und nahm aus einer Schublade 10 ^ Da er weiter kein Geld vorfand, ließ er noch andere Sachen mitlaufen. Er stieg auf den Herd, holte sich 30 Pfund Rauchfleisch und 50 Bratwürste herunter, nahm verschiedenes Bettzeug und wandte sich mit seiner Beute dem Walde nach Calw zu. Schwerbeladen zog er ab. noch bedauert von einigen Personen, die ihn die Last schleppen sahen. Angestellte Nachforschungen blieben bis W ohne Erfolg. — Gestern abend wurde in der Wohnung von Bahnhofrestaurateur Schmitz ungebrochen. Die Wirtsleute befanden sich in der Wirtschaft. Unterdessen zertrümmerte der Einbrecher die Zimnierthüre, öffnete gewaltsam verschiedene Küsten und Kommode, schlug die Füllung heraus und durchsuchte die Schubladen nach Geld. Zum guten Glück fiel dem Dieb aber wenig Beute zu. Er fand nur einige Mark, dafür richtete er aber am Mobiliar desto größeren Schaden an. Der Einbrecher, dessen man nicht habhaft wurde, scheint lokalkundig zu sein.
Calw, 9. April. Das 2. Gausängerfest des Nagoldgausängerbundes findet am 15. Juni hier statt. Mit dem Fest ist ein Preissingen verbunden. Das Preissingen wie auch die Hauptprobe der Gesamtchöre wird in der Turnhalle stattfinden. Als Gcsamtchöre sind vorgesehen „Vaterlandsliebe" von Jten und „Zu Straßburg auf der Schanz" von Silcher.
Deutsches Weich
Der Erbgroßherzog von Baden gedenkt, wie bestimmt verlautet, seinen Posten als kommandierender General des 8. (rheinischen) Armeekorps niederzulegen.
Der preußische Kultusminister hat an die Provinzial-Schulkollegien eine Verfügung über die Pflege einer guten und leserlichen Handschrift bei den Schülern erlassen. In der Verfügung heißt es unter anderm: Fortan ist allgemein, sowohl in die gewöhnlichen im Lause des Schuljahres auszustellenden Zeugnisse bis in die Ober-Prima hin, als auch in die Reifezeugnisse und in die Zeugnisse über die bestandene Schlußprüsung ein Urteil über die Handschrift des Schülers aufzunehmen, dabei aber auch ausdrücklich zu rügen, falls er etwa die Neigung zeigt, seinen Namen undeutlich zu schreiben. Wo die Vordrucke der Zeugnisse für dieses Urteil keine besondere Stelle bieten, ist es unter Fleiß einzutragen.
Die von der deutschen Kolonialgesellschaft mit einer Unterstützung aus Reichsmitteln eingerichtete Auskunftsstelle für Auswanderer hat mit dem Beginne des Reichshaushaltsjahres 1902 ihre Thätigkeit für den schriftlichen Verkehr eröffnet. Die Eröffnung für den mündlichen Verkehr wird in den nächsten Wochen erfolgen.
Der zweite internationale Verein skongreß zur Bekämpfung des Mädchenhandels wird vom 7. bis 10. Oktober in Frankfurt a. M. tagen. Das deutsche National-Komitee, welches ihn im Aufträge der internationalen Organisation einberuft, ist als erstes selbständig organisiertes der 1899 in London geschaffenen internationalen Aktion zur Bekämpfung des schmachvollen Handels gegründet worden und in dreijähriger angestrengter Arbeit auf diesem Gebiete thätig gewesen.
Die Theaterfahrt der Leipzige ^jidenten nach Paris zur Aufführung de ,-liauder" von Schiller ist nunmehr endailti ausgegeben worden.
Fm den Norddeutschen Lloyd ii ^ Mw wurden vor Kurzem zwei neue Doppel Waubendampfer „Brandenburg" u. „Chemnitz" ie 7500 Brutto-Registertonnen und 1000< Wonnen Ladefähigkeit zur Ablieferung gebracht ^lktden sind 131 m lang und vermögen auße , ii c- ° bis zu 1600 Zwischendeckspassagier M befördern. Die Einrichtung der Schiffe is «ne außerordentlich praktische und gediegene in ^"Eentlich für die Zwischendeckspassagier bcher Weise Sorge getragen ist. Auf der stehen die Sicherheitseinrichtungei der Schche. Die Geschwindigkeit der Dampfe betragt 13 Seemeilen in der Stunde bei eine ^aschmenlelstung von 3200 Pferdekräften. Di
York bestimmt.
Württemberg.
