dann floh es gegen ihn heran in heißen Strömen, es tropft« über ihn, daß stechende Schauer vom Nacken bis zu den Fersen seinen Körper durchrieselten.

Und immer näher und näher kam er dem Haus, vom Licht magnetisch angezogen.

Der Hof lag still und lriedsam im schneeigen Mond- licht; nur das weiße Licht brannte und flackerte die Mauer entlang.

Der Hosstetter schloß seine glühenden, schmerzenden Augen, aber umsonst. Nun zuckte cs in denselben von flammenden Purpur und er schlug sie wieder auf zum weißen Licht.

Er stand hart an der Scheuer des Hofes. Was hatte ihn hergefübrt? Er schaute verloren um sich. Ja, richtig, das weiße Licht!

Wo war es aber? Er sah es nicht mehr. Und er mußte es wieder sehen das weiße Feuer, um jeden Preis.

Der Hosstetter griff in die Tasche, holte ein Zünd­hölzchen heraus und streifte es an. Es brannte hell und ruhig, dann verlöschte es. Da zündete er noch eins an und wieder und wieder eins. Aber sie ver­löschten bald und das weiße Feuer sollte doch groß sein, so groß, um die ganze Welt zu erleuchten.

Der Hosbauer hatte an der Wand der Scheuer dürres Reisig aufgeschichtet bis zum vorspringenden Strohdach, welches er vor Regen schützte.

In dieses Reisig steckte der Hosstetter das nächste brennende Zündhölzchen hinein. Sogleich fingen die dürren Nadeln Feuer und prasselnd wuchs die Flamme an.

Da war es wieder das weiße Feuer. Der Hosstetter lächelte unheimlich.

Immer weiter und weiter griff das Feuer, aber nun wurde es rot und golden. Da schlug endlich ein Hund an, im Hause blieb es noch ruhig.

Dunkler Qualm wallte zum klaren Nackuhimmel auf, das Strohdach hatte Feuer gefangen. Der Hund be­gann überlaut zu heulen.

Nun wurden verworrene Stimmen vernehmbar und gleich daraus tönte wildes Geschrei:Feuer! Feuer!"

Alles stürzte aus dem Hause. Dann ließen die Knechte und Mägde das Vieh los, das brüllend aus den Ställen stolperte. An ein Löschen war nicht zu denken, denn bereits hatte das Feuer in das Innere der Scheuer gegriffen, wo die Fexung lag, die nun lichterloh brannte.

Der Hosstetter hatte sich in der Nähe des Hauses unter einem Apfelbaum niedergelassen und sah lächelnd in den Brand.

Eben wollte die Hosbäuerin mit einer Kastenlade voll von allerlei Wertsachen vorbei, als sie den Fremden sitzen sah. Erschrocken stellte sie ihre Lade an Ort und Stelle nieder und lies ihren Mann zu holen.

Der kam mit einem Knecht herbei und schrie den Hosstetter an:

Wer seid Ihr? Was thut Ihr da!"

Als er aber keine Antwort bekam, trat er näher und sah dem Fremden scharf ins Gesicht. Dann schlug er jäh die Hände über den Kopf zusammen und tau­melte wie vor einem Gespenst totenblaß zurück.Hof- stetter, Hosstetter!" Dieser lächelte blöd und ver­ständnislos.

Und da wurde dem Hofbauer so unheimlich, daß er angstbebend wegeilte. Der Knecht blieb aber, um den Brandleger, denn das mußte er sein, zu bewachen, obwohl dieser keine Miene machte, als ob er entrinnen wollte.

Zugleich mit der Feuerwehr aus dem Thal kam ein Gendarm. Er erkundigte sich um die Ursache des Brandes und nahm nach erfolgter Aussage den noch immer kindisch lächelnden unter dem Apfelbaum sitzen­den Hosstetter fest.

Und wieder ^tand er vor Gericht. Aber statt in den Kerker wanderte er diesmal ins Irrenhaus aus dem ihn schon nach einigen Monaten der mitleidige Tod befreite.

Vermischtes.

Budapest, 27. Juni. Wie aus Kekskemet berichtet wird, wurde der Oberleutnant des dort garnisonierenden 38. Infanterie-Regiments R. Adam, der mit einer brennenden Zigarre im Bette einschlief, morgens, nachdem die Zigarre das Bett in Brand gesetzt hatte, als halbver­kohlte Leiche aufgefunden.

In der Szentes-Tanya bei Szeged haben zwei Frauenspersonen durch Selbstmord ihrem Leben ein Ende bereitet. Das Motiv der That ist ganz merkwürdig. Ein Tagelöhner beauftragte nämlich seine Frau, auf dem Szegeder Wochen­markte ihre Gänse, dreißig an der Zahl, gut zu verkaufen. Die Frau trieb am nächsten morgen mit ihrer Tochter die Gänse auf den Markt und hatte ihre Ware auch bald an dm Mann gebracht. Der Erlöß wurde jedoch um 15 Gulden hinter ihren Erwartungen zurück, und ganz gebrochen traten Mutter und Tochter den Heimweg an. Zu Hause gingen sie wortlos, verzweifelt herum; sie konnten den Verlust nicht verschmerzen, und am nächsten morgen fand man die Beiden auf dem Hausboden erhängt. Die Frau hinterließ einen Brief. Mit großen ungelenken Buchstaben schrieb sie, daß der Verlust von fünfzehn Gulden sie in den Tod getrieben hat.

