ihm mit einem Rasiermesser den Hals ab. Ehe die aus das Geschrei herbeigeeilte Gattin es verhüten konnte, hatte Schmidt auch sich einen Schnitt am Halse beigebracht und war nach wenigen Minuten eine Leiche. Schmidt war von ruhigem Charakter und bei seinen Vorgesetzten und Kollegen sehr beliebt und geachtet. In der letzten Zeit hatte man Spuren von Ties sinn an ihm bemerkt, so daß allgemein angenommen wird, daß der Unglückliche die schauerliche That in einem Anfalle von Geistesgestörtheit verübt hat.
Aus Franken, 28. Febr. Vorgestern nachmittag brannte in Stadtsteinach in Oberfranken innerhalb weniger Stunden die Kirche total nieder. Der Brand soll durch zündelnde Kinder entstanden sein.
Lindau (Bodensee), 1. März. Die Prinzessin Luise von Toscana ist heute abend hier eingetroffen. Sie wurde von ihrer Mutter, der Herzogin von Toscana, empfangen und hat in der Villa, welche dem Erzherzog Ferdinand gehört, Wohnung genommen. In der Begleitung der Prinzessin befand sich der Schwiegersohn des Advokaten Lachenal, Advokat Marc Peten.
London, 28. Februar. Während des gestrigen Unwetters wurde ein aus acht Wagen bestehender Zug beim Passieren des Viaduktes über den Levenfluß in der Nähe von Ulverston vom Sturme umgeworfen. 32*Personen trugen Verletzungen davon, 4 werden vernicht, sie sind vermutlich in den Fluß geschleudert worden.
Halifax (Neuschottland), 28. Februar. Heute abend brach ein Brand aus, der die ganze Stadt bedrohte. Eine Fabrikanlage und 12 Gebäude sind zerstört. Der Schaden wird auf 5 Millionen Mark geschätzt.
New-Aork, 26. Febr. In Cincinatti hat ein Mann namens Alfred Knapp, der 8mal verheiratet war, gestanden, daß er jede seiner Frauen ermordet habe.
Württemberg.
Stuttgart, 1. März. Aus Anlaß des 25jühr. Papstjubiläums Leos XIII. veranstalteten die Katholiken Stuttgarts heute abend im großen Saal der Liederhalle ein Fest, an dem sich Herzog Robert von Württemberg, der Minister des Innern v. Pischek, viele Geistliche und eine etwa 3000 Köpfe zählende Zuhörerschaft beteiligten. Die Feier, deren überschießender Erlös zu wohlthätigen Zwecken bestimmt ist, nahm einen schönen Verlauf und erntete allgemein den reichsten, aber auch wohlverdienten Beifall.
Stuttgart. Am 25. März wird der bekannte Professor Dr. Delitzsch von Berlin im Verein für Handelsgeographie einen Bortrag mit Lichtbildern halten; als Thema hat er sich dafür „Im Land des einstigen Paradieses" gewählt.
Stuttgart. In der König Karl-Halle des Landesgewerbemuseums ivurde die Ausstellung der neuen Reformfraueutracht eröffnet. Die Ausstellung ist sehr gut beschickt. Stuttgart ist durch zehn Firmen vertreten; ferner haben ausgestellt Firmen in Cannstatt, Giengen, Heidenheim, Karlsruhe, Darmstadt, München, Berlin, Weimar, Bremen, Dresden und Kiel. Vertreten sind weiterhin der Schwäbische Frauenverein, die Frauenarbeitsschulen von Heilbronn,
Hornkrücke in der Hand, sich scheinbar recht harmlos an die Seite des Predigers stellte und während er that, als betrachte er die Goldsachen im Schaufenster, den Herrn dabei scharf fixierte. Nach einigen Minuten verließ mein Herr Pfarrer das Schaufenster und schritt das Trottoir entlang; einige Schritte dahinter folgte ihm der Jägersmann, stillvergnügt ein Liedchen summend.
