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Der Enzthäler.

Anzeiger für das Einthal nnd Umgebung.

Amtsblatt für den Oberamtsbezirk Neuen

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1.

Neuenbürg, Donnerstag den 1. Januar 1903.

61. Jahrgang.

An unsere Teser!

DerEnzthäler" feiert heute sein diamantenes Jubiläum er ist 60 Jahre alt geword^^Sr 10 Jahren hat er zur Feier seines goldenen Jubiläums in einer besonderen SchriftFünfzig Jahre, Tagebnchblätter des Enzthülers", einen Rückblick aus die Erlebnisse dieses Blattes geworfen und in großen Umrissen die Geschicke der Bewohner unseres Bezirks, der württembergischen Heimat, des deutschen Vaterlandes und auch der fremden Völker aufgezählt. Heute dürfen wir uns damit begnügen, allen unseren Lesern, Inserenten und Mitarbeitern unseren herzlichsten Dank für das auch in den letzten 10 Jahren uns erwiesene Wohlwollen und Vertrauen zu sagen und ihnen unsere innigsten Glück- und Segenswünsche nicht nur zum neuen Jahr, sondern gleich für viele folgende Jahre darzubringen.

Trotz seiner 60 Jahre ist derEnzthäler" nicht alt geworden, sondern wie aus der vorliegenden Nummer zu ersehen, noch immer im Wachsen begriffen. Das äußere Kleid zeigt insofern einen anderen Zuschnitt, als gleich den meisten anderen Blättern der Annoncenteil den letzten, statt wie bisher den ersten, Abschnitt bildet. Das vergrößerte Format gestattet uns, den Tagesereignissen wie dem erzählenden Inhalt erweiterte und vermehrte Aufmerksamkeit zu schenken. Indem wir uns auch fernerhin bemühen werden, allen unseren Lesern ein stets willkommener Hausfreund zu bleiben, bitten wir auch die kommenden Jahrzehnte um gütige Erhaltung des Wohlwollens aller unserer Freunde.

Neuenbürg, 1. Januar 1903. Redaktion und Verlag des Lnzthälers.

Nach HO Jahren!

Ans sechzig Jahre scharen wir heut' zurück.

Mehr als ein kalb Jahrhundert ist vergangen.

Nnd mit der Zeit ist mutig Stück für Stück Der Enzthäler" den Weg einher gegangen.

Heut' grüßt er Luch, ein froher Jubilar,

In alter Freundschaft, Rüstigkeit und Treue, wer seiner Mitwelt lebte sechszig Jahr',

Verdient cs, daß er sich der Jahre freue!

Und Gruß und Handschlag unsre in Leserkreis, Der treu jahraus, jahrein zu uns gehalten,

Ihm schulden wir des vollsten Dankes Preis,

Daß gern er liest in unsres Blattes Spalten.

Der Enzthäler", wenn heut' er um sich schaut, Wie Freude strahlt'? ans jeglichem Gesichte,

So wird es ihm erst deutlich nnd vertrant,

Daß KO Jahr' ein Stück der Weltgeschichte!

Und seitDer Enzthäler" znm letzten Mal Als Jubilar geschrieben und gesprochen,

Da ist mit seinem gold'nen Sonnenstrahl Ein neu' Jahrhundert für uns angebrochen.

Zehn Jahr' sind's her, daß er im Feicrkleid Der fünfzig Jahre könnt' vor Euch erscheinen. Zehn Jahr' sind eine große Spanne Zeit:

Viel Glück und Leid kann sich darin vereinen.

Neujahr.

Viel Glück zum neuen Jahre! so möchten wir alle heute dem deutschen Volke wünschen. Aber worin besteht das Glück, das wir ihm wünschen? Frieden nach außen und innen, die Hebung der wirtschaft­lichen Lage, Ehre und Ansehen im Rate der Völker, gewiß das sind die Grundlagen des Glückes, die wir unserm Vaterlande wünschen und von dem Geber aller guten und vollkommenen Gabe erbitten. Aber mehr noch braucht unser Volk, denn es unter­liegt keinem Zweifel, daß es in diesem Jahre ernsten Kämpfen entgegengeht. Die Parteien rüsten sich bereits zu den Reichstagswahlen des Sommers, die Schlagworte werden geschmiedet, die Waffen ge­schärft, die Kaffen gefüllt. Gewiß, Kampf muß sein, und Kampf bringt Leben. Aber der Kamvf darf nicht mit vergifteten Waffen geführt werden. Die letzten Wochen haben alle ernstdenkenden Pa­trioten mit Schmerz und Scham erfüllt. Aber was wir im Deutschen Reichstag zum ersten Mal seit seinem Bestehen erlebt haben, ist denn das von un- gefähr und zufällig gekommen? Oder kann etwa eine Partei sich reingewaschen und alle Schuld den andern zuwälzen? Daß sie das alle thun, und mit der größten Leidenschaft, das eben zeigt, daß der Volkskörper, oder soll ich sagen, die Volksseele krank

Gort Mars schwang lärmend oft sein blutig Schwert Und brachte manches Volk in Rot und Schande:

Die Bnren trieb er von der Veimat Herd,

Der Brite schlug in Fessel sie nnd Bande.