Krieg der Stubenfliege.

Wie sich doch die Zeiten ändern! Als wir noch auf der Schulbank saßen, welche Freude machte uns da zuweilen die Fliege. Wir ersahen es da oftmals als eine besondere Gunst des Schicksals, wenn an schwülen Sommer-Nachmit­tagen auf unfern Schulbänken eine einsame Fliege erschien, denn gar lustig und zeitkürzend war die Jagd, das sich im Sonnenglanz putzende Tierchen mit raschem Ruck der gehöhlten Hand zu fangen und es dann wieder in die Höhe zu lassen. Oft brachte so ein Geschöpfchen einem Mitschüler in andern Bänken einen Gruß, oft aber brachte es uns des Lehrers fühlbare Verstimmung. Und nun, da wir älter geworden, verfolgen wir das Tierchen, wo wir nur können. Wir betrachten die Fliege als unfern größten Feind, und im Kampf gegen die Stubenfliege scheint uns jede List erlaubt. Und mit vollem Recht!

Ein deutscher Gelehrter hat die Untersuchungen französischer Forscher über die Aufnahme von Tuberkelbazillen durch Fliegen aus dem Auswurfe tuberkulöser Menschen weiter verfolgt und gefunden, daß die Stubenfliege die Bazillen aufnimmt und durch ihre Entleerungen weiter verbreitet und daß diese Tuberkelbazillen ihre Ansteckungs-Fähig­keit behalten. Er fing z. B. sechs Fliegen aus einem Zimmer, in dem ein hochgradig Schwind­süchtiger gestorben war. In dem Darminhalte von vier dieser Fliegen ließen sich Bazillen Nach­weisen. ebenso in den Fliegenflecken an den Wänden. In gesunden Wohnungen war dies nie der Fall. Er gab ferner Fliegen unter einer Glasglocke nur Zuckerwasser, bei welcher Nahrung der Darm­inhalt stets bazillenfrei war, bei Zusatz von ba­zillenhaltigem Auswnrf zeigten sich sofort unge­heure Mengen von Bazillen in den Entleerungen. Dabei begannen die Tiere zahlreich zu sterben, wie man auch in dem obigen Krankenzimmer bemerken konnte.

Diese Thatsachen sind für die Aufenthaltsorte Brustkranker äußerst wichtig. Die Stubenfliege isi so weit als möglich zu beseitigen und eine strenge Desinfektion der Wände für andere Be­wohner erforderlich. Durch die Häufung des Tuberkelgiftes in solchen Räumen können sonst durch das Zerstäuben des Fliegenschmutzes An­steckungen gesunder, aber zur Krankheit neigender Menschen erfolgen!

(Die reichste Rebe.) Während bisher als reichsttragende Rebe eine solche in einem Treib­hause bei London mit 900 Trauben galt, fand man kürzlich in Meran eine solche von über tausend Traupen und der Weingutsbesitzer Ottokar Martinsen in Gernsbach i. B. teilt mit, daß er auf der Terrasse seines Hauses einen Rebstock besitze, der im Jahre 1900 nicht weniger als 1170 Trauben brachte, im Gesamtgewichte von 165 Pfund. Im Jahr 1901 erhielt er 1007 Trauben 139 Pfund Gewicht. Der Rebstock steht jetzt im 9. Lebensjahre. Leider wurde am 4. Juni durch Hagel die ganze heurige Ernte vernichtet. Man ersieht daraus, daß wir auch in Deutschlandreiche Reben" besitzen.

(Vorteil beim Waschen der Hauswäsche.) Statt, wie üblich, nur Soda beim Waschen an­zuwenden, nimmt man die Hälfte Soda und die andere Hälfte Borax, wodurch Seife und Arbeit erspart und die Wäsche weißer und zarter wird.

(Stachelbeerkaltschale.) Man liest und wäscht 1 kg reife Stachelbeeren, brüht sie in kochendem Wasser, läßt sie ablaufen, kocht sie in 2 Litern Wasser mit etwas Zitronenschale und Zimmet weich, streicht sie durch ein Sieb, verkocht sie mit Kilo Zucker, läßt sie verkühlen, vermischt sie mit "/s Liter Wein und richtet sie über zerkleinertes Biscuit an.

