934

Arbeiten regelmäßig wird bringen können. Zudem werden auch die Ansichten auswärtiger Kenner über die württembergische Produktion gehört werden. Die Schriftleitung der Mitteilungen hat der Privatdozent für Kunstgeschichte an der Technischen Hochschule Stuttgart Dr. Karl Frauk- Oberaspach übernommen. Aus dem Inhalt der letzten Hefte seien erwähnt Abhandlungen von Professor Dr. Konrad Lange, Tübingen, über die Grenzen der Naturnachahmung in der Malerei; von Dr. Edmund Renard, Düsseldorf, über das Aachener Ratssilber; von Dr. Frank-Oberaspach über die Ausstellung der Kunstschmiede- und Schlosserarbeiten im Landes - Gewerbemuseum, über Bildwebereien; Frau T. Frauberger, Düssel­dorf, über alte und neue Spitzen. Außerdem orientiert eine Chronik über Staats-, Vereins­und Privatarbeiten, die in Württemberg aus die Erhöhung des künstlerischen Verständnisses in der letzten Zeit gerichtet wurden. In Aussicht genommen sind Hefte, die sich speziell mit Keramik, Möbel- und Feinmetallindustcie befassen. Ueber Keramik hat Dr. von Falke, der Direktor des Kölner Kunstgewerbemuseums, einen Beitrag ge­liefert. Für die Möbelindustrie wird Dr. Grau!, der Direktor des Leipziger Kunstgewerbemuseums, die Uebersicht geben. Auch historische Abhand­lungen werden Platz finden. So befassen sich Aufsätze von Professor Dr. Bertold Pfeiffer mit Ludwigsburger Porzellan, von dem Japankenner Rapmond Kocchlin, Paris, mit dem Einfluß japanischer Kunst, andere mit den Sammlungen in Württemberg. Sehr sorgfältig ausgefühlte Abbildungen begleiten den Text der Mitteilungen, der, wie schon die angeführten Namen darlhun, in hohem Maße Beachtung verdient. Ansichts­exemplare stehen kostenlos zur Verfügung. Die Mitteilungen des Württembergischen Kunstgewerbe­vereins erscheinen jährlich in 46 Heften. Sie werden den Mitgliedern gratis und franko zu­gesandt. Der Mitgliedsbeitrag beträgt ^ 10., der Preis eines Einzelheftes - L 2.. Es ist vom Verein oder von den Buchhandlungen zu beziehen. Neueintretenden Mitgliedern werden die erschienenen Hefte dieses Jahrgangs, soweit der Vorrat reicht, nachgeliefert.

Ausland.

Brüssel, 3. Dez.Petit Bleu« ver­öffentlicht ein Telegramm aus New-Ä)ork. welches besagt: Man versichert, daß der Präsident Castro von Venezuela sich bereit erklärt habe, die Entschädigungssummen für Deutschland und England zu entrichten. Die hierfür notwendige Summe sei von einem Syndikat, an dessen Spitze der nordamerikanische Bankier Seligmann steht, geliefert worden.

Wie Londoner Blätter feststellen, beläuft sich die Zahl der Arbeitslosen in London auf auf über 300000, von denen etwa 30000 nicht einmal eine Schlafgelegenheit haben, sondern unter den Bogen der Themsebrücken nächtigen müssen. Die Blätter fordern die Regierung auf, diesen Zuständen nach Möglichkeit abzuhelfen.

London, 3. Dez. In der Nordsee wütete ein furchtbarer Sturm. Etwa 80 Schiffe suchten im Hafen von Shields (nordenglische Ostküste) Zuflucht.

Die Goldminen Arizonas. An sehr zahlreichen, fast über das ganze Landgebiet Arizonas verbreiteten Stellen sind Gold, Silber und Kupfer führende Gesteine von teilweise hohem Metallgehalt festgestellt worden. Von den vor einigen Jahren vielfach mit unzulänglichen Mitteln und ohne genügende Vorprüfung des Geländes in Ausbeutung genommenen Erzadern sind viele wieder aufgegeben worden und nur wenige Gruben­werke haben ihren Betrieb aufrecht erhalten. Neuerdings hat man aber mit reicheren Mitteln und auf Grund gründlicher geologischer Forschung außer manchen von den verlassenen Minen auch neue Fundstellen in Abbau genommen und gute Erfolge erzielt. Zwar weist das Jahr 1901 gegen das Vorjahr noch keine Vermehrung der Goldproduktion auf, wohl aber stellen die mit großem Kapitalaufwande in intensiven Betrieb genommenen Gruben für das laufende Jahr eine erheblich gesteigerte Goldausbeute in Aussicht.

