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ArrterHattender Teil.
Ein Dämon.
Kriminal-Novelle von Ernst v. Waldow.
— 16 . —
Die Wirkung dieser Worte, welche eine offene Anklage enthielten war eine überraschende.
Frau Maries Augen starrten, weit geöffnet, die Sprecherin an, ein Schauer machte die schlanke Gestalt der Witwe erbeben, sie rang nach Atem, dann wandte sie sich schnell Willfried zu und sich an seinen Arm klammernd, hauchte sie:
„Ich habe nicht gedacht, daß ich so bald eines Schutzes bedürfen würde und noch dazu gegen solche Angriffe. Drinnen ruht mein natürlicher Beschützer auf dem Totenbette und an wen sollte sich wohl die hilflose Witwe wenden, als an den Pflegesohn des Verblichenen? Nicht gewöhnt, aus dem Kreise herauszutreten, den die Sitte dem Weibe zieht, achte ich es unter meiner Würde, mich gegen solche Verleumdungen zu verteidigen. Sagen Sie diesem Mädchen, daß ich meine Pflichten als Gattin und Mutter erfüllt, daß nur die Bosheit oder der Wahnsinn es wagen kann, meine Ehre anzntasten, mich anzuklagen."
Wirklich waren diese Worte gut gewählt, um sowohl auf Eugenie als auch auf Willfried Eindruck zu machen.
Der junge Mann trat zu Eugenie und während er sie mit einem Blick betrachtete, aus welchem sehr deutlich die Mißbilligung ihres Benehmens sprach, sagte er ernst und gemessen:
„Fräulein Sternau, die Pflicht der Dankbarkeit gegen meinen verstorbenen Wohlthäter läßt es mich nicht dulden, daß dessen Witwe vor meinen Augen beleidigt werde, mein eigener Gerechtigkeitssinn würde sich dem gleichfalls widersetzen. Frau Marie von Wallenberg hat ihre Pflicht im vollsten Sinne des Wortes erfüllt, ja mehr als dies, sie hat keinen Moment gezögert, sich auszuopfern, wenn es dem Wohle der ihr teueren Personen galt. Die Motive Ihrer Beschuldigungen mögen die edelsten sein, das Schicksal Ihrer Freundin hat Sie so schmerzlich erregt, daß Sie den Maßstab ruhiger Beurteilung verloren haben. Aber beruhigen Sie sich! Katharine, die uns allen so teuer ist, befindet sich in den besten Händen und wenn Sie meinen Worten nicht trauen, dann fragen Sie Ihren ehrwürdigen Vater, wir haben auch seinen Rat in dieser Sache eingeholt und er war mit Doktor Wilts Vorschlag, die Kranke von dem Orte zu entfernen, wo schreckliche Erinnerungen ihre Aufregung nur steigern müssen, vollständig einverstanden."
„Ich danke Ihnen, mein teurer Sohn!" sprach Marie leise und ihre melodische Stimme klang ungewöhnlich weich; dann schritt sie, ohne ihre Widersacherin auch nur eines Blickes mehr zu würdigen, zum Wagen und setzte ihren Fuß auf den Tritt desselben.
Mit einem letzten, verzweifelten Entschluß ringend, hatte Eugenie die Bewegung Maries gesehen; sie hatte nur einen Gedanken: die arme Katharine aus den Händen ihrer Verderberin zu befreien und jede Rücksicht außer Acht lassend, erfaßte sie Wilfrieds Arm und rief flehend:
„Lassen Sie es nicht geschehen, daß Katharine fortgeschleppt, daß sie gemordet wird!"
„Mein Fräulein," erwiderte der junge Mann sehr ernst, indem er eine abwehrende Bewegung machte, die seinen Arm von den umklammernden Fingern des Mädchens befreite, „besinnen Sie sich doch; das sind ja furchtbare Auflagen, die Sie aussprechen und die sich gegen uns alle, Ihren eigenen Vater mit inbegriffen, richten. Wer in aller Welt hat Ihnen denn nur solche fixe Ideen in den Kopf gesetzt?"
Eugenie achtete kaum aus die Rede Wilfrieds, sie sann ans ein Rettungsmittel, zum mindesten auf einen Vorwand, nm die Abreise der Frauen noch hinauszuschieben und so wenigstens Zeit zu gewinnen.
Aber es war zu spät, schon setzte sich das Gefährt in Bewegung und das Rollen des sich
entfernenden Wagens drang an das Ohr des Mädchens.
