Ein Reuter'sches Telegramm auS Brisbane meldet, daß ein Syndikat General Dewet angeboren habe, eine Vortragstour durch Australien zu machen. Das Syndikat erbietet sich, ihm me Kosten zurückzuerstatten und ihm außerdem für jede Woche 250 Pfund Sterling zu zahlen.
Nacb einem Telegramm der „Daily Mail" aus St. Helena, haben sich Oberst Schiel und 7 andere Burengefangene am 6. Juli auf dem „Avondale" eingeschifft, um sich nach Europa zu begeben. Zwei Söhne Dewets, 2 Bureu- kommandanten, ein Kapitän und 4 andere Gefangene reisten mit der „Kirkfield" nach Kap' stadt. Alle bezahlten selbst ihre Passage. General Viljoen hat beschlossen, den Treueid zu leisten.
Aus Deutsch-Ostafrika, 7. Juli. Einen schrecklichen Tod fand nahe der Militärstation Kisaki der Elefantcnjäger Zimmer. Bei der Verfolgung eines schwer angeschossenen Nashorns wurde er von dem wütenden Dickhäuter angenommen, auf dem über ein Meter langen Horn aufgespießt und mehrere mal in die Höhe geschleudert. Seine schwarzen Jagdbegleiter konnten sich auf Bäume retten und entgingen nur so dem gleichen Schicksal. Da der Unfall sich mitten in der Steppe ereignete, konnte die Leiche bis jetzt noch nicht aufgefunden werden. Angeschossene oder gereizte Nashörner zählen ebenfalls wie der Büffel zu dem gefährlichsten Wild Afrikas, zumal da sie selten den ersten Schüssen erliegen.
Die Bildung der großen Ringe in Nordamerika nimmt seinen Fortgang. Neuerdings haben sich auch die den Fleischversandt der Vereinigten Staaten beherrschenden Gesellschaften zu einer Vereinigung zusammengeschlossen, mit dem bekannten Millionär John Rockefeller als Finanzmann an der Spitze. Widersprechend lauten indessen noch die Angaben über die Stellung der großen Fleischversandt-Firma Swift u. Compagnie in Chicago zu diesen Ringunternehmen. Uebrigens muß letztere Gesellschaft gerade jetzt einen bedeutenden geschäftlichen Verlust verzeichnen. Ihr Gebäude in Chicago, in welchem sich das Engros'Geschäft und die Bureaux befanden, ist niedergebrannt. Der verursachte Schaden wird auf 1 Mill. Doll, geschützt.
Wien, 11. Juli. Wie die Blätter ans Fünfkirchen (Süd-Ungarn) melden, haben die gestrigen Gewitter verbunden mit Hagelschlag in vielen Gemeinden starke Verwüstungen angerichtet.
Aus der Schweiz, 10. Juli. Die Situation im Simplontunnel ist z. Zt. eine sehr kritische. Die Hitze ist auf der Nordseite auf 49° Celsius gestiegen. Viele Arbeiter können es hiebei nicht mehr aushalten. Es sollen nun kostspielige Installationen erstellt werden, mittels deren auf künstliche Weise Wasser zur Abkühlung in den Tunnel geführt wird, Vorrichtungen, deren Erstellung und Betrieb allerdings mehrere Millionen kosten und so die Baukosten des Tunnels wesentlich erhöhen.
Vermischtes.
