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Metzinger Ortsarrest gebracht, wo er bereits tiefe Reue über seine unselige That geäußert hat.
Riedlingen, 27. März. Die „Ried- linger Zeitung" meldet: Gestern morgen '/s 8 Uhr brach in dem Setzerlaal unserer Druckerei Feuer aus, dem sämtliches Schriftmaterial zum Opfer fiel.
Ausland
Die französische Deputiertenkammer hat mit 469 gegen 39 (Soz.) Stimmen den geforderten Kredit von 500000 Fr. für die im Monat Mai bevorstehende Reise des Präsidenten der Republik nach Rußland angenommen. Der Minister des Auswärtigen, der die Kreditvorlage einbrachte, verstand es, die Deputierten zu lauten Kundgebungen für das neu erstarkte russisch-französ. Bündnis zu veranlassen. Rußland und Frankreich haben bekanntlich zusammen einen Vertrag abgeschlossen, um in China den bisherigen Zustand aufrecht zu erhalten und namentlich auch für die sogen, offene Thür zu sorgen, durch welche alle Nationen gleichmäßige Rechte bezügl. des Handels mit China gewährt werden. Bekanntlich lautet das englisch-japanische Bündnis dem Sinne nach genau so, wie das russischfranzösische, und doch ist sich trotz aller schönen Reden und Zeitungsartikel jedermann darüber klar, daß Rußland und Frankreich den Engländern eine geballte Faust zeigen und nötigenfalls bereit sind, mit dieser auch zuzuschlagen. Es reizt zum Lachen, wenn man in englischen Blättern liest, das russisch-französische Bündnis werde von den Engländern mit Freuden begrüßt. Wenn sich je zwei Großmächte zusammenthun, um das gleiche Ziel zu erstreben, so liegt es doch auf der Hand, daß diese gleichen Ziele in ihren Kernpunkten grundverschieden sind, nur gesteht man diese Kernpunkte nicht ein. Deutschland und der Dreibund bleiben von diesen ostasiatischen Bündnissen fern. Alles weitere wird sich dann schon ergeben, wenn die verschiedenen Zweibünde einander in die Haare geraten. Deutschland wird dann der Schiedsrichter sein.
In der französischen Deputiertenkammer ist dieser Tage vom Abgeordneten Cochin Aufklärung seitens der Regierung über die Verpflichtungen Frankreichs gegenüber Rußland verlangt worden, wobei sich Cochin auf die bekannte französische Note betreffs des englisch-japanischen Bündnisvertrages berief. Herr Delcasse, der Minister des Aeußern, hat es in seiner echt diplomatischen Antwort vermieden, dem unbequemen Fragesteller eine direkte Auskunft zu erteilen und so werden die Franzosen ihre begreifliche Neugier, Näheres über das, was ihre Regierung mit der Regierung des Zaren über ein bewaffnetes Zusammengehen Frankreichs und Rußland in Ostasten abgemacht hat, zu erfahren, noch zügeln müssen.
Kapstadt, 26. März. Cecil Rhodes ist heute nachmittag gestorben. Cecil Rhodes, geboren 1853 zu Bishop Stortfort nördlich von London, ging als Jüngling nach dem Kapland und erwarb sich dort als Beamter der Diamantgruben von Kimberley große Reichtümer. Dann kehrte er nach England zurück und studierte mehrere Jahre an der Universität Oxford. Nach dem Kap zurückgekehrt, trat er in das politische Leben, wurde zum Abgeordneten gewählt und 1890 Premierminister. Er erwarb Matabeleland für sich und nannte es Rhodesia, daher sein Spitzname „der ungekrönte König von Rhodesia". 1895 wurde er Mitglied des englischen Geheimen Rates. Am Ende des Jahres half er den Einfall des Dr. Jameson in Transvaal vorbereiten. Infolge der daran geknüpften Untersuchung mußte er 1896 von der Premierministerschaft zurücktreten. Sein letzter großer Plan war die Anlage der transafrikanischen Südnordbahn von Kapstadt bis Kairo, für welche er auch die deutsche Beihilfe erbat. Der Burenkrieg hat diesen Plan in den Hintergrund gedrängt, ebenso wie den Plan der Begründung der „Vereinigten Staaten von Südafrika". Gewöhnlich bezeichnte man ihn als den „Napoleon Südafrikas". Wenn skrupellose Herrsch- und Gewinnsucht zum Vergleich mit dieser größten Eroberernatnr der neuen Zeit ausreichen, dann war er in der That ein
