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Amts- u«r» Ämeiaeökatt für den Bezirk Eaüv

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Amtliche AeLanntmachnngen.

An die Ortspolizeibehörden.

Nach einer dem Oberamt zugegangenen An­zeige soll es Vorkommen, daß Fleisch, welches von auswärts in die Gemeinden des Oberamtsbezirks zum Verkaufe eingebracht wird, am Eingangsort der Fleischschau nicht unterstellt wird. Es ergeht daher der Auftrag, die Polizeibediensteten und Fleisch­schauer auf U 7 und 8 der Ministerialverfügung vom 21. August 1879 (Reg.-Bl. S. 243) hinzu- wcisen und denselben aufzugeben, gegen Zuwider­handelnde Strafanzeige zu erstatten.

Calw, 4. Sept. 1902.

K. Oberamt.

Voelter.

>agesneaigkeitrn.

Stuttgart, 2. Sept. Die 19. Jahres­versammlung des deutschen Vereins gegen den Mißbrauch geistiger Getränke Wird hier am 14. und 15. Oktober stattfiuden. Neben andern sind folgende Vorträge in Aussicht genommen:Die Mitwirkung unseres Vereins beim Schutz der erwerbsarbeitenden Jugend gegen die Alkoholgefahr." Ref. Dr. Martins-Freienbessingen. Was läßt sich zur Trinkflttenreform bei den öffent­lichen Verkehrseinrichtungen thun?" Ref. Dr. Beck- Mengen.Verein und Wirtshaus." Ref. Pfarrer Gonser-H eilbronn und Pfarrer Schwarz-Warthausen. Der Jahresversammlung wird am 13. Oktober die 3. Konferenz der Trinkerheilanstalten des deutschen Sprachgebiets vorausgehen.

Stuttgart, 4. Sept. (Filderbahn.) Am gestrigen Vormittag ist unterhalb Echterdingen die Maschine und der Postwagen, eines fahrplan­mäßigen Zuges von Neuhausen nach Degerloch ent­gleist. Die Maschine hatte sich festgerannt; die Schienen waren stack verbogen; die Passagiere er­litten teilweise leichtere Verletzungen und mußten den Weg nach Echterdingen zu Fuß zurücklegen, von wo sie mit einem besonderen Zug weiterbefördert wurden. Die Betriebsstörung dauerte bis abends. Auch am hiesigen Zahnradbahnhof gab es gestern nachmittag eine Störung. Ein elektrischer Wagen blieb nach der Ausfahrt plötzlich stehen und rollte dann mit Geschwindigkeit in die Bahnhofhalle zurück. Dasselbe Schauspiel wiederholte sich dann noch einmal und die Fahrgäste zogen es vor, sich einem anderen Zug mit Dampfkraft anzuvertrauen.

(Schw. M.)

Stuttgart, 4. Sept. Der Gemeinderat ^schloß mit 19 gegen 1 Stimme, eine Petition an die königliche Regierung zu richten, dieselbe möge bei dem Bundesrat und dem Reichskanzler dahin vorstellig werden, daß die Grenzsperre auf­gehoben werde, damit eine weitere Steiger­ung der Fleischpreise vermieden werde.

Rommelshausen, 1. Sept. Einer Wein­gärtnersfamilie wurden, während sie auf dem Feld beschäftigt war, 700 Mark gestohlen. Die Summe hatte die Familie mit großer Mühe zusammen- öespart, um damit einem in Amerika auf einer Farm ansässigen Sohn Unterstützung zukommen zu lassen. Der Dieb muß von dem Vorhandensein des Geldes erfahren haben. Tie hiesige Gemeinde, welche in

Samstag, -cn 6. September 1902.

Vierteljährlicher NbonnementSpreiS in der Stadt Mk. l.w in« Haus gebracht, M?. 1. IS durch die Dost bezogen im Bezirk; außer Bezirk Mk. 1. SL.

den sogen. Waldstücklen junge, ertragreiche Obst­anlagen besitzt, hat Heuer für Obst nahezu 4000 erlöst.

Reutlingen, 3. Sept. Einer großen Gefahr war vorgestern der um 1 Uhr nachm, in Metzingen fällige Güterzug ausgesetzt. Auf der Strecke ReutlingenMetzingen erlitt plötzlich wäh­rend der Fahrt der Lokomotivführer einen Tob- s u ch t s a n f a l l und wollte mit gezücktem Messer auf den Heizer losgehen. Durch die Geistesgegen­wart des Heizers konnte der Führer bezwungen werden und es gelang, den Zug glücklich nach Metzingen zu bringen. Der Kranke wurde mit dem 3 Uhr-Zug nach Tübingen verbracht.

Göppingen, 3. Sept. In den Orten am Albtrauf giebt es ziemlich viel Obst. Doch wurden die Preise bei den Verkäufen des Ge­meindeobstes ziemlich hohe. In Schlath kostete der zu 350 Ztr. geschätzte Ertrag 1635 in Gammelshausen waren 450 Ztr. geschätzt, wofür 2134 gelöst wurden.

Asperg, 2. Sept. Gestern nachmittag war Metzgermeister Karl Sailer hier mit seinen beiden Söhnen Hermann und Eugen in der Leimengrube damit beschäftigt, zur Tenne seiner neuerbauten Scheuer Lehm zu graben. Plötzlich stürzte die Lehmwand ein und begrub den 19 Jahre alten Hermankl Sailer vollständig mit Erdmasse, so daß er erst im Verlauf von 10 Minuteü als Leiche her­vorgeholt werden konnte. Auch der 14 Jahre alte Eugen Sailer wurde bis an die Kniee mit Erde bedeckt, kam aber, wie auch der Vater, mit dem Schrecken davon.