London, 6. Juli. Wie schon kurz mitgeteilt, wurden an verschiedenen Punkten der Stadt eine halbe Million Arme vom König gespeist. Was es heißt, eine halbe Million Menschen zu speisen, geht daraus hervor, daß die Länge der aufgeschlagenen Tische 87 englische Meilen (17^/- deutsche Meilen) beträgt, und daß die Stühle, nebeneinandergestellt eine Länge von 174 Meilen bilden würden. Blumensträuße lagen auf jeder Tafel, und die Männer zögerten nicht lange, sie, wie es die feinen Herren in London thun, in ihr Knopfloch zu stecken. Dann erhielt ein jeder Gast ein Trinkgefäß, das er sich mit Bier, Limonade oder Apfelwein füllen lassen und schließlich mit heim nehmen konnte. Es ist ein rundes Gefäß aus milchweißem, glasiertem Geschirr, „unten spitz und oben breit", nicht ganz 10 cm hoch. Auf der einen Seite sieht man in lichtem Grün ein Bildnis des Königs und der Königin en reliak, von der Königskrone überragt und darunter das allerdings falsche Datum — „Juni 1902" —; das war nun Wohl nicht mehr zu ändern Md macht den Becher Kuriosi- tätrnsammlern urAHo merkwürdiger. Auch der
Teller, auf welchem das Nachessen, der beliebte englische Pudding, aufgetragen wurde, blieb den Gästen als Geschenk und überdies bekamen die Männer Pfeifen und Tabak, die Frauen, Mädchen und Kinder eine Blechbüchse gefüllt mit Chokolade, alles „ein Geschenk vom König." Wer darf sich da Wundern, daß frohe Stimmung herrschte, daß zuerst tüchtig gegessen und getrunken wurde—Ochsenbraten, Zunge, Schinken, Kartoffeln, Pudding, Bananen, Apfelsinen, Kirschen — und dann fröhlich gelacht und geplaudert. Nach einer knappen Stunde war das Mahl vorüber, dann folgte die Unterhaltung durch Künstler und Künstlerinnen. Die beliebtesten Mitglieder der Varietösbühnen hatten gewetteifert, ihre Dienste unentgeltlich zur Verfügung zu stellen und der Jubel, der dröhnende Beifall, der ihnen geradezu ohrenbetäubend nach jeder Nummer zuteil wurde, muß ihnen wahrlich als reicher Lohn gegolten haben. Der Leser erhält eine Vorstellung von dem geradezu riesenhaften Um- fange des Unternehmens, wenn wir die Zahlen rcden lassen. Auf der Speisekarte des Königs standen folgende Einzelheiten: 165 000 KZ Ochsenfleisch, 125000 KZ Kartoffeln, 125000 KZ Pudding, 125000 KZ Brot, 31 750 KZ Käse, 86 000 Gallonen Bier, 150000 ! Jngwerbier, 75 000 1 Limonade. Ueberdies erheischte es ein Heer von 40 000 Personen, die Speisen aufzutragen und den Gästen aufzuwarten. Gebraten wurden 165000 KZ Ochsenfleisch, wobei die hergestellten Fleischpasteten außer Rechnung geblieben sind. Von Liebesgaben seien erwähnt: 500000 Bonbonnieren mit Chokolade, 10000 KZ Rauchtabak und 300 000 Thonpfeifen, sämtliches Bier, die kohlensauren Getränke, Thee, Kaffee und Zucker; außerdem Obst, Bisquits rc. von großen Firmen. Den König kostet trotzdem das Fest über 32000 Pfd. Sterl. — 640000 ^ Die 500000 Menschen wurden an 498 verschiedenen Orten gespeist. Je ärmer das betreffende Stadtviertel war, um so größer war naturgemäß die Zahl der Gäste: 40000 in Jslington, nicht viel mehr als 3000 im wohlhabenden Hampstead. Jedes Viertel hatte, je nach der Größe der Räumlichkeiten, welche zur Verfügung standen, wenige oder viele Hallen in Beschlag zu nehmen; die 19250 Gäste von Battersea z. B. verteilen sich auf 50 verschiedene Festräume. Die größte Anzahl von Gästen unter einem Dache speiste Fulham. nämlich 14000. Wie in dem Telegramm des Königs angedeutct war, machten die Prinzen und Prinzessinnen die Runde von einem Festsaal zum anderen; es bleibt erwähnenswert, weil es bezeichnend für den Geist ist, in dem das Ganze geplant und ausgeführt wurde, daß der vornehmste Vertreter des Königspaares, der Prinz von Wales und seine Gemahlin, just die allerärmsten Viertel aufsuchten, Hackney, Stepnay und Poplar, die Stätten der bittersten Armut, weit im Osten Londons, bei den Docks.
AuS der Schweiz. Eine Riesenhöhle, die zu den schönsten in Europa zählen dürfte, ist in der Schweiz soeben zum erstenmal erforscht worden. Ihr Eingang liegt bei dem Dorf Stalden im Muottathal, nicht weit von Schwyz am Fuß des Pragel. Ihre Erforschung war schon oft geplant worden, aber die Wassermengen, die Steilheit der Abhänge, das niederstürzende Gestein hatten sie bisher verhindert. Vier kühne Alpinisten aus Zürich haben nun soeben eine große Entdeckungsfahrt in die Höhle unternommen. Mit Lebensmitteln für 8 Tage, 6000 Meter langen Seilen, Leitern und Acetylenlampen ausgerüstet, sind sie Ende Juni in die Grotte eingestiegen und erst nach 2 Tagen wirdergekommen. Die Bewohner Staldens schickten sich schon an, die Verlorengeglaubten zu suchen. Die Forscher haben sich von Schlund zu Schlund von Saal zu Saal bis zu einer Entfernung von 2750 Meter vom Eingang vorgewagt. Bei dieser Entdeckungsreise von 46 Stunden haben sie eine Fülle von Naturschönheiten gefunden: Säle, die wundervoll mit Stalaktiten geschmückt sind und unterirdische Gießbäche, die mächtig genug sind, um Sägewerke zu treiben. Diese Ergebnisse haben sie für die Anstrengungen und Wagnisse ihrer Forschung, die nicht ohne Gefahr war, reichlich entschädigt.
