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hat, ist noch zu melden, daß der Schaden an Gebäuden, Maschinen und Vorräten ca. 300000 Mark beträgt. Das Feuer, welches auch auf Güterschuppen des Bahnhofs Meckenbeuren über­sprang, aber dort nur geringen Schaden an­richtete, konnte nur mit alleräußerster Anstrengung bewältigt werden. Durch den Brand sind mehrere hundert Arbeiter beschäftigungslos geworden.

In dem etwa 7 Kilometer von Donaueschingen entfernt liegenden Pliesingen brach Samstag Nachmittag ein großer Brand aus. 25 Häuser, die Kirche und das Schulhaus sind abgebrannt. Das Feuer soll durch Kinder verursacht worden sein.

In Birkenau geriet ein 2 jähriges Kind beim Spielen mit Streichhölzern, die sich ent­zündet hatten, in Brand und erlitt so schwere Brandwunden, daß es alsbald starb.

Stuttgart. sLandesproduktenbörse.s Bericht vom 14. Juli von dem Vorstand Fritz Kreglinger. Im Wochenverlauf zeigten die amerikanischen Märkte für Weizen feste Stimmung bei etwas erhöhten Preisen. Rußland unverändert. Die Berichte aus Rumänien lauten gut und hofft man bei günstigem Erntewetter auf schöne Qualitäten. Hier besteht für den nötigen Bedarf gute Kauflust. Mehlpreise pr. 100 Kilogr. inkl. Sack: Mehl Nr. 0: 29 bis 29 50

Nr. 1: 27 -kt bis 27 4t 50 Nr. 2: 25 ^ 50 ^ bis 26 «I, Nr. 3: 24 -kt bis 24

50 -l, Nr. 4: 21 ^t -I bis 21 -k« 50 Suppen- gries 29 bis 29 -kt 50 Kleie 9 -kt 50

Ausland.

Der Rücktritt Lord Salisburys.

Der schon seit einiger Zeit erwartete Rücktritt des englischen Premierministers Lord Salisbury von seinem Posten ist nunmehr erfolgt. Der Führer der Konservativen, Lord Salisbury hat das Szepter des Premierministers aus der Hand gegeben. Familientrauer und die Last der Jahre habe ihn amtsmüde gemacht und seine Energie schon seit Monaten gelähmt. In dem Kabinet. das im übrigen unverändert bestehen bleibt, war das treibende Element der Kolonialminifter Chamberlain, während Lord Salisbury seine Thaten mit dem Glanze seines Namens deckte. Lord Salisbury genoß nicht bloß bei den Kon­servativen, sondern bei allen Parteien ein hohes Ansehen, wie selten vor ihm ein Premierminister, und ein fast unbegrenztes Vertrauen. Er ver­dankte dies Prestige sowohl seiner Familie, die zu den ersten des englischen Adels zählt, wie seinem soliden Charakter, der sich stets bewährt hat. Sein Nachfolger als Premierminister wird der von ihm herangebildete Mr. Balfour, bisher Führer des Unterhauses. Er ist der Schwieger­sohn Lord Salisburys, ein scharfsinniger Schotte und begabt mit einer hervorragenden Arbeitskraft.

London, 15. Juli. Der König hat heute um 11 Uhr in einem Krankenwagen das Schloß verlassen und sich nach der Viktoria-Station be­geben, von wo er um 10V- Uhr nach Ports­mouth abreiste.

Venedig, 14. Juli. Der Glockenturm von San Marko ist heute vormittag eingestürzt. Auch die vorgebaute Logetta des Sansovino und die anstoßende Ecke des Königspalasles wurden zerstört. Der Trümmerhaufen ist 30 Meter hoch. Der Turm riß beim Zusammen­sturz nicht nur die Loggia des Sansovino, son­dern auch einen Bogen der neuen Procurazien und den Bibliotheksaal des königlichen Palais mit sich. Einige Minuten vor dem Einsturz war, da man ihn voraussah, der Platz geräumt worden. Infolgedessen wurde niemand getötet, sondern nur einige Personen verletzt. Der Stadtrat ist heute abend zu einer außerordent­lichen Sitzung eingerufen worden. An der Ost­seite des Markusplatzes steht die bedeutendste Kirche Venedigs, die St. Markuskirche. Der Kirche gegenüber befindet sich der viereckige, 98 Meter hohe Glockenturm mit einem aus dem Jahre 1540 stammenden Vorbau (Logetta) des Bildhauers Jacopo Tatti genannt Sansovino, vier Bronzestatuen und Erzthüren ans dem 18. Jahrhundert.