Aus Württemberg, 4. April. Bei Gelegenheit des Markenübereinkommens zwischen der württembergischen Postverwaltung und der Reichspost wird vielfach ein Blick auf die Verhältnisse der württembergischen Post überhaupt geworfen und da ergiebt sich, daß diese nicht nur keine Rente mehr mit dem Ergebnis von 1900 abwirft, sondern sogar noch einen erklecklichen Zuschuß erfordert. Für 1900 ergibt sich bereits ein Fehlbetrag von rund 800 000 Mark, für 1901 dürfte man, wie der „Kreuzztg." geschrieben wird, mit mindestens 1 Million ^ Fehlbetrag zu rechnen haben. Trotz der erst später durchgeführten Gehaltsvorlage stehen die württ. Postbeamten denen des Reichs und Bayerns in den Gesamtbezügen immer noch nach. Württemberg besitzt dazu noch keinen eigentlichen niederen Postdienst. Selbst im Telephondienst hat man jahrelang vielfach Sekretäre mit 2500 bis 3000 ^ Gehalt verwandt, während jetzt Telephonistinnen die gleiche Arbeit zu durchschnittlich 1100 bis 1200 verrichten. Da Württemberg die niederste Eisenbahnreute und die höchste Besteuerung hat, so sollte der baldmöglichsten Ausgleichung dieses nicht unbedenklichen Postdefizits das Augenmerk zugewendet werden.
Die Stuttgarter, jetzt städtischen, Elektrizitätswerke werden sich an der Sonder-Ausstellung der Elektrizitätswerke anläßlich der deutschen Städteausstellung in Dresden im nächsten Jahr beteiligen. Der Gemeinderat bewilligte hiefür die nötigen Mittel, die sich auf 2000 belaufen sollen. Man ging davon aus, daß gerade auch Stuttgart neben den andern 29 Städten vertreten sein müsse, da Stuttgart die einzige Stadt in Deutschland ist, die ihre elektrische Kraft von auswärts bezieht. Darum ist auch die Einsendung eines Modells der interessanten Wasserwerke von Marbach a. N. beabsichtigt.
Stuttgart. Die Stadtgarde zu Pferde hält ihr 250jähriges Jubiläum am gleichen Tage wie der Württ. Kriegerbund sein Jubiläum. Man rechnet auf eine Beteiligung von 2—300 Personen. Vorgesehen ist außer der Huldigung vor dem König Bankett, Festmahl und Ball.
Stuttgart. Zum Besuch des deutschen Sängerfestes in Graz veranstaltet der Stuttgarter Liederkranz einen Sonderzug über München- Salzburg, an dem sich auch andere Mitglieder des Schwab. Sängerbunds beteiligen werden. Zahlreiche Anmeldungen sind bereits eingegangen.
Biberach, 10. April. Die 1000. Kirchenglocke wurde gestern in der seit 1869 von den Brüdern Anton und Karl Zoller betriebenen Glockengießerei gegossen. Dieselbe ist mit zwei weiteren für die Kirche zu Staig, OA. Laupheim, bestimmt. Die Firma hat Geläute bis zu 1000 Zentnern nicht nur für Württemberg, sondern auch nach Preußen, Baden, Bayern und der Schweiz geliefert.
Heilbronn, 12. April. Die Restaurierung des hiesigen Rathauses, welche in letzter Zeit ganz bedeutende Fortschritte gemacht hat, hat bis jetzt 390000 gekostet, während der Voranschlag auf 515 000 lautet, woran bereits 485000 -/A vom Ministerium genehmigt sind. Gestern hielt Hr. Professor Jassoy aus Stuttgart einen Vortrag über die innere Ausstattung des großen Sitzungssaales, der cirka 35 000 c/M kosten wird.
Heilbronn, 11. April. Die hiesige Gemeindejagd, welche bisher die hiesige Jagdgesellschaft um 1025 Pro Jahr inne hatte, wurde gestern neu verpachtet. In dem Aufstreichtermin hatte die bisherige Pächterin bis 1800 ^ bei 3jähriger und 1500 bei Ojähriger Pachtzeit geboten, während ein auswärtiger Liebhaber 1805 bei 3jähriger Pachtzeit bot. Trotzdem wurde die Jagd der Jagdgesellschaft zugesprochen und zwar auf 6 Jahre.