An der Ecke der König-- und Spandauerstraße, unmittelbar bei der Droschkenstation, schob plötzlich der Jäger seinen Arm unter den des Pfarrers und diesen so zur nächsten Drösche hin.
„Steigen Sie gütigst ein," sagte der Forstmann äußerst freundlich, fest in das erbleichende Gesicht des Landgeistlichen blickend, während seine freie Hand mechanisch den Wagenschlag öffnete. Aber nur einige Sekunden hatte die Ueberraschung bei dem „würdigen Herrn" gewährt, mit einem Ruck hatte er seinen Arm losgerissen und machte einen mächtigen Satz zur Flucht. Plötzlich blieb er jedoch wie vom Blitz getroffen stehen, dann taumelte er rückwärts zu dem Jäger hin, der nicht einen Schritt ihm gefolgt war, nur die Gemshornkrücke seines Stockes hatte sich um den Hals des „Pfarrers" gelegt und diesen gezwungen, zu der Droschke und dem Besitzer des Stockes zurückzukehren, dessen Finger sich jetzt eilig in den Nacken des Geistlichen hinter das tadellos weiße Halstuch schoben, so daß das Gesicht desselben dunkelrot wurde.
„Sie werden nicht klug, Sie machen immer wieder Dummheiten und unnützes Aufsehen Feilner," sagte
Ludwigsburg und Reutlingen. Im ganzen sind es 40 Aussteller. Aus der Menge der Kostüme fallen einige durch Geschmack und Schönheit auf, andere bekunden mehr den guten Willen der Aussteller. Die Ausstellung wird bis Ende März dauern; ein Teil der ausgestellten Kleider wird dann für eine Wanderausstellung in Frankfurt und Mannheim verwendet werden.
Der Stuttgarter Lehrergesangverein wird Ende Juni eine Sängerfahrt zum Besuch des Straßburger Lehrergesangvereins unternehmen. Am ersten Tage wird in Straßburg ein Wohlthätigkeits- konzert veranstaltet werden; Tags darauf sind Ausflüge in die Vogesen geplant.
Zuffenhausen, 27. Febr. Die Einweihung der hiesigen neuen evangelischen Kirche findet am Sonntag den 8. März statt. Ihre Majestäten der König und die Königin werden die Einweihungsfcier durch ihr persönliches Erscheinen zu einer besonders glanzvollen gestalten.
In Weingarten beging das 6. württembergische Infanterieregiment Nr. 124 das Jubiläum seines hundertjährigen Bestehens durch Festlichkeiten, an denen auch der kommandierende General teilnahm.
In Friedrichshafen machte man eine merkwürdige Beobachtung. Nach einem kurzen Regen nahm man auf allen schwarzen Kleidern oder dunklen Gegenständen, auf Hüten u. s. w. statt der Regentropfen weiß-gelbliche Pünktchen wahr, die ohne Zweifel von in der Lust schwebendem Vulkan staub herrühren durften. Auch die Tische und Bänke der auf dem See befindlichen Dampfschiffe waren mit gelbem, erdigem Niederschlag bedeckt.
Slus Staöt» Bezirk unS Umgebung.
(:) Dobel, 27. Februar. Das Geburtsfest Sr. Majestät des Königs wurde hier in würdiger und schöner Weise gefeiert. Vormittags 10 Uhr begab sich ein stattlicher Feftzug (bürgerl. Kollegien, Forstpersonal. Veteranen- unv Militärverein mit Fahne) zum Festgottesdienst. Nach demselben gings zum Frühschoppen ins „Waldhorn". Abends 7 Uhr fand sodann im Hotel z. „Sonne" ein Festessen mit 22 Gedecken statt, das dem Hotelier alle Ehre machte. Liederkranz und Militärverein gesellten sich von 8 Uhr ab zu den am Essen teilnehmenden Festgästen. Herr Forstamtmann Lang hielt die Festrede, die, von patriotischem Geist durchweht, unfern in Ehrfurcht geliebten König als treuen Landesvater pries. In den Königstoast stimmten die von dieser meisterhaften Rede ergriffenen Zuhörer kräftig ein. Patriotische Lieder vom Gesangverein vorgetragen und gemeinsam gesungene Volkslieder belebten die schöne Feier.
