Gescheine vorhanden sind, ist auf eine reichliche Ernte zu hoffen; namentlich Rießling- und Portugieserstöcke weisen reichlichen Behang auf. Oidium und Pero- nospora wurde noch nirgends konstatiert, hingegen trifft man den Heuwurm an. Von der oberen Haardt, 5. Juli. Der Heuwurm tritt nur ganz vereinzelt auf; pflanzliche Schädlinge wurden noch nicht bemerkt, doch wird fleißig geschwefelt. Der Handel verzeichnet kleinere Abschlüsse zu den bis­herigen Preisen.

In Paris steht der Sensationsprozeß gegen das berüchtigte Schwindlerehepaar Humbert bevor; es heißt, der Advokat Ferdinand Labori werde die Ver- teidigung Humberts definitiv übernehmen.

Zu Aeußerungen des englischen Premierministers Balfour über die Bestimmung der Kriegsflotten bemerkt dieNordd. Allg, Ztg.": Es darf wohl angenommen werden, daß die vom leitenden Staats­manne Großbritanniens ausgesprochene Meinung, nur die englische Flotte diene defensiven Zwecken, während die übrigen Flotten der Welt nicht beanspruchen könnten, als defensive Kriegsinstrumente zu gelten, außerhalb Englands schwerlich Zustimmung finden wird. Um naheliegende Zeugnisse aus der jüngsten Zeit anzuführen, sei nur auf die wiederholten Erklär­ungen des Präsidenten Roosevelt hingewiesen, daß eine starke amerikanische Kriegsflotte die beste Friedens­bürgschaft bilden würde. Aehnliche Kundgebungen sind schon früher bei verschiedenen Anlässen von den Regierungen anderer Mächte ausgegangen.

Württemberg.

Stuttgart, 10. Juli. Die Kammer der Abgeordneten genehmigte heute zunächst die Summe von 136 000 ^ für die Erbauung einer Irrenanstalt für Strafgefangene auf dem Hohen- asperg, nachdem dem Regierungstisch überzeugend nachgewiesen war, daß geisteskranke Strafgefangene unmöglich in Staatsirrenanstalten untergebracht werden können. Sodann wurden für einen Anbau an die staatliche Präparandenanstalt in Nürtingen 200000 bewilligt. Ein besonderer Neubau hätte 270000 -/A gekostet; doch ließ die Regierung selbst diese Forderung fallen, und der Abg. Gabler mit einigen seiner volksparteilichen Freunde, der übrigens bei der Abstimmung auch von einigen Prälaten und Rittern unterstützt wurde, suchte vergeblich die Be­willigung von 270 000 -Ki zu einem Neubau durch- zusetzen. Eine Bitte der Beamten in Friedrichs­hafen um Einteilung dieser Stadt in die zweite Wohnungs-Servis-Klasse wurde der Regierung zur Kenntnisnahme überwiesen. Die nächste Sitzung findet morgen vormittag 9 Uhr statt.

Stuttgart, 10 Juli. Die Kammer der Standesherren beschäftigte sich heute nachmitttag in einstündiger Sitzung mit der Beratung des Haupt­finanzetats und stimmte bei Kap. 19 a dem Beschluß der zweiten Kammer betr. die Berkehrsableitung von den württembergischen Bahnen seitens der Nachbar­staaten zu, lehnte aber den Beitritt zu dem Beschluß betr. die Einführung des 2 ^-Tarifs und der Kilo- meterhefte im Personenverkehr ab. Minister von Soden protestierte hiebei gegen die Begründung der

Verkehrsableitungen mit der Unzulänglichkeit und mangelhafte Leistungsfähigkeit unserer Bahnen, wie sie von nichtwürttembergischen Blättern versucht worden sei. Die Kammer erledigte sodann noch eine Reihe weiterer Kapitel nach den Beschlüssen des anderen Hauses. Weiterberatung morgen.

Gleichzeitig mit dem Inkrafttreten der Kranken­kassennovelle am 1. Januar 1904 streben die Aerzte eine Neuregelung der Zahlungsverhältnisse an. Um diese event. auch im Kampf mit den Kassen durchzuführen, wird gegenwärtig eifrig an der Organi­sation der Aerzte gearbeitet. Für Württemberg hat der Eßlinger Delegiertenverband die Führung über­nommen, der die Gesamtheit der freien ärztlichen Bereinigung Württembergs umfaßt und die Durch­führung der freien Aerztewahl und die Wahrung aller sonstigen wirtschaftlichen Interessen bezweckt. Ihm gehören bis jetzt folgende Vereine an: Biberach, Cannstatt, Eßlingen, Filderärzte, Freudenstadt, Gmünd, Göppingen, Heilbronn, Mengen-Saulgau, Nagold, Reutlingen-Pfullingen, Schorndorf, Stuttgart, Tett- nang, Ülm. Zur Entscheidung etwaiger Streitfälle zwischen Aerzten und Krankenkassen sollen gemischte Kommissionen errichtet werden und zwar sowohl ört­liche als auch eine Landeskommisston.

