-der bedeutendsten erklärt; er fügt hinzu: „Nicht am wenigsten interessant dabei ist der Umstand, daß diese Groß - Industriellen uns neben ihren Metall-Erzeugnissen auch einige ihrer Arbeiter- Niederlassungen zeigen, wir ersehen daraus, unter welchen Bedingungen des Wohlstandes, ier Gesundheit und der Bequemlichkeit die Arbeiter leben und in den Stunden der Muse sich ergötzen können." Große Bewunderung flößt dem Franzosen unsere, bei seinen Landsleuten so verschrieene Architektur ein: „Keine Spur von dem schlechten Geschmack der Schwerfälligkeit und Effekthascherei, dessen wir so oft den deutschen Geist beschuldigen. In diesem Punkte müssen wir von unseren Vorurteilen zurückkommen. Deutschland hat, so gut wie Belgien, eine Architektur voller Anmut und Schönheit. Und zwar finden sich diese Vorzüge Nicht allein in den großen Bauwerken, wie der riesigen Maschinenhalle, sondern auch bei den kleinsten Bauten dieser erstaunlichen Ausstellung. Vom Festsaal an bis zum kleinsten Restaurant, die Bierschenken und die Schwarzwaldkneipen sind alle stilvoll errichtet und in wundervoller Form ausgestattet, ernst und taktvoll. Selbst die Ausstellungsstation verrät einen reizenden Geschmack"
Aus Baden, 11. Juli. Wegen erschwerter Sachbeschädigung wurde der Landwirt K. F. Weiß in Buggingen, der seinen Namen in Orien- Uerungstafeln des Schwarzwaldvereins auf dem Belchen eingeritzt hatte, vom Schöffengericht zu Schönau i. W. zu einer Geldstrafe von 15 oder zu 3 Tagen Gefängnis verurteilt.
Aus Baden, 10. Juli. Die Traubenblüte ist in allen badischen Weinbau treibenden Gegenden beendet. Der Verlauf war recht rasch und gut. Vom Abfallen der «samen als auch vom Durchsallen der hängenden Traubenbeerchen war bis jetzt Noch nichts wahrzunehmen. Der Behang ist durch- gehends zufriedenstellend und die Beeren haben schon einen ansehnlichen Umfang erreicht. Rebenschädlinge und Rebkrankheiten haben sich bis jetzt nur in einzelnen Lagen gezeigt; erstere hat man durch fleißiges Einfangen unschädlich gemacht, und Oidium und Peronospora werden durch Schwefeln und Spritzen eifrichst bekämpft. Der 190 ler Wein hat sich auch nach dem zweiten Abstich recht gut entwickelt und bildete in jüngster Zeit den Hauptgegenstand der Nachfrage.
Vom Bodensee, 11. Juli. Wohl in keinem Land werden historische Gedenktage so großartig gefeiert, als in den einzelnen Kantonen der Schweiz. So bereitet jetzt schon die Stadt Gallen eine Zentenarfeier Pro 1903 vor. Ein Festspiel, das 2169 Personen, nämlich 1330 Männer, 410 Frauen, 253 Knaben und 168 Mädchen erfordert, soll aufgeführt werden. Es umfaßt 5 Akte: Mönchswesen im Kloster, Minnelied, Kirchenlied, Volkslied und Lied der Freiheit und des Vaterlandes.
Württemberg.
Stuttgart, 12. Juli. Die Kammer der Abgeordneten führte in ihrer heutigen Sitzung die erste Beratung der Volksschulnovelle zu Ende. Frhr. v. Gemmingen stellte sich im allgemeinen auf den Standpunkt des Entwurfs. Blumhardt (Soz.) führte aus, daß der Widerstreit in der Schulfrage auf die Verschiedenheit der Konfessionen zurückzuführen sei. Prälat Braun (frs. Vg.) sprach dem Minister den Dank für Einbringung der Vorlage aus, während Domkapitular Stiegele namens des Zentrums in längeren Ausführungen die Bezirksschulaufsichtsfrage behandelte und für die Beibehaltung der geistlichen Schulaufsicht energisch eintrat. Der Kultusminister erwiderte ihm sofort und auch der Abg. Haußmann-Gerabronn, sowie Hieber traten in längeren Reden den Ausführungen des Domkapitular Stiegele entgegen. Nachdem Dekan Kollmann noch die Wichtigkeit der Erziehung der Jugend im christlichen Sinne betont hatte, kvurde ein Antrag auf Schluß der Debatte angenommen und die Novelle sodann an die Volksschulkommission verwiesen. Die Kommission für die Beratung der neuen Gemeindeordnung, sowie der Bezirksordnung, welche aus 16 Mitgliedern bestehen soll, wurde Per Akklamation gewählt und schließlich auch der Gesetzentwurf betreffend
die Beaufsichtigung der höheren Mädchenschulen an die Finanzkommission verwiesen. Es kam alsdann ein kgl. Reskript zur Verlesung, wonach die Ständeversammlung von heut? ab vertagt wird. Zum Schluß gab Präsident Payer die übliche geschäftliche Üebersicht und schloß mit dem Dank an das Haus. Auch ihm wurde für seine Geschäftsführung von Frhr. v. Gemmingen namens des Hauses der Dank ausgesprochen.
