sind noch überschwemmt. Mehrere Fabriken stellten den Betrieb ganz oder teilweise ein. Die Glatzer Neiße bringt frisches Hochwasser.

Wie Rußland in Ostasien arbeitet, dafür find wieder die folgenden Meldungen bezeichnend: Bei der Grundsteinlegung der Kathedrale in Port Arthur hielt Kriegsminister Kuropatkin eine Rede, in der er die Ueberzeugung aussprach, daß Port Arthur für alle Feinde, gleichviel wie groß ihre Zahl sei und woher sie kämen, eine unzugängliche Festung würde. Nach einer Meldung aus Peking schloß China mit der russisch-chinesischen Bank eine Anleihe von zwei Millionen Taels ab. Statt der Zinsen räumte China der Bank Vorrechte im chinesischen Turkestan ein.

Ueber eine durch nordamerikanische Kriegs­schiffe vorgenommene Besitzergreifung von mehreren kleinen, angeblich England gehörigen Inseln in der Nähe von Borneo hatte man im Jnselreiche starke patriotische Beklemmungen verspürt. Diese werden nunmehr beschwichtigt durch Depeschen aus Washington, wonach es sich lediglich darum handle, daß der kommandierende General der Armee auf den Philippinen eine größere und 14 kleine zu der Cagayan-Sulu-Gruppe zu rechnende Inseln, die durch den Vertrag von Paris durch Kauf von Spanien an Amerika übergegangen waren, nunmehr durch Flaggenhissung formell namens der Union in Besitz genommen hat.

In Kamerun sind auf den Pflanzungen des Viktoriabezirks gegenwärtig über 200000 Bäumchen von der von Dr. Preuß vor einigen Jahren am rechten Ufer des Mungos, bei Malende, entdeckten Kautschukpflanze Lieüxia elastica angepflanzt. Das aus dieser Pflanze gewonnene Gummi wird auf dem Hamburger Markt mit dem hohen Preise von 5 für das Kilogramm bezahlt. Einige ältere Bäume in Malende ergeben über 4 Kilogramm jährlich.

Antwerpen, 18. Juli. In Belgien fängt man jetzt an, etwas energischer gegen das übermäßig schnelle Fahren der Automobilfahrer vorzugehen. So hat kürzlich der Bürgermeister von Brüssel angeordnet, daß in gewissen Straßen der Hauptstadt die Schnellig­keit der Automobile 5 Kilometer pro Stunde nicht überschreiten darf, und in einer der nächsten Gemeinde­ratssitzungen erklärte er, daß es ihm nicht darauf ankäme, eventuell noch strengere Maßregeln zu treffen, denn eine Industrie, so wichtig sie auch sei, hätte nicht das Recht, eine beständige Gefahr für die öffent­liche Sicherheit zu bilden.' In diesen Worten ist einmal der unverblümte Ausspruch von Seiten einer Behörde enthalten, auf welche Art und Weise sich der Automobilsport hier zu Lande entwickelt hat und was derselbe für das große Publikum eigentlich geworden ist. Mit einer unerhörten Rücksichtslosigkeit durchsausen die Herren Chauffeurs so häufig die belebtesten Straßen in den verschiedenen Städten, trotzdem fast überall die Maximalgeschwindigkeit Polizeilich festgesetzt ist, wird aber ausnahmsweise einmal einer dieser Herren oder vielmehr Flegel zur Anzeige gebracht, dann kommt er in der Regel mit einer minimalen Geldstrafe davon. Daß eine solche lächerliche Strafe bei jenen meist reichen Persönlich­keiten die beabsichtigte abschreckende Wirkung total verfehlt, braucht nicht erst gesagt zu werden, und es wird denn auch in der früheren Weise lustig

weiter gefahren. Der Unwille über die Auto­mobilfahrer ist denn auch ein allgemeiner und zwar nicht nur in der Stadt, sondern auch auf dem Lande, welches jene mit Vorliebe heimsuchen, um dort Kinder und Haustiere zu gefährden und die friedlichen Spaziergänger, die besten Kunden der ländlichen Wirtschaften, zum Nimmerwiederkehren zu veranlassen. Die Automobile und in kaum geringerem Maße auch die Motor- und Fahrräder, deren Besitzer regelmäßig impertinent die für Fußgänger bestimmten Pfade benutzen, sind die Ursache, daß die soliden Gäste aus der Stadt, die nach einer tüchtigen Fußtour etwas ordentliches verzehren, auf dem Lande immer seltener geworden sind. Eine solche Landpartie zu Fuß ist heute alles andere eher denn ein Vergnügen, denn von den Fußpfaden wird man alle Augenblicke durch ein Zweirad auf die Mitte der Straße verjagt, und dort wieder kann man sich nicht genug in Acht nehmen, daß man nicht von einem in einer ungeheuren Staub­wolke dahinrasenden Automobil überfahren wird. Die kleinen Gasthöfe auf dem Lande, in denen sich sonst während des Sommers stets zahlreiche Familien aus den Städten einmieteten, haben fast alle nur leer stehende Zimmer, und auch die zahlreichen Villas an den Chausseen sind unvermietet. Es hat eben Nie­mand mehr Lust, aufs Land zu ziehen, um dort den ganzen Tag den durch die Automobile aufgewirbelten Staub zu schlucken und sich bei einer Promenade der Gefahr auszusetzen, durch eines der erwähnten Fahr­zeuge über den Haufen gerennt zu werden.

