ging. Sehr bald machte dann die Ansicht die Runde, es sei ein Bericht Lord Milners, der dem heutigen Kabinettsrate unterbreitet werden würde. Die Stimmung bleibt hoffnungsvoll. Allgemein wird die Besprechung der Buren mit Lord Milner. der bisher von den Leuten um Krüger und den Führern auf dem Kriegsschau­plätze besonders angeseindet wurde, an sich schon als ein günstiges Zeichen gedeutet Das eben­falls im Unterhause umlaufende Gerücht, die Burenvertreter hätten in Pretoria die Erlaubnis nachgesucht, mit Präsident Krüger telegraphisch zu verkehren, was von Lord Kitchener befür­wortet worden sei, fand nur vereinzelt Glauben.

London, 15. April. Daily Mail meldet aus Johannesburg vom 14. April: Die leitenden Burendelegierten hatten heute in Pretoria eine Besprechung mit dem Oberkommissar Lord Milner, an der auch Kitchener teilnahm. Wie verlautet, werden Kitchener und Milner die Verhandlungen vereint weiterführen, die, wie man annimmt, be­reits begonnen haben. Milner wird die Vor­schläge der Buren an Chamberlain weitergeben.

Unterhaltender Heil.

Am Stacheldraht-Zaun.

Ein heiteres Erlebnis aus dem Burenkriege von Diedrich Palm.

(Nachdruck verboten!.

Vor Kurzem kam vom südafrikanischen Kriegsschauplätze eine burenseitlich geschriebene Schilderung des bekannten Weihnachtsangriffes De Wets auf die Kolonne des Obersten Firman bei Groskop, der bekanntlich mit einer gänz­lichen Niederlage der Engländer endete. In dieser neuesten Schilderung ist die Zahl der toten Buren auf 14, die der verwundeten auf 32 angegeben, also wesentlich kleiner, als die Engländer s. Zt. zu berichten wußten; auch er­fährt man, daß den nur 600 Mann starken Buren unter Maars, Prinsloo und Hermanes Botha ein wesentlich größeres Feindeskontingent gegenüber gestanden hatte, was den Sieg der Buren um ein Bedeutendes glorreicher erscheinen läßt, als ihn die Engländer darstellten.

Doch dies nur als Einleitung zu meiner kleinen nachstehenden Erzählung, die ich aus dem Briese eines Freundes schöpfte, welcher in den Reihen der Buren kämpft und an jenem denkwürdigen Weihnachtsangriff mit teilgenommen hatte. Ich verlasse somit das Gebiet der hohen Politik und Kriegeshistorie und wende mich dem heiteren Erlebnis eines Buren zu, das mir wert dünkte, der Vergessenheit entrissen zu werden.

Der Weihnachtsmorgen war angebrochen. Schöner, denn die letzten Tage zuvor, stieg die Sonne den Himmel herauf und beleuchtete in ihrem ewigen Glanze die Hügel, auf dem das Gefecht stattgefunden hatte.

De Wets Erstes am heiligen Weihnachtstage war, für die Bestattung der Toten und Ver­pflegung der Verwundeten Sorge zu tragen; ob englisch, ob burisch war gleich, Gottes Erde nahm beide Nationalitäten gleich barmherzig auf, und unsereBrüder vom Roten Kreuz" machten darin auch keine Ausnahme. Die ge­fangenen Engländer wurden mit einem Buren- trupp in eine etwa 3 Meilen entfernteSammel­stelle" abgeführt, wo sie schon mehr ihrer Kame­raden anfanden.

Nach gethaner Liebesarbeit vereinte ein ein­faches Frühstück auf freiem Felde die zurückge­bliebenen Kämpfer; De Wet, mitten unter ihnen, schien ganz besonders aufgeräumt und wußte nicht genug davon zu erzählen, wie er im Verein mit Brand einige Buren, welche beim energischen Angriffe der Engländer auf jenem Hügel bei Groskop zurückweichen wollten, mit einer Peitsche vorwärts trieb.

Da fiel sein Blick von ungefähr auf einen jungen, kaum dem Jünglingsalter entwachsenen Buren, der etwas abseits von dem Gros saß und an einer harten Brotrinde kaute.

Bei De Wets Erzählung richtete er ver­stohlene Blicke auf den tapferen Führer, wobei eine glühende Nöte sein Antlitz färbte.