Venedig, 14. Juli. Der Einsturz des Glockenturmes von San Marko hat in der Stadt und in ganz Italien ungeheure Erregung her­vorgerufen und wird wie ein großes nationales Unglück angesehen. Man hält die Katastrophe nicht für so drohend. In dem Augenblick, in welchem vor dem Einsturz der Platz geräumt

wurde, war derselbe von Neugierigen dicht be­setzt, welche zum Teil Mühe hatten, sich zu retten. Die Trümmer des Turmes haben eine Höhe von 30 Meter. Die Basilika und das Doyenpalais sind unversehrt. Viele Bürger der Stadt und viele Fremde begaben sich auf die Bureaux der Zeitungen, um dieselben auf­zufordern, eine nationale Subskription zum Wiederaufbau des Glockenturmes zu eröffnen, wobei sie gleichzeitig sich bereit erklärten, Summen hiefür zu zeichnen.

Nizza, 15. Juli. Eine gewaltige Feuers- brunst ist hier in einem großen Kaufhaus aus­gebrochen. Sie hat das ganze Gebäude vernichtet. Das Offizierskasino ist zum Teil zerstört. Das Feuer hat auch das Gebäude des Credit Lyon­nais ergriffen.

Wien, 15. Juli. Der um die Einführung der Korrespondenzkarte verdiente Hofrat Emanuel Hermann ist heute gestorben.

Peking, 8. Juli. Die Cholera greift unter den Chinesen immer weiter um sich und ver­breitet sich smit solcher Schnelligkeit, daß eine Schätzung der Toten ganz unmöglich ist. Täg­lich werden ca. 100 Choleraleichen durch 2 oder 3 Thore der Ostseite der Stadt weggeschafft. In Tientsin hat die Cholera nachgelassen.

Johannesburg, 14. Juli. Die britische Regierung hat dem Vorschlag der Transvaal­behörden zugestimmt, daß die Mitgliederzahl des gesetzgebenden Rates erheblich vermehrt wird und ihm auch nichtamtliche Vertreter bei­gegeben werden. Der Rat in seiner gegen­wärtigen Zusammensetzung wird auch weiterhin Gesetze dringenden Charakters erledigen. Aber es wird geplant, daß alle wichtigen Angelegen­heiten, in denen die Entscheidung ohne Ver­letzung des öffentlichen Interesses verschoben werden kann, für den verstärkten Rat zurück­gestellt werden sollen.

Utrecht, 11. Juli. Die Meldung, demnächst werde eine offizielle Darstellung über den Krieg und die Friedensverhandlungen gegeben werden, wird von hiesigen Blättern bestätigt. Präsident Krüger ist gegenwärtig mit der Abfassung einer solchen Broschüre beschäftigt. Das Material erhält er von den Anfang August hier eintreffenden Burenführern.

Vermischtes

Die fremden Vergnügungsreisenden geben jährlich 150 Millionen Franken in der Schweiz aus. 33 Prozent aller fremden Schweizreisenden sind Deutsche, 17 Prozent sind Engländer, 11 Pro­zent Franzosen, 5 Prozent Ämerikaner. Der große Verdienst, welcher der Schweiz aus den Reisen des deutschen Publikums erwächst, steht nun im grellen Gegensatz zu der Rücksichtnahme, die den Deutschen in den schweizer Hauptplätzen des Fremdenverkehrs zuteil wird. Selbst in Orten deutscher Zunge, wie in Luzern und Jnter- laken, findet man an vielen Läden nur französische und englische Aufschriften, und in den großen Gasthöfen kann man froh sein, wenn man neben einem Dutzend französischer und englischerZeitungen eine deutsche findet. Die Aufschriften auf dem Briefpapier der ersten Hotels Pflegen auch nur in diesen beiden Sprachen gehalten zu sein, als ob eine deutsche Sprache gar nicht bestände. Stellt man einen Wirt oder Ladenbesitzer darüber zur Rede, so heißt es immer:Die Deutschen können ja alle Englisch und Französisch, auf die braucht man keine Rücksicht zu nehmen, es gehen mir fast nie Beschwerden darüber zu." Es sollte aber jeder Deutsche, der seine Schritte den schweizer­ischen Bergen zuwendet, soviel nationales Selbst­gefühl und Selbstachtung besitzen und vor allem auch bethätigen, daß er nach Möglichkeit zur Beseitigung dieses unwürdigen Zustandes beiträgt, indem er Wirte, Ladenbesitzer u. a. auf die Rück­sichtnahme, die sie dem größten Teil ihrer Kund­schaft schulden, aufmerksam macht. Photographien, Andenken u. dergl , die auch in der deutschen Schweiz vielfach nur mit französischem Aufdruck verkauft werden, sollte man in dieser Form nie annehmen.

