sie hat ihren Grund im gegenseitigen Vertrauen in der hochherzigen Fürsorge für die Arbeiter. Unser aller Wunsch ist, daß es den „Veteranen und Invaliden" noch recht lange beschieden sein möge, von den Wohlfahrtseinrichtungen Nutzen zu ziehen und sich an dem Blühen und Gedeihen der Sensenfabrik zu erfreuen.
In schlichten Worten führte Hr. Meister Kade namens seiner Mitarbeiter aus, wie schon vor ein paar Jahrzehnten anläßlich einer Feier der Sensen- fabrik der Wunsch ausgesprochen worden sei, daß Einigkeit und Eintracht fortbestehen mögen. Sie haben sich auch immer zur Richtschnur genommen: „Wir wollen sein ein einig Volk von Brüdern, in keiner Not uns trennen und Gefahr!" Auch ferner wollen sie zum Wohl des Geschäfts beitragen. Er Wolle deshalb sein Hoch ausbringen auf die „Eintracht und das gegenseitige Vertrauen.!" Großer Beifall folgte diesen trefflichen Worten.
Hr. Arthur Schmidt nahm hierauf das Wort, um etwa folgendes auszudrücken: Mit vorzüglichen Worten haben die HH. Vorredner von dem äußerlichen Wachsen und Gedeihen des Geschäftes ge- sprochen, wenn man aber bedenke, wie in den letzten HO Jahren die einfachen Sensen immer mehr ver- schwinden und glänzende Ausstattungen verlangt werden, so müsse man sich wundern, wie die Arbeiter die sich immer schwieriger gestaltenden Aufgaben überwunden hätten. Zwang die Konkurrenz die Leitung der Fabrik, diese Anforderungen an die Arbeiterschaft zu stellen, umso schwieriger war der Standpunkt der Meister, welche diese vermitteln wußten. Wenn heute alle Schwierigkeiten überwunden und man freudig in die Zukunft blicken darf, so ist es diesem vortrefflichen Geist der Arbeiterschaft und dem Stab von Meistern zu verdanken, welcher jedem Geschäft zur Zierde gereichen würde. Auf die „Meister" bringe er sein Hoch aus.
Eine hübsche Ueberraschung bot hierauf Frln. Sophie Müller, die Tochter eines alten Sensenschmieds, indem sie als „Schnitterin" mit Sense ausgestattet, einen der Jubelfirma gewidmeten von Hrn. Reallehrer Widmaier verfaßten, schwungvollen Prolog zum Vortrag brachte, der in dem Ruhm der „deutschen Kraft" und „deutschen Geistes" ausklingt und mit lebhaftem Beifall ausgenommen wurde.
Hr. Kommerzienrat Schmidt kam darauf auf Pie Worte der Anerkennung seitens der Vorredner, überhaupt auf die ihm heute gewordenen Ehrungen zu sprechen. Indem er dafür seinen herzlichsten Dank ausspreche, sei er sich wohl bewußt, welch großer Anteil daran, seinen treuen Mitarbeitern in der Geschäftsleitung gebühre. Die Firma habe, so lange ihr Sitz noch in Stuttgart gewesen, stets das große Glück gehabt, treue gewissenhafte Fabrikverwalter zu besitzen und der jetzige Fabrikdirektor Loos sei auch von jeher den Arbeitern ein leuchtendes Vorbild an unermüdlicher Arbeitslust und gewissenhaftester Pflichterfüllung, und diesem bringe er sein Hoch.
Noch sprach Hr. Direktor Loos seinen herzlichsten Dank aus vor allem dem Hrn. Kommerzienrat, welcher seiner in so anerkennender Weise gedacht, sowie allen Mitarbeitern. Einer sei ja nichts, wenn nicht alle Zusammengehen, darum habe auch ein jeder seinen Anteil an den Erfolgen der Fabrik. Zu diesen gehören auch die „Mitarbeiter im Comptoir und auf der Reise." Diesen gelte daher auch sein Hoch.
