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sollte ruhig sein Reisegeld behalten und zu Hause bleiben, weil er doch zurückgeschickt wird. Die Einwanderungskommisston auf Ellis Island wies dieser Tage, wie die „Münch. N. Nachr." berichten, einen Schuhmacher namens Karl Körmand von der Landung zurück, weil der Mann eine Verzerrung im Gesicht hat, die er vor zwanzig Jahren durch das ungeschickte Ausziehen eines Zahnes davontrug. Sonst ist er kerngesund und verfügte auch über die zur Landung notwendigen Barmittel. Die Einwanderungskommission verurteilte ihn jedoch zur Deporation, weil er „mit dem Gesicht" in Amerika keine Arbeit bekommen könne.
(Eine eigenartige Reklame) verstand ein amerikanischer Geschäftsmann zu machen, der die schlechten Zeiten für seine Dienste nutzbar machte. Er ließ Zirkuläre auf — Packpapier drucken mit der Aufschrift, daß er an den Waren so wenig verdiene, daß er sich ein besseres Papier nicht leisten könne, und aus seinen Schaufenstern entfernte er. das Gaslicht und stellte Wachskerzen hinein. In der Mitte aber prangte ein großes Plakat, auf dem stand, der Nutzen an den Waren sei so gering, daß für Gasbeleuchtung nichts mehr übrig bleibe, weshalb er sich mit dieser bescheidenen Beleuchtung begnügen müsse. Ob der schlaue Geschäftsmann den erwünschten Erfolg erzielte?
(Die Sitten und Gebräuche bei der Festtafel) haben sich vielfach aus alten Zeiten erhalten, ohne daß das jetzige Geschlecht ihre Entstehung und ursprüngliche Bedeutung kennt. Die Sitte, bei Tafel Gesundheiten auszubringen und dabei das Glas zu leeren, ist ein uralter, von den Römern uns überlieferter Brauch, welchen die ersten Christen als eine Art von Weihetrunk für die Märtyrer und andere Abgeschiedene ihres Glaubens einführten. Spuren von dieser ursprünglichen Sitte findet man noch im 16. Jahrhundert und zwar auch, als über die Königin Maria Stuart das Todes-Urteil ausgesprochen worden war. Da sammelte die unglückliche Königin am abend vor ihrer Hinrichtung alle ihre Leute bei einem Nachtessen um sich, und als dieses zu Ende ging, trank sie ihnen zu und befahl, ihr wieder Bescheid zu thun. Die Gäste thaten es; sie tranken auf das Wohl ihrer Gebieterin und weinten bitterlich, daß ihnen die Thränen in den Wein rollten. Die Servietten bei der Tafel wurden erst vor reichlich 300 Jahren üblich. Früher aß man an einfachen hölzernen oder geglätteten Tischen, und als Unterlage der Schüsseln und Teller wurden gegerbte Felle benutzt Tischtücher von Leinwand oder Damast gab es nur auf den Tafeln der Fürsten und Vornehmen. Eine merkwürdige Sitte war eS, daß vor dem Platze eines Ritters, auf welchem ein Schimpf lastete, der Herold das Recht hatte, das Tischtuch entzwei zu schneiden und ihm den Teller und das Brot umzukehren. Alsdann mußte der Geschmähte entweder seinen Schimpf tilgen oder beweisen, daß man ihm Unrecht gethan habe. Messer und Löffel finden sich schon in früher Zeit bei Tische, aber die Gabeln viel später. Ursprünglich waren die Gabeln ganz von Eisen und hatten nur zwei Zinken. Statt der Teller bediente man sich anfänglich der Scheiben von Brotrinde, hierauf der Holzteller und seit dem 15. Jahrhundert der Teller aus gebranntem Thon und dann aus Metallen. Von den letzten waren die zinnernen am beliebtesten. Inwieweit sich im Laufe der Zeit die Verhältnisse geändert haben, das läßt sich leicht beurteilen.
(Das häusliche Paradies der Zukunft) ist, wie die „Daily News" erzählen, in gewissem Maß von Mr. Edward B. Wilton, einem früheren Metallwarenhändler in Jamaica, verwirklicht. Seine Speisen werden elektrisch gekocht, sein Kind elektrisch gewiegt, sein Zimmer elektrisch ausgefegt, seine THÜren elektrisch geöffnet und geschlossen, sein Haus auf Grund und Boden elektrisch beleuchtet, das Oeffnen und Schließen des Eingangsthors durch einen elektrischen Knopf im Haus kontrolliert. In allen Zimmern und nach den Ställen, wo die Pferde elektrisch gestriegelt werden, giebt es Telephon. Sogar die Bewegungen einer Schar Tauben, die einem Knaben gehören, werden elektrisch kontrolliert, denn die THÜren eines Taubenhauses werden durch einen elektrischen Strom geöffnet und geschlossen. Elektrische
Moskitoaustreiber schützen die Fenster und THÜren. Alle Kraft wird von einer unschuldig aussehenden Windmühle erzeugt und innen sitzt Mr. Wilton, der natürlich durch alle diese Einrichtungen um ihn herum ein glücklicher Mensch geworden ist.
