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am Donnerstag nachmittag Stellung zu der Frage der Einführung des Befähigungsnachweises im Baugewerbe. Nach längerer Beratung wurde in der Abstimmung das Bedürfnis nach Ein­führung des Befähigungsnachweises mit 12 gegen 8 Stimmen bejaht, und zwar nach dem Antrag Rometsch-Schorndorf für alle Baugewerbe. Es wurden sodann die einzelnen 26 Punkte des Fragebogens einer Besprechung unterzogen und u. a. beschlossen, den Befähigungsnachweis von allen Handwerkern desselben Gewerbezweiges das gleiche Maß von Befähigung. Die Einführung eines besonderen Befähigungsnachweises für die, welche mehrere oder alle Bauhandwerke in einem Gewerbebetrieb vereinigen (Bauunternehmer) wurde zwar abgelehnt, aber als solch ein besondere Befähigungsnachweis wurde die Bauwerkmeister- und die staatliche Architektenprüfung erklärt. Re­gierungs-Rat Schmid ließ zu Protokoll geben, daß hiedurch der BegriffBauunternehmer" einen anderen Sinn als im Fragebogen erhalten habe.

Vom 1. August 1901 bis 31. Juli 1902 sind zu Gunsten der Unterstützungskassen des Württ. Kriegerbundes insgesamt 273 Kilo und 954 Gramm Zigarrenspitzen gesammelt worden.

Biberach, 4. Nov. Auf der Straße zwischen Aßmannshardt und Aigendorf wurde ein Mann von Birkenhard von einem unbeleuchteten Fuhr­werk überfahren. Der Schwerverletzte blieb laut Anz. v. Oberl." auf der Straße liegen, ohne daß der Inhaber des Fuhrwerks sich um den- selben weiter bekümmert hätte.

Unterschwarzach, 4. Nov. Am Sonntag den 26. Okt. nachts ^»12 Uhr wurde der 62 Jahre alte Anton Kiehle von Brand Gemeinde Haidgau lt.Waldseer Wochenbl." von einem Bürschchen überfallen und schwer körperlich miß­handelt und mit den Worten:Geld her oder ich schlage dich tot" seines Geldbeutels mit etwa 4 Inhalt beraubt. Der Thäter wurde in der Person des 18 Jahre alten Karl Hirlemann von Arnach ausfindig gemacht und verhaftet.

Stuttgart. fLandesproduktenbörse.s Bericht vom 3. Nov. von dem Vorstand Fritz Kreglinger. Seit unserem letzten Bericht ist im Getreidegeschäft keine Aenderung eingetreten und sind die Forderungen für Merzen von den Exportländern gleich geblieben. Der Absatz ist fortgesetzt gut bei kleinen Vorräten. Mehl­preise per 100 Kilogramm inkl. Sack: Mehl Nr. 0 : 28 5V bis 29 Nr. 1: 26 50 ^ bis 27

^>, Nr. 2: 25 ^ bis 25 50 , Nr. 3:

23 50 ^ bis 24 Nr. 4: 20 ^«50 bis

21 Suppengries 28 50 bis 29

Kleie 9 -4t

Ausland.

London, 1. Nov. DasAmtliche Blatt" veröffentlicht eine große Reihe von Auszeich­nungen und Beförderungen aus Anlaß der Beendigung des südafrikanischen Krieges. Unter anderen erhielt Lord Methuen (!) das Großkreuz des Bathordens. Die Generalmajore French und Jean Hamilton wurden zu Generalleutnants befördert.

Der ehemalige Burenkommandant Ben Vil- joen richtete ein Schreiben an Feldmarschall Roberts, in welchem er sich dem Feldmarschall zur Verfügung stellt, falls die englische Regier­ung die angebotenen Dienste von Transvaalburen gegen die Somalis annehmen sollte.

Louis Botha veröffentlicht eine Erklärung, welche darthut, aus welchen Gründen die Buren­generale die Reise nach dem Kontinent unternahmen.

Der König von Griechenland hat seinen mehrwöchigen Aufenthalt in Wien am Sonntag Abend beendet und sich über Trieft nach Athen zurückbegeben. Der lange Besuch des griechischen Herrschers in Wien besitzt zweifellos seine Poli­tische Bedeutung, die in der Richtung einer An­näherung Griechenlands an Oesterreich-Ungarn in den Balkanfragen zu suchen sein dürfte.

Die chinesische Regierung bequemt sich endlich der Genugthuungsforderung des englischen Gesandten Satow in Peking wegen der Ermord­ung der englischen Missionare in Hunan nach­zugeben. Ein kaiserlicher Erlaß verhängt die Todesstrafe über diejenigen militärischen Beamten, welche sich weigerten, die Missionare zu schützen und spricht verschiedene sonstige Strafen über sonstige Lokalbeamte aus.