Unteressendorf, 10. Juli. Der Landtags­abgeordnete Beutel ist heute früh 6 Uhr nach längerer Krankheit im Alter von 73 Jahren gestorben. Er war Mitglied der Zentrumsfraktion.

Gingen a. Br., 4. Juli. Ein interessanter Neu­bau geht hier seiner Vollendung entgegen, ein großes Fabrik- und Magazingebäude der Steiff'schen Filz­spielwarenfabrik, das ganz in Glas und Eisen aus­geführt wurde. Die hiesige Orgelfabrik der Gebr. Link ist zur Zeit neben anderen Lieferungen mit dem Bau ihres 400. neuen Werkes beschäftigt, einer Präch­tigen Orgel mit 34 Registern für Ludwigshafen a. Rh.

Slus StaSI» Bezirk unS Umgebung.

Neuenbürg, 11. Juli. Die Firma Haueisen u. Sohn, Sensenfabrik hier, feiert heute das 100jährige Bestehen ihres Geschäfts. Im Hinblick auf die Bedeutung des Geschäfts für den Bezirk Neuenbürg und besonders für die hiesige Stadt und ferner im Hinblick auf die mustergiltige Fürsorge der jeweiligen Fabrikbesitzer für ihre Angestellten und ihre Arbeiter haben die bürgerlichen Kollegien in ihrer Sitzung vom 6. ds. Mts. einmütig beschlossen, dem dermaligen Chef des Hauses, Hrn. Kommerzien­rat Ferdinand Schmidt das Ehrenbürgerrecht der hiesigen Stadt zu verleihen. Die Urkunde darüber wurde heute vormittag 10 Uhr durch eine aus je 3 Mitgliedern des Gemeinderats und des Bürgeraus­schusses bestehende Abordnung dem Hrn. Kommerzien­rat Schmidt in feierlicher Weise überreicht.

Birken seid, 10. Juli. Am Sonntag den 12. Juli begeht der hiesige Turnverein das Fest seines 25jährigen Bestehens, verbunden mit Einzelwett­turnen, wozu Freunde und Gönner freundlichst ein­geladen sind. Das Fest verspricht ein größeres zu

werden. Zahlreiche Vereine haben ihr Erscheinen zngesagt.

Calw, 8. Juli. Der heute abgehaltene Vieh­markt war ziemlich stark befahren. Zugeführt waren 351 Stück Rindvieh, wovon ca. 200 Stück verkauft wurden. Die Eigner fetter Ochsen fanden die Gebote niedrig, während das übrige Vieh zu Preisen des letzten Markts bezahlt wurde. Auf den Schweinemarkt waren zugebracht 53 Körbe Milchschweine und 84 Stück Läufer. Elftere lösten 15 bis 25 letztere 36 bis 70 -/ti Pro Paar. Die Zufuhr von Pferden betrug 26 Stück.

Altenstetg, 6. Juli. Die hiesige Stadtgemeinde erlöste beim Stammholzverkauf am letzten Freitag 128,9 o/g des Revierpreises. Die Submisstonsangebote auf die einzelnen Lose schwankten zwischen 125134"/».

Vermischlcs.

Die 12 Jahre alte Tochter deS Bergmanns Meir in Peissenberg bei Augsburg, wurde vor 4 Tagen beim Erdbeersuchen im Walde von einer Kreuzotter gebissen und ist heute gestorben. Aerztliche Hilfe, welche man erst nach 4 Stunden haben konnte, war zu spät gekommen.

(Blühende Telegraphenstangen.) Dem Bureau Reuter wird aus Mengo geschrieben, daß in den letzten sechs Monaten der Ausbau des telegraphischen Systems in Uganda große Fortschritte gemacht hat. Der Telegraph arbeitet bis nach Butiaba am Ufer deS Albert Njansa. Es sind jetzt 1034 Meilen dem telegraphischen Verkehr eröffnet. Man hatte ursprüng­lich die Absicht, die Linie nur als eine vorläufige zu betrachten und verwendete deshalb Stämme einer Art Feigenbaum. Diese Stämme hat man der Zeit- ersparnis wegen nicht entrindet, sie haben sämtlich Wurzel geschlagen und sind so zu lebenden Telegraphen­stangen geworden. Die Telegraphenstangen stehen augenblicklich in voller Blüte. Da der Feigenbaum ein außerordentlich zähes und langes Leben hat, glaubt man von einem nachträglichen Einsetzen eiserner Telegraphenstangen jetzt absehen zu können.

Leiste Nachrichten u. Telegramme.

Rom, 10. Juli. Der Brusthöhlenstich beim Papste wurde heute schneller vollzogen als das erste Mal. Der Papst erlitt bei der Operation keine besonderen Schmerzen und dankte nach derselben Mazzoni. Roffoni und 4 Aerzte sind mit der Prüfung der dem Papst entzogenen 1100 gr. Serumflüssigkeit beschäftigt.