Friedrichshafen, 3. September. Der Massenfelchenfang auf dem Bodensee hat seit einigen Tagen mit gutem Erfolg begonnen. Täg­lich werden über 1000 Stück an die Fischhandlung von A. Langenstein hier abgeliefert. Bei günstiger Witterung läßt sich ein solcher Erfolg noch auf mehrere Tage in sichere Aussicht nehmen. Die viel­begehrte Fischart wird in dieser nur kurz andauern­den Fangzeit zu sehr billigem Preise abgegeben.

Pforzheim, 3. Sept. Fast die ganze Fa­milie des Goldarbeiters Julius Burk Hardt, so­wie einige Helfershelfer wurden wegen Verdachts monatelang verübter Goldschnipfelei hinter Schloß und Riegel gesetzt. Der alte Burkhardt machte kurz vor seiner Verhaftung einen Selbstmordversuch, in­dem er sich hängte, er wurde jedoch noch rechtzeitig abgeschnitten.

Bretten, 4. Sept. Ein gräßlicher Unglücks­fall ereignete sich vorgestern in Gälshausen. Alt-Adlerwirt Fürst von dort geriet mit dem Fuße in die Oeffnung der Dreschmaschine, in welche die Garben eingeschoben werden. Der Fuß wurde ihm vollständig zerrissen. Von Mitgliedern der hiesigen Sanitätskolonne wurde er in das hiesige Kranken­haus verbracht, wo dem Bedauernswerten der Fuß vollends abgenommen wurde.

München, 4. Sept. Das Gemeinde­kollegium beschloß heute, das Ministerium zu er­suchen, alle Schritte beim Bundesrat und Reichs­kanzler zu thun, um die Einführung von

Vieh möglichst zu erleichtern und die Einführung der Schweine aus Rußland zu gestatten sowie gegen jede Zollerhöhung auf Fleisch hinzuwirken. Der Antrag auf Aufhebung des städtischen Fleischaus­schlages wurde abgelehnt.

Frankfurt a. M., 4. Sept. Von dem 12 Uhr 8 Min. Mittags vom hiesigen Hauptbahn­hofe abgehenden Schnellzuge nach Kassel entgleisten in der Nähe des Schönhofes bei Hausen die drei letzten Wagen (zwei Gepäckwagen und ein Personen­wagen 3. Klasse). Der Zkg, welcher sich in voller Fahrt befand, konnte bald nach der Entgleisung zum Stehen gebracht werden. Personen wurden nicht verletzt. Der Zug fuhr mit einer viertelstün­digen Verspätung weiter. Die nachfolgenden Züge mußten das Nebengeleise benutzen.

Leipzig. 4. Sept. Am Neubau des an der Neudorser Straße bei Schöneseld gelegenen Wasserturmes ist gestern nachmittag das innere Gerüst zusammen gebrochen. Hierbei sind 10 Personen getötet und 21 teils schwer, teils leicht verletzt worden. Die Leichen wurden in die Schönefelder Leichenhalle, die Verletzten in das Krankenhaus geschafft. Die Sanitätskolonne der Leipziger Feuerwehr ging mit Mannschaften zur Hilfeleistung ab.

Berlin, 3. Sept. Zur Kaiser-Parade bei Posen wird noch gemeldet: Von nicht zum Corps gehörenden Truppenteilen nahm die Danziger Toten- kopf-Brigade, die Ratiborer Ulanen und die Leob- schützer grünen Husaren an ihr teil. Die Kaiserin blieb während der ganzen Parade zu Pferde. Prinz Ludwig von Bayern war zumeist in Gesellschaft des Kronprinzen und des Herzogs Ernst Günther, mit denen er sich angelegentlichst unterhielt. Nach Be­endigung der Parade konferierte der Kaiser, ehe er an der Spitze der Fahnen-Kompagnie nach Posen zurückritt, noch längere Zeit mit den zur Parade erschienen von ihm in Reval eingeladenen russischen Offiziere sowie mit dem General-Gouverneur von Warschau.

Berlin, 3. Sept. Der Lokal-Anzeiger meldet aus Paris: Privat-Depeschen aus Point a Pitre schildern nach Erzählungen von Personen, welche Martinique in der Nacht von Samstag zu Sonntag verließen, die Stimmung in Fort de France sehr düster. Das Louis-Fort hat kaum Platz für die große Zahl der Verwundeten, die sich dorthin retten konnten. Unter den Toten befinden sich in der Mehrzahl Frauen und Kinder. Eine Stadtwache von Fort de France, wo das Meer 60 Fuß das Land überflutete, ist vollständig geräumt worden. Die Flucht nach den Höhen ist das Losungs­wort unter den unglücklichen Bewohnern der Küste. Man befürchtet eine neue Eruption.

Berlin, 4. Sept. Das offiziell von dem Leibarzt und Leibchirurgen ausgegebene Bulletin über eine Fehlgeburt der Zarin wird nach einer Petersburger Depesche des Lokalanzeigers in infor- mirten Kreisen bezweifelt. Es soll sich um einen seltenen Fall von eingebildeter Mutterschaft handeln. Medizinische Fachmänner halten es für unmöglich, daß nachdem der Zustand guter Hoffnung bereits 9 Monate überdauert, also ein normales oder totes