Mit einem dumpfen Schrei faltete sie die Hände und rief schmerzlich:
„So ist sie denn verloren, die Unglückselige
— sie geht in ihr Verderben und keine Hand erhebt sich, sie vom Abgrunde zurückzuziehen
— die meinige war zu schwach dazu."
Diese ungekünstelten Worte, der Ausdruck tiefen Schmerzes und einer unerschütterlichen Ueberzeugung wirkten doch unwillkürlich auf Willfried; aber nach einigen Minuten der Üeber- legung, die beide schweigend und dem sich entfernenden Wagen nachschauend, den die Biegung der Landstraße noch einmal sichtbar werden ließ, verbrachten, sagte sich der junge Mann, daß Eugenie ein exaltiertes Mädchen sei und die Sachlage unmöglich richtig beurteilen könne, zumal sie, von der Freundin beeinflußt, nur mit deren leider getrübten Augen alles betrachtete. Ja, Eugenie glaubte nicht einmal an den Wahnsinn Katharinens, der doch klar genug erkennbar war, den die letzten furchtbaren Ereignisse dargethan, wenn selbst das Urteil des alten, erfahrenen Arztes es nicht bestätigt hatte, daß Katharine Wallenberg wirklich gestörten Geistes sei.
Willfried sagte sich das alles wieder und wieder und vermochte doch den Eindruck von Eugeniens Anklage nicht ganz zu verwischen.
Das junge Mädchen hatte sich indessen gefaßt; ihr Mut war noch nicht völlig gebrochen. Sich zum Fortgehen wendend, sprach Eugenie:
„Leben Sie wohl, Herr Sellentin, und möchten Sie es nie bereuen , meine Warnungen mißachtet zu haben. Ich gebe den Kampf noch nicht auf, werde aber trachten, mir andere Bundesgenossen zu werben. Freilich, ich hätte nicht geglaubt, den Geliebten, den Bräutigam Katharinens in dem Lager ihrer Feinde und mit diesen verbündet zu finden!"
Damit entfernte sich Eugenie nach kurzem Gruße und ließ Willfried als ein Opfer der Peinlichsten, widersprechendsten Empfindungen zurück. Hatte vorher der schmerzliche Ausruf des Mädchens, ihre offen gezeigte Verzweiflung sein Herz gerührt, so verletzte ihn der letzte Vorwurf um so tiefer, als er sich durchaus nicht bewußt war, denselben zu verdienen. Er hatte nach bestem Ermessen und nach dem Rate bewährter und verständiger Freunde gehandelt. Seine Liebe zu Katharine hatte sich lange genug dagegen gesträubt, an die furchtbare Gefahr zu glauben, in der sie schwebte. Er mußte sich es sogar eingestehen, daß sein Sträuben und Zögern, in dem Mädchen eine Geisteskranke zu sehen, das letzte tragische Ereignis mit verschuldet habe. - Hätte er Frau Maries Warnungen Gehör geschenkt, wäre sein Wohlthäter vielleicht heute noch am Leben.
Diese und ähnliche Betrachtungen verhärteten denn auch jetzt den sonst so Weichen Sinn des Jünglings; den Gruß Eugeniens ebenso kurz erwidernd, wandte er sich dem Vorgarten zu — dort in dem Trauerhause harrten seiner ja noch gar ernste Geschäfte, die heute noch erledigt werden mußten.
Eine für weite Kreise interessante Frage wurde in der letzten Sitzung der Handwerkskammer Ulm entschieden: Wer darf Lehrlinge ausbilden, und wer darf sich Meister nennen? Elftere Frage wurde dahin beantwortet, daß, wer vor dem 1. April 1901 Lehrlinge eingestellt hat, diese noch bei sich auslernen lassen darf, daß aber nach dem 1. April 1901 nur derjenige Handwerker zur Ausbildung von Lehrlingen berechtigt ist, der entweder 24 Jahre alt ist und nach mindestens dreijähriger Lehrzeit die Gesellenprüfung bestanden hat, oder der 24 Jahre alt ist, eine mindestens zweijährige Lehrzeit zurückgelegt hat und seit 5 Jahren sein Handwerk persönlich selbständig ausübt, oder wer endlich 24 Jahre alt ist und nach mindestens zweijähriger Lehrzeit noch 5 Jahre als Werkmeister oder in ähnlicher Stellung thätig war. Bezüglich der zweiten Frage darf sich Meister künftighin, ohne die Meisterprüfung abgelegt zu haben, nur nennen, wer vor dem 1. Oktober
1901 sein Handwerk persönlich selbständig aus. geübt hat, 24 Jahre alt ist und nach drei- jähriger Lehrzeit die Gesellenprüfung abgelegt hat, oder wer vor dem 1. Oktober 1901 5 Jahre lang sein Handwerk selbständig ausgeübt hat, 24 Jahre alt ist und eine mindestens zweijährige Lehrzeit zurückgelegt hat, oder wer vor dem 1. Oktober 1901 5 Jahre lang als Werkmeister rc. thätig war, 24 Jahre alt ist „nd eine mindestens zweijährige Lehrzeit hinter sich hat. Wer nach dem 1. Oktober 1901 ein Geschäft angefangen hat, darf sich nur Meister nennen, wenn er die Meisterprüfung abgelegt Hai.
