auf die 2. Lesung verschoben. Die Stellung der verschiedenen Fraktionen innerhalb der Kommission erscheint soweit geklärt, daß die obligatorische Warenhaussteuer eine Mehrheit nicht findet.
Stuttgart. Von den Neuerwerbungen für Nill's Zoologischen Garten sind insbesonders ein Berberlöwe, ein außergewöhnlich schönes Exemplar, sowie die Löwin mit 2 1 '/-jährigen Jungen zu nennen. Die 10 Löwen der Miß Heliot, die demnächst wieder Vorstellungen geben wird, sind auch bereits wieder im Garten eingetroffen; darunter sind 4 neue Exemplare. Von den sonstigen neuen Sehenswürdigkeiten verdienen Erwähnung ein Paar Peccari oder südamerikanische Nabelschweine, ein Kragenbär aus Asien, eine sehr hübsche Kollektion von Papageien, schwarze Schwäne, 1 Axishirsch aus Bengalen, sowie ein Wildschweinpaar. Das Aquarium ist mit einer kürzlich angekommenen Sendung von Seetieren und Fischen wieder neu und reichhaltig besetzt worden.
Eßlingen, 3. April. Auf eine Aeußerung des sozialdemokratischen Reichstagsabgeordneten Schlegel von Eßlingen bei einer Versammlung in Stuttgart, daß die Regierung der Arbeitslosigkeit mit verschränkten Armen gegenüberstehe, erläßt Oberbaurat A. Groß, der Vorstand der Maschinenfabrik Eßlingen, in der „Eßl. Itg." eine Erklärung, wonach die kgl. württ. Staatsregierung mit Rücksicht auf die Arbeitslosigkeit und ohne daß jetzt schon ein dringendes Bedürfnis Vorgelegen wäre, in den letzten Monaten bei der Maschinenfabrik Eßlingen bestellt hat: Brückenbauarbeiten für 966 700 Lokomotiven und Tender für 569000 -/L., zusammen also für 1 642500 Für diese Rücksichtnahme seien die Fabrikdirektion und die Arbeiter in Eßlingen und Cannstatt der Regierung, sowie der Generaldirektion der Staatseisenbahnen zu großem Dank verpflichtet.
Ehingen a. D., 7. April. Ein 7jähriges Mädchen schaute über das Geländer einer der zahlreichen Schmiechbrücken der untern Stadt in das Wasser, als ihm ein Windstoß das Käppchen vom Kopfe riß und dasselbe in die Schmiech entführte. Hierüber geriet das Mädchen in eine solche Aufregung, daß es vom Schlage gerührt tot umfiel.
Schramberg, 6. April. Vorgestern nachmittag kam dem Führknecht der gräflichen Kunstmühle, Martin Kipp, in der Nähe von Gutach mit ganz ungewöhnlicher Schnelligkeit ein Motorwagen entgegen. Die sonst vertrauten Pferde scheuten und gingen durch, der Wagen prallte an eine Telegraphenstange an und Kipp stürzte vom Wagen unter die Räder, die ihm den Brustkorb eindrückten, was den sofortigen Tod zur Folge hatte. Der Führer des Motorwagens, ein Baron aus Paris, wurde bereits von der Staatsanwaltschaft vernommen. Er giebt an, das Fuhrwerk nicht bemerkt zu haben.
Stuttgart. In der Kanzleistraße vor dem Kronprinzenpalais gerieten zwei besser gekleidete Damen in Streit, der damit endete, daß die ältere, eine etwa 40jährige Dame, ihrer etwa 20jährigen Begleiterin eine schallende Ohrfeige versetzte, worauf die Getroffene weinend von dannen lief.
Stuttgart. (Landesproduktenbörse.) Bericht vom 7. April von dem Vorstand Fritz Kreglinger. Seit unserem letzten Bericht hat sich die Tendenz im Getreidegeschäft nicht geändert. Das Angebot von amerikanischem Weizen ist etwas reichlicher geworden, die Forderungen indessen noch zu hoch, so daß nur schwache Umsätze zu verzeichnen sind und hauptsächlich deshalb, weil die Mühlen fortgesetzt über schleppenden Mehlabsatz und unrentable Preise klagen. Das hiesige Geschäft beschränkt sich aus den nötigen Bedars bei ziemlich unveränderten Preisen. — Mehlpreise pr. 100 Kilogramm inkl. Sack: Mehl Nr. 0: 29 — «! bis 29 50 «j, Nr. 1: 27 bis
27 50 4,, Nr. 2: 25 50 bis 26 ,
Nr. 3: 24 ^ bis 24^r 50 Nr. 4: 21 -4L —
bis 21 «k» 50^. Suppengries 29 ^ bis 29 <4t
50 Kleie 9 -4L 50
Ausland
Krieg Englands gegen die Buren.