(Fleisch im Sommer zu konservieren.) Rind­fleisch kann man durch Anwendung von Alaun auch im heißesten Sommer 34 Tage ganz frisch erhalten. Man löst für ein Stück Fleisch von 3 l/ 24 1/2 Kilo ein Stück ungebrannten Alaun von der Größe eines Daumens in siedend heißem Wasser auf. Der Topf muß groß genug sein, damit das Fleisch ganz vom Wasser bedeckt werde. Sobald der Metzger das Fleisch bringt, wird es in das brausende Wasser, worin der Alaun aufgelöst ist, getaucht und 12 Minuten darin gelassen. Dann nimmt man es heraus und bringt es sofort in den Keller. Es wird

sich bald ganz kalt anfühlen, wie wenn es in Eiswasser getaucht gewesen wäre. Man kann es nachher gerade so gut braten als kochen. Geschmack und Farbe sind dann wie bei ganz frischem Fleisch.

(Zweideutiger Bericht.) Gestern abend setzte der Bauer Laser Zipfel aus Unvorsichtigkeit sein Anwesen in Brand, das Rindvieh konnte jedoch noch gerettet werden.

(Eine aufregende Speise.) A.:Ihr Mann war ja so aufgeregt nach dem Essen!"-Gen- darmen-Frau:Ich Unvorsichtige hatte ihm zum Nachtisch Auflauf vorgesetzt!"

(Sie zeichnen auch.) Junger Maler zu einer hübschen Nachbarin:Sie zeichnen wohl auch, mein Fräulein?" Dame (verlegen):Ein wenig!" Maler:Landschaften?" Dame: Nein . . . Wäsche!"

Dreisilbige Charade.

Mein Name jedem wohlbekannt,

Lebt unvergessen fort im Land,

Ist auch der Träger lang dahin, Unsterblichkeit ist ihm verliehn.

Auch stehst du mich wohl jeden Tag,

So lang man feuern, kochen mag!

Die Zweiten, kunstvoll ausgeführt,

Sind heute noch, wie sich s gebührt, Träger des Edlen, Künstlerfreuden,

Wie auch vor langen, langen Zeiten!

Das ganze einem Menschenpaar Ursach' zu Mord und Totschlag war!

Auflösung des Merkrätsels in Nr. 99.

Jeder Krug findet seinen Deckel.

Richtig gelöst von Pauline Andräs m Neuenbürg.

Mutmaßliches Wetter am 1. und 2. Juli.

(Nachdruck verboten.)

In der Schweiz, sowie in den süddeutschen Gebirgen entwickeln sich gewitterige Lufteinsenkungen, welche zu vereinzelten elektrischen Entladungen führen dürften. Hievon abgesehen, wird sich aber am Dienstag und Mittwoch das heiße und größtenteils heitere Wetter noch fortsetzen.

Neueste Nachrichten u. Telegramm.

Kiel, 29. Juni. Heute mittag fand bei herrlichem Wetter, jedoch schwachem Nordwest­winde die Regatta des Norddeutschen Regatta­vereins statt. Es starteten in 6 Abteilungen gegen 50 Fahrzeuge, darunter sämtliche große Jachten. An Bord desMetnor" befand sich der Kaiser mit den anwesenden Fürstlichkeiten.

Paris, 29. Juni. Mehrere Blätter er­örtern die Erneuerung des Dreibunds.Figaro" sagt: Wir nehmen mit aller Beruhigung die Erneuerung des Dreibunds auf, nehmen Akt von seinem friedlichen Charakter, welcher nicht verdächtigt werden kann, und bleiben unseren Erinnerungen treu, welche niemand auszulöschen vermag.Gaulois" schreibt, der Dreibund sei nur noch eine reine Formalität, welche man er­neuert, um nicht die Gewohnheit zu verlieren. Petite Republique" meint, das Wesen deS Dreibunds habe sich notwendigerweise geändert. Italien werde jetzt kaum eine antifranzösische Politik unterstützen. Italien wisse, daß Frank­reich ein anderes Ergebnis von der französisch­italienischen Annäherung erwartet habe.

London, 29. Juni. Der heute früh 9 Uhr ausgegebene Krankheitsbericht besagt: Der König hatte eine gute Nacht und fühlt sich kräftig. Trotz eines gewissen Unbehagens in der Wunde hat sich nichts erreignet, was den befriedigenden Krankheitsverlauf stören könnte.

London, 29. Juni. Ein heute nachmittag 3 '/- Uhr veröffentlichter Krankheitsbericht besagt: Der Fortschritt in dem Befinden des Königs ist nach jeder Hinsicht zufriedenstellend. Die durch die Wunde verursachte Unbequemlichkeit hat sich vermindert.

London, 29. Juni. Prinz Heinrich von Preußen stattete auf dem Wege nach dem Bahnhof im Buckinghampalast noch einen kurzen Besuch ab.

Kapstadt, 29. Juni. Eine Feuersbrunst zerstörte ein großes Geschäftsviertel inmitten der Stadt. Der Verlust wird auf 250000 Pfund Sterling geschätzt.

Redaktion, Druck und Verlag von C. Meeh in Neuenbürg.

Mit einer Beilage.