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Amts- und KnzeigeölatL für den Bezirk Kakw

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Dienstag, den 26. August 1902.

Vierteljährlicher AbonnementrpreiS in der Stadt Ml. 1.10 ins Haue gebracht, Mt. 1. 16 durch die Post bezogen im Bezirk; außer Bezirk Mk. 1. 3S.

Tagesuemgkeiten.

Calw, 24. Aug. Um die hiesige Stadt­vorstands stelle haben sich bis jetzt folgende Herren beworben: Amtmann Conz hier, Verwal- tungsaktnar Staudenmeyer hier, 1>r. Oskar Priester, Rechtsanwalt in Meiderich a. Nieder­rhein, G. Wann er, Beamter bei der Landarmen­behörde LudwigSburg, Schultheiß und VerwaltungS- aktuar Fack in Mönsheim OA. Leonberg und Karl Karpf, Amtsgerichtssekretär in Ellwangen. Nach Ablauf des Meldetermins wird der Tag der Vorstellung der Kandidaten am kommenden Diens­tag von den bürgerlichen Kollegien festgesetzt werden.

Calw, 25. Aug. Vergangene Nacht 12'/- Uhr brach in der Kunstwollfabrik von Schenk in Hirsau Feuer aus, das jedoch durch die Nähe eines Hydranten bald gelöscht werden konnte. Der Schaden ist unbedeutend. Als Entstehungsursache wird Kurzschluß in der elektr. Leitung vermutet.

X Liebenzell, 25. Aug. Kommenden Mittwoch abends '/-9 Uhr findet im Saale des Unteren Bades eine musikalisch-drama­tische Abendunterhaltung, veranstaltet von verschiedenen Kurgästen unter freundlicher Mitwir­kung hiesiger Damen, statt. Die Veranstaltung dürfte einen besonderen künstlerischen Wert dadurch erhalten, daß die kgl. Hofschauspielerin Frl. Brand aus Stuttgart sowie der Groß- herzogl. Hofopernsänger Herr Erl aus Mannheim ihre Mitwirkung zugesagt haben. Das Billet kostet 1 Mark. Der Ertrag wird der Kasse des Liebenzeller Verschönerungs­vereins zugeführt werden. Der Schluß der Aufführungen findet so zeitig statt, daß Fremde aus Hirsau und Calw mit dem Nachtzug bequem zu­rückfahren können. Für die Jugend findet später Tanzunterhaltung statt.

2 . Deckenpfronn, 22. Aug. Von einem würdigen Gegenstück zu dem im vorletzten Blatt aus Kirchheim u. T. gemeldeten Fall von Unterbieten

bei einer Arbeitsvergebung ist von hier zu berichten. Sollte da die S ch a ch t m eist e rst ell e unserer Wasserleitung vergeben werden, wozu sich 9 Bewerber eingefunden hatten. Da jeder von ihnen dem Ge­meinderat gleich tüchtig erschien, beschloß dieser die Stelle im Abstreich zu vergeben und übertrug sie in heutiger Sitzung dem, der um 59 ^ sie zu über­nehmen bereit war. Der Gemeinderat wäre, wie man hört, gewillt gewesen, 200 zu bezahlen. Wir stehen also in diesem Falle einem Abgebot von 70'/-°/» gegenüber. In wenigen Minuten war alles geschehen. Als Maschinenwärter an der Pump­station wurde in gleicher Sitzung der seitherige provisorische Maschinenwärter P. Härter aus Sulz, OA. Nagold in geheimer Abstimmung mit 5 gegen 4 Stimmen bei einem Gehalt von 500 angestellt.

Eßlingen, 22. Aug. Das in dieser Woche zu Markt gebrachte Frühobst fand willige Käufer. Das Pfund Birnen kostete 716 AAepfellO13A Pflaumen 610 A Bei der Versteigerung des städtischen Gemeindeobstes, geschätzt zu 419 Simri, wurden 797 erlöst.

Horb a. N., 22. Aug. Der 10jährige hoff­nungsvolle Sohn des Bäckers Joh. Ade in Ober­thalheim,. OA. Nagold, fiel vorgestern von einem Baum, anscheinend ohne Schaden genommen zu haben, weshalb er auch seinen Eltern nichts davon sagte. Als jedoch gestern dessen Bauch ungewöhnlich anschwoll, mußte der Knabe eiligst in die chirurgische Klinik nach Tübingen verbracht werden, wo derselbe hoffnungslos darniederliegt.

Klosterreichenbach, 22. Aug. Auf schreckliche Weise verunglückte gestern auf dem Weg von Besenfeld nach Schönegründ der 59 Jahre alte Karl Kallfaß, welcher Langholz auf eine Sägmühle nach Klosterreichenbach führen sollte. Oberhalb der Besenfelder Steige gingen die Pferde mit dem Lang­holzwagen durch und rasten die Steige herab; der Wagen fiel um und stürzte die Böschung hinunter. Der Fuhrmann wurde unglücklicherweise mitgerissen

und erhielt dabei so schwere Verletzungen, daß er heute früh verschieden ist. Ein Pferd blieb tot auf dem Platz, das 2. hat Verletzungen erlitten. Der Begleiter des Fuhrmanns wurde ebenfalls verletzt.

Schramberg, 22. Aug. Nach lebhaftem Wahlkampf fand heute die wiederholte Wahl des Stadtschultheißen statt. Polizeiamtmann Harrer aus Reutlingen erhielt 837 Stimmen, der Kandidat des Zentrums, Amtmann Vollmar aus Ulm, 569. (Am 15. April siegte der Zentrumskandidat mit 457 gegen 451 Stimmen. Im April waren es 941, diesmal 1442 Wahlberechtigte, denn viele er­warben inzwischen das Bürgerrecht; fast 98 Prozent haben abgestimmt.)