Napoleon. Der höhere Ideenflug des Genius blieb jedoch seinem auf das Praktische gerichteten Geist versagt. Zwar ergriff er jede Gelegenheit zur Fortbildung und wissenschaftlichen Ausbildung, wie er denn, nachdem er als einfacher, fast in Lumpen gehüllter Diamantengräber in Kimberley sein Glück gemacht hatte, für einige Jahre die Universität Oxford bezog, um sich für einen ihm zugedachten Direktorposten würdig vorzubereiten. Die erworbenen Kenntnisse kamen ihm auch später Wohl zu statten, als er Premierminister der Kapkolonie wurde. Aber die Wissenschaft war ihm nur Mittel zum Zweck, nur „die milchende Kuh", die ihn „mit Butter versorgen" sollte. Sein Blick war nie in lichte Höhen gerichtet, sondern bohrte sich gleichsam in die Erde, um die Schätze zu entdecken, die ihr noch zu entreißen waren. Und dieses Entreißen und Ausbeute erstreckte sich nicht blos auf die englische Erde, sondern auch auf den Grund und Boden der friedliebenden Buren. Seit dem mißglückten Freibeuterzuge Jamesons war er die Seele aller gegen die Burenrepubliken gerichteten Anschläge.
New-Dork, 27. März. Die hiesige Presse widmet dem verstorbenen Cecil Rhodes längere Nekrologe. Die allgemeine Ansicht geht dahin, daß, wenn Cecil Rhodes drei Jahre früher gestorben, der südafrikanische Krieg unterblieben wäre.
Krieg Englands gegen die Buren.
Durch die anscheinend eingeleiteten Friedensverhandlungen sind die kriegerischen Operationen keineswegs unterbrochen worden. Kitchener hat am 23. März ein neues „Treiben" veranstaltet, dessen Ziel diesmal Delarey im westlichen Transvaal war. Es ist ihm aber mit Delarey so wenig geglückt, wie mit Dewet, der dreimal dem gegen ihn angestrengten Treiben entkam. Kitchener hat sich mit einer Anzahl Gefangener begnügen müssen. Von den zahllosen Gerüchten, die seit der überraschenden Reise Schalk Burgers durch die Presse schwirren, sei wenigstens das erwähnt: Die reisende Burenregierung sei auf dem Wege nach Kapstadt und treffe dort mit Wolieley zusammen, der im unmittelbaren Auftrag des Königs mit ihr verhandeln werde. Die Beurteilung der Friedensaussichten wird dadurch erheblich erschwert, daß man über die wirkliche Kriegslage so wenig unterrichtet ist. Die Engländer thun, als wenn der Krieg eigentlich so gut wie beendet wäre, und von der anderen Seite wird versichert, daß es um die Sache der Buren glänzender bestellt sei als je. Die strenge Zensur, die von englischer Seite an den Nachrichten vom Kriegsschauplatz geübt wird, macht ein zuverlässiges Urteil unmöglich und jetzt, da das englische Parlament vertagt ist, wo die Minister ab und zu eine notdürftige Auskunft geben mußten, wird man noch weniger erfahren als bisher.
London, 26. März. Wie amtlich gemeldet wird, hat Kanada sich auf Chamberlains Ersuchen bereit erklärt, abermals 2000 Mann nach Südafrika zu entsenden.
Prätoria, 26. März. In den holländischen Kirchen wurde gestern mitgeteilt, daß auf Ersuchen der Burenabgesandten der Sonntag als Bettag für die Wiederherstellung des Friedens gehalten werden soll.
Vermischtes.
Ditzingen, 26. März. Hier wurde bei der Musterung ein Rekrut vorgestellt, welcher ein Maß von 80 ein hatte und 36 Pfd. wog.
(Kasernenhofblüte.) Unteroffizier (zu einem Rekruten beim Exerzieren): „Kerl, nun drück' doch endlich einmal die Beine durch. Kopf hoch, Brust heraus. Steh' nicht immer so da wie die versunkene Glocke."
(Der Teufel am Setzkasten.) Anzeige! Heute Abends verunstaltete Fräulein Singvogel einen Vortragsabend.
(Allerdings.) In Ihrer Gemeinde war ja kürzlich ein kleines Schadenfeuer? — Seppi: I wo, «.großes Nutzfeuer war's!
