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Kind hätte gebore'fl werden müssen,'rine Fehlgeburt so ungefährlich verlaufen konnte, daß nicht einmal Erhöhung der Temperatur urrd des, Pulsschlages bei der Zarin eingetreten wäre.
Hamburg, 2. Sept. 49 ehemalige Burenkrieger deutscher Nationalität, darunter drei Offiziere, die großenteils lange auf der Insel St. Helena in englischer Gefangenschaft gewesen sind, sind in der vergangenen Nacht mit dem Reichspostdampfer „Herzog" hier angekommen und wurden von Vertretern des Burenhilfskomites, des Alldeutschen Verbandes und des deutschen Zentralverbandes des Roten Kreuzes bewillkommnet.
Posen, 3. Sept. Heute abend 7 Uhr fand im Provinzialmuseum große Galatafel statt, an welcher u. a. teilnahmen das Kaiserpaar, der Hofstaat der Majestäten, die fürstlichen Gäste und andere Persönlichkeiten, darunter die russischen Offiziere, ferner die Generalität und sämtliche Regiments- und Bataillons-Kommandeure, die heute in Parade gestanden haben. Voraussichtlich wird der Kaiser bei der Tafel eine Rede halten. Die Stadt ist glänzend illuminiert. Auch die polnische Bevölkerung zeigt große Anteilnahme an der festlichen Beleuchtung. In den Straßen wogt eine viel- lausendköpfige Menge hin und her, um dem um 9'/- Uhr stattfindenden Zapfenstreich beizuwohnen.
Posen, 4. Sept. Um 11 Uhr fand in Gegenwart des Kaiserpaares die Enthüllung deS Kaiser Friedrich-Denkmals auf dem Wilhelmsplatze statt. Zu derselben waren die anwesenden Fürstlichkeiten, die Minister, die Generalität, sowie die königlichen und städtischen Behörden geladen. Der Kaiser in Generalsunifcom mit dem Bande des schwarzen Adlerordens nahm unter dem Kaiserzelte Aufstellung. Nach dem Gesänge des Beelhoven'schen Chors: „Die Himmel rühmen rc." hielt der Oberbürgermeister Witting die Festrede. Er sprach von dem persönlichen Wesen und dem friedlichen Wirken Kaiser Friedrichs und spielte darauf auf die nationalen und konfessionellen Gegensätze in Posen an. Er schloß mit dem Wunsche, daß sich im Gedächtnis an den Kaiser Friedrich diese Gegensätze ausgleichen möchten. Daran solle stets dieses Denkmal erinnern. Hierauf gab der Kaiser das Zeichen zur Enthüllung, worauf der Ehrenpräsident des Comites, Obcrpräfident v. Bitter das Hoch auf den Kaiser ausbrachte. Als erster legte der Kronprinz, der durch sein liebenswürdiges Wesen in Posen sehr populär geworden ist, einen prachtvollen Kranz am Denkmal nieder unter lauten Zurufen des Publikums. Die Kaiserin sah lächelnd diesem Schauspiele zu. Der Kaiser war bis zum letzten Augenblicke äußerst ernst. Nur als er mit dem Schöpfer des Denkmals, Bildhauer Böse sich unterhielt, huschte ein Lächeln über seine Züge. Nach dem Vorbeimarsch der Truppen begab sich das Kaiserpaar nach dem Provinzial-StändehauS, um dort einen Ehrentrunk entgegenzunehmen.
Posen, 4. Sept. Die Rede des Kaisers im Stadthause machte einen gewaltigen Eindruck. Als dieselbe gegen 3 Uhr bekannt wurde, begrüßte man sie überall mit großer Freude, insbesondere in polnischen Kreisen erregte sie allgemeines Aufsehen, umsomehr als der Kaiser entgegen seiner Marienburger Rede äußerte, er beklage es tief, daß ein Teil seiner Uuterthanen nichtdeutschen Stammes sich nur schwer in unsere Verhältnisse zu finden scheine. Ter Grund dürfte in zwei Jrrtümern zu suchen sein, einmal in der Besorgnis vor Antastung ihrer Relegion und zum zweiten in der Besorgnis, daß die Stammes-Eigentümlichkeiten und Ueber- lieferungen ausgelöscht werden sollen. Dem sei jedoch nicht so. Mit sichtlicher Zufriedenheit nahm man zum größten Teile in deutschen Kreisen und auch in der polnischen Bevölkerung die 'Nachricht entgegen, jeder könne nach seiner Facon selig werden und jeder könne stolz auf seine Geschichte und ihre Eigenart sein. — Um 12'/< Uhr traf das Kaiserpaar sowie der Kronprinz, der Reichskanzler, die Generalität sowie die Spitzen der Behörden im Rathause ein, geführt von dem Oberbürgermeister Witting und dem Stadtverordneten-Vorsteher Lewinski. Vom Rathause aus begaben sich die Majestäten und die übrigen hohen Herrschaften nach dem Stadthause, wo der Stadtverordneten-Vorsteher mit sämtlichen Stadtverordneten mit Ausnahme der Polen anwesend war. Das Kaiserpaar besichtigte die neuen Stadterweiterungspläne, welche vom Ober
bürgermeister erläutert wurden. Betreffs der Renovierung des alten Stadthauses sprach sich der Kaiser gegen die geplante Bemalung der Facade aus. Nach Beendigung der Besichtigung schrieben sich der Kaiser, die Kaiserin und der Kronprinz mit einer Pfauenfeder in das Goldene Buch der Stadt ein, worauf sie nach erfolgter Verabschiedung das StändehauS verließen. — Um 3 Uhr stattete Prinz Ludwig von Bayern dem Rathause einen Besuch ab. — Die Kaiserin besuchte nachmittags das Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern, das Diakonissenhaus und die Haushaltungsschule. Auf ihrer Fahrt durch die Stadt wurde sie überall lebhaft begrüßt.
