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(Saphir und Rothschild.) Der Satiriker Saphir befand sich einmal in Frankfurt am Main in Geldverlegenheit. Er bat einen Freund, der mit Rothschild bekannt war, den baronisierten Bankier für ihn um ein Darlehn anzugehen. Der Freund trug Rothschild die Sache vor. Wieviel braucht er?" fragte dieser.Fünf­hundert Thaler", brachte der Freund zaghaft heraus.Er soll zu mir kommen, und wenn er einen Witz macht, soll er sie haben," versprach der Millionär. Der Freund teilte den Bescheid dem Petenten mit.Wenn er weiter nichts will als einen Witz" sagte Saphir und ging. Sobald er in Rothschilds Zimmer getreten war und seinen Namen genannt hatte, kam ihm der alte Herr freundlich entgegen: Ach, ich weiß, Herr Saphir, Sie kommen um das Geld!"Nein, Herr Baron, Sie kommen drum!" versetzte der Schalk ohne Besinnen.Sollens haben," rief der Millionär und zahlte.

(Eine gelungene Storchgeschichte) wird der Kreuzztg." von einem pommerschen Dorfe be- richtet. Nachdem das auf der Gutsscheune thronende Storchnest während der Brutzeit un­gestört geblieben war, wurde eines schönen Abends eine lange Leiter angelegt, und ein Arbeiter klomm lapgsam und bedächtig zum First des Daches hinan. Man hörte ihn, als er in das Nest hineinsehen konnte, ausrufen:Joa, hier is t!" Dann sah man etwas weißes herunterflattern. Zerstörte eine frevle Hand das häusliche Glück der Storchenfamilie? Weit gefehlt! Der Weiße Gegenstand war ein Kinderhemdchen, das der Papa Storch auf der benachbarten Bleiche auf­gelesen hatte, ob für seine eigenen Kinder oder für einen andern Zweig seiner Thätigkeit, steht nicht fest.

(Die Pflege der Haut.) Eines der wichtigsten Organe unseres Körpers ist die Haut. Von vielen wird sie stark vernachlässigt. Die Haut ist einer der wichtigsten Bestandteile in unserem Lebenshaushalt. Sie bewirkt und regelt zugleich den Abfluß der in unserem Körper erzeugten überflüssigen Wärme, durch sie werden viele unbrauchbare Säfte aus unserem Körper abge- führt. Die Haut scheidet, dies ist ihre natürliche Bestimmung, Wasser und Fettteile in Form von Schweiß ab, der nebenbei noch einige Salze und besonders abgestoßene Hautzellen enthält. Indem nun von außen Staubteilchen hinzutreten, bei Verdunstung des Wassers Fett- und Hautzellen Zurückbleiben, wird eine die Poren verschließende Schicht gebildet. Diese übt, wenn man sie nicht regelmäßig entfernt, einen nachteiligen Einfluß auf den Menschen aus, weil dadurch die Thätigkeit der Haut zum größten Teile lahm gelegt wird. Um unsere Haut gegen die äußeren Einflüsse der Witterung widerstandsfähiger zu machen, ist es nötig, sie vor allem Schmutz zu bewahren, damit sie stets richtig funktionieren kann. Häufiges Baden, auch im Winter, und häufiger Wechsel unserer Leibwäsche dürften die besten Reinigungs­mittel und die sicherste Gewähr sein, von vielen Krankheiten verschont zu werden. Ferner bewirkt ein häufiges Baden eine rasche Erneuerung der Haut, weil dadurch die verbrauchten Hautzellen entfernt werden; auch trägt nichts mehr dazu bei, uns ein gesundes, jugendliches Aussehen zu bewahren, als eine durch häufiges Baden gut gepflegte Haut! Manche Menschen würden sich um vieles besser fühlen, wenn sie den Magen trockener hielten und die Haut dafür mehr be­feuchten würden.

(Totes Wasser.") Totes Wasser ist eine gefürchtete Erscheinung, die besonders von den norwegischen und schwedischen Seeleuten in ihren Meeren beobachtet wird. Sie bezeichnen sie mit,.I)öävaucl", dessen wörtliche Uebersetzung eben totes Wasser ist. Man trifft es meistens in der Nähe der Küste, besonders da, wo größere Ströme in das Meer münden. Die ganze Er­scheinung ist, wie dieTägl. Rdsch." schreibt, deswegen so unangenehm und seltsam, weil Segelschiffe sowohl wie Ruderboote, die in dies tote Wasser geraten, Plötzlich stillstehen, nicht mehr vorwärts kommen und auch nicht dem Steuerruder gehorchen. Durch Aenderung im Aussehen des Wassers läßt sich von einem ge­übten Auge das tote Wasser erkennen. Hin und wieder ist die hemmende Kraft dieses Wassers