Württemberg.

Das chemische Laboratorium der Zentral­stelle für Gewerbe und Handel hat auch in diesem Jahr wieder eine Anzahl unzweifelhaft reiner Weine aus verschiedenen Weinbaugebieten des Landes untersucht. Im ganzen gelangten 8 Weinmostproben vom vorigen Herbst zur Untersuchung. Dieselben unterschieden sich von denjenigen des Jahres 1901 sowohl durch ihren niedrigeren Zucker-, als auch durch ihren zum Teil höheren Säuregehalt. Während die Weinmoste des Jahres 1901 14,8317,34 °/» Zucker und 7,811,8 pro Mille Säure enthielten, weisen die 8 untersuchten 1902er Weinmoste 11,2715,07°/» Zucker und 6,814,3 pro Mille Säure auf. Das geringste spez. Gewicht zeigte Reutlinger Berglage mit 53,6 Grad nach Oechsle, das höchste Gewicht Schozacher Berglage mit 68,9 Grad nach Oechsle.

Tübingen, 20. Juli. Gestern mittag stürzte am Neubau des katholischen Vojksschulgebäudes in­folge Seilbruchs ein Balken herab und traf den Zimmermann I. G. Harter von Lustnau derart, daß ihm ein Arm und ein Oberschenkel gebrochen wurde und er auch noch innere Verletzungen erhielt, so daß er bewußtlos vom Platze getragen wurde und in Lebensgefahr schwebt. Er wurde der chirurgischen Klinik übergeben.

Heidenheim, 19. Juli. Das in der Nähe der Ziegelhütte bei Steinheim stehende Armenhaus war gestern abend nach 9 Uhr der Schauplatz eines scheußlichen Verbrechens. Bei dessen Bewohnern hatte sich seit einigen Tagen ein Stromer aufgehalten. Da derselbe auf verschiedene Personen geschossen hatte und dies zur Anzeige kam, wollte ihn der in Heidenheim stationierte ledige Landjäger Schmid verhaften. Beim Betreten des Armenhauses feuerte der Stromer aus einem Revolver 3 scharfe Schüsse auf Schmid ab, von welchen ihn einer in die Schläfegegend traf, so daß der Tod sofort eintrat. Der Täter, welcher 24 bis 25 Jahre alt ist und Bindstein heißen soll, flüchtete sich durch die Hintertür des Hauses, bedrohte einige ihn verfolgende Ziegelknechte mit Erschießen und entkam in den nahen Wald. Die Aufregung in Steinheim und Heidenheim ist groß.

Friedrichshafen, 20. Juli. Inder Vt Stunde von hier entfernten Parzelle Trautenmühle brach gestern früh Großfeuer aus. Der Brand entstand in dem am Aachkanal liegenden, dem Kassier der Handwerkerbank, Rettenmaier, gehörigen Sägewerk, in dem bis Mitternacht gearbeitet wurde. Infolge augenblicklichen Mangels an Spritzen und Lösch­mannschaft und der durch das gewaltige Feuer hervorgerufenen Hitze sprang dasselbe auf die an der anderen Seite des Kanals liegende Kunstmühle des Kunstmüllers Dollmetsch über. Sowohl das Säge­werk als auch die von König Wilhelm im Jahre 1839 erbaute, 3 stockige Kunstmühle sind vollständig nieder- gebrannt. Die Feuerwehr hatte Mühe das nahe gelegene Wohnhaus zu retten. Die Kundschaftsmahl­vorräte sind gerettet, dagegen große Handelsvorräte verbrannt. Die Mühle hat elektrische Kraft- und Beleuchtungsanlage. Der Gesamtschaden ist sehr groß. Einem Sägeknecht sind über 100 ^ Bargeld mit verbrannt. Die Entstehungsurfache ist nicht bekannt.

Slus SlaSt» Bezirk unS Umgebung.

