Die Stuttgarter Pferdemarktlotterie wurde dieses Jahr in eine reine Geldlotterie die große Stuttgarter Geld-Lotterie um­geändert, wodurch es ermöglicht wurde, einen ganz wesentlich besser ausgestatteten Gewinnplan gegen früher aufzustellen. Es werden 2241 Geldgewinne mit zusammen 80 000 -/A, darunter ein Hauptgewinn zu 40 000 und ein Haupt­gewinn zu 10000 -/A ausgespielt. Von dem Kgl. Ministerium des Innern wurde bestimmt, daß die Ziehung unfehlbar am 2. Mai stattfinden muß.

Von der Steinach, 24. April. Das Kartoffelstecken wird im Verlaufe dieser Woche zu Ende gehen und die noch übrigen Früchte werden verspeist und verfüttert. Dabei ist aber Vorsicht angeraten, weil ältere, eingeschrumpfte, nach innen mit schwärzlichen Stellen versehene Kartoffeln einen Giftstoff, das Solanin, enthalten, welcher beim Menschen Kopfschmerzen, Fieber, Magen- und Darmkatarrhe verursacht. Bei noch gesund und voll aussehenden Früchten ist dieser schädliche Stoff unbedeutend, doch wird man zu­weilen durch den Beigeschmack derselben auf ihn aufmerksam gemacht. Diesen Beigeschmack kann man den Kartoffeln nehmen, wenn man sie statt Wie üblich nicht mit kaltem, sondern mit kochen­dem Wasser aufs Feuer bringt, sie nur aufwallen läßt und dann das Wasser abgießt, um sie jetzt nochmals mit kochendem Wasser aufs Feuer zu setzen und fertig kochen zu lassen. Gekeimte Kartoffeln sollen nur nach Entfernung der Keime und nur gekocht gefüttert werden. Durch das Kochen wird ein Teil des schädlichen Stoffes entzogen. Kranke und erfrorene Kartoffeln sollten niemals gefüttert werden, da sie die näh­renden Sloffe verloren haben und durch den Solaningehalt gefährlich werden können.

Tübingen, 25. April. Die Arbeiten am Bau des Elektrizitätswerks nehmen einen raschen Fortgang. Für die ausgeschriebene Stelle des Betriebsleiters des Elektrizitätswerks hier sind 88 Bewerbungen eingelaufen. In der letzten Sitzung der bürgerlichen Kollegien wurde diese Stelle einstimmig dem! Oberingenieur PH. Geiß in Stuttgart übertragen. Der Neubau für das chemische Institut wird links von der Straße nach Lustnau an der Melanchthon-, Wilhelm- und Nauklerstraße erstellt werden. Das stattliche Gebäude wird eine Zierde dieses Stadtteils bilden.

In Sulzbach a. M. bekam ein junger Gerbermeisterssohn vor einigen Tagen am Kinn ein sog. Aisle, das er mittelsPflästerchen" zu heilen gedachte. Als das ganze Kinn an- fchwoll, holte man den Doktor herbei, der Milz­brandansteckung feststellte.

Vermischtes.

Neuenbürg. (Narrenhände . ..) Eine Un­sitte, die sich besonders bei Kindern zeigt, sobald sie einen Stift zu führen imstande sind, ist, jeden nur beschreibfähigen Ort als Schreibtafel zu betrachten und mit allerhand unnützer Kritzelei zu versehen. Leider wird diese Unsitte, die von Rücksichtslosigkeit zeugt, auch von großen Kindern fortgesetzt. Besonders zur schönen Frühjahrs­und Sommerszeit sind es die Ruhebänke und die Aussichtspunkte, die zu leiden haben. Während die Natur die wunderbarsten Aussichten, Blüten­duft ringsum, neben frischem Grün die reinste Luft gewährt, kommt die Menschenhand und ver­unziert solche reizenden Orte. Meistens ist es freilich der eigne Name, der in möglichst unbe­holfener Art eingeschnitten ist. Will sich aber jemand später gern selbst wiederfinden, so ist es doch einfacher, sich in das Fremdenbuch einzu­tragen, das fast überall an Aussichtspunkten aus­gelegt ist, wobei er noch Gelegenheit hat, sich durch mehr, als bloß durch den unbekannten Namen, vielleicht durch irgend ein Produkt seines Geistes, zu verewigen und de.r übrigen Mensch­heit sich bemerkbar zu machen. Und diese Fremden­bücher werden stets mit großem Interesse gelesen, sie erfüllen dann das unabweisbare Bedürfnis mancher Menschen viel mehr, ihren Namen der Welt zu präsentieren. Die Gebirgs- und Wander- Vereine thun gegen diese Unsitte alles Mögliche, aberEin Narr macht viele Narren", Narren­

hände beschmieren Tisch und Wände" und be­schneiden auch die Bänke.