Aus der Schweiz. In 14 Tagen, in der Zeit vom 10. bis 24. August, find im Alpengebiet nicht weniger als 17 Personen umgekommen: sechs am Wetterhorn, fünf im Wallis, drei am Montblanc, zwei in Graubündcn und eine in der Gegend von Chateau d'Oex; es betrifft dies also nur die Schweizer Alpen und das benachbarte Gebiet des Montblanc.
Wien, 3. Sept. Blättermeldungen zufolge wurde, während der Erzherzog Otto in Ludwigsburg zur Beisetzung seiner Schwester weilte, sein Schreibtisch im Augarten-Palais erbrochen und seines Inhaltes von 3800 Kronen beraubt. Von dem Thäter fehlt jede Spur.
London, 4. Sept. Seit dem 7. Juli wurden, wie aus Kapstadt gemeldet wird, 480 Offiziere und 90000 Mann aus Südafrika nach England und den Kolonien zurückbefördert.
NewYork, 3. Sept. Der neue Ausbruch auf Martinique. Ein Telegramm aus St. Thomas besagt, nach Mitteilungen dort aus Martinique eingetroffener Schiffe sei in Morne Rouge auch nicht ein einziges lebendes Wesen dem Tode entgangen. Ajoupa-Bouillon liegen ebenfalls in Trümmern; gleichwohl seien dort nicht soviel Menschen umgekommen, als in Morne Rouge, ins- s amt etwa 200. Die Zahl der Verletzten in Ajoupa- Bouillon beträgt 400, man glaube aber, daß viele derselben nicht mit dem Leben davonkommen werden.
— Dem Newyork Herold wird aus St. Thomas gemeldet: Morne Rouge war bei der Eruption des Mont Pelö in einem Augenblick von kochend heißem Wasser und von Schmuzmassen überflutet. Ajoupa- Bouillon wurde von den Schmuzfluten des Flusses und herniederfliegenden Steinen zerstört. Während des Ausbruchs war die See in furchtbarem Aufruhr ; eine Flutwelle wogte längs der ganzen Küste. In Le Carbet (südlich von St. Pierre) kalnen viele Personen in den Fluten ums Leben. Nach der Eruption versank eine Strecke von mehr als einer Meile Länge am Ostende der Insel in das Meer.
— Ans Point ä Pitre (Guadeloupe) wird dem Herald telegraphiert: Grande Riviswe auf Martinique ist gleichfalls zerstört worden. Die Regierung beabsichtigt, den nördlichen Teil der Insel zwischen Lorrain und le Carbet räumen zu lassen. In einem anderen Telegramm aus Pointe ä Pitre heißt es: Tie Schreckensszenen, die sich beim ersten Ausbruch abspielten, wiederholten sich. Die Temperatur auf Martinique ist fast unerträglich.
Newyork, 3. Sept. Der Jagdwagen, in dem sich Präsident Roosevelt und seine Umgebung befanden, stieß heute zwischen Pittsfield und Leno'x mit der elektrischen Bahn zusammen. Roosevelt kam mit einigen Quetschungen und Hautabschürfungen im Gesicht davon, Cortelyon wurde leicht verletzt. Ein Geheimpolizist wurde getötet. Der Führer und der Schaffner des Straßenbahnwagens wurden verhaftet. Die Pferde des Jagdwagens wurden getötet.
N e w y o rk, 4. Sept. Der Kutscher deS Wagens, in dem Präsident Roosevelt saß, wurde infolge des Zusammenstoßes 25 Schritte weit geschleudert und schwer verletzt. Der Präsident wurde unter den Trümmern des Wagens, der gänzlich zerstört wurde, fast vollständig begraben, befreite sich jedoch sofort ohne fremde Hilfe. Der Präsident und sein Geheimsekretär Cortelyon erlitten erhebliche Quetschungen. Roosevelt blieb ruhig und drückte sein lebhaftes Bedauern über den Tod des Geheimpolizisten aus. Er und seine Begleiter begaben sich in ein nahegelegenes Haus, fuhren sodann unter Aufgabe der Weiterfahrt nach Bridgeford, wo ein Dampfer sie erwartete und nach Oysterbai brachte.