Aus dem bekannten Büchle „So sem'mer Leut!", Schwarzwaldgedichte in der Mundart des oberen Murgthals von Otto Gittinger (Verlag von Greiner u. Pfeiffer-Stuttgart), haben wir schon einigemale hübsche Proben unfern Lesern aufgetischt. Die meisten der 52 Gedichte sind humoristischer Natur und gipfeln in scharfer Spitze, so daß sie sich vorzüglich zum deklamieren im geselligen Kreise eignen. Wir lassen in den nächsten Nummern ds. Bl. einige weitere köstliche Reime rc. folgen:
Berleba.
Der Pfarrer, heißt's well' Abschied mach«,
De eine g'räbt's, de andre lacha.
Zom Pfarrer fait do d'Mühleres:
„Verleba möchl i blos no dös,
Daß iar, Herr Pfarrer, aib ar geant Miar no mei Leichapredich theant."
(Zerstreut.) Frau: „Da ist eine Todesanzeige von Deinem früheren Schüler Alex Murmel gekommen." Professor: „So, denkt der auch mal wieder an mich?"
(Ein Irrtum.) Herr: „Hören Sie mal, Marie, der Kaffee ist ja heut viel stärker als gewöhnlich." — Köchin: „Ach entschuldigen Sie, gnädiger Herr, da habe ich Ihnen wahrscheinlich meinen Kaffee 'reingebracht."
(Der Pantoffelbruder.) „Heute habe ich mein Testament aufgesetzt." — „Aha, Deinen letzten Willen." — „Nein, meinen ersten!"
Viersilbige Charade.
Die Ersten schmücken stolz Europas Land,
Doch mancher eis'gen Tod durch sie schon fand! Die Zweiten sind mit holden Mädchen gern verglichen Und kommen bald, wenn erst der Schnee gewichen!— Das Ganze, such' es in den ersten Beiden Und bald wird süßen Duft es Dir verbreiten!
Auflösung des Abstrichrätsels in Nr. 106.
Furcht sieht überall Gespenster.
Mutmaßliches Wetter am 13. und 14. Juli.
(Nachdruck verboten.)
Für Sonntag und Montag ist zwar noch mehrfach windiges, bewölktes und zu vereinzelten gewitterartigen Niederschlägen geneigtes Wetter zu erwarten, doch wird dann wieder zunehmende Aufheiterung und steigende Temperatur folgen.
Akm-k Nachrichten». Telesrame.
^.Berlin, 11. Juli. Der Reichsanzeiger veröffentlicht die Verleihung des roten Adlerordens an den Oberamtmann Zorer in Reutlingen.
Nürnberg, 11. Juli. Der König von Italien ist mittels Sonderzugs abends 8^t Uhr hier eingetroffen. Da er im strengsten Inkognito reist, fand am Bahnhof kein offizieller Empfang statt. Nur der italienische Konsul Schilling war anwesend. Nach dem Maschinenwechsel, währenddessen der König den Wagen verließ, setzte der König seine Reise nach Berlin fort.
Bayreuth, 11. Juli. Das Ergebnis der heutigen Reichstagsersatzstichwahl, ist, soweit es bisher, vorliegt, folgendes: Hagen (natl.) 7778 Stimmen, Hügel (Soz.) 7419 Stimmen. Die Wahl Hägens dürfte gesichert sein.
Odde (Norwegen), 11. Juli. Der deutsche Kaiser empfing heute vormittag den früheren französischen Ministerpräsidenten Waldeck-Rousseau, der gestern abend an Bord seiner Dacht „Ariadne" hier angekommen war. Waldeck- Rousseau, Meunier und die übrige auf der Dacht befindliche französische Gesellschaft sind für heute abend auf der Dacht „Hohenzollern" zur Abendtafel geladen.
London, 11. Juli. Wie das Reuter'sche Büreau erfährt, werden keine Einladungen an die fremden Höfe zur Krönung ergehen.
London, 11. Juli. Nach dem heute vormittag veröffentlichten Krankheitsbericht hat König Eduard fortdauernd guten Schlaf. Die Besserung in seinem Befinden macht in jeder Beziehung weitere Fortschritte.
Paris, 11. Juli. Infolge des erneuten Ansbruchs des Mont Pelöe auf Martinique ist das direkte Kabel zwischen Newyork und Martinique zerrissen.
New-Dork, 11. Juli. Berichten aus St. Thomas zufolge ereigneten sich am Dienstag auf St. Vincent innerhalb 4 Stunden 3 Erdbeben.
Redaktion, Druck und »erlag von L. Meeh in Neuenbürg.