Köln, 10. Juli. DieKöln. Volksztg." ver­öffentlicht durch Extrablatt folgende Nachricht aus Rom von 8.20 abends: Im Brustfell des Papstes hat sich neue Flüssigkeit angesammelt. Vier Kardinäle, die soeben im Krankenzimmer des Papstes waren, berichten, die Auflösung stehe nahe bevor.

Mutmaßliches Wetter am 12. und 13. Juli.

Von Westen her ist in Mittelskandinavien eine neue Depression von wenig unter Mittel eingetroffen und hat den Hochdruck über Nordskandinavien ausgelöst. Bei vor­herrschend nordwestlichen Winden und warmer Temperatur ist für Sonntag und Montag fast ausnahmslos trockene- und auch vorwiegend heiteres Wetter zu erwarten.

Durch den nächtlichen Wald zog schweigend die flüchtige Schar der Kürassiere. Finstern Angesichts ging der Fähnrich voran.

Dort unter der alten Linde soll das Grab des Grafen Jürgaß sein, in dem er neben dem Leutnant von den Mansfeldischen liegt. Und dort, wie ich sagte, ist das Turmfenster, durch das sie die Kriegs­kasse raubten und mit Hilfe defsen die Pappen­heimer entkamen.

Der Graf Siebenstern atmete erleichtert auf, als die Mansfeldischen Herren des Schlosses waren, aber seine gute Stimmung schwand plötzlich, als er unten im Hofe unter dem siegreichen Haufen den schwarzen Michel entdeckte, der ihn sehr unternehmend und durchaus nicht unterwürfig anblickte, mit unter­geschlagenen Armen am Torpfeiler lehnend. Und noch weniger gut wurde seine Stimmung, als der Wilddieb nachlässig sagte:Denkt an Euer Wort! Der Graf gehört mir!"

Der Körnet sprang vor:Gewiß, wir halten Wort! Aber was hilft es Dir, wenn Du den Herrn Grafen zum Tode bringst? Doch wie wär's denn, wenn auf unsere Fürsprache der Herr Graf Dich zum zweiten Jäger und Wildheger macht? Können und wollen Sie das, Graf Siebenstern? Und was sagst Du dazu, Michel?"

Ich will's schon tun!" sagte der Graf auf­atmend,und ein Mann, ein Wort!"

Dem schwarzen Michel liefen plötzlich zwei dicke Tränen in den Bart:Herr Gott!" rief er,und

ich soll ehrlich werden und in Ehren mein Brot essen im Wald?"

Der Körnet winkte dem Standartenträger:Komm her und schwenke Dein Fahnentuch dreimal über ihm dann ist er ehrlich."

Der schwarze Michel wankte wie ein Trunkener heran und sank vor dem Grafen aufs Knie. Im Scheine der lodernden Fackeln standen sie alle im Kreise um ihn.

Der Körnet zog sein Schwert:Im Namen unsers gnädigen Grafen, dem Gott Sieg verleihe!"

Ueber dem Knieenden rauschte die Standarte im Bogen.

Im Namen des Grafen Siebenstern!"

Wieder fuhr sie durch die Luft.

Im Namen aller ehrlichen Kriegsleute sei eh rlich!"

Tief senkte sich die Standarte auf ihn herab und verhüllte sein Gesicht.

So wahr mir Gott helfe!" sagte der schwarze Michel erschüttert und schluchzend und küßte dem Grafen die Hand,ich will dem gnädigen Grafen dienen bis in den Tod!"

So hatte der arge Krieg doch einen glücklich gemacht. Und sie haben beide Wort gehalten, der Graf und Michel. Aber der Michel hatte es besser als der Graf in den kommenden schweren Jahren. Ueber die Kleinen geht der Sturm leichter hin als über die Großen. Der Graf wurde einige Jahre später durch Graf Merodes Truppen erschlagen und

die Burg verbrannt. Sie waren nicht alle so ritter­liche Feinde wie der Graf Jürgaß.

Der Alts schwieg. Die Sonne war unterge­gangen. Am Himmel stand noch ein blutroter Streifen und die Sichel des Mondes glänzte klar. Es war still, ganz still auf Erden.

Ich drückte dem wackern Alten die Hand. Wir stiegen zu Tal. Als wir unter der Linde im Burg­höfe dahingingen, fuhr rauschend und raunend em Hauch des Abendwindes durch sie hin. Mir war's, als hörte ich heraus:Drauf und dran!" Und dann ein klagendes, flüsterndes:Es war einmal!" Zwei Klänge aus harter Zeit.

(Merkwürdig.) A:Warum so tiefsinnig, Profefforchen?" Professor:Ach, es geht mir seit einigen Tagen eine Sache im Kopf herum, die mir höllisch in die Beine gefahren ist und die mein Magen gar nicht verdauen will."

1 2 3 4

Kreuzrätsel.

1 2 ein Mädchenname.

2 4 ein Befestigungsmittel.

2 3 Gesichtsteil.

14 ein Fanggerät.

3 4 Teil des Schiffes.

Auflösung des Umstellrätsels in Nr. 105. Ostindien.

Richtig gelöst von Rosine Jörger, Neuenbürg; Gotthils Klink, Waldrennach.