Nermischles.
— Ein gelungener Beweis. Ein eifersüchtiger Ehemann in Rom erhielt die Mitteilung, daß seine Frau ihn hintergehe, und so kehrte er eines Tages unvermutet zurück, um sie zu überraschen. Er fand sie auch zusammen mit einem Fremden, der jedoch erklärte, er sei der Zahnarzt.
„Wenn das so ist," schrie der Ehemann ungläubig,
„so ziehen Sie mir sofort einen Zahn aus," — worauf der Fremde seine Zange vorholte und einen Backenzahn auszog, der ganz gesund war. Er konnte nicht begreifen, warum der Gatte, halb Freude, halb Schmerz an den Tag legend, ihm so herzlich für ,
seine That dankte.
— Auch eine Beleidigung und Abbitte. Im Wernigeroder „Jntclligenzblatt" findet sich nachstehende Anzeige: „Die gegen Frau Meyer ausgestoßene Beleidigung, daß sie noch denselben H u t trage, wie voriges Jahr, nehme ich hiedurch reuevoll zurück. Frau H."
Marktberichte.
Kir chheim u. T., 3. Sept. Viehmarkt vom 1. Sept. Zufuhr 554 Stück Rindvieh und 744 Schweine. Zuchtfarren das Stück 140—310 Mastochsen das Paar 840—950 ^., Zugochsen das Paar 750—850 Zugstiere das Paar 450 bis 575 Kühe das Stück 170—425 ^., Kalbeln das Stück 140—475 °^., Rinder das Stück 125 bis 310 Milchschweine das Paar 32—40 ^.,
Läufer das Paar 55—80 Handel lebhaft.
Eßlingen, 3. Sept. (Obst.) Bei der starken Zufuhr von 300—350 Säcken Mostobst ging das Geschäft am heutigen Obstmarkt nicht mehr so lebhaft wie seither. Da die Käufer zurückhielten, gingen die anfänglich auf 4,50 stehenden Preise nach und nach zurück, so daß man gegen mittag noch Ware zum Preis von 3,90 pr. Ztr. kaufen konnte.
Tettnang, 3. Sept. Hopfenbericht.
Absatz in dieser Woche bis heute einige Hundert Ballen. Ziemlich viel Vorrat an trockener Ware. *
Dk Preise gestalten sich weiter rückgängig, zur Stunde werden 50—70 per Ztr. bezahlt.
Standesamt ßakw.
Geborene.
29. Äug- Paul Eugen, Sohn des Georg Schwarz,
Heizers hier.
Getraute.
30. Aug. Karl Wilhelm Lörcher, Jacquardmeber mit
Marie Regine gcb. Wohlleber v. Merklingen. Gestorbene.
1. Sept. Hermann Goesgen, Privatier hier, 69
Jahre alt.
2. „ Barbara Hirgis, geb. Maier. Bauers Witwe
von Althengstett, 63 Jahre alt.
4. „ Friederike Locher, geb. Stahl. Verw.-Akt.
Witwe hier, 78 Jahre alt.
5. „ Franz Xaver Trippel, Dreher von Stockach,
20 Jahre alt. _
Gottesdienste
am 15. Sonntag nach Hrinitatis, 7. September.
Vom Turm: 53. Predigtlied: 64 Sollt ich meinen Gottrc. Kirchenchor: In allen meinenThaten rc. 91sUhr: Vorm.-Predigt. Herr Dekan Roos. 1 Uhr: Christenlehre mit den Töchtern. 2 Uhr: Bezirkskonferenz der Jünglingsvereine im ev. Vereinshaus.
Donnerstag, 11. September.
8 Uhr abends: Bibelstunde im Vereinshaus, von Hrn- Dekan Roos.
kmdMMstl. KeziidsnttkM Calw.
Am Samstag, SV. September, vormittags v Uhr, findet aus dem Brühl in Calw eine Jungviehprämierung
statt, wobei Preise zu 25 ^., 20 ^., 15 und 10 im Gesamtbetrag von 500 zur Vertei
lung gelangen.
Zugelassen wird nur Jungvieh, männliches und weibliches, welches Mitgliedern des Vereins gehört und mindestens 3 Monate in deren Besitz ist. Dasselbe muß dem rote» oder dem Fleckvieh angehören, mindestens S Monate alt und im Besitz sämtlicher Milchzähne sein. Die gleichzeitige Vorführung je eines männlichen und eines weiblichen Tieres durch einen Besitzer ist gestattet.
Anmeldungen zur Jungviehprämierung wollen spätestens bis 15. September schriftlich bei dem Unterzeichneten gemacht werden und ist der Anmeldung ein Zeugnis des Ortsvorstehers darüber, daß der Anmeldende das betr. Tier mindestens 3 Monate lang im Besitz hat, beizuschließen.
Calw, 29. August 1902.
Vereinssekretär
Fechter.