Stuttgart, 13. Juni. In der Gewerbehalle wurde heute vormittag 11 Uhr die unter dem Protektorat des Königs stehende Fachausstellung für Fleischerei, Kochkunst und verwandte Gewerbe, mit der zugleich die 25. Tagung des deutschen Fleischerverbandes verbunden ist, feierlich eröffnet. Dem Festakt wohnten u. a. bei: Staatsminister Dr. v. Pischek, Ministerialdirektor v. Mosthaf, Staatsrat Dr. v. Gaupp, die Oberregierungsräte v. Mayer und Schmidlin, Hofrat Senft, Oberbürgermeister Gauß, Bürgeraus- schnßobmann Kraut, Gemeinderat Rettich und der Vorsitzende des deutschen Fleischerverbandes Marx-Frankfurt. Minister v. Pischek ergriff zunächst das Wort und brachte das warme Interesse und die besten Wünsche des Königs für ein gutes Gelingen der Ausstellung zum Ausdruck. Der Minister fuhr dann fort: Mit Freuden komme ich dem allerhöchsten Auftrag nach, denn nach allem, was ich von der Ausstellung gehört und bis jetzt gesehen habe, darf ich überzeugt sein, daß die Ausstellung nicht nur eine durchhaltige, gediegene sowie belehrende und anregende ist, daß sie die zahlreichen Fortschritte vor Augen führen wird, die das Fleifchergewerbe in neuester Zeit gemacht hat und noch macht, sondern daß sie auch zugleich die innigen Beziehungen veranschaulicht, in denen das Fleischergewerbe zu den verschiedensten anderen Gewerben steht. Kein Handwerk und kein Beruf kann sich im modernen wirtschaftlichen Leben allein stehend gedeihlich entwickeln, überall greifen die Fäden des einen hinüber in diejenigen des anderen. Manigfache Wechselbeziehungen werden angeknüpft, neue Interessengemeinschaften gegründet, alte Interessengegensätze müssen überbrückt werden. Wie wir hoffen dürfen, daß die Ausstellung reiche Belehrung und Anregung für die unmittelbar beteiligten Berufsgenossen gewährt, so dürfen wir auch überzeugt sein, daß sie dazu beitragen wird, die Gefühle der Zusammengehörigkeit zwischen den beteiligten Berufsständen zu fördern. Die Ausstellung wird zugleich den Mittelpunkt bilden für die Verhandlungen des 25. deutschen Fleischerverbandstags. Ich kann Ihnen versichern, daß die Regierung diese Verhandlungen mit dem der Wichtigkeit der Sache entsprechenden Interesse verfolgen und nach bestem Wissen und Gewissen deren Ergebnisse würdigen und verwerten wird. Ich wünsche auch daher den Verhandlungen des Fleischerverbandes einen guten Verlauf, ebenso hoffe ich, daß diese Verhandlungen wie die an dieselben sich anschließenden Vergnügungsveranstaltungen bei den auswärtigen Teilnehmern eine angenehme und freundliche Erinnerung an die Tagung und an das schwäbische Volk hinterlassen werden, das ja auch von jeher dem Metzgergewerbe freundlich zugethan gewesen ist. (Bravo.)
Wochenbericht der Zentralvermittlungsstelle für Ob st Verwertung in Stuttgart vom 12. Juli 1902. Neue Angebote liegen bei uns vor: in Kirschen aus Frickenhausen 25 000 Kilo Tafelkirschen; in Stachelbeeren aus Tettnang, Hechingen, Weikers- heim, Jlshosen; in Johannisbeeren rot, schwarz und weiß aus Laupheim, Böttingen, Tettnang, Weikers- heim, Jlshosen, Plochingen; in Waldhimbeeren aus Fornsbach, Hülen, Kißlegg; in Walderdbeeren aus Hülen, Fornsbach, Kißleg; in Prestlingen aus Ger- lingen, Helfenberg, Aalen; in Preiselbeeren aus Kißlegg; Nachfragen liegen vor: in Kirschen (Tafelkirschen und zum Brennen) Weichseln, Johannisbeeren rot und schwarz, Stachelbeeren, Himbeeren, Heidelbeeren , Walderdbeeren, Brombeeren, Preiselbeeren, Aepfel. Birnen, Mirabellen, Aprikosen und Pfirsiche. Engrosmarkt bei der Markthalle am 12. Juli: Kirschen 12—22 Prestlinge 18—55 Walderdbeeren 35— 40 Stachelbeeren 8—10 Johannisbeeren 11 bis 15 Himbeere» 25 Heidelbeeren 14—15 per Pfund. Berlin: Engros-Markt in den Zentralmarkthallen am 11. Juli; Kirschen, Gubener 10—16 ^ Werdersche 16—18 Schlesische 12—18 Weichsel
20 «l, Stachelbeeren 8—9^, Johannisbeeren 15—18^ Walderdbeeren 35—50 Himbeeren 20—24 ^ Heidelbeeren 18—20 per Pfund. Zufuhr reichlich, Geschäft still.