Mergentheim, 12.Juli. Im benachbarten Jgersheim trug sich, wie die Tauberztg. meldet, als Beitrag zu dem Sängerfest folgendes drolliges Stücklein zu: Zur Nachfeier des genannten

Festes versammelten sich die Sänger des Lieder­kranzes Jgersheim in einer dortigen Brauerei Ein anwesendes schlichtes Bäuerlein meinte u. a.' Den Jgersheimer Sängern hätte doch unbedingt der erste Preis gehört, da sie bei dem vorgetragenen Liede vielmehr Punkte gehabt hätten als 5z wie die Harmonie Weikersheim. Auf Befragen' wie er dieses meine, da ja der Jgersheimer Lieder.' kranz gar nicht preisgesungen habe, erwiderte das Bäuerlein naiv: Ich habe bei dem Liede das ihr auf dem Festplatze gesungen habt, die Notenpunkte gezählt, und da habe ich viel mehr Punkte als bei allen andern Vereinen zusammen, gebracht. Der betr. gesangskundige Landmann dürfte bei künftigen Wettsängern als Preisrichter sehr zu empfehlen sein.

(Eine Eidechse im Magen.) DieAllg, Ztg." schreibt: Eine hochsommerlich klingende Geschichte wird allen Ernstes aus dem kleinen Flecken Petit-Moulin in Belgien berichtet: Seit einiger Zeit fühlte ein junges Mädchen, Amelie Piretto, schnell ihre Kräfte schwinden, während ihr Magen in anormaler Weise zunahm. Die Aerzte wußten sich ihr Leiden nicht zu erklären bis sie eines Tages auf die Idee kamen, sie mit L'-Strahlen zu durchleuchten. Da machten sie die überraschende Entdeckung, daß das junge Mädchen eine große Eidechse im Magen hatte. Sie erklärten es sich so, daß das Mädchen Quellwasfer getrunken und ein junges Tier verschlungen hatte, das nun in seinem Körper wuchs. Eine Operation erwies sich als un­möglich. Das unglückliche Mädchen starb nach furchtbaren Qualen vor einigen Tagen.

Aus dem bekannten BüchleSo sem'mer Leut!", Schwarzwaldgedichte in der Mundart des oberen Murgthals von Otto Gitünger (Ver­lag von Greiner u. Pfeiffer-Stuttgart):

Der Sattler.

Der Fritz spannt seine Ochsa-n-ein,

Jetz send dia neue Biiuscht veil z'klein.

Er probiert's rom ond probiert's non>.

Se rutscha halt, dös wird am z'domm.

Drom lauft er, d'Bäuschtle ontr'am Arm Zom Sattler nein ond macht Alarm:

Horch, Sattler," sait er,descht mer z' arg,

Dan soderscht für dia Bäuscht drei Mark Ond machscht mer no zwei Denger z' weg,

Meinscht au, se passa? Jo, en Dreck!"

Der Sattler sait: 0 , laß me gaun,

Was witt denn dau von deam verstaun?

Dau machscht dia Bäuscht blos net recht nuf,

Se passa g'wiß, verlaß de d'ruf!

Jetz mach', daß d' naus kommscht, und daß d's weißschsi Noch mei'm Kops mach i d' Ochsabäuscht."

Mutmaßliches Wetter am 17. und 18. Juli.

Die neue Depression über Schottland ist, wie er­wartet. nordostwärts gewandert und liegt mit 755 mm über Lappland und Westfinnland. Ein Hochdruck von 765768 mm behauptet sich über Ostfrankreich und dem übrigen Mitteleuropa. Ein neuer Hochdruck mit 765 mm über dem biskayschen Golfe sucht sich mit dem älteren Hochdruck zu vereinigen. Demgemäß wird das trockene und größtenteils heitere Wetter bei warmer Temperatur am Donnerstag und Freitag noch an­dauern; vereinzelte Gewitterstörungen in den südwest- deutschen Gebieten sind aber nicht ausgeschlossen.

u.

Paris, 15. Juni. In einem Wagen I. Kl. eines von Paris nach Versailles fahrenden Eisen­bahnzuges wurde heute vormittag gegen einen Deutschen, Dr. Ordenstein, ein Mordversuch be- gangen. Ein anständig gekleideter, junger Man» brachte ihm mehrere Messerstiche in den Leib bei. Dem Ueberfallenen gelang es, das Notzeichen zu geben. Der Thäter wurde verhaftet. Er weigerte sich aber, seinen Namen anzugeben. Der Verwundete, dessen Zustand ernst ist, wurde in das Hospital Beaujon verbracht.

Paris, 15. Juli. Der heute auf der Fahrt von Paris nach Versailles überfallene Dr. Ordenstein ist ein in der hiesigen deutschen Kolonie sehr angesehener Arzt und ist aus Worms gebürtig.

London, 15. Juli. Der König überstand die Reise nach Cowes, ohne Ermüdung zu zeigen. Er hat bereits selbst seine große Zufriedenheit mit der Veränderung ausgesprochen. Das Wetter ist sehr günstig für die Genesung des Königs.

Wellington (Neuseeland), 15. Juli. Hier haben furchtbare Explosionen des Geisers Wai- mangu bei Rotorua stattgefunden. Die Wasser­säule erreichte eine Höhe von 800- 900 Fuß.

Redaktion, Druck und Verlag von C. Meeh in Neuenbürg.