Ah", wandte sich Dewet an diesen, da bist Du ja; ich hatte schon geglaubt, auch Dir armen Teufel hätte die englische Artillerie den Garaus gemacht!"

Nein, ich lebe," antwortete der Ange­sprochene,und ich schäme mich offen und ehrlich, daß ich mich erst durch einen Peitschenhieb von Dir daran mußte erinnern lassen, daß ein freier Bur im Moment der Not alles vergessen und sein Leben gern und freudig für seine Freiheit in die Schanze schlagen muß!"

Ein brausendes Hurrah der Menge folgte diesen Worten; denn sie waren aus dem tief innersten Herzen gesprochen.

De Wet kniff verschmitzt die Augen zu­sammen und räusperte sich:Aha, wieder einer, der an etwas mehr gehangen, als an unserer guten Sache. Bist wohl gar verliebt, Kerlchen, hast vielleicht einen Schatz, dem Du Dein Leben erhalten wolltest, wie?"

Jawohl," kam es bestimmt von des jungen Buren Lippen und ein unbändiges Gelächter füllte die reine, klare Dezemberluft.

Erzählen, erzählen!" rief es im Chorus.

Er wird erzählen," nickte De Wet,wenn er nur erst mit seiner Brotkrume fertig sein wird!"

Die ist besorgt und aufgehoben," sagte lachend der junge Bur, näherte sich dem Kreise der Aelteren und begann:Gerne will ich er­zählen, nachdem nun Gott alles zum Besten gewandt. Nun hört!"

Bevor er begann, seine Geschichte vorzu­tragen, reichte ihm ein Kriegskamerad einen Schluck aus einer Flasche, der dem jungen Mann sichtlich wohlthat.

(Schluß folgt.)

Vermischtes.

Ueber den Verkauf von Zigarren in Wirtschaften, soweit dabei die Vorschriften des 9 Uhr-Schlusses für Zigarrcnlädeü in Be­tracht kommen, ist jetzt vom Hamburger Land­gericht eine Entscheidung ergangen. Angeklagt war ein Gastwirt, weil er dreiviertel Stunden vor Schluß der Wirtschaft an einen Gast noch sechs Zigarren verkauft hatte. Das Gericht er­blickte hierin eine Uebertretung der Gewerbe­ordnung, da es nach dem durchschnittlichen Kon­sum nicht anzunehmen sei, daß die 6 Zigarren noch zum Verbrauch in der Wirtschaft bestimmt gewesen seien. Der Wirt hatte sich also gegen die Gewerbeordnung verstoßen.

Warnung vor unüberlegter Aus­wanderung. Aus Hamburg wird geschrieben: Ein Unternehmer Guillermo Speedie will die Ländereien am Pachiteafluß in Peru durch An­siedlung auch europäischer Einwanderer urbar machen. Zuverlässigen Nachrichten zufolge muß dem Speedie auf Grund von Erfahrungen, die man mit ihm bei früheren Unternehmungen ge­macht hat, mit Mißtrauen begegnet werden. Hiezu kommt, daß die Landstrecken < die der Pachitea und die übrigen oberen Nebenflüsse des Amazones durchlaufen, wegen der dort herrschen­den Sumpffieber fast ohne Ausnahme ein sehr ungesundes Klima haben Die Einwandrer haben von der Küste einen beschwerlichen Weg, größten­teils durch Urwald zurückzulegen. Das Auftreten von wilden Indianern in jenen Gegenden ist wahrscheinlich. Ansiedler, die dorthin gehen, wären der Willkür des Speedie preisgegeben und während der ersten Zeit auf die Lebens­mittel angewiesen, die er ihnen in den Urwald senden würde. Vor einer unüberlegten Aus­wanderung nach jenen Ländereien möge hiermit gewarnt sein.

Große Güterdiebstähle kamen seit langem auf dem Anhalter und Tempelhofer Bahnhofe in Berlin vor. Endlich hat man die Diebe in 4 Bahnarbeitern erwischt. Sie schnitten von den Waggons die Bleisiegel ab, erbrachen Kisten und Körbe und nahmen, was sie nur bekommen konnten. In den Wohnungen aller 4 Diebe fand die Kriminalpolizei eine Menge Waren der verschiedensten Art, die meisten aber bei dem Bahnarbeiter Wollschläger, der bisher

in dem besten Rufe eines ehrlichen und fleißigen Mannes gestanden hatte. Seine Wohnung glich einem Warenhause. Sie barg Bijouteriesachen aller Art, gegen tausend geschliffene Wein- und Wassergläser, Email- und Silbersachen, Tafel­aufsätze und Schmuckgegenstände, Fenstervorhänge, Hüte, Stiefel, (Spieluhren, Schirme, Stöcke usw! Nach der Verhaftung ihres Mannes verübte Frau Wollschläger Selbstmord. Morgens 5 Uhr stürzte sie sich aus einem Fenster des dritten Stockwerkes hinab. Sie brach sich die Wirbel­säule und starb nach kurzer Zeit.