Der „Burenangriff" im deutschen Heer. Von militärischer Seite wird geschrieben: Dem sogenannten „Burenangriff", das ist die neue Gefechtsform der Infanterie, die seit einiger Zeit beim Lehr-Jnfanterie-Bataillon in Potsdam und anderen Teilen geübt wird, liegt folgender Gedanke zu gründe: Da es für den Verteidiger i» allen Gegenwar tsheeren erster Grundsatz ist, nur solche Ziele zu beschießen, die infolge ihrer Größe und Dichtigkeit ein gutes Treffergebnis gewährleisten, muß der Angreifer bestrebt sein, seine Infanterie in so kleinen und so weit auseinander- gezogenen Gefechtskörpern an den Feind heranzubringen, daß sie von diesem aus Rücksicht ans seine verfügbare immer mehr oder minder beschränkte Munition überhaupt nicht beschosst, werden. Der neue, sogenannte „Burenaugrijft versucht nun, statt der bisherigen geschlossen!« Linien und der Schützenschwärme, die beide infolge ihrer Höhe und Dichtigkeit dem Gegnei ein vortreffliches Ziel bieten, ganz dünne Linien zwischen Mann und Mann, etwa 6—10 Schritte Zwischenraum, in geraumen Abständen einander folgend, so weit vorzutreiben, bis der Gegner mit einiger Aussicht auf Erfolg das Feuer aus sie richten wird, wenn irgend möglich bis zu einer nahe an der feindlichen Stellung gelegenen natürlichen Deckung. Verstärkt durch immer neue und neue Nachschübe, soll von hieraus das eigene Feuer eröffnet und somit der eigentliche Angriff begonnen werden. Ein solches vereinzeltes und beinahe selbständiges Borgehen der Schützen, bei welchem das gewohnte Kommando in seiner Wirkung stark herabgesetzt und Leitung und Beaufsichtigung des einzelnen Mannes fast unmöglich ist, hat selbstverständlich geschulte, individuell ausgebildete und vor allem intelligente Truppe zur ersten Voraussetzung.
New-Jork. (Eine Aufsehen erregende Heiratsgeschichte.) Der auch in Deutschland bekannte amerikanische Maler George E. Cool, ein 35 Jahre alter Mann hat die 70 Jahre alte Millionärin Noye „entführt" und sich >" Brooklyn mit ihr trauen lassen. Die Verwandten der alten Dame — Cook ist dritter Gemahl — wollen den Maler „wegen Entführung" verhaften lassen. Einem Berichterstatter gegenüber erklärte Cook: „Es ist wahr, daß meine Frau 70 Jahre alt ist und ich nur 3s. Solange wir aber einander lieben, macht der Altersunterschied nichts aus. Man sollte nicht glauben, daß eine Frau fliehen müßte, um den Mann ihrer Wahl zu heiraten. Dies war aber bei uns der Fall. Meine Stellung in der Gesellschaft ist so gut wie die meiner Fra». Unsere Familien gehören zu den ältesten im Lande. Ich wurde am Hof in London vorgestellt und bin an der Riviera ebenso bekannt wie in Rom, München und Berlin. Meine
Frau und ich sind für einander geschaffen. Wir
haben gleiche Lebensanschauungen!" Na also!
(Giebt es ein Buch ohne Druckfehler?) Ein französischer Gelehrter, Dr. Nauroy, hat sich mit dieser hochwichtigen Frage jahrelang beschäftigt und sie schließlich ruhigen Gewissens bejaht. Das fehlerlose Buch, das er gefunden hat, ist die nn Jahr VI von Firmin Didof gedruckte Ausgabe des „Virgil". Einen anderen Professor, Herrn Albert Cim, ließ aber diese Endeckung semes Kollegen nicht schlafen, und er setzte sich hin nnb faud richtig in besagtem „Virgil" einen Druck'' fehler: er hat ein „j" ohne Punkt entdeckt. Einfach erschütternd!
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Redaktion, Druck und Verlag von E. Meeh in Neuenbürg