Die Erfolge der drahtlosen Telegraphie Marconis. Wie aus London gemeldet wird, bestätigt jetzt nach Meldungen aus Sydney in Nova Scotia an der nordamerikanischen Küste der Erfinder Marconi, daß der italienische Kreuzer Carlo Alberto während seiner Fahrt über den Atlantischen Ozean fortgesetzt durch drahtlose Telegraphie mit der Station für draht Telegraphie Poldhu in Cornwall in Verbindung stand und daß das Kriegsschiff im Hafen von Sydney drahtlose Depeschen ans Poldhu erhielt. Marconi will bei Cap Cod eine mit den Stationen Glace Bay und Poldhu abgestimmte Station anlegen und dann die kanadischen Behörden zur offiziellen Probe einladen.

Vermischtes

(Ein gehobener Schatz.) Aus Düsseldorf wird geschrieben: Auf einem Gute in der Nähe von Neuß fanden polnische Arbeiter in einem alten Schuppen einen vergrabenen irdenen Topf, der mit einer beträchtlichen Summe an Gold- und Silberstücken angefüllt war. Bei den Ver­suchen, das Geld umzuwechseln, gelangte die Sache zur Kenntnis der Behörden, was vor der hiesigen Strafkammer die Verurteilung sämtlicher Beteiligten wegen Unterschlagung und Hehlerei zu mehrtägige» Gefängnisstrafe zur Folge hatte. Das Geld ist nach den angestellten Ermittelungen in den sechziger Jahren von den damaligen Guts­besitzern aus Furcht vor einem Raubanfalle vergraben worden. Der § 894 des Bürgerlichen Gesetzbuchs sieht die Auslieferung solcher Schatz­funde je zur Hälfte an den Finder und an den Eigentümer des betreffenden Grundstücks vor.

(Einer unter Tausenden.)Dem jungen Kommis dort hinten am letzten Pult können Sie sein Gehalt aufbessern um 20 bemerkte der Chef zu seinem Prokuristen und fuhr dann sort- Er ist einer unter Tausenden. Diesen Mor­gen, als ich durch den Saal ging, war er der einzige, der arbeitete, alle anderen standen an den Fenstern, um das Militär vorüberziehen zu sehen und der Musik zuzuhören." Das Herz des jungen Mannes hüpfte vor Freude am näch­sten Ersten, als er sich so unerwartet aufgebessert sah, und der Prokurist erzählte ihm den Vorfall, dem er sein Glück zu verdanken hatte.So", sragte der Kommis,das Militär zog vorbei?" Ja, haben Sie denn nicht das Musizieren gehört?"Leider, nein!" meinte der Kommis mit bedauernder Miene,ich bin schwerhörig!"

(Eine Uhr im Magen.) Aus New-Iork wird belichtet: Vor einiger Zeit hatte die be­kannte Sängerin Mlle. Maud Lilian Berri eine goldene Uhr zum Geschenk erhalten, die nicht größer als ein Zehnpfennigstück war. Eines Abends shielt sie sie vor dem Zubettgehen in der Hand, aber am folgenden Morgen konnte sie sie nicht wiederfinden, soviel sie auch dar­nach suchte. Einige Zeit darauf stellten sich heftige Magenschmerzen bei ihr ein. Der Arzt verschrieb ihr Mittel, aber diese blieben wirkungs­los. Darauf nahm der Arzt, der sich ihr Leiden nicht erklären konnte, eine Durchleuchtung mit Röntgenstrahlen vor, und nun zeigte sich, daß die Sängerin ihre kleine Uhr im Magen hatte. Sie kann sich nicht erklären, wie sie sich dorthin verirrt hat; jedenfalls muß sie sich einer Operation unterziehen, die nicht ohne Gefahr ist.

Neueste Nachrichten u. Telegramm.

Berlin, 4. Dez. (Reichstag.) Präsident Graf Ballestrem eröffnet die Sitzung um 10 Uhr 20 Minuten. Das Haus ist sehr gut besucht. Abgeordneter Blankenhorn (natl.) berichtet über die Zolltarifpositionen 176189. Wurm (Soz.) beantragt die Zurückweisung der einzelnen Po­sitionen an die Kommision. Spahn (Ztr.) be­antragt Uebergang zur Tagesordnung über diesen Antrag. Wurm spricht darauf ausführlich gegen denselben. Präsident Graf Ballestrem ruft den Abgeordneten Wurm (Soz.) zur Ordnung, als dieser sagt, die Regierung rutsche vor der Mehr­heit auf dem Bauch. Darauf findet Abstimmung über den Antrag auf Uebergang zur Tages­ordnung über den Antrag Wurm statt, der mit