Tiflis (Kaukasus), 3. Novbr. Die von Telew nach Tiflis fahrende Post ist überfallen

und beraubt worden. Von den die Post be gleitenden Beamten ist einer getötet, ein zweiter verwundet worden. Den Räubern fielen 8000 Rubel in die Hände.

^Unterhaltender Heil.

Eine geniale Erfindung.

Humoreske von Th. B.

Meine Damen, meine Herren!

Seit einiger Zeit geht unter meinen Freunden die Sage, ich sei ein Pantoffelheld geworden. Jedermann wird begreifen, daß diese Thatsache sehr schmerzlich für mich ist, und daß ich den lebhaften Wunsch hege, mich von diesem un­würdigen Verdacht zu befreien. Doch hören Sie, bitte, wie diese Sage entstand und dann urteilen Sie selbst.

Ich habe eine Frau, eine allerliebste, gefühl­volle Frau nur etwas zu gefühlvoll. Sie hat Gefühl für alles Schöne und Gute, Gefühl für Menschen und Tiere; das ausgeprägteste Gefühl aber ist bei ihr das Zimmerboden­reinlichkeitsgefühl. Dieses Wörtchen haben Sie gewiß noch nicht gehört, was ich gerne glaube, oenn es dürfte in keinem Lexikon verzeichnet stehen. So fremd es indeß auch klingen mag, halte ich mich dennoch überzeugt, daß es alle verstehen und daß es in der Brust der meisten Ehemänner ein klingendes Echo erzeugt, da ich mit Bestimmtheit annehme, daß nicht nur meine Frau, sondern mit wenig Ausnahmen, das ganze schöne Geschlecht, in höherem oder geringerem Maße, mit Zimmerbodenreinlichkeitsgefühl be­haftet ist. Der Mann einer mit solchem Gefühle stark bedachten Frau kennt auch die Tragweite dieser Krankheit, mit ihrem Gefolge von Thränen und Bitten, ernsten Vorstellungen, Ausbrüchen der Verzweiflung, Händeringen, :c. ganz genau und ebenso die Marterwerkzeuge, als da sind: Besen und Schaufel, Bürste und Wischtuch, Strohmatten und Strickdecken u. a. m. Kommt ein solcher Mann Mittags nach Hause, mit knurrendem Magen, abgehetzt vom Ringen und Jagen ums tägliche Brot, und freut sich aus ein gutes Süppchen und ein freundliches Gesicht seitens seiner Frau, so muß der Arme erleben, daß diese Frau nicht vielleicht zuerst nach seiner Stirne blickt, um zu Prüfen, ob sich Sorgenfalten dort zeigen; nicht nach seinen Augen, um einen freundlichen Blick zu erhaschen o mein Gott nein! Ihr erster Blick gilt seinen Stiefeln, sind die tadellos und ohne Sorgenfalten, dann ist alles gerettet, dann wird verschwenderisch umgegangen mit Liebkosungen aller Art. Ist der Fall aber umgekehrt, dann wehe, wehe, wehe! Da tritt das gefürchtete Gefolge in Scene und die Suppe und das Frauenantlitz, auf welch beide sich der Be­dauernswerte so sehr gefreut, sind mit Gift und Galle gewürzt. Das Dienstmädchen rennt mit geröteten Wangen und den bewußten Marter­werkzeugen hin und her; die Kinder starren angsterfüllt vor sich hin, denn sie sind ge­zwungen, ihren geliebten Vater mindestens für einen Verbrecher zu halten. Die armen Dinger werden ja auch kujoniert die müssen auf aller­höchsten Befehl sich schon im Vorzimmer ihres Schuhwerks entledigen, bei Koth- oder Schnee­wetter schon aus der Treppe, oder doch vor der Eingangsthür. Sie sind so durchdrungen von der Notwendigkeit dieser weisen Anstalt, daß sie in corpore bedauern, daß der Vater, weil er sich schon einmal nicht bequemen mag, die Stiefel auszuziehen, es noch nicht so weit ge­bracht hat, sich beim Betreten der Wohnung des Kopfes zu bedienen.

Sie werden nun glauben, meine Herren, daß ich um des lieben Friedens Willen uachgegeben und so nolons volons zum Pantoffelhelden ge­worden bin? Dem ist aber nicht so. Sie kennen das alte Sprichwort, das da heißt:Weiberlist, geht über alles, ivas da ist!"

Sehen Sie, das ist des Pudels Kern, meine Frau hat mich überlistet und zwar auf eine überaus geniale Art und da sitzt auch der Fleck, wo ich wunderbar bin. Bor genialen Ideen beuge ich mein Haupt und meine Knie vor ihnen putze ich selbst meine Stiefel ab.