Ausland.
London, 12. Juli. Nach dem heutigen Krankenbericht macht die Besserung in dem Befinden des Königs ausgezeichnete Fortschritte. Infolge seines befriedigenden Zustandes werden von jetzt ab Krankenberichte nur alle 2 Tage ausgegeben werden. Die Aerzte sagen, daß die Besserung im Befinden des Königs schneller erfolgte und der Verlauf der Krankheit wenige^ kompliziert gewesen sei, als man zunächst angenommen hatte. Die ausgezeichnete Körperverfassung des Königs habe einen wesentlichen Anteil an diesem Ergebnis. Man hofft, daß der König am Dienstag von Buckinghampalast auf die könig« liche Aacht gebracht werden kann, welche in Portsmouth liegt. Die Aerzte halten eine Luftveränderung in diesem Stadium des Heilungsprozesses für sehr notwendig. Eine amtliche Mitteilung über den Tag der Krönung besagt: die Aerzte des Königs sind der Ansicht, der König werde in der Zeit zwischen 8. und 12. August im Stande sein, sich den Beschwerden der Krönung zu unterziehen, wenn der gegenwärtige Fortschritt in seinem Befinden anhält und keine Zwischenfälle eintreten. Der für den Tag nach der Krönung in Aussicht genommere Festumzug des Königs wird unterbleiben.
London, 12. Juli. Bei dem gestrigen Krönungsbankett in der Guildhall waren gegen 600 Gäste anwesend, unter ihnen die Premierminister der Kolonien, die indischen Fürsten und die Mitglieder des Kabinets. In Abwesenheit des noch an den Folgen seines Wagensturzes leidenden Chamberlain führte Unterstaatssekretär im Kolonialamt Earl Onslow den Vorsitz. Letzterer sagte, der Zweck der Konferenz sei, die das Reich umschließenden Bande auf dem Gebiet des Handels und der Verteidigung noch enger zu gestalten. Der australische Premierminister führte aus, daß der Versuch, einen Reichszollverein zu schaffen, völlig undurchführbar sein werde.
Southampton 12. Juli. Der Dampfer „Orotava" mit General Lord Kitchener an Bord ist heute Vormittag hier eingetroffen. Da ein Offizier an Bord des Schiffes an den Blattern erkrankt ist, erhielt nur General Kitchener und sein Stab die Erlaubnis zum Landen. Lord Kitchener wurde bei der Landung mit einem wahren Beifallssturm empfangen. Der Mayor der Stadt hieß ihn willkommen, worauf Lord Kitchener der Ehrenbürgerbrief für den Kreis Southampton überreicht wurde.
London, 12. Juli. Lord Kitchener traf mittags 12 ^/t Uhr auf Paddington Station ein und wurde vom Prinzen von Wales herzlich begrüßt. Auf dem Wege zum St. James-Palast, wo ihm zu Ehren ein Frühstück stattftndet, bereitete ihm die Menge stürmische Huldigungen. Zu dem Frühstück waren nahezu 50 Personen geladen. Den Mittelplatz nahm der Prinz von Wales ein, ihm zur Rechten saß Kitchener, zur Linken der Herzog von Cambridge, gegenüber Lord Roberts. Unter den Gästen befanden sich die Minister Lord Salisbury, Marquis Lans- downe, Brodrick, Ritchie, sowie der Unterstaatssekretär des Kriegsamts, Lord Raglan. Sämtliche Blätter empfangen Kitchener mit einer vollen Salve rühmender Artikel, mit Lebenserinuer- ungen, Bildnissen und Anekdoten.
In Südafrika haben zwar die militärischen Schwierigkeiten für die Engländer ihr Ende erreicht, aber auf dem Gebiete der Verwaltung, die die Aufgabe hat, die vom Kriege geschlagenen Wunden zu heilen, sind Schwierigkeiten zu überwinden, die an Größe kaum hinter jenen zurückstehen. Schon beginnt die Frage der Entschädigung der Buren für ihr zerstörtes Eigentum zu Meinungs-Verschiedenheiten zu führen. Sollen diese Entschädigungen ein freies Geschenk für die Geschädigten bleiben, oder sollen die neuen Kolonien dazu beitragen? Vertreter beider Meinungen kommen in den Londoner Blättern zum Wort. Einige wollen bloß die Goldminen zu jenen Kosten herangezogen wissen. Diese Bor- schlüge haben wohl am wenigsten Aussicht, durchzudringen. Denn gerade die Minen erheben laute Klagen über Verluste und über Mißstände. Vor allem ist es der Arbeitermangel, unter dem sie leiden. Zu den Schwierigkeiten gesellt sich