(Er will sich bessern.) In Louisville (Kentucky) zeigte vor zwei Wochen ein Mann, der dem Trünke ergeben war, in den Zeitungen an, daß er von nun au jeden nach dem Gesetz verklagen und bestrafen lassen werde, der ihm ein Glas Branntwein verkaufe.
(Gegen das „wahnsinnig" schnelle Fahren mit dem Automobil) ist in den Vereinigten Staaten eine starke Bewegung entstanden. Im Jahre 1901 haben dort nicht weniger als 517 Personen ihr Leben infolge von Automobil- unfällen verloren, der schwer Verletzten ganz zu schweigen, aber die schwerreichen Sportliebhaber kamen stets mit einem blauen Auge davon, d. h. mit der Zahlung einiger tausend Dollars au die Hinterbliebenen der Opfer. William K. Vander- bilt hat jetzt infolge des schrecklichen Unfalls, von dem sein Schwager Charles Fair und dessen Gattin bei Paris betroffen wurden, das Automobilfahren aufgegeben und bereits mit dem Verkauf seiner Maschinen begonnen. Man giebt sich der Erwartung hin, daß dieses Beispiel zahlreiche Nachfolger haben werde; diese Hoffnung dürfte aber enttäuscht werden, denn Wagemut ist nun einmal eine nicht auszurottende Eigenschaft des Amerikaners.
(Traubenkuren.) Die süßeste aller Kuren ist die Traubenkur, die Kur, bei welcher der Kranke im Bollgenusse schwelgen kann. Nicht ist dabei zu denken, an bittere, saure, beizende oder widerlich riechende Mixturen, die Geschmack und Magen malträtieren. Die Traube ist ein Heilmittel, direkt gereicht von der Hand der Natur. Sollte sie nicht helfen, so schadet sie wenigstens auf keinen Fall. Doch ihre Heilkraft ist anerkannt. Besonders dient sie gegen die Uebel unserer Zeit, gegen die Folgen der sitzenden Lebensweise. Der Mangel an Bewegungen erzeugt Stockungen im Blutumlauf und im Verdauungsgange, Druck auf die Nerven und infolge dessen das Gefühl der Schwere, des Mißbehagens und der Hypochondrie, auch Gicht, wenn zur mangelhaften Verdauung noch der Genuß von starken, alkoholhaltigen Getränken hinzutritt. Gegen all' diese Krankheiten zeigt sich die Traube wirksam, weil sie den Körper von der Anhäufung unnütziger Stoffe befreit und das Blut wieder in Bewegung bringt. Diese Wirkung beruht auf dem reichlichen Zuckergehalt der Weintraube, welcher auch als Nährstoff von Wert ist. Also, wer will, verschaffe sich auf diese Weise nicht nur einen süßen, sondern auch einen gesunden Herbst. Eine Monatskur von Trauben wirkt schon viel; nur sind dabei schwere, fette, mehlige und saure, blähende Speisen, besonders fette Saucen zu vermeiden. Mageres Fleisch ist nur in geringer Menge zu genießen.
Die Milchstraße, jener weißliche Schimmer, der sich durch das Himmelsgewölbe hinzieht und an heitern, mondfreren Nächten mit dem bloßen Auge wahrnehmbar ist, hat für die verschiedenen Völker der Erde eine verschiedene Bedeutung. Pythagoras nannte die Milchstraße „den Weg, auf welchem die Seelen vom Himmel kommen und wieder zurückkehren"; Ovid bezeichnet sie als den „Weg der Götter zu Jupiters Burg." Bei den Persern heißt sie „der Weg der Pilger auf der Wallfahrt des Erdenlebens"; bei den Indiern „Weg der Frommen" ; bei den Skandinaviern „Helweg", der Weg zur Todesgöttin Hel; bei den Angelsachsen „Earmingstraße", die Straße der armen Seelen; bei den Litauern und Finen „der Weg der Vögel", damit sind die Seelen der Verstorbenen gemeint. Die Jndianer- stämme am Missouri bezeichnen sie als den „Pfad der Geister" oder den „Weg der Asche". Eine dänische Sage berichtet, daß die Milchstraße wirklich Milch ist, von welcher ein Teil zu Käse geronnen, und dieser Käse ist — der Mond. Schon die Alten hegten die Meinung, der Schimmer der Milchstraße entstehe durch den vereinigten Glanz unzähliger, hier besonders dicht zusammengehäuften Sterne; aber erst der ältere Herschel wies die Richtigkeit dieser Ansicht nach
und gab zugleich von dem ganzen Phänomen eine Erklärung. Die Milchstraße besteht hiernach aus einer unermeßlichen, dicht gedrängten Zahl kleiner und kleinster Sterne.