Vom Allgäu, 22. Aug. Der Erntesegen ist ein selten großer, kann aber nur schwer und langsam nach Hause gebracht werden, da es alle Tage regnet. Die Witterung des Frühjahrs hat viele Feldgewächse in ihrer Entwicklung gehemmt. Diese Verzögerung macht sich Heuer um so fühlbarer, als am 3. September die Manöver beginnen.

Homburg v. d. H. 24. Aug. Der Kaiser und die Kaiserin sowie der Kronprinz, Prinz Joachim und Prinzessin Luise find um 7'/- Uhr Samstag abend nach Berlin ab gereist. Am Bahnhof waren der Herzog von Cambridge zum Abschied anwesend, sowie die Vertreter der städtischen und staatlichen Behörden, von denen der Kaiser sich aufs herzlichste verabschiedete. Vor seiner Abreise hat der Kaiser dem Reit- und Fahrverein zur Ver­besserung der Reitwege im Taunus einen bedeuten­den Betrag überwiesen. Außerdem erhielt der Bau­führer Granig aus Frankfurt a. M., welcher die in diesem Jahre neu angelegte Schloßwafferleitung beaufsichtigte, eine goldene Vorstecknadel.

Düsseldorf. Bis zum 21. August ist die Ausstellung von 1860 000 zahlenden Personen besucht gewesen. Gegen Mitte der nächsten Woche wird somit voraussichtlich der 2 000000 Besucher auf der Ausstellung zu erwarten sein.

FkUiüetoN. Nachdruck n-rb°t-n.

Walter (Larpenter's Nachlaß.

Original-Roman von Jos. Baierlein.

(Fortsetzung.)

Wer halte ahnen können", sagte der Lord nachdenklich, indem er seinen, von der Bora aufgeblähten Bauernmantel fester um die Schultern zog,wer hätte sich einfallen lassen, daß dieser deutsche Tölpel das Geheimnis, das sich hinter der Aufforderung des Sachverwalters Wallace verbarg, so schnell ans Tageslicht ziehen würde? Alles hat er herausgefunden, daß Carpenter die englische Ueber- setzung des deutschen Zimmermann ist, daß Walter Carpenter der Bruder des Oberförsters war, und daß sein Nachlaß wohl wert ist, seinetwegen auf einer Reise nach Brisbane das Leben zu riskieren."

Allerdings hat der Zufall den allerdümmsten Streich gespielt, den er uns nur spielen konnte", stimmte John bei.Mußte die Bekanntmachung meines Baas doch gerade dem in die Hände fallen, der am wenigsten etwas davon hätte er­fahren dürfen! Wäre die Geschichte nicht gerade diesem Professor oder was er sein mag, vor die Augen gekommen, so säßen wir noch in guter Ruhe zu Grün­stadel und könnten unsere Maßnahmen mit Ruhe überlegen. Statt dessen mußten wir Hals und Kopf über abreisen und alles daransetzen, mit den beiden Burschen das nämliche Schiff zu besteigen, damit wir sie nicht aus unserem Gesichtskreis verlieren. Was aber jetzt weiter geschehen soll, darüber bin ich völlig im Unklaren."

Ich halte es überhaupt für besser, das Plänemachen ganz aufzugeben."

Der Bediente hielt den Schritt an und schaute seinen Partner mit miß­trauischem Ausdruck ins Gesicht.

Darf ich deine Weisheit ersuchen, mir den Sinn dieser Sentenz zu er­klären ?" fragte er finster.Willst du etwa plötzlich vom Geschäft zurücktreten?"

Doch nicht!" entgegnete der Andere. Allein ich habe gefunden, daß Alles, was wir uns ausgeklügelt und zurechtgelegt hatten, und was du unser Programm hießest, in den meisten Fällen ein Loch bekam. Die Ereignisse waren stärker als unser Wille, und unsere Pläne konnten nach keiner Richtung hin ausgeführt werden. Zuerst glaubten wir, nur den alten Oberförster beseitigen und uns seiner Papiere bemächtigen zu müssen, was wahrhaftig keine große Hexerei gewesen wäre. Hierauf schien uns einzig seine Tochter den Weg zu verlegen, und da sollte eine Heirat oder schlimmsten Falls eine Entführung helfen; plötzlich wirft uns noch ihr Bruder Prügel zwischen die Beine, und nicht genug mit dem haben wirs jetzt auch mit des Mädels Schatz zu thun, also mit zwei Männern, dis nicht darnach ausschauen, als ob sie beim ersten Eulenschrei das Hasenpanier ergreifen wollten. Das haben wir nicht vorhersehen können; alle Pfiffigkeit und Verschmitztheit ver­mochte nicht zu hindern, daß unsere Angelegenheit sich wesentlich anders abwickelt, als wir vermuteten. Oder stand die Reise nach Brindisi mit auf unserem Programm?"

Nein."

Drum scheint es mir besser, keine weitausgreifenden Pläne mehr zu schmieden, sondern die ganze Sache dem Zufall anheimzustellen. Lassen wir die Dinge an uns herantreten, und wie sie sich auch gestalten mögen, wir wollen stets nur von Fall zu Fall handeln und dabei die Hauptsache nicht vergessen."

Und was verstehst du unter der Hauptsache?"

Daß die beiden Burschen Brisbane nicht erreichen", erwiderte der Lord, indem er trotz der Einsamkeit und des Tosens der von der Bora aufgewühlten Wellen fast unhörbar leise sprach.Tie dürfen in Brisbane niemals als Erben