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Neuenbürg, 18. September. Nach einge­kommener Nachricht besteht die auf 1. Oktober für hier angesagte Einquartierung in: 8 Offi­zieren, 5 Wachtmeistern, 27 Unteroffizieren, 141 Mannschaften mir 102 Pferden.

Vom 1. Oktober an wird beim Postamt Herrenalb wieder beschränkter Tagesdienst für den Telegraphen- u. Fernsprechverkehr eingeführt.

* Herrenalb, 15. Sept. Stadtschultheiß Grieb wurde heute unter zahlreicher Beteiligung- der Einwohnerschaft in sein Amt eingesetzt. Oberamtmann Kälber hielt nach der Uebergabe der Akten eine wirkungsvolle Rede über die Bedeutung und die Aufgabe eines Ortsvorstehers an welche sich die Beeidigung des neuen Stadt­vorstandes anschloß. Derselben folgte eine An­sprache von Stadtpfarrer Stöckle, in welcher dem nun in sein Amt eingesetzten Ortsvorsteher insbesondere auch die kirchlichen Interessen, wie auch diejenigen der Schule und der Ortsarmen­behörde warm ans Herz gelegt wurden. Stadt- schnltheiß Grieb versprach in seiner Erwider­ung getreu seines Eides seine Pflichten getreu zn erfüllen. Diesem offiziellen Akte folgte ein Festessen im Hotel Sonne, das, nebenbei bemerkt, dem Wirt alle Ehre macht. Unter den üblichen Reden seien besonders hervorgehoben der Toast des Oberamtmanns Kälber auf Se. Maj. den König, eine Rede des Hoteliers Mönch auf den Oberamtmann; ferner wurde gefeiert Stadtschult­heiß Grieb, und durch Stadlpfarrer Stöckle die nunmehrige Heimat desselben, unser schönes Herrenalb. Begeisterten Widerhall fand das Hoch auf die Frau Stadtschultheiß durch Schul­lehrer Ob recht. Stadtschultheiß Grieb dankte sämtlichen Rednern in herzlicher Weise. Ver­schiedene, zum Teil humoristische Reden, zeigten, daß Herrenalb nicht ganz leicht zuregieren" ist. Auch abends versammelte sich die Bürger­schaft nochmals um ihren neuen Ortsvorsteher. Unsere Wünsche begleiten ihn in sein verant­wortungsvolles Amt; möge er es zum Segen der Gemeinde allezeit treu verwalten.

Ueber den Ausflug des 10. landw. Gauverbandsnach Sindlingen bei Nagold am 14. Semptember schreibt derGes.": Ein guter Stern waltet über den Unternehmungen des Verbands, denn der gestrige Ausflug zur Besichtigung der Domäne Sindlingen erfreute

sich zahlreicher Beteiligung bei herrlichem Wetter. Gauvorstand Reg.-Rat Völter von Calw, Ober­amtmann Kälber, Vorstand des landw. Bez.- Vereins Neuenbürg, Vorstand Oberamtmann RitterNagold hatten eine zahlreiche Gefolgschaft ihrer Vereinsmitglicder. Freudenstadt war ver­hindert. Es war eine schöne Fahrt. In einer Stunde war man in Sindlingen angelangt, nach­dem man schon auf der Fahrt die zur Domäne gehörenden schönen Baumgüter und Repsfelder gesehen hatte. Bon der ganzen Umgegend, namentlich vom Amt Herrenberg waren Landwirte zu Fuß herbeigekommen, sodaß ea. 120 Personen sich versammelten. Der Empfang durch die HH. Oekonomierat Adlung und stuä. agr. Adlung war ein überaus liebenswürdiger. Die Besich­tigung wurde alsbald begonnen. Wir bemerken, daß die Domäne 1000 Morgen wovon 80 Morgen Wald umfaßt. Es sind ca. 20 Gebäude zur Domäne gehörig. Es wurde auf dem Rundgang zuerst eine schöne Entenzuchtanlage gezeigt; dann kamen der Fohlenstall mit 6 Stuten und Fohlen, lauter schöne Tiere, von welchen 4 mit 1. Preisen, 1 mit einem 2. Preis prämiert sind und der Schweinestall. In demselben befinden sich 9 Abteilungen mit je 1 Mutterschwein samt Jungen, die sich bei luftiger Stallung recht munter zeigten. Ein Prachtstier ist ein westfälischer Eber aus der Schweinezüchterei von Hoesch in Neukirchen (Altmark); dieser ist in einem der 6 anschließenden Ställe im Freien; man nennt dies Schweine­buchten. Oekonomierat Adlung erklärte, daß dies das Hauptfeld seines Sohnes Rudolf sei. Die Schweine bleiben hier Tag und Nacht und bei jeder Witterung im Freien und haben nur einen Unterschlupf: sie gewöhnen sich dadurch an den Witterungswechsel, erkälten sich nicht und werden durch die Bewegung kräftiger. Sie erhalten nur Klee und Wasser, auch wird ihnen wegen des Kalks Bauschutt in die Bucht gegeben. Wenn sie Junge haben erhalten sic auch Milch, Mehl und sonstige Nahrung. Das Impfen empfiehlt Herr Adlung unbedingt; seit er impfen lasse habe er keine Verluste mehr. Die Hauptsache der Methode Hoesch sei einfach halten und stets im Freien, leider seien Schweinehirten in Württem­berg schwer zu bekommen, sonst würde auch Weide­betrieb eingeführt; ein größerer Platz ist übrigens jetzt schon zur Schweineweide eingezäumt. Die Tiere sehen bei dieser einfachen Haltung vorzüglich aus. Es folgte eine geräumige Wagenremise, der