Aus einer Unterredung, die ein Korrespondent der „Franks. Ztg." mit dem Burendelegierten
Wessels hatte, geht hervor, daß die Buren-! Vertreter in Europa selbst nicht genau über die Gründe und Absichten unterrichtet sind, die die Transvaalregierung mit ihrer Reise hatte. „Wir handeln alle", sagte Wessels, „sei es in Europa, Afrika oder Amerika, nach einem festgelegten Programm, dessen Endziel Friede und Unabhängigkeit ist, auf dessen Einzelheiten ich jedoch nicht näher eingehen will. Daß Präsident Steijn so schwer zu finden war, liegt darin, daß Steijn gerade den General Delarey im Westen von Transvaal aufsuchte, während Burger, der das nicht wußte, Steijn im Osten des Freistaates zu treffen glaubte. Ich glaube sicher, daß vollkommene Unabhängigkeit die Bedingung für jede Friedensunterhandlung ist. Dafür fechten wir und man kann den Buren wohl den Nacken brechen, aber sie nicht beugen." Sicherlich würden, so bemerkte Wessels ferner, keine wichtigen Entschlüsse in Südafrika gefaßt, ohne die europäischen Delegierten zu befragen und vor allem die entscheidende Stimme des Präsidenten Krüger einzuholen. Ein periodischer Verkehr zwischen Europa und Südafrika werde beständig aufrecht erhalten, und wie früher bereits nach den Unterhandlungen zwischen Botha und Kitchener, so werde man wohl auch diesmal einen Verkehr per Kabel zwischen hier und dort erreichen können. „Unsere Kriegslage", setzte Wessels hinzu, „war seit 18 Monaten nicht so günstig wie jetzt." Ueber das Ergebnis der amerikanischen Reise äußerte sich Wessels befriedigt. Sie war Propagandazwecken gewidmet, und was daraus erfolge, müsse man abwarten, ebenso auch was Präsident Roosevelt thun werde.
London, 7. April. Kitchener telegraphiert aus Pretoria unter dem gestrigen Datum: Der Burenkommandant Kruitzinger ist freigesprochen worden und wird als gewöhnlicher Kriegsgefangener behandelt werden.
London, 7. April. Das Unterhaus trat heute nach den Osterferien wieder zusammen. Balfour erklärte, er könne keine Mitteilungen hinsichtlich der Friedensoerhandlungen machen.
Vermischtes.
(800 Liter Tinte!) Wenn Schiller seinen Karl Moor in den „Räubern" sein Säkulum schon als ein „tintenklecksendes" bezeichnen läßt, was würde er erst sagen, wenn er im „Schw. Merkur" noch lesen könnte, daß in seiner geliebten schwäbischen Heimat eine Stuttgarter Staatsbehörde einen Jahresbedarf an Tinte von sage und schreibe 800 Litern soeben ausgeschrieben hat. 8 Hektoliter Tinte in einem Jahr und in einer einzigen Staatsverwaltung — heiliger Bureaukratius! Da kann man sehen, wie notwendig die kürzlich erlassene Mahnung der Reichspostverwaltung war, alles Schreibwerk auf das unbedingt notwendige Maß zurückzuführen und möglichst zu vereinfachen, jede Weitschweifigkeit zu vermeiden und was dergleichen Dinge mehr sind. Der „Schw. Merkur" macht diese 800 Liter Tinte zum Gegenstand von Betrachtungen, in denen er beklagt, daß der Staat, der den größten Geschäftsbetrieb habe, es nur höchst selten verstehe, sich bewährte Betriebsformen des Geschäftslebens rasch anzueignen. Er solle sich vielmehr als bisher die modernen Errungenschaften, wie Phonograph, Schreibmaschine, Stenographie, zunutze machen. Das hat allerdings nur dann einen Zweck, wenn dabei, wie auch wir das wiederholt gefordert haben, das unnütze Schreibwerk vorher abgeschafft wird.