Balingen, 10. April. Die Turnhallebaufrage, die hier die Gemüter längere Zeit lebhaft beschäftigte, ist nun endgiltig gelöst: Heute sind die Bauarbeiten, die einen Gesamtaufwand von 23 688 verursachen, im „Volksfreund" ausgeschrieben. Zu den Kosten leistete
Kommerzienrat Behr den hohen Beitrag von 10000 etwa 7000 -/L sind durch eine Lotterie unter der deutschen Turnerschaft aufgebracht, ein weiterer erheblicher Betrag soll ebenfalls mittels einer Lotterie, an der sich sämtliche hiesigen Vereine beteiligen, flüssig ge- macht werden; die Stadtgemeinde, in deren Besitz und Unterhaltung das Gebäude später übergeht, giebt als Beitrag den Erlös aus 300 Festm. Tannenholz. Der stattliche, 32 Meter lange Bau kommt an das südliche Ende der Stadt zu stehen.
Weikersheim, 12. April. Heute Nachmittag gegen 4'/s Uhr war von hier aus in nordöstlicher Richtung gegen den Karlsberg in beträchtlicher Höhe ein Luftballon sichtbar. Der- selbe landete in unmittelbarer Nähe von dem ca. eine Stunde von hier entfernten bayerischen Ort Tauberrettersheim unweit der Tauber auf freiem Felde. Fraglicher Ballon, „Augusts", dem Augsburger Verein für Luftschiffahrt gehörend, war heute vormittag 8.10 in Augsburg mit 3 Insassen, den Herren Hans Scherrle als Führer und den beiden Brüdern Otto und H. Herzen von dort aufgestiegen und über Ulm, Langenau, zwischen Geislingen und Heidenheim über die Alb nach Aalen in die hiesige Gegend getrieben. Hiebei hatte der Ballon eine Fahrt in der Luftlinie von ca. 170 km in etwa 8 Stunden zurückgelegt und nach Ausweis der im Ballon befindlichen Instrumente eine Höhe bis zu 4000 m erreicht. Die Landung ging glatt von statten. Der Ballon wurde mittelst Fuhrwerk auf die Bahnstation Weikersheim überführt.
Ausland.
Brüssel, 13. April. Die Bürgergarde hat Befehl erhalten, von 1 bis 7 Uhr abends in Bereitschaft zu sein. Sie wird dann in der Nacht von Truppen abgelöst. Die Posten werden bedeutend verstärkt. Heute Nachmittag wurden zwei Schwadronen Jäger zu Pferde konsig- niert. Für den Fall, daß die Bürgergarde einberufen werden muß, haben sich die Beamten der Posten und Telegraphen von 2 Uhr ab nachmittags bereit zu halten.
Das amerikanische Repräsentantenhaus hat einen Gesetz-Entwurf über den Ausschluß der Chinesen von der Einwanderung angenommen.
Krieg Englands gegen die Buren.
London, 12. April. Nach Mitternacht ließ das Kriegsamt entgegen den abends zirkulierenden Friedensgerüchten offiziell erklären, daß der Krieg nicht beendet ist, vielmehr unver- weilt neue Truppenverschiffungen nach Südafrika stattfinden werden. — Die 1000 Mann Gardetruppen, die der Oberkommandierende bereits besichtigt hat, sind die erste Abteilung frischer Truppen, die zum Winterfeldzug nach Südafrika abgehen. Die weiteren Truppennachschübe gehen in der nächsten Woche ab. Im ganzen 20000 Mann Ersatztruppen.
London, 12. April. Das Kriegsamt gibt bekannt: Die 1000 Mann Gardetruppen, die der Oberstkommandierende gestern besichtigte, sind die erste Abteilung frischer Truppen, die zum Winterfeldzug nach Südafrika abgehen. Die weiteren Truppennachschübe folgen von der nächsten Woche ab und zwar 7000 Mann Infanterie, 1000 Mann Artillerie, 7000 Mann Aeomanry und 5000 Mann Kolonialtruppen.
London, 13. April. Gestern abend gegen 11 Uhr hat in der Wohnung Chamberlains eine Besprechung von Ministern stattgefunden, welche einen nicht amtlichen Charakter trug. Zugegen waren der Herzog von Devonshire, Chamberlain, Brodrick und Hicksbeach. Es verlautet, die Besprechung sei veranlaßt worden durch eine wichtige Mitteilung Lord Kitcheners. Die Besprechung habe etwa eine Stunde gedauert.
Utrecht, 12. April. Dr. Leyds erklärte einem Vertreter des „Reuterschen Bureaus", daß die gestern in London verbreitete Meldung über erfolgte Festsetzung von Friedensbedingungen schon aus dem Grunde nicht richtig sein könne, weil die Konferenz der Burenführer in Südafrika im Augenblick der Aufgabe jener Depesche noch gar nicht stattgefunden hatte. Der Friede würde übrigens nicht geschlossen werden, ohne daß die Burenvertreter in Europa mit der Angelegenheit befaßt würden.