Pferdestall mit 24 schönen teilweise erstprämierten Tieren, dann der neuerbaute große Viehstall. Wie in allen Teilen, so war es auch hier eine Freude zu wandeln und zu iehen; alles in blitz, sauberem Zustand; es sind 6 Ochsen, 50 Milchkühe und 50 Stück Jungvieh, darunter prächtige Tiere: eine Kuh wurde gezeigt, die 30 Liter Milch giebf ferner 3 in Mannheim prämierte Kühe; sie erhielten einen 1. und einen 3. Preis und eine Anerkennung. Es ging zur Jungviehweide. Die Tiere erhalten im Stall kein Futter. Wegen der besseren Uebersicht sind Abteilungen gemacht. Die Tiere kommen von einem Schlag zum andern. Durch die Gewöhnung an Luft und Wetter, die stete Bewegung werden die Tiere sehr kräftig und widerstandsfähig. Das Schellengeläute er­innert an die lieblichen Alpenweiden. Man kommt nun vorbei an den von der Herzogin Franziska von Württemberg stammenden Gartenanlagen. Es sei hier erwähnt, daß die Herzogin Franziska von Hohenheim, Gemahlin Herzog Karls und dessen unbewußte Leiterin zum Besseren, dieses prächtige Stück Erde mit dem weitausschauenden Schloß zu ihrem Witwensitz gewählt hatte. Von diesen wenigen Worten der Pietät gegen eine selbstlose Frau und Wohlthäterin, deren Büste heute noch in der kleinen Kapelle zu sehen ist, kehren wir zurück zu unserem Rundgang, der nun an der Mosterei mit 10 achteimerigen Fässern vorbei zu dem Aufstellplatz der landwirtschaftlichen Maschinen führt. Wir sehen da einen Adriam- Binder, welcher mäht und bindet, dann eine amerikanische Grasmähmaschine, eine Getreide­mähmaschine beide von der Firma Walter und Wood und sehr gut bewährt, ferner eine Sä­maschine, einen Heuwender (Osborne und Cie.), eine Dreschmaschine mit Automobil. Alle Maschinen sind doppelt vorhanden. Vorbei an einem alten Kirchhof, in welchen neben anderen auch Michael Hahn, Begründer des Pietismus, liegt, kommt man zum Fohlengarten; derselbe ist eben mit 4 hübschen Fohlen besetzt. Der hochinteressante Rundgang durch den landwirtschaftlichen Teil der Domäne war nun beendigt und wir folgten gerne der freundlichen Einladung durch den Schloß­oder Hausgarten auch dem 4 Morgen großen Terrassengartcn einen Besuch abzustatten. Auch diese Besichtigung bot großes Interesse und Freude an dem herrlichen Gedeihen der Früchte und der Gartengewächse. Bei 560 in Höhe über dem Meer gedeiht und überwintert hier sogar