* Wildbad, 27. Febr. Wie anderwärts, so wurde auch hier das Geburtsfest Sr. Majestät des Königs unter warmer Anteilnahme der Einwohnerschaft in würdiger Weise begangen. Um 8 Uhr verkündeten Böllerschüsse die Bedeutung des Tages. Die öffentlichen sowie auch viele Privatgebäude waren beflaggt. An dem Kirchgang beteiligte sich außer den Beamten der Militärverein „Königin Charlotte" in corpore. Bei dem Festmahl im Hotel Bellevue,
der Forstmann sehr ruhig in leicht tadelndem Tone, den Festgehaltenen in die Droschke schaffend und neben ihm Platz nehmend, „aber noch eine Miene zur Flucht und ich lege Ihnen hier auf der Straße Handschellen an. Kutscher, nach dem Polizei-Präsidium!" befahl er, sich im Wagen zurücklehnend; sein Arm legte sich auf die Polster der Rückwand, und da sich seine Finger noch immer hinter dem Halstuch Feilners befanden, so war dieser gezwungen, sich ebenfalls der Polster der Rückwand als Lehne zu bedienen. Wer beide so in dem Wagen sah, der konnte nur glauben, daß es alte Bekannte wären, die wohl schweigsam, aber in bestem Einvernehmen dahinfuhren.
Ich eilte durch die Poststraße dem Verhafteten nach; ich wußte, als ich den Namen „Feilner" gehört, daß ich auf richtiger Fährte sei. Zwar hatte > ich den Burschen nie gesehen, aber mir war Wohl bekannt, daß derselbe wegen Verausgabung falschen Papiergeldes in wiederholtem Rückfalle zu einer langjährigen Zuchthausstrafe verurteilt worden und vor etwa einem halben Jahre aus der Strafanstalt in N. entsprungen war. Seitdem wurde er eifrig gesucht.
Als ich mich in der Nähe der Nikolai-Kirche befand, überkam es mich wie freudiger Schreck. Vor mir fuhr langsam und unbesetzt die Droschke 2007; einige Augenblicke später hatte ich dieselbe eingeholt.
„Kutscher, geben Sie mir eine Marke und warten Sie hier; ich habe noch in der Nähe zu thun, ich komme gleich zurück —"
In kürzester Zeit hatte ich den Hof des Präsi-
das etwa 90 Teilnehmer zählte, brachte Hr. Stadtschultheiß Bätzner den Königstoast aus, während Hr. Stadtpfarrer Auch der Königin gedachte. Das auf den Abend festgesetzte Bankett erfreute sich eines außerordentlich zahlreichen Besuchs und nahm unter Sang, Spiel und Tanz einen sehr gemütlichen Verlauf. Erst mit Tagesgrauen verließen die letzten Gäste die Stätte der Festlichkeit.
Wildbad, 28. Febr. Heute ging das Anwesen des Hrn. Oberamtsarztes Dr. Teufel durch Kauf an Hrn. Geh. Hofrat Dr. Weizsäcker hier über. Der Kaufpreis beträgt 38 000
" Wildbad. 2. März In öffentlicher Versammlung sprach gestern abend Hr. Ehrler vom Handelsvertragsverein aus Stuttgart über das Thema: „Was bringen uns dre Zölle?" und wies deren nachteilige Wirkung speziell sür den Bezirk Neuenbürg nach. Der Redner fand mit seinen Ausführungen die einmütige Zustimmung der Versammlung.
Spielberg, 28. Febr. Von einem schweren Unfall wurde gestern Frau Christine Kienzle betroffen. Die bedauernswerte Frau brachte die Hand in die Futterschneidmaschine und eö wurde ihr die Hand vollständig abgcschnitten. Die so schwer Verunglückte wurde in das Spital in Altensteig ausgenommen.
