Schrozberg, 10. Sept. Das gestern nach­mittag halb 4 Uhr ausgebrochene Großfeuer hat 12 Häuser und Scheunen, die dicht an einander gebaut waren, in der Bahnhofstraße vollständig ein- gcüschert. Das Gasthaus zum Lamm, das schon sehr bedroht war, war abends 8 Uhr außer Gefahr und ist gerettet. Die eingeäscherten Gebäude brann­ten noch die ganze Nacht hindurch und die Ruinen brennen zum Teil noch. 30 Familien sind obdachlos und eine große Zahl derselben ist nicht einmal ver­sichert, diese sind äußerst übel daran, da ihnen auch die Beilen und Kleider verbrannt sind. Oeffentliche Mildthätigkeit für die Abgebrannten wäre am Platz.

Weingarten, st. Sept. Wir befinden uns mitten im Manöver. Während sich die Hebungen vorige Woche in östlicher Richtung gegen Schlier und Vogt hinzogen, ging es heute nördlich, Waldsee zu. Morgens früh nach 5 Uhr entspannen sich teilweise im dichtesten Nebel heiße Kämpfe zwischen Baienfurt und Baindt. Hunderte von Zu­schauern verfolgten das interessante Schauspiel. Am 6. und 7. September waren hier einguartiert: 1 Eskadron Ulanen vom Regiment Nr. Ist und 1 Pionierkompagnie, zus. 226 Mann und ca. 150 Pferde. Vom 13. bis 16. Sept. sind für unsere Stadt angssagt: 567 Mann mit 167 Pferden. Die Soldaten loben die Güte der Quartiere, die Zivi­listen die gute Aufführung der Truppen. (St.-Anz.)

Pforzheim, 10. Sept. Gestern abend fuhr vor der hiesigen Stadt auf der Kreuzung der Chausseen nach Calw und Huchenfeld der 26 Jahre alte Kaufmann Wagner mit seinem Fahrrad einem Langholzwagen in die Flanke. Er kam zu Fall und wurde überfahren. Tötlich verletzt wurde Wagner in das hiesige Krankenhaus gebracht.

Chemnitz, 10. Sept. König G e org von Sachsen hielt heute nachmittag 2'/- Uhr unter Glockengeläut seinen feierlichen Einzug in die fest­lich geschmückte Stadt. Auf die Ansprache des Oberbürgermeister Beck erwiderte der König, nach seiner Thronbesteigung sei es sein innigster Wunsch gewesen, vor allem der ersten Handels- und Indu­striestadt des Landes, Chemnitz, einen Besuch abzu­statten. Heute abend bringt die Chemnitzer Arbeiter­schaft in einer Anzahl von 9000 Mann dem Könige einen Fackelzug dar. Der König wird bis Freitag vormittag in Chemnitz verweilen.

Berlin, 11. Sept. DerBund derLand- wirte verbreitet ein Flugblatt, betitelt: .Die angeb­liche Fleischnot", in dem der Nachweis zu führen versucht wird, daß ein Mangel an Schlachtvieh und ein ungerecht hoher Schlachtoiehpreis nicht besteht. Das Flugblatt kündigt bei weiterer Agitation der Fleischer die eventuelle Errichtung eigener Schlächte­reien durch die Landwirte an.

Breslau, 10. Sept. Die Breslauer Fleischerinnung beschloß in ihrer gestrigen Sitzung, eine Petition an den Reichskanzler zu richten, so­lange die Breslauer Marktpreise für Schweine 42 Mark per Ztr. lebend Gewicht oder höher seien, die Einfuhr russischer Schweine in der Höchstzahl von 300 Stück wöchentlich zur sofortigen Schlachtung in Breslau zu gestatten. Von einer Erhöhung der Fleischpreise wurde abgesehen.

Wien, 11. Sept. Ter Kaiser Franz Josef begiebt sich heute vormittag nach Sasvar zur Teilnahme an den großen Manövern, wo auch der deutsche Kronprinz als Gast des Kaisers heute eintrifft.

Brüssel, 10. Sept. Etoile belge meldet aus Rom, daß unter der Bevölkerung Neapels große Aufregung herrscht wegen der neuen Thätig- keit des Vesus. Am Fuße des Berges sind mehrere Erdstöße verspürt worden. In der vorver­flossenen Nacht schlugen Flammen aus dem Krater. Mächtige Dampfsäulen erhoben sich über dem Vulkan.

Rotterdam, 11. Sept. Den Buren- Generalsn wurde bei ihrer Reise nach dem Haag auf allen Stationen von der Bevölkerung ein jubelnder Empfang bereitet.

Paris, 11. Sept. Da die vollständige Räumung der Insel Martinique den Ruin der ganzen Kolonie bedeuten würde , so haben die Vertreter der Insel beim Minister beantragt, die Räumung fakultativ vorzunehmen, damit diejenigen Einwohner, welche einer Gefahr nicht ausgesetzt sind, Zurückbleiben können.