219 gegen 76 Stimmen angenommen wird. - Es entsteht eine stürmische Geschäftsordnungs­debatte, in deren Verlauf Vizepräsident Graf Stolberg den Abgeordneten Singer wiederholt auffordert, die Treppe zur Rednertribüne zu verlassen, ihn auf seine Weigerung dreimal zur Ordnung ruft und von der Sitzung ausschließt. Er vertagt sodann die Sitzung auf eine halbe Stunde, da Singer die Treppe nicht verläßt. Der Lärm während des Vorganges war so stark, daß weder Vizepräsident Graf Stolberg noch der auf der Tribüne stehende Abgeordnete Spahn sich verständlich machen konnten. Schließlich ver­tagt der Vizepräsident um 12'/4 Uhr die Sitz­ung Stunde. Nach Wiederaufnahme der Sitzung herrscht zunächst Ruhe: Abgeordneter Singer nimmt seinen gewohnten Platz ein. Die Geschäftsordnungsdebatte geht weiter. Es folgt eine Geschäftsordnungsdebatte über die Bereich tigung der Sozialdemokraten in der Lärmszene. Dabei bemerkt Abgeordneter Spahn (Ztr.), man man habe sich überzeugt, oaß eine Absicht des Vizepräsidenten, Singer das Wort nicht zu geben, nicht Vorgelegen habe; aber wenn Singer auch Unrecht geschehen sei, so hatten die Sozialdemo­kraten doch nicht solche Szenen aufführen sollen. Dieser Vorfall zeige, zu welchen Zwecken sie die Räume des Reichstages gebrauchen. Es folgt ein längerer Bericht des Abgeordneten Gothein (freis. Ver.) über die Tarifpositionen 190218. Nach dem 1^/« stündigen Referat Gotheins, während dessen der Saal fast voll­ständig leer ist, beschwert sich Abgeordneter Brömel (fr. Ver.) in längerer Rede über den Schaden an der Gesundheit, den die lange Dauer der Sitzung bei den Mitgliedern und dem Personal verursache. Präsident Graf Ballestrem erklärt, daß er Maßregeln zur Ver­minderung von Ueberanstrengung des Personals getroffen habe. Nachdem noch einige weitere Obstruktionsanträge erledigt worden waren, ver­tagt sich das Haus auf Antrag des Abgeordneten Grafen Hompesch (Ztr.), der auf die Ausführ­ungen des Abgeordneten Brömel hinweist, um 5 Uhr auf 2 Stunden. Nach aufgenommener Sitzung und weiterer Debatte nimmt das Haus den Antrag Spahn auf Uebergang zur Tages­ordnung über die sozialdemokratischen Anträge auf Rückoerweisung an die Kommission mit 216 gegen 2 Stimmen an. Abgeordneter Gothein beschwert sich über die mangelhafte Widergabe seiner gestrigen Rede im Stenogramm. Die Stenographen würden überanstrengt, er bean­trage daher Vertagung. Vizepräsident Büsing bestreitet das, weil Aushilfsstenographen einge­stellt worden sind. Abgeordneter Hehl zu Herrnsheim meint, an dem schlechten Steno­gramm trägen die Zwischenrufe der Linken die Hauptschuld. Stadthagen bestreitet das. Die Rechte gebrauche Schimpfworte wieFrecher Jude", aber das könne einem anständigen Mann nicht rühren. Es folgt eine erregte Debatte, worin die Rechte der Linken eine Reihe Zurufe vorhält und umgekehrt. Im Laufe dieser Szene- wird Bebel wiederholt zur Ordnung gerufen. Endlich kann Kardorff über die Pos. 240262 referieren. Um 11 '/2 Uhr nachts vertagt sich das Haus auf Freitag vormittag 10 Uhr.

Berlin, 4. Dez. Die Stadtverordneten wählten den Regiernngsrat Reike mit 114 von 115 Stimmen zum zweiten Bürgermeister.

Bochum, 4. Dez. Wie amtlich mitgeteilt wird, sind bei dem Brandunglück in der Kon­ditorei 7 Personen umgekommen; 2, die als tot bezeichnet wurden, sind gerettet. Der Regierungs­präsident von Arnsberg ist behufs Feststellungen über das Brandunglück hier eingetroffen.

Mutmaßliches Wetter am 5. und 6. Dezember.

Für Freitag und Samstag ist bei auffrischender Temperatm nur noch zu ganz vereinzelten Nieder, schlügen (Schneefällen) geneigtes und schließlich auf­heiterndes Wetter in Aussicht zu nehmen.

Am 6. und 7. Dezember.

Bei ziemlich scharfem Frost ist für Samstag und Sonntag nur noch zeitweilig bewölktes und fast aus­nahmslos niederschlagfreies Wetter zu erwarten.

Gkdknkktdn IiilWMliic» Wzkl!

Redaktion, Druck und Verlag von C. Me eh in Neuenbürg.