Hr. Oberamtssparkassier Holzapfel wies zum Schluß noch auf eine Wohlfahrtseinrichtung der Jubilarin hin, die in der Oeffentlichkeit zwar weniger bekannt geworden sei, um so mehr aber ihre segensreiche Wirksamkeit im Stillen entfalte. Es sei die bereits seit 1854 eingeführte Vermittlung von Spareinlagen für die Werksangehörigen an die Oberamtssparkasse. Dabei wurden die Namen einer Anzahl der ehemaligen ersten Einleger mitgeteilt, worunter einige jetzt noch Lebender. Wenn die Einwohner- schaft Neuenbürgs z. Zt. mit 1079 Einlegern und 394 000 Einlagen bei der Oberamtssparkasse beteiligt sei, führte Redner weiter auS, so daß aus jeden zweiten Einwohner ein Sparbüchlein komme, und wenn sie damit an der Spitze dieser Beteiligung stehe, so sei dies angesichts der bekannten Tatsache, daß Spareinrichtungen desto fleißiger benützt werden, je mehr Gelegenheit zum Einlegen des Ersparten geboten ist, zum guten Teil auch der erwähnten Einrichtung zu verdanken. Nachdem noch konstatiert worden war, daß die Oberamtssparkasse aus den Kreisen der Werksangehörigen auch sonst in erfreulicher Weise benützt werde, empfahl Redner die Einrichtung der Jubilarin auch fernerhin ihrer Pflege.
Bei solchem Redefluß hatte man sich über die gedachte Zeit hinaus etwas verspätet zum Zug auf den Maienplatz. Derselbe ging nun aber vor sich.
Hier auf diesem reizenden zu einem Volksfest wie geschaffenen Platz, der sich wie schon bei allen Veranstaltungen, namentlich auch bei früheren Festlichkeiten der Sensenfabrik, bewährt hat, entwickelte sich bald das regste Leben, durfte doch auch die gesamte Jugend an dem Feste teilnehmen. An dem munteren Spiel der Schüler erfreuten sich auch die Alten. Eine Gabe war auch einem jeden sicher und der Kletterbaum übte seine altbewährte Anziehungskraft aus. Auf dem tannenbeschatteten, mit Terassen angelegten Berghang, über den Wipfeln den tiefblauen, wolkenlosen Himmel, ließ es sich bei der sommerlichen Temperatur gut rasten. Doch wurde bald nach 7 Uhr ausgebrochen zum Rückzug in die Stadt. Auf dem Marktplatz angekommen, bildeten die Schüler einen Reigen und sangen vor dem Auseinandergehen das schöne, stimmungsvolle Volkslied „Im schönsten Wiesengrunde!"
Auf ein an Seine Majestät den König abgesandtes Danktelegramm lief folgende Antwort aus Friedrichshafen (Schloß) ein: „An die estversammlung der Sensenfabrik Neuen- ürg. Seine Königliche Majestät haben die Danksagung der Festversammlung der Sensenfabrik Neuenbürg wohlwollend entgegengenommen und wünschen dem Feste einen schönen Verlauf. Der Kabinettchef Gemmingen."
Von 8 Uhr ab rüstete man sich alsdann noch zum „Festball" in der Turnhalle. Die weite Halle erstrahlte im Hellen Glanze elektrischen Lichts. Die benachbarte Waldbauer'sche Bügeleisenfabrik hatte in zuvorkommendster Weise, wie schon bei der Einweihung der Turnhalle, die elektrische Beleuchtung ge- stellt. Für die Halle selbst genügten 3 Bogenlampen, auf dem Vorplatz waren gleichzeitig an einem Maste 2 Bogenlampen errichtet, welche tief in die Nacht hinein das schönste Licht verbreiteten. Der Ball selbst verlief wie das ganze Fest in fröhlichster Stimmung. In einzelnen Pausen sang der „Liederkranz" schöne Lieder und verdiente sich damit den Dank aller Anwesenden. Alle Festteilnehmer aber haben nur eine Stimme des Lobes über das unter der besonderen Gunst des Himmels und unter sonst glücklichen Umständen verlaufene Jubelfest der Sensenfabrik, das mit großer Umsicht und Liberalität veranstaltet, und in dem tiefgegründeten herzlichen Einvernehmen von der ganzen Einwohnerschaft mitgefeiert, einem Jeden eine dankbare Erinnerung sein und bleiben wird.