so groß, daß auch Dampfschiffe aufgehalten werden. So gibt Fridtjof Nansen ein Beispiel der er­staunlichen Kraft, die dieses tote Wasser besitzt. Auf seiner Polarfahrt kam er in der Meerenge von Taimyr im Herbst 1893 dreimal in ein solches Wasser und nur mit Mühe gelang es dem Fram, obwohl er mit vollem Dampf ging, herauszukommen. Man hatte den Eindruck, als wenn das ganze Meer mitgenommen würde. Worauf die Erscheinung beruht, ist noch nicht erwiesen, doch scheint eine Aenderung in der Zusammensetzung des Wassers vorzuliegen. Es sind augenblicklich auf Veranlassung der schwedi­schen Regierung Untersuchungen im Gange, um das Vorkommen des toten Wassers in anderen Meeren und die Ursachen desselben festzustellen. Interessant ist es, daß auch die Alten diese Er­scheinung schon kannten. Aristoteles erörtert sie auf das Genaueste und schildert sie gerade so, wie wir es heute ebenfalls beobachten.

(Eine sonderbare Sitte.) Die Tonkinesen und die Siamesen färben ihre Zähne schwarz, weil sie das für eine Schönheit halten, während weise Zähne ihnen für ein Zeichen der Geschmack­losigkeit und der Nachlässigkeit gelten. Wenn Knaben und Mädchen zwölf Jahre alt sind, wird die Operation vorgenommen, die etwa drei Tage dauert. Sie besteht in Beitzen. Während der Zeit darf keine Nahrung zu sich genommen werden, da die Gesundheit durch ein Verschlucken von Beitze gefährdet werden würde. Hoch und niedrig, arm und reich unterwerfen sich dem, indem sie sagen:Wir sind keine Hunde und Elefanten, die weiße Zähne haben!"

(Der Mißbrauch von Gewürzen.) Wenn uns verwöhnten Kulturmenschen und Feinschmeckern jemand zumuten wollte, mit einem Schlage jeg­liche Speise ohne Zuthat von Gewürzen zu ge­nießen, würden wir uns gegen ein solches An­sinnen mit aller Entschiedenheit auflehnen. Wilde Völkerschaften essen wohl die meisten Speisen ungewürzt, weil ihre Geschmacks Organe noch nicht die Empfindlichkeit und Unterscheidungs­fähigkeit des zivilisierten Menschen aufweisen. Genau genommen dienen die Gewürze meist nur zur Verstärkung des in den Nahrungsmitteln bereits angedeuteten Geschmacks. Kochsalz ist in größeren oder kleineren Mengen im Fleisch, im Gemüse, in Früchten vorhanden, und so findet denn das Salz als Gewürz die ausgedehnteste Verwendung; man hat sogar versucht, die pro Kopf und Jahr verbrauchte Salzmenge als Maß­stab für die kulturelle Höhe der Völker zu ver­werten. Ob und inwieweit derartige Erwägungen den Thatsachen entsprechen, mag dahingestellt bleiben, jedenfalls wird niemand daran denken, Ungarn als größtes Kulturvolk zu Preisen, weil es in dem Geruch zügellosen Paprikagenusfes steht. In kleinen Mengen genossen, erhöhen die Gewürze (Salz, Pfeffer, Paprika u. s. w.) nach unseren Begriffen den Wohlgeschmack der Speisen und so auch die Genußfreudigkeit des Essendem Steigern wir jedoch den Zusatz an Würze über dieses Maß hinaus, dann wird nicht nur der Durst in exzessiver Weise gesteigert, sondern auch Reize auf das Nervensystem und auf die Ver­dauungs-Organe ausgeübt, welche in ihrer Viel­heit Schaden bringen müssen. Organe, welche über Gebühr angestrengt werden, leisten Wohl die ihnen diktierte Mehrarbeit lange unverdrossen, bis endlich die Reaktion umso schwerer eintritt. So manches Herz- und Nierenleiden, manche Blutarmut könnten wir bei sorgfältiger Prüfung als durch zu reichlichen Gewürzgenuß bedingt erkennen. Eine zuverlässige Statistik über der­artige Beobachtungen liegt zwar nicht vor, doch lassen Versuche an Tieren die Schädlichkeit der Gewürze als bewiesen erscheinen. Die Verhält­nisse liegen ähnlich wie beim Tabak und Alkohol, welche in kleinen Mengen meist nicht schaden, dagegen bei reichlichem Gebrauch die ganze Stufenleiter von den leichtesten bis zu den schwersten Gesundheits - Störungen Hervorrufen können. Wie in vielen anderen Dingen, insbe­sondere bezüglich der Leibesübungen und der Kleidung, eine Rückkehr zur Natur und Natür­lichkeit sich anzubahnen scheint, also dürfte es auch wünschenswert und möglich sein, in puncto Essen uns diebessern Wilden" ein klein wenig zum Muster zu nehmen.