Ueber die guten Erfolge, die mit dem Aus­hängen von Nistkästen erzielt werden, wird vom Lande folgendes berichtet: Von 18 im Jahre 1901 ausgehängien Nistkästen wurden 15 Stück bezogen, 8 von Kohlmeisen, 2 von Blaumeisen, 2 von Rotschwänzchen, 2 von Staren und 1 von Haubenlerchen. Diese 15 Paar Insektenfresser brachten mit der ersten und zweiten Brut 165 Junge zur Welt. Als ganz besondere Seltenheit wird mitgeteilt, daß ein Kohlmeisen­paar bei einer Brut 16 Stück Eier bebrütete, wovon sämtliche Junge geschlüpft und glücklich äusgeflogen sind. Welche Summe von Insekten allein von diesem einen Paar mit der Nachzucht zum Wohle der Landwirschaft vertilgt worden sind, dürfte für jedermann klar sein und immer mehr dazu Veranlassung geben, unseren Vögeln, die durch das allerwärts betriebene sinnlose Ausrotten der Hecken u. s. w. ihrer natürlichen Brutstätte beraubt sind, Nestgelegenheit zu ver­schaffen. Leider werden immer und immer wieder Nistkästen von unbefugter Hand entfernt und damit die löblichen Absichten und gemein­nützigen Zwecke vereitelt.

Elektrizitätswerk für Jndustriezwecke. Die Krumauer Maschinenpapierfabrik der Brüder Spiro errichtet ein großes elektrisches Kraftwerk an der oberen Moldau. Es soll die Wasserkraft der sog.Teufelsmühle" verwertet werden (etwa* 6000 Pferdekräfte), sie gilt als die große Wasser­kraft Böhmens.

(Die Behandlung der Hühneraugen.) Das Hühnerauge, auch Krähenauge, Leichdorn, ge­nannt, ist eine keilförmige Verdickung der horn­artigen Oberhaut. Es entsteht durch Druck oder Reibung von außen, durch zu enges, drückendes Schuhwerk, meist an Stellen, an denen ein er­habener Knochen liegt. Mit dem Ausschneiden" der Hühneraugen sei man sehr vorsichtig: schneidet man zu tief, so daß Blut ausfließt, so entsteht leicht Blutvergiftung, welche oft tötlich verläuft. Am sichersten verfährt man zur Beseitigung von Hühneraugen folgendermaßen: Man nimmt ein warmes Fußbad, drückt dann die das Hühner­auge umgebende Haut mit 2 Fingern der linken Hand hinab und nach einwärts, und entfernt dann den in die Höhe stehenden Leichdorn mit­tels einer kräftig angedrückten Hohlscheere. Nach 45 Lagen wird das Verfahren wiederholt. Wer das Schneiden fürchtet, lege Diachylonpflaster auf, oder wende einen Hühneraugenring an.

(Milch gegen Brandwunden.) Gegen Brand­wunden hat ein englischer Arzt mit Erfolg Milch angewendet. Die reichlich mit Milch ge­tränkte Leinwand-Kompresse wurde am Morgen und Abend erneuert. Bereits am zweiten Tage war die Hälfte der verbrannten Hautfläche ge­heilt und trocken, drei Tage später waren die ursprünglich 14 am großen Wunden bis auf eine 3 ein große Stelle vernarbt.

In Vaihingen fand man in einem Staren­kasten statt der Vögel 5 halbgewachsene Ratten.

sSiegestelegramm vom Automobil-Wettfahren.j Karl Rekord gebrochen, Hals auch.

Gedankensplitter.

Wohlzuthun sei unser Streben!

Aus der Tiefe eigner Schmerzen Trösten andre müden Herzen,

Das macht reich das ärmste Leben.

Auflösung der zweisilbigen Charade in Nr. 64.

Heimweh.

Richtig gelöst von Hilda Meeh in Neuenbürg.

Neueste Nachrichten u. Telegramme.

Eisenach, 27. April. Der Kaiser ist heute früh 8 Uhr hier eingetroffen und vom Groß­herzog empfangen worden. Nach herzlicher Be­grüßung begab sich der Kaiser mit dem Groß­herzog von Sachsen-Weimar zur Wartburg, wo die Herrschaften am Gottesdienste in der Wart­burgkapelle teilnahmen.