(Ein gesendet.) Am Sonntag den 19. Juli, nachmittags '/s 5 Uhr wird die städtische Knaben- kapelle von Karlsruhe mit Genehmigung der Kur- und Stadtverwaltung Herrenalb im dortigen Kurgarten ein Konzert veranstalten, auf das wir der Eigenartigkeit halber an dieser Stelle gerne aufmerksam machen wollen. Mancher, dem die Sache fremd, wird wohl fragen „Was ist eine Knabenkapelle? Was will eine Knabenkapelle? Kann eine Knabenkapelle solche Leistungen aufweisen, daß sie beanspruchen darf, öffentliche Konzerte zu geben?" Ueber diese Fragen wollen nachstehende Zeilen einige Auskunft erteilen. Die Knabenkapelle der badischen Residenz bildet eine Nebenanstalt des dortigen städtischen Volksschulwesens. Sie bezweckt, musikalisch veranlagten, braven und fleißigen Knaben der städtischen Volksschule Gelegenheit zur Ausbildung auf Blasund Schlaginstrumenten zu bieten und die Befähigsten im Zusammenspiel zu üben. Neben diesem unter- richtlichen Zwecke verfolgt sie aber noch den Gedanken, auch der Schule und Gemeinde zu dienen, indem sie bei Schulfeierlichkeiten, patriotischen Schulfesten und in öffentlichen Konzerten auftritt. Auf Ostern d. I. zählte die Kapelle im ganzen 139 Zöglinge, die Konzertklasse allein 91; 5 Lehrer waren mit deren Unterweisung beschäftigt. Die Zöglinge stehen im Alter von 13 bis 20 Jahren; die Mehrzahl gehört dem schulpflichtigen Alter au, doch bleiben in der Regel auch nach der Schulentlassung noch viele der Kapelle treu, — im letzten Jahre 21 — so daß stets ein tüchtiger Stamm vorhanden ist. Im verflossenen Jahre trat die Kapelle in Karlsruhe im ganzen 12 mal auf. In militärisch strammer Haltung marschiert sie da in ihrer kleidsamen Uniform mit klingendem Spiele jeweils zu ihren Sonntag-Morgenkonzerten im Karlsruher Stadtgarten. Ihre Wohltätigkeitskonzerte zu Gunsten der Ferienkolonien armer und kränklicher Schulkinder haben in den letzten Jahren großen Beifall gefunden und sich stets eines zahlreichen Besuches erfreuen dürfen. Besonders rühmend gedenkt der unlängst erschienene 26. Jahresbericht des Volksschulrektorats ihrer Mitwirkung bei dem Festakte der städtischen Volksschule zu Ehren des goldenen Regierungsjubiläums des Landesherrn, wobei sie durch die exakte Ausführung des musikalischen Teils aner- kennenswerte Proben ihrer Leistungsfähigkeit ablegte.
Indem wir auf das untenstehende Programm des Konzerts vom 19. Juli verweisen, hoffen wir, daß es der Karlsruher Knabenkapelle auch in Herrenalb gelingen werde, sich zu ihren vielen alten Freunden und Gönnern zahlreiche neue hinzu zu erwerben. Der Eintrittspreis ist sehr mäßig gehalten — 30 —
damit es allen Besuchern des lieblichen Herrenalbs, welche sich für die Sache interessieren, am Sonntag den 19. Juli ermöglicht ist, dem Konzert der jungen Karlsruher Musikerschar beizuwohnen. Programm:
1) Choral: „Ich bete an die Macht der Liebe."
2) Marsch: „Unter Preußischer Fahne", Massenbach.
3) Potpourri: „Erinnerung an die Schulzeit", Käser.
4) Ländler: „Grotzmütterchen", Langer. 5) Gavotte: „Erster Gruß", Schubert. 6) Konzertpolka: „Hand in Hand", Curth. 7) Mazurka: „Odaliska", Strauß. 8) Marsch: „Vorm Regiment", Rezck.