Des Spaniers Sonuenreich in Trümmern sank,

Die Kolonien wurden ihm entrissen,

Und mit dem Türken heiß der Grieche rang,

Der Freiheit Banne, endlich ansznhiss,n.

Europas Völker sab man stolz und kühn Ein altes wunderreich der Welt erschließen.

Gen Bsteu sah man sie nach Lhina zieh'», wo gelb die Wasser des Hoanghe fließen.

Und in der Heimat brandete die Zeit Gar oft und laut in ungestümen wogen:

Fürst Bismarck starb. Der Wahlen Kamps und Streit Kam auch zn uns, ins Enzthal, hingeslogen.

Der Enzthäler" gab überall Bericht.

Die Leser ans den: Lausenden zu halten,

Das hielt er stets für seine erste Pflicht,

Und diese Pflicht hat ständig er gehalten.

Für Recht und Wahrheit trat er immer ein Und wird's auch fürder tbnn zu allen Zeiten.

Rein muß der Weg nnd allen sichtbar sein,

Den nach wie vor er weiter will beschreiten.

ist. Ihre Krankheit aber ist die rücksichtslose Inte­ressenvertretung, die mehr oder weniger auf allen Seiten getrieben wird, über der das Wohl des Ganzen zurücktreten muß, und ist die mißtrauische und selbstgefällige Verachtung des Gegners. Man läßt ihm seinen ehrlichen Namen nicht, man traut ihm das Schlimmste zu, man bespiegelt sich und seine Gesinnungsgenossen als die alleinigen Patrioten und Volksfreunde. Daher die vergifteten Waffen, daher Haß und Verleumdung und eine immer weiter gehende gegenseitige Entfremdung. Dann allein wird das Jahr 1903 unserm Volke Glück bringen, wenn auf allen Seiten öie Umkehr stattfindet zu dem Gott, dessen Wort sagt:Nichts thut durch Zank oder eitle Ehre, sondern durch Demut achtet euch unter­einander Einer den Anderen höher als sich selbst und jeder sehe nicht auf das Seine, sondern auf das, das des Andern ist."

Znm neuen Jahre 1903.

wie im Sturme fliegt die Zeit, wellcnleicht dahingetriebeu . . .

Es verrauschen Lust und Leid,

Es verloderu Haß und Lieben In der rastlos wilden Jagd Durch die Stunden und die Tage: wieder sinkt ein Jahr in Rächt Hent' beim letzten Glockenschlage! . . .

Er bleibt d^ alte, wenn auch mit der Zeit Er weitergeht. Und wenn im Rcugewande,

Im Großformat nnd im modernen Kleid Er fürder naht im Reuend ürger Amte,

So ist's ein Zeichen nur, daß er bemüht,

In jeder Form die Leser zu gewinnen,

Und wie man es bei and'ren Blätter» sieht,

So soll'- bei ''ns auch 'strick mit , ce-ck" beainnen.

DieRundschau" hält nun großen Rat,

Gleich unter',» Kops des Blatt's wird ne marschieren, Und die Annoncen, amtlich und privat, woll'n wir fortan iu's Hintertreffen führen.

Ein großer Umzug wird's im Spaltenreich: was vorne stand, muß sich nach hinten drücken, Doch werden wir den andern Blättern gleich In Zukunft sehen dann in allen Stücken!

So schreiten wir in's siebente Jahrzehnt,

Nach außen neu, doch innerlich die Alten,

Und wie die Leser es jeher gewöhnt,

So werden wir's auch in der Zukunft halten.

Ans sechszig Jahre heute rückwärts schaut Der Enzthäler" an seinem Jubeltage,

Er hofft, daß treu der Leser stets vertraut Der Redaktion, sowie auch dem Verlage!

Uferlosem lvzean

Gleicht die Zeit in ihrem Hasten,

Und in Deines Lebens Kahn Suchst vergeblich Du zum Rasten Jenen Hafen, drin Du leicht Ankern magst nach Wind und wogen . . .

Ach, das Ziel, das Du erreicht,

Hat Dich immer noch getrogen!

Und doch schmäl' die Stunden nicht,

Die mit Frohsinn Dich erfüllten

Und die weite Ferne dicht

In der Hoffnung Nebel hüllten! . . .

Manch' ein Schiff verschlang die Flut,

Das der Sturm zn arg geschaukelt,

Das nun tief im Grunde ruht, während Deines weiter gaukelt!

wenn der Schlag der Uhr verhallt,

Ist ein neues Jahr geboren.

Käm' es auch mit Sturmgewalt,

Gieb Dein Fahrzeug nicht verloren!

Laß, Pilot, Dich auch hinfort Mutig stets am Steuer schauen,

Und als Lootseu nimm an Bord Frohen Sinns Dein Gottvcrtranen! . . .

Fülle Deinen Becher still,

Ihn dem neuen Jahr zu bringen Und ,stoß an! wenn Gott nicht will,

Kanu Dich kein Nrkau bezwingen!

Rach den Tagen trüb und rauh,

Grüßt Dich trostbereit und beiter Sonnenglanz und Himmelblau . . .

Und Dein Schifflein gleitet weiter! ... .1,. U-