Brest, 11. Sept. In La Fernere berief der Bürgermeister den Gemeinderat zusammen und protestierte gegen den Beschluß des Präfekten, be­treffend Verweltlichung der Ordensschulen. Der Bürgermeister ließ alsdann eine Gedenktafel für die ausscheidende Oberin, welche 34 Jahre hindurch der Schule vorgestanden hatte, an der Front des Ge­meindehauses anbringen. Die Fahne an dem Ge­meindehause wurde zum Zeichen der Trauer halbmast gehißt. Tie gesamte Bevölkerung begleitete die Schwestern nach dem Schloß des Herrn Mareuil, wo sie beabsichtigen, eine Kinderbewahranstalt zu gründen.

Marktberichte.

Calw, 10. Sept. Auf den heute stattge­habten Pferde-, Rindvieh- und Schweine­markt waren zugeführt 20 Pferde, 385 Stück Rindvieh, 103 Stück Läufer- und 56 Körbe Milch­schweine. Der Handel in Großvieh war ziemlich belebt. Verkauft wurden 190 Stück. Höchster er­löster Preis für ein Paar Ochsen 1070 Läufer­schweine wurden zu 45100 Milchschweine zu 2640 gehandelt.

Altensteig, 10. Sept. Der gestrige Jahr­markt war im allgemeinen gut besucht und auch mit ziemlich viel Vieh befahren; doch ging der Handel nicht besonders. Wegen des guten Wetters verlief sich der Markt bald, da die Waldbauern noch streng zu ernten und zu öhmden haben. Leb­haft gehandelt wurde auf dem starkbefahrenen Schweinemarkt. Milchschweine galten 22 bis 36 Läufer 4085 Sämtliche Tiere wurden rasch abgesetzt. Der Umsatz der Geschäftsleute war ein mäßiger.

x. Herrenberg, 11. Sept. Auf den heutigen Viehmarkt waren zugeführt: 70 Ochsen, 69 Kühe und 248 Stück Jungvieh, gegen letzten Markt 53 Ochsen und 38 Stück Jungvieh mehr, 10 Kühe weniger. Von Händlern wurden 82^ Stück Vieh zu Markt gebracht. Ter Verkauf ging lebhaft, bei gleichen Preisen wie am letzten Markt, Fettvieh

war gesucht. Auf den Schweinemarkt wurden zugeführt: 334 Stück Milchschweine und 270 Stück Läuferschweine. Der Verkauf ging gut, bei gleichen Preisen wie am letzten Markt, nämlich 2536 für das Paar Milchschweine und 45110 ^ für das Paar Läuferschweine.

Stuttgart, 9. Sept. Mo stob stm arkt. Die Gesamtzufuhr auf dem Wilhelmsplatz betrug heute 2500 Zentner. Hiervon waren ausländisches Obst: Aus Italien ca. 80 Ztr., welche zu 3 70 A

bis 3 80 per Ztr. verkauft wurden, und aus

der Schweiz ca. 150 Ztr., welche zu 3 20 A

bis 3 50 A per Ztr. verkauft wurden. Das

übrige bestand aus einheimischem Fallobst, für welches 3 30 §). bis 3 80 per Zentner

bezahlt wurden.

Standesamt Kakw.

Geborene.

5. Sept. Emma Luise, Tochter des Michael Weick, Schlossers hier.

8. Frida Katharina, Tochter des Benjamin

Loeecher, Jacquardwebers hier.

10. Wilhelm Ludwig Maier, Bremser, 1 Sohn.

Gestorbene.

7. Sept. Paul Georg Kraft, 1 Monat alt- st. Elisabsthe Stand, geb. Martin, gew. Ehefrau des Ernst Stand, Bildhauers hier, 54 Jahre alt.

GoLLssdieMs

am 16. Sonntag nach Hrinitatis, 14. September. Vom Turm: 429. Prcdigtlied: 415. 91- Uhr: Vorm.-Predigt, Herr Stadrpfarrcr Schmid. 1 Uhr: Christenlehre mit den Söhnen. 5 Uhr: Bibelstunde im Vereinshaus von Herrn Dekan Roos.

Isnnerstag, 18. September.

8 Uhr abends: Bibelstunde im Vereinshaus, von Hrn. Dekan Roos.

I-rrUag, 19. September.

Monatlicher Buß- und Bettag. 10 Uhr: Vor­bereitungspredigt und Beichte, Herr Stadipf. Schmid.

- - KkjillMerkin EM.

Bekanntmachung.