* Feldrennach. Viehmarkt am 14. d. M. Zufuhr: 192 Kühe und Kalbinnen, 88 Ochsen und Stiere, 99 Räuplen, 21 Kälber, zusammen 400 Stück. Handel äußerst lebhaft bei hohen Preisen.
Ver misch tes.
Ein Spiritus-Motorboot für die Kaiserjacht Hohenzollern. Dem Kaiser wurde bei seiner Anwesenheit in Kiel ein Motorboot übergeben, das als Beiboot für die „Hohenzollern" bestimmt ist und dessen Anschaffung für die gesamte deutsche Marine die Einführung eines neuen Systems bedeutet. Bisher waren nur Dampfmotore auf den Beibooten der Marine gestattet. Spiritus-, Petroleum- oder Benzin- motore durften nicht gebraucht werden. Dieses Verbot bestand übrigens für die Kriegsflotte aller Staaten, bis Rußland vor zwei Jahren das Prinzip durchbrach. Gelegentlich der Flottenrevue in Reval führte der Zar dem Kaiser Wilhelm ein derartiges Beiboot vor. Das Fahrzeug interessierte den Kaiser um so mehr, als er hörte, daß es zwar von einem russischen Techniker, dem Ingenieur Boris Loutzky, aber auf der Howaldt-Werft in Kiel erbaut worden sei. So bestellte der Kaiser gleich drei solcher Boote: eines, wie schon erwähnt, für seine Dacht „Hohenzollern". eines für die Kaiserin als Beiboot zu der Dacht „Iduna" und eines für den Staatssekretär des Reichs- marineamts von Tirpitz. Mit Beginn der Kaiserwoche werden diese drei Fahrzeuge in Aktion treten. Das Beibot der „Iduna" hat einen Motor von sechs Pferdekräften, während jedes der beiden anderen Fahrzeuge 12 Pferdekräfte entwickelt. Ihre Ge- schwindigseit beträgt acht Knoten die Stunde. Herr Loutzky, der auch auf dem Gebiete des Automobilbaues einen guten Namen hat, ist vom Zaren mit dem Stanislaus-Orden als Anerkennung für die Verdienste dekoriert worden, die er sich mit seinen ausschließlich in Deutschland hergestellten Arbeiten um die russische Marine erworben hat — eine Auszeichnung, die somit auch unserer Industrie zuteil geworden ist.
Hamburg, 10. Juli. Dem „Berl. Lokalanz." wird folgender Vorfall gemeldet, der Aehnlichkeit hat mit dem jüngst aus Ludwigshafen a. Rh. berichteten: In der Altonaer Leichenhalle war gestern nachmittag mit ärztlichem Totenschein ein 14jähriges Mädchen namens Warncke eingeliefert. Heute mittag wurde Wimmern aus dem Sarg vernommen. Er wurde schleunigst geöffnet und das Kind lebend herausgenommen. Zwei Stunden später erfolgte der Tod wirklich.
(Immer höflich.) Der Lederer-Seppl fängt eine Rauferei an. Es entsteht ein Höllenspektakel und ein fürchterliches Durcheinander. Da taucht mitten in dem Trubel der schmächtige, dünnstimmige Dorfpolizist auf, der sich auf den Seppl zu durcharbeitet und dabei immer ruft: „Ich bitt' um's Wort: Sie sind verhaftet!"
Entwicklungs-Rätsel.
Aus dem Herzog soll ein Kaiser entwickelt werden; die Zwischenstufen sind Wörter, von denen jedes durch Umwandlung von zwei Buchstaben ans dem hervorgehenden gebildet wird. Die Punkte zeigen an, welche Buchstaben zu ändern sind.
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ii ^ I 8 L «
Auflösung des Kreuzrätsels in Nr. 107.
1—2 Anna, 2—4 Nagel, 2—3 Nase, 1—4 Angel, 3—4 Segel.
Mutmaßliches Wetter am 16. und 17. Juli.
Für Donnerstag und Freitag ist bei tagsüber ziemlich warmer Temperatur zwar abwechselnd heiteres und wolkiges, in der Hauptsache aber trockenes Wetter zu erwarten.