Redaktion, Druck und Vertag von C. Meeh in ReuenbL

Hören Sie also den Geniestreich meiner Frau. Wir haben kürzlich die Wohnung ge­wechselt und unser neues Domicil befindet sich in einem Hause, das an Reinlichkeit und Nettig­keit alle Häuser Wiens übertrifft. Meine Frau hat die Wohnung gefunden und mich von den wunderbaren Vorzügen dermaßen überzeugt, daß ich wie ein Uebelthäter wäre, möchte ich an der­selben einen Makel entdecken. Trocken, licht Morgensonne, große hohe Räume, zwei Ein­gänge, Spiegelscheiben nach Innen aufgehend, schöne Tapeten, Wasserleitung, Kachelherd und Tellerwärmer, Marmorplatten in der Küche und Parquettfußböden sogar im Vorzimmer. Diese letzte Thatsache war Wohl der wunderbarste Vorzug dieser Prächtigen Wohnung.

Mittags speiste ich im Gasthause, da natür. sich am Umzugstage nicht gekocht werden kann und steuerte erst abends meinem neuen Wohnorte zu.

Doch was sah ich da neben der Eingangs­thür ganz unten an der Mauer angebracht?! Ein schön schwarz lackiertes Blechtäfelchen, wo­rauf deutlich mit großen Buchstaben geschrieben stand:Ich bin auch da!" Unter diesemPlakat" aber lag. o Wunder, eine große Decke auS Schnurgeflccht, ein wahres Meisterstück aus Seilerhand. Die Gefühle zu beschreiben, die mich beim Anblick dieserFalle" bestürmten, ist unmöglich! Ich weiß nur, daß ich lachen mußte, herzlich lachen, und so lange streifte und putzte, bis meine Frau, die mich belauscht hatte, eben­falls lachend die Thür öffnete.

Ich wunderte mich nur nachträglich, daß an diesem denkwürdigen Abend meine Stiefelsohlen ganz geblieben, und daß die Strickdecke, für die ich, nebenbei bemerkt, noch 4 Gulden, sage vier Gulden Oesterreichische Wertung bezahlen mußte, keinen Schaden litt.

Seit dieser Zeit Putzte ich meine Stiefel immer fein säuberlich ab, denn die Ausrede, daß ich darauf vergessen, ist unmöglich gemacht, weil das:Ich bin auch da!" gar zu laut mahnt. Ich habe aber auch jetzt den Himmel auf Erden, denn meine Frau ist immer liebens­würdig und gut gelaunt und sieht nicht mehr nach meinen Stiefeln, sondern immer nach meiner Stirne und in meine Augen, und die Kinder Hüpfen auf den weichen Sohlen ihrer Haus­schuhe um mich herum. So weit geht mein Pan­toffelheldentum, mit dem mich meine Freunde necken.

Meine verehrten Damen! Meine Frau ver­sichert, sie habe ihren Zweck vollständig erreicht, denn nicht nur meine Wenigkeit, sondern auch alle Freunde und Bekannte die unser Haus be­suchen, zollen der genialen Erfindung reichen Beifall,

Jeder liest, lacht und streift die Schuhe ab.

Bitte zur Kenntnis zu nehmen, Jeder streift! Wenn Sie daher, meine Gnädigen, dem Bei­spiele meiner Frau folgen wollen, wäre ich Ihnen sehr dankbar dafür, denn dann wäre ich nicht der einzige Pantoffelheld dieser Sorte.

)O weh!) Der kleine Kurt (auf eine Flasche zeigend):Ist dies Haaröl, Mamma?" -- Mamma:Nein, mein Kind, das ist Klebegummi!'

Der kleine Kurt (gleichmütig):Also deshalb kann ich meinen Hut nicht vom Kopfe kriegen!"

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fLandwirtschaftliche Scherzfrage.) Wie be­wahrt man die Aepfel am besten vor dem Faulen?

Man muß sie bei einer Familie aufbewahren, die zehn Kinder hat.

sLntünt torrible.) Tante (in der Gesellschaft): Ich habe bis jetzt noch nicht einen einzigen Zahn verloren!" Der kleine Hans:Nicht wahr, Tante, aber einmal ist Dir nachts das ganze Gebiß . . . gestohlen worden!"

sUmschreibung.) Gast:Kellner, nehmen Sie die Butter fort! Die ist, scheint mir, von einer künstlichen Kuh!"

Auflösung des Kreuzrätsels in Nr. 172.

Schubert Schulen Albert Allen.

Mutmaßliches Wetter am 6. und 7. November.

Trotz des bei uns schon fallenden Barometers wird das größtenteils trockene und auch vorwiegend heitere Wetter am Donnerstag und Freitag voraussichtlich noch andauern.