Neuenbürg. (Zur Berufswahl.) Ostern rückt immer näher. Ist Weihnachten ein ideales Familienfest, so tritt Ostern mit der Nüchternheit des Praktischen Lebens an die Menschen und besonders an viele Familien heran. Es schafft hier manche wesentliche Veränderungen. Am meisten gilt das von dem Knaben, der Ostern die Schule und somit gewöhnlich auch die Familie und das Haus verläßt, um niemals wieder in einen so nahen und traulichen Verkehr mit seinen Lieben zurückzukehren. Allein das Wichtige dabei ist der Ernst der Sache. Es handelt sich um die Lebensfrage. Er hat seinen Beruf verfehlt! heißt nicht anders, als, er hat sein Leben verfehlt. Den richtigen Beruf zu finden, ist schwer, da viele und verschiedene Faktoren auf die Wahl einwirken. Wörtlich ist „Beruf" das, wozu der Mensch berufen ist. Ja, wer beruft? Der Knabe, die Mutter, der Vater, die Paten und Verwandten sprechen auch ein Wort hinein, und dann ist natürlich der Wirrwarr fertig. Jeder hat eine Lieblings-Idee, und jeder glaubt weise zu reden und zu raten. Allein die vielen guten Meinungen rufen eben die Qual der Wahl herbei. Das Natürlichste ist, die Neigung des Knaben entscheidet. Doch dieses ist nur gut, wenn sich gleich eine ausgesprochene Neigung zeigt. Biele Knaben wissen selbst nicht, was sie werden möchten. Manche sagen: „Ich will Förster werden!" Ja, das Leben im Walde spricht jeden Jungen an. Andere wollen gern fahren. Das sind eben noch kindliche Neigungen. Hier müssen der Ernst und der Verstand der Eltern nachhelfen. Ein wesentlicher Punkt ist die Aussicht auf die Rentabilität eines Berufszweiges. Doch in unserer schnellen Dampfzelt verändern oft wenige Jahre die geschäftlichen Verhältnisse vollständig und machen die Wogen des Erwerbslebens schnell auf- und niedergehend. Nur vor zwei Fehlern muß man sich hüten. Erstens zwinge man den Knaben nicht etwa zu einer Lebens- Beschäftigung, zu der er keine Neigung und keine
diums erreicht; Feilner wurde soeben unter sicherem Geleit hineingeführt, während der Kriminalschutzmann Schwarz, der ihn abgefaßt, noch mit einem Kollegen plauderte.
Ich winkte Schwarz zu mir.
„Hören Sie, lieber Schwarz, Sie haben den Feilner aufgegriffen, ich habe mich wirklich gefreut, mit welcher Sicherheit und Ruhe Sie dabei verfuhren," sagte ich.
„Haben Sie es gesehen, Herr Kommissar?" fragte Schwarz, sehr vergnügt mich ansehend.
„Gewiß, und ich werde an geeigneter Stelle darüber berichten," gab ich zurück. „Nun, lieber Freund, werde ich Ihnen betreffs des Feilner Instruktion geben, die genau zu beachten ist. Sie visitieren den Verhafteten sorgsam und liefern ihn nicht i als entsprungenen Sträfling ins Gefängnis ab, sondern lassen ihn ruhig in seiner Kleidung unter Ihrer Aufsicht im Wartezimmer, bis ich zurückkomme, ganz gleich, wie spät es wird."
„Hat wohl wieder was ausgefressen?" fragte Schwarz.
„Ich glaube, und es ist möglich, daß ich ihn rekognoszieren lasse. Sollte dem „Herrn Prediger" diese Anordnung auffallen, was sehr leicht möglich ist, — er ist ja durch die Praxis mit der bestehenden Ordnung genau vertraut, so sagen Sie ihm sehr freundlich, daß der betreffende Beamte nicht auf seinem Büreau wäre. Ich möchte ihn überraschen; er darf nicht wissen, daß ich auf seiner Fährte bin."
„Sehr wohl, Herr Kommissar."
(Fortsetzung folgt.)