Am Sonntag, den 14. ds. Mts., findet ein Ausflug nach Sindlingen zur Besichtigung der dortigen Domäne, insbesonders der dort betriebenen Zucht des veredelten Landschweins statt. Abfahrt vorm. 11 Uhr 50 Min. mit der Bahn nach Nagold, von da an ist für Fahrgelegenheit gesorgt. Abgang vom Löwen in Nagold mittags 12'/- Uhr.

Die Vereinsmitglieder sind hiezu bestens ein­geladen.

Calw, 8. Sept. 1902.

Der Vereinsvorstand:

Regierungsrat Voelter

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Als der Dschebil Schamscham, der erloschene Vulkan, dessen Krater die Stadt so steil umschließt, daß man sie nur durch einen einzigen, von der Natur ausgesprengten Einschnitt in die Lava betreten und verlaßen kann am Horizont sichtbar wurde, befanden sich Walter und Julius auf Deck und sahen durch ihre Taschenfernrohre aufmerksam hinüber nach der stets näher heranrückenden Küste. Das Aussehen der beiden Freunde ließ nichts zu wünschen übrig; Julius war vollständig wiedsrhergestellt und sein Sturz in's Meer hatte keine Nachwehen zurückgelassen, auch dis Nervosität Walters war verschwunden. Die Wangen der jungen Leute waren gerötet von der Seeluft und ihre Augen glänzten vor Ge­sundheit und Wohlbehagen.

Die Freunde standen, in den Anblick der Küste versunken, lange schweigend, während die Dogge sich an ihren Herrn schmiegte, ihm dann und wann die Hand leckte und bedächtig mit dem Schweife wedelte. Endlich schob Julius das Fern­rohr zusammen und steckte es in seine Brusttasche.

Mir wird ganz eigen zu Mute", begann er,wenn ich bedenke, daß wir in wenigen Stunden Nachrichten aus dem fernen Deutschland erhalten sollen. Ueber uns brennt die Sonne des 12. Breitengrades, zu unseren Füßen rauschen und gurgeln die Wasser des Arabischen Meerbusens und vor uns streckt sich eine fremde Küste, deren wild zerklüftete Höhenzüge und kegelförmig aufgetürmte Bergesgipfel den vulkanischen Ursprung nicht verkennen lassen, und gleichwohl sollen uns dort drüben Briefe aus der Heimat, Grüße von meiner lieben Braut erwarten? Das Glück wäre zu groß, als daß ich daran glauben kann. Gewiß ist irgend ein Hindernis eingetreten, eine Verzögerung dazwischen gekommen und wenn wir in Aden nach Briefen für uns fragen, wird es heißen: es sind keine da. Ist es nicht besser, unsere Hoffnungen herabzustimmen, damit die Ent­täuschung nicht gar zu bitter wirkt?"

Wenn meine Schwester genau befolgt hat, was ich ihr doch deutlich genug einschärfte, dann sind deine Befürchtungen grundlos. Sie hatte Zeit genug, uns, ehe wir hier der alten Welt Valet sagten, noch ein Zeichen der Liebe nach diesem Winkel Asiens zu senden. Wenn sie schrieb, während wir in Berlin die Tage vertrödeln mußten, ging ihr Brief fast um zwei Wochen früher als wir in Europa ab und ist dann unter allen Umständen schon vor uns in Aden ein- gstroffen. Ist keiner da, so könnte nur eine Saumseligkeit ihrerseits Schuld daran sein; an eine solche glaube ich aber nicht, weil ich die Liebe meines Schwester­chens zu Dir und mir ganz genau kenne. Also sei guten Mutes: wir bekommen einen Brief. Uebrigens läuft der Dampfer bereits in den Hafen ein, und ich werde Dir die Richtigkeit meiner Behauptung bald durch einen Beweis oeulos demonstrieren können."

Nicht nur jene Passagiere desCerberus", welche von Aden aus eine östliche oder westliche Route einzuschlagen gedenken, verließen dort das Schiff, sondern auch jene Touristen, deren Endziel Australien war, stiegen an's Land. War es doch der letzte Punkt der alten Welt, den für lange Zeit ihr Fuß betrat. Denn wenn der Dampfer seine Anker wieder lichtete, hielt er nirgends mehr an, bis er in Australien in der südlichen Hälfte unserer Erdkugel ankam. Dann sahen die Reisenden während der langen Wochen nichts anderes, als den Himmel über und das unendliche Meer unter sich.

Deshalb war es kein Wunder, daß nicht nur sämtliche Paffagiere des Cerberus", sondern auch die dienstfreie Mannschaft, insofern sie Urlaub erhielt, die Gelegenheit zu einem letzten Landbesuche benützten, um einerseits die dabei sich bietenden Annehmlichkeiten noch einmal bis auf die Neige auszukosten und andererseits etwaige Briefe aus der Heimat in Empfang zu nehmen, oder Bot­schaften dahin abzusendsn. (Fortsetzung folgt.)