Eine Riesenmaschine ist soeben in der Maschinenfabrik Gebrüder Sulzer in Winterthur fertig geworden. Es ist eine gewaltige, von der elektrischen Gesellschaft in London bestellte Dampfmaschine. Von ihrer Größe kann man sich einen ungefähren Begriff machen, wenn man sich vergegenwärtigt, daß sie beim Transporte in zerlegtem Zustande etwa 40 Eisenbahnwagen beanspruchen wird. Die Maschine ist eine vertikale dreicylinderischeCompound-Ventil-Dampfmaschine von 5000 effektiven Pferdekräften und soll zum Antrieb einer Drehstrom-Dynamo von 3500 Kilowatt Leistungsfähigkeit dienen. Zur Er-
! zengung des zum Volltrieb nötigen DamM sind 9—10 Kessel von je 2000 Quadratmeter Heizfläche erforderlich. Der Kolbendurchmesser der in der Mitte stehenden Hochdruckcylinder mißt 1275 nim. der Kolbeudurchmesser der rechts und links daranstehenden Niederdruckcylinder beträgt 1800 mm, der Kolbenhub 1300 wm' der Durchmesser des stärksten Kurbelzapfens 600 mm, der Durchmesser der Kurbelwelle in den Hauptlagern 630 mm, der Durchmesser der Kurbel bei der Dynamo 800 mm. Die Kurbel- welle aus Stahl ist von der Firma Krupp in Essen geliefert. Sie besteht aus vier Teilen, die untereinander verflanscht sind, hat eine Gesamtlänge von 15,3 Meter und ein Gewicht von 46 000 Kilogramm. Das Gewicht der ganzen Maschine beträgt 8000 Zentner, ohne Kondensation und ohne Dynamo. Das Magnetrad der Dynamo wiegt 98 000 Kilogramm. Die Ge- samthöhe der Maschine, vom Fußboden aus ge- rechnet, beträgt 10 Meter, die Gesamtlänge mit Dynamo 17 Meter, die Gesamtbreite der Maschine 7 Meter, bei der Dynamo 12 Meter.
sGuter Wein.) Gast: He, Kellner, Sie haben mir da miserabel eingeschänkt! — Tischnachbar: Sind S' froh!
Auflösung des Buchstabenrätsels in Nr. 53.
Veilchen.
Richtig gelöst von W Becht, Briefträger in Gräsenhausen.
Mutmaßliches Wetter am 10. und il. April.
(Nachdruck verboten.)
Für Donnerstag und Freilag ist bei tagsüber ze> linder Temperatur fortgesetzt trockenes und größtenteils heiteres Wetter in Aussicht zu nehmen.
Keuche Nachrichten u. Telegramm.
Hannover, 8. April. Der Kaiser ließ dem Generalfeldmarschall Grafen Waldersee als Geburtstagsgeschenk einen silbernen Tafelaufsatz überreichen; Ftügeladjudant v. Boehn überbrachte mündlich die Glückwünsche des Kaisers. Gegen 1 Uhr mittags traf ein Telegramm des Kaisers ein. Im Laufe des Tages liefen zahlreiche Glückwunschtelegramme ein, so von Kaiser Franz Joseph, den Prinzen Heinrich und Wrccht von Preußen, dem Prinzregenten von Bayern, dem König von Sachsen, dem Großherzog und der Großherzogin von Baden, dem Großherzog von Hessen und zahlreichen anderen Fürstlichkeiten. Das Glückwunschtelegramm des Kaisers an Graf Waldersee lautet: „Zu Ihrem Geburtstage sende ich Ihnen die herzlichsten Glück- und Segenswünsche! Möge Gottes Gnade Sie mir und dem Vaterlande noch lange in voller Frische erhalten. Wilhelm I. U."
Berlin, 8. April. Der „Lokalanzeiger" meldet: Die von Podbielski einberufene Versammlung der Aufsichtsratsvertreter sämtlicher Preußischer Hypothekenbanken sprach sich für die Bestellung eines staatlichen Kommissars imHaupt- amte bei jeder Hypothekenbank aus, im übrigen für völlige Gleichstellung mit den süddeutschen Hypothekenbanken. Podbielski äußerte sich dahm, die Bestellung je eines Kommissars für einen bestimmten Kreis von Hypothekenbanken und un Nebenamte werde genügen.
Berlin, 8. April. Seit heute früh 6 llhr 30 Min. herrscht hier reichlicher Schneesall.
Venedig, 8. April. Reichskanzler Gras Bülow, ist heute nachmittag 2 Uhr nach Berlin abgereist.
London, 8. April. Die Morgenblaiter nehmen die Freisprechung des Burengenerals Kruitzinger mit Freude auf und drücken ore Genugthuung aus, daß der Ruf eines de tapfersten Feinde, dessen Mut und Gewandtheit so viel Bewunderung errungen, sich als fleckenlos erwiesen habe. .
Jür das zweite Huartal 1902
können noch Bestellungen auf den
„Gnzthitter"
bei allen Poststellen und Postboten gemacht werden.
IM» Mit einer Beilage. »WS
Redaktion, Druck und Verlag von C. Me eh in Neuenbürg.
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