Ein Mann fand dieser Tage auf der Straße in Heilbronn ein Portemonnaie. Hastig steckte er es ein und als er ungesehen seinen Fund musterte, fand er in dem inneren Fache einen Zettel, auf dem die Worte standen: O, Finder! erfreu dich nicht gar zu sehr, Deine Schulden, sie bleiben die alten; Denn siehe, der Beutel ist vollständig leer, Sonst hält' ich ihn selber behalten."

Der amerikanische Zirkus Barnum schleppt eine Riesensumme als Gewinn aus Europa nach Amerika. Allein in Paris hat er in 106 Tagen 2 482 374 Franken Einnahme gehabt, von dem ihm rund 1 Million als Rein­gewinn übrig bleibt. Am 16. März hat der Zirkus seine Rückreise nach Amerika angetreten.

I.Der humoristische Onkel.jHurrah, der Onkel hat mir einen Hundertmarkschein geschickt!" Was steht denn da auf dem Couvert?" Vor Feuchtigkeit zu bewahren!"

sFalsch verstanden.j Onkel:Nun, Lieschen, du bist jetzt 19 Jahre alt, siehst du denn auch schon ordentlich nach dem Rechten?" Lies­chen:O ja, Onkel, aber ich habe ihn bis jetzt noch nicht gefunden!"

Mutmaßliches Wetter am 16. und 17. April.

(Nachdruck verbaten.)

Trotz der pünktlich eingetroffenen Gewitter dauert in ganz Süddeutschtand die Gewitterneigung bei war­mer Temperatur noch fon. Für Mittwoch und Don­nerstag ist im übrigen vorwiegend trockenes und auch zeitweilig heiteres Wetter in Aussicht zu nehmen.

Am 17. und 18. April.

Ueber dem Golf von Perpignon, ferner über der Normandie, dem Aermelkanal und Südengland und endlich im Nordwesten ron Irland und Schottland liegt je eine Depression von 755 mm. Ueber Süd­schweden, der mittleren Ostsee, dem südlichen Finnland, Livland und Esthland behauptet sich dagegen ein kräftiger Hochdruck von 775 mm. Ueber der östlichen Hälfte der Schweiz zeigen sich noch gewitterige Lust- einsenküngen, im Deutschen Reich sind sie aber ver­schwunden. Bei nur mäßiger Gewitterneigung in Süddeutschland ist für Donnerstag und Freilag größten­teils trockenes und auch vorwiegend heiteres Weiter in Aussicht zu nehmen.

Keue-k Nachrichten u. Telegramm.

London, 15. April. Die Abendblätter melden, dem Ministerium sei gestern eine Ant­wort der Buren zugegangen, über die heute be­raten werde. Die Lage bezüglich der Friedens­aussichten sei ermutigend.

Petersburg, 15. April. Um 1 Uhr nach­mittags fand ein Attentat auf den Minister des Innern Ssipjagin in der Vorhalle des Reichs­ratsgebäudes statt. Der Thäter berührte mit der Waffe fest die Person des Ministers, der um 2 Uhr verschied.

Petersburg, 15. April. Der Mörder des Ministers Ssipjagin giebt an, Balschaweff zu heißen. Er behauptete, als Student der Uni­versität Kiew bei den vorjährigen Unruhen ge- maßregelt und dadurch zu einem Racheakt gegen den Minister bestimmt worden zu sein. Bei d« Verhaftung leistete er keinen Widerstand. Del Minister wurde aus nächster Nähe zweimal tät­lich getroffen. Der Mörder näherte sich dem Minister in der Uniform eines russischen Adju­tanten mit dem Bemerken, er habe im Auftrag des Großfürsten Sergius ein Schriftstück zu über­reichen. Während der Münster darnach griff, gab der Mörder fünf Nevolverschüsse auf ihn ab.

IM- Mit einer Beilage.

Redaktion, Druck und Nerlag von E. Me eh in Neuenbürg