(Die Berfütterung von grünem Kartoffelkraut an Kühe) ist nicht ratsam, weil dadurch sehr leicht Magendarmkatarrh, Rückgang der Milchausscheidung und des Körpergewichts verursacht werden kann. Auch auf die Milchprodukte hat das Verfüttern von Kartoffelkraut einen nachteiligen Einfluß.
(Die nächtliche Beleuchtung von Krankenzimmern) erfolge nie mittels Petroleumlampen: denn wird der Docht heruntergeschraubt, so entwickelt er leicht schädliche Gase. Zur Beleuchtung genügt jede beliebige Kerze. Um dieselbe mit schwacher gleichmäßiger Flamme die ganze Nacht über brennen zu lassen, braucht man nur so viel fein gepulvertes Kochsalz um den Docht herum anzuhäufeln, daß es bis an den schwarzen Teil des Dochtes reicht. Das Licht brennt dadurch auch nur ganz langsam ab, so daß ein kleines Stück Kerze die ganze Nacht über ausreicht.
(Wie lassen sich alte Badeschwämme benützen?) Sie werden meist als unbrauchbar von den Hausfrauen weggeworfen. Es seien deshalb diese hier auf einen Weg aufmerksam gemacht, die scheinbar völlig wertlosen Reste noch gut im Haushalt nutzbar zu machen. Hat man eine hübsche Anzahl von Schwammstücken gesammelt, so strickt man mit recht dicken Nadeln von grober, weißer Baumwolle ein Säckchen, füllt diese Reste in dasselbe hinein, näht es oben zu und befestigt einen bequemen zu handhabenden Aufhänger daran. Auf diese Weise hat sich die sparsame Hausfrau mit kaum nennenswerten Kosten einen sehr dauerhaften Schwamm zum Fensterputzen u. s. w. geschaffen.
sEin Erwerbszweig.) Gast: „Sie, Herr Wirt, was ist denn das für ein verdächtiger Kerl, der da hinten steht?" — Wirt: „Das ist ein Schlauberger, der wartet immer, bis sie zu raufen anfangen; nachher kommt er vor Gericht und bekommt Zeugengebühren!"
(Stilblüte.) (Aus einem Roman.) ... De trat der Bürgermeister, mit dem der Fürst ans freundschaftlichem Fuße verkehrte, ihm aus Versehen auf diesen. (Fl. Bl.)
(Im Wohlthätigkeitsbazar.j Alter Geck: „Na, gnädiges Fräulein, was kostet es, mir einen Kuß zu geben?" — Dame: „Mich viel Ueber- windung, Sie zwanzig Mark ....!"
(Unverfroren.) „ Das ist doch rein zum verzweifeln mit Ihnen, Lisette! Ich warte jetzt be- reits eine volle Stunde auf Sie!" — Ja, ja, gnädige Frau; man glaubt gar nicht, wie lang einem die Zeit wird, wenn man wartet."
Rätsel.
Das Rätselwort neun Laute hat,
In Württemberg ist's eine Stadt.
Läßt man nun von dem Rätselwort 1, 5, 6, 9, (vier Laute) fort,
So sieht man deutlich dann geschrieben, Daß einer noch ist stehn geblieben.
Mutmaßliches Wetter am 24. und 25. Septbr.
Bei vorherrschend östlichen Winden wird sich das trockene und heitere Wetter bei weiterhin langsam steigender Temperatur auch am Mittwoch und Donnerstag noch fortsetzen.
Am 25. und 26. September.
lieber Südschweden, Pommern, Westpreußen, Schlesien, Posen, Russisch-Polen und Galizien behauptet sich noch immer ein barometrisches Maximum von 775 mm im westlichen Irland räumlich immer mehr zusammenschrumpft. Da auch in ganz Rußland das Barometer über 770 mm steht, so wird das trockene und heitere tagsüber auch ziemlich warme Wetter am Donnerstag und Freitag noch unverändert andauern.
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