(Ratschläge für jedermann) Mache eS dir zum Grundsätze, alles bar zu bezahlen. Hiebei fallen die lästigen Rechnungen fort und die Aus­gabe wird reiflicher überlegt. Schon die wöchent­liche Abrechnung beim Metzger, Bäcker und Kaufmann hat seine Schattenseiten, dennaufs Buch" wird schneller geholt, als wenn die Haus­frau gleich das Geld bezahlen sollte, und das Bezahlen ist nachher bei einer größeren Summe oft schwer.

(Praktische Winke zum Reinigen der Wohn- ( ung.) Oelgemälde reinigt man, indem man sie aus dem Rahmen nimmt und mittels eines ! Schwammes mit folgender Flüssigkeit abreibt: Man läßt in einem Glase Wasser einen Eßlöffel Chlorkalk zergehen und benutzt dann sofort diese Mischung; darnach wäscht man noch mit reinem Wasser nach und trocknet mit einem Weichen, säubern Tuche ab. Um Kupferstiche zu reinigen, wird eine Lösung von pyrophosphorsauerm Natron ! (75 Gramm auf 1 Liter Wasser heiß gelöst) angewandt, in welche der Kupferstich eingelegt wird. Bildergläser werden mit Spiritus gereinigt; doch ist sorgsam darauf zu achten, daß die ver­goldeten Rahmen nicht damit befeuchtet werden, da sonst die Vergoldung leidet. Um Rahmen vom Fliegenschmutz zu befreien, werden sie mit einer durchqeschniltenen Zwiebel abgerieben. Marmor wäscht man mit einem Flanellstück oder Schwamm, Seife und Wasser; zum Abdrocknen bedient man sich eines leinenen Tuches. Um Alabastervasen zn reinigen, wäscht man sie mit Seifenwasser und einer weichen Bürste ab. Die Fettflecke entfernt man mit schwachem Salmiakgeist. Japanische Ge­genstände werden mit Seifenschaum und Schwamm leicht abgerieben und mit Wasser abgespült. Flecke versuche man mittels Flanells, auf welchen man einige Tropfen Oel gegossen hat, abzureiben.

Um Gipsfiguren zu reinigen, streicht man sie mehrere Male mit fein zerteiltem, schwefelsauer»! Baryt an, den man mit Leinwand gehörig wieder abreibt, oder man kocht von Stärke einen dicken Kleister, trägt diesen mit einem Pinsel dick aus und läßt ihn an einem luftigen Ort trocknen Er löst sich in dünnen Plättchen ab und mit ihm der Schmutz.

(Der hilfreiche Hausknecht.) Gast (der vom Hausknecht hiuausgeworfen wird):Schmeißens mich nöt naus, Sie Lump, ich kann allein l geh n!" Hausknecht:Geh'n, dös glaub'i. aber ) fliag'n koanst nöt alloan, da muaß i helfen!» l

(Enfant terrible.) Mutter:Beim Husten, > Greti, hält man die Hand vor den Mund." Greti:Aber bei mir, Mama, fliegen ja keine Zähne heraus."

(Zerstreut.) Professorsgattin:Denke Dir, i Männchen, unser Alfred wurde versetzt." Professor, Ich werde ihn morgen wieder einlösen."

(Im Examen.)Wie groß ist die Entkernung zwischen der Sonne und dem Mond?" Student: (schweigt).Vierundzwanzigeinhalb Millionen Meilen, und wie finden Sie das?"

Student:Großartig!"

Dreisilbige Charade.

Ich kann dich packen, kann erschüttern dich,

Doch bin ich stumm und habe keine Laute,

Viel große Meister stritten sich um mich,

Der Eine so, der Andere so mich schaute!

Die beiden Anderen aus dem Tierreich kommen, Zugleich im Maule diese zwei sie tragen.

Auch sind es Männer, die den Ruhm erklommen, Daß man in s Lexikon sie eingetragen.

Das Ganze hat gar viel bedeutende Vertreter,

Und ist ihr Schaffen schön, dann liebt's ein Jeder!

Auflösung des Rätsels in Nr. 144. ds. Bl. Donner, Enz, Ulrich, Tempel, Sommer, Charlotte, Heinrich, Lübeck, Amerika, Neuenbürg, Deutschland.

Richtig gelöst von Pauline König in Dobel.

Mutmaßliches Wetter am 17. und 18. September.

(Nachdruck verboten).

Für Mittwoch und Donnerstag ist zwar mehrfach bewölktes, aber vorwiegend trockenes Wetter bei ziem­lich warmer Temperatur in Aussicht zu nehmen.

Am 18. und 19. September.

Für Donnerstag und Freitag ist zwar zeitweilig be­wölktes, aber größtenteils trockenes Wetter bei mäßig warmer Temperatur zu erwarten.

Redaktion, Druck und Verlag von C. Meeh in Neuenbürg.