Karlsruhe, 27. April. Der heutige Sonn­tag wnrde mit Glockengeläute von allen Kirch­türmen, Salutschießen und einem großen Militär-

Redaktion, Druck und Verlag von C. Meeh in Neuenbürg

ischen Wecken eingeleitet, das von 5 Militär­kapellen ausgeführt wurde. Vom Rathausturme erscholl Choralmusik. In allen Kirchen fanden Dankgottesdienste statt. Der Hof besuchte den Gottesdienst in der Stadtkirche, vor welcher eine Kompagnie des Leibgrenadierregiments mit Fahne und Musik die Honneurs erwies. Nach dem Gottesdienst empfing der Großherzog zuerst im roten Saale des Schlosses die Hofstaaten zur Gratulation, sodann in Gegenwart der Groß­herzogin und der erbgroßherzoglichen Herrschaften das Staatsministerium. Minister v. Brauer hielt im Namen des Ministeriums eine Ansprache auf die der Großherzog erwiderte. Es erfolgte sodann der Empfang der Abordnungen der ersten und zweiten Kammer. Der Großherzog ant­wortete auch hier mit einer Ansprache. Gleich darauf empfing der Großherzog den Erzbischof von Freiburg, alsdann das Komitee der Jubi­läumsstiftung unter Führung des Oberbürger­meisters Schnetzler, welcher die Gefühle der innigen Dankbarkeit des bad. Landes zum Aus­druck brachte und als Zeichen der Dankbarkeit treuen Liebe und Beehrung des badischen Volkes eine Adresse überreichte, laut der dem Großherzog die aus Sammlungen im ganzen Lande zusammen­gebrachte Summe von 460 000 c/tl zu wohl­tätigen Zwecken gewidmet wird. Der Groß­herzog erwiderte in längerer Rede. Mittags fand im Museum ein Festmahl für die Stadt Karlsruhe statt, bei welchem Oberbürgermeister Schnetzler und Erzbischof Noerber Trink­sprüche auf das Großherzogspaar ausbrachten. Um 4 Uhr nachmittags hatten in den Straßen der Stadt die Bürger-, Krieger- und Militär­vereine, die Feuerwehr und die Schulen von Karlsruhe und aus dem badischen Lande, im ganzen etwa 1500 Personen, zum Spalier Auf­stellung genommen. Der Großherzog und die Großherzogin unternahmen mit dem Gefolge eine Rundfahrt durch die Stadt und wurden überall mit begeisterten Hochrufen begrüßt. Heute abend wurde in der Festhalle ein Festspiel aufgeführt, das in einzelnen Bildern des Landes Huldigung an den Großherzog darstellte. An die Aufführ­ung schloß sich ein Fest in dem glänzend be­leuchteten Stadtgarten an.

München, 27. April. Graf Waldersee war heute mittag beim Prinzregeuten zur Tafel ge­laden. Ferner waren anwesend der Preußische Gesandte, die Minister Graf Crailsheim und Freiherr v. Asch, sowie eine Anzahl höherer Offiziere. Abends gab Prinz Arnulf zu Ehren Waldersees ein Souper. Montag Abend reist Waldersee nach Dresden ab.

Paris, 27. April. Libertö schreibt über die Rede, die Kaiser Wilhelm gestern in Karls­ruhe gehalten hat: Es ist nicht das erstemal, daß der Kaiser seiner friedlichen Gesinnung Ausdruck gegeben hat und es steht fest, daß er in den verschiedenen Krisen, die in der Welt aufgetaucht find, großen Geist der Versöhnlich­keit bewiesen hat. Aber diese neue Bekunduvz der friedlichen Gesinnung des Kaisers gewimt gerade dadurch an Wert, daß sie in einer An­sprache erfolgte, welche vor dem Waffengefährten Kaiser Wilhelm I. die Ereignisse von 1870 feierte.

Paris, 27. April. Anläßlich des Ablebens des Vizeadmirals Menier drückte der deutsche Marineattachö im Auftrag des Kaisers dem Marineminister und der Familie des Verstorbenen sein Beileid aus und legte einen Kranz mit dem Monogramm des Kaisers am Sarge nieder.

Paris, 27. April. Die Wahlvorbereitungen sind nunmehr abgeschlossen, ohne daß es, abge­sehen von einigen Schlägereien in Pariser Ver­sammlungen, irgendwo zu ernsten Zwischenfällen gekommen wäre. Trotz des Verbots des Polizei­präfekten treffen mehrere Zeitungen Vorkehrungen, um abends die Wahlresultate durch Plakate kund­zugeben.

London, 26. April. Kriegsminister Brodnä führte gestern abend bei einer Tischrede ans, vielleicht sei der Friede in Sicht; inzwischen aber sende England Mannschaften und Material aus, um den Krieg in Südafrika gegebenenfalls noch ein weiteres Jahr und wenn nötig, noch zwei Jahre fortzusetzen.