Neuenbürg, 20. Juli. Von der General- direktion der Staatseisenbahnen find bei dem Mini- sterium der auswärtigen Angelegenheiten, Verkehrs­abteilung, u. a. folgende Fahrplanänderungen für den Winterdienst 1903/04 beantragt worden:

WildbadPforzheim.

Die Züge:

1179 Pforzheim . ab 5.55 Vm. > Sonn- u.

Wildbad . an 6.48 j Feiertags.

660 Wildbad . ab 8.58 .

Pforzheim . an 9.47 ,

661 Pforzheim . ab 10.12

Wildbad . an 11.06 ,

666 Wildbad . ab 3.30 Nm.

Pforzheim . an 410

667 Pforzheim . ab 435

Wildbad . an 5.13

1172 Wildbad . ab 6.50

Pforzheim . an 7.48

1181 Pforzheim . ab 8.10

Wildbad . an 9.04

1174 Wildbad . ab 9.14

Pforzheim . an 10.05

sollen als entbehrlich ausfallen. Der Personenzug 669

Pforzheim . . ab Wildbad . . an

Sonn- u. Feiertags.

Sonn- u. Feiertags.

Sonn- u. Feiertags.

6.18 Nm. 7.25

soll wie im vorigen Winter nicht mehr täglich, son­dern nur noch Werktags ausgeführt werden.

Wie im vorigen Winter soll der Personenzug 1160 Wildbad . . ab 4.30 Vm.

Pforzheim . . an 5.30

nur bis 15. Oktober und ab 15. März in diesem Kurs, vom 16. Okt. bis 14. März aber später laufen:

Wildbad . . ab 6.28 Vm.

Pforzheim . . an 7.22 ,

Mit Rücksicht auf die Arbeiterbeförderung soll zur Entlastung des Zugs 1160 (neu 1182) Werktags vom 16. Oktober bis 14. März ein Personenzug ge­fahren werden:

1184 Neuenbürg . ab 7.08 Vm.

Pforzheim . an 7.37 ,

Der Personenzug 1178 (Werktags)

Neuenbürg . ab 6.12 Vm.

Pforzheim . an 6.41

soll vom 16. Oktober bis 14. März als entbehrlich ausfallen.

Der an Sonn- und Feiertagen laufende Per­sonenzug 1173

Pforzheim . ab 1.54 Nm.

Wildbad . an 2.45

soll nur im Oktober und April ausgeführt werden.

Wie im vorigen Winter soll an Werktagen vom 1. Okt. bis 14. März ein vorzugsweise der Arbeiter­beförderung dienender Personenzug eingelegt werden:

1181 Pforzheim . ab 9.20 Nm.

Neuenbürg . an 9.45

Am Samstag den 25. ds. findet nun in Wildbad die Sitzung des Eisenbahnbeirats statt, in welcher u. a. über vorstehende Aenderungsanträge beraten wird. Wir machen hiemit besonders darauf aufmerksam.

* Herrenalb, 20. Juli. DerEnztäler" hat bereits einen Hinweis auf die eigenartigen Darbiet­ungen der städt. Schülerkapelle Karlsruhe gebracht. Das Konzert war gestern nachmittags im Kurgarten vor einer außerordentlich großen Zuhörer­schaft. Es war aber auch eine Freude, den Klängen der jungen Musikerschar zu lauschen. In ihrer kleid­samen Uniform marschierten die gutgeschulten Spieler vom Bahnhof zum Konversationshaus, wo das immer gern gehörte LiedIch bete an die Macht der Liebe" mit seinen schönen Akkordfolgen den Reigen der Vor­tragsordnung eröffnete. Darauf folgten Märsche, ein reizendes LiederpotpourriErinnerungen an die Schulzeit" von Käser und verschiedene Konzerttänze, die sämtlich mit rhythmischer Feinheit, tadellosem Zu- sammenklang und durchgebildeter Technik dargeboten wurden. Hohes Lob verdient deshalb der schneidige Dirigent, Hauptlehrer Wölfle, der mit sicherer Hand die Massen zu lenken verstand; aber auch seine Kollegen, denen die Einzelausbildung der Schüler oblag, haben vollgiltige Beweise ihrer erfolgreichen Lehrtätigkeit gegeben. Wir dürfen hoffen, daß die Kapelle, welche nach beendigtem Konzert im Hotel zur Sonne trefflich bewirtet wurde, auch zukünftig mit gleichem Erfolg hier konzertieren wird, wo ihr nie dankbare Anerkennung fehlt.

Ci Herrenalb, 20. Juli. Die hiesigen Kur­gäste und die Einwohnerschaft von Stadt und Um­gebung seien aus ein Konzert aufmerksam gemacht, welches am nächsten Samstag den 25. Juli im