(Neuer Beruf.) „Was macht denn M Herr Sohn in der Stadt, Frau Müller?"
O, dem geht's gut. A ganz a feins Pöstel mutz er hab'n, er hat mir geschrieben, er ist Neurastheniker!" "
Gedankensplitter.
Die Pünktlichkeit ist zu bewundern, mit der gewiss» Leute überall zu spät kommen.
Wenn einer voll getrunken ist, sieht man am deutlichsten, wie hohl er ist.
Bei der Arbeit lassen sich die meisten Leute lieber stören, als beim Nichtsthun.
Charade.
Die Erste spricht von Zeit und Ort,
Ein Zeichen nimm der Zweiten fort,
Vieldeutig wird dadurch ihr Sinn;
Denn Preußens Herz zeigt sich darin.
Auch ist sie eine Wunderkraft,
Die Leben und Gedeihen schafft.
Sie und die Schwestern, wie bekannt,
Gehn täglich auch von Hand zu Hand.
Das ganze wird im deutschen Land
Mit Ehr und Preis und Dank genannt.
Auflösung des Rätsels i» Nr. 49.
Ball, Bell, Bill, Voll.
Richtig gelöst von W. Becht Briesträgcr in Gräfenhausen: Hilda Meeh in Neuenbürg; Fritz Küstern und Paul Kustere r in Schwar z enberg .
Mutmaßliches Wetter am 29 März
(Nachdruck verboten.)
Bei vorherrschend westlichen Winden ist für Samstag noch zeitweilig bewölktes, aber nur zu ganz vereinzelten Störungen geneigtes Wetter bei mäßig kühler Temperatur zu erwarten.
Am 30. und 31. März.
Bei milderer Temperatur ist für Sonntag und Montag zwar noch zeitweilig bewölktes, aber nur zn ganz vereinzelten und kurzen Störungen geneigtes Wetter zu erwarten.
KkUkAe Nachrichten u. Telegramm.
Darmstadt, 28. März. Prinz und Prinzessin Heinrich von Preußen trafen heute vormittag hier ein und wurden auf dem Bahnhof vom Großherzog herzlich begrüßt.
Würz bürg, 28. März. Der von hier nach Nürnberg abgehende Güterzuz 1982 überfuhr heute früh nach 1 Uhr im Bahnhof Kitzinzen das Einfahrtssignal und kam dem ausfahrenden Güterzug 1967 in die Flanke. Ein Splitsaß explodierte, wobei ein Beamter schwer, ein Wagenwärtergehilfe leicht verletzt wurde. 10 Wagen sind zertrümmert, weitere 5 mehr oder weniger beschädigt. Der Verkehr war längere Zeit gestört.
Bingen, 28. März. Durch Abrutschung beträchtlicher Steinmassen auf der Bahnstrecke Bacharach—Oberwesel wurden die Bahngeleise gesperrt.
Paris, 28. März. Die Deputiertenkammer nahm gestern mit 422 gegen 10 Stimmen einen Antrag auf gesetzliche Festlegung der den Handlungsgehilfen, den im Staats- und Kommunaldienst angestellten Beamten sowie den in Fabriken, Werkstätten u. s. w. beschäftigten Arbeitern zu gewährenden wöchentlichen Ruhezeit an.
Rom, 28. März. Die „Tribuna" meldet aus Venedig: Die Unterredung zwischen Bulotv und Prinetti trug einen überaus herzlichen Charakter. Da die Aussprache der beiden Staatsmänner noch nicht zu Enoe geführt war, wurde eine weitere Zusammenkunft für heute abend 7 Uhr im Grandhotel bei Prinetti verabredet.
Venedig, 28. März. Graf Bülow er- widerte im Lauf des Nachmittags den Besuch des italienischen Ministers des Auswärtigen, bei dem am Abend ein Diner stattfand, an dem außer dem Reichskanzler der Botschafter Graf Wedell, der Präfekt und der Bürgermeister von Venedig teilnahmen.
Curacao, 28. März. (Reutermeldung.)
Die Engländer haben dem Dampfer „Liber- tador" befohlen, sofort Port of Spain zu verlassen. 3 venezolanische Kanonenboote erwarteten ihn außerhalb der britischen Gewässer, um M I in ein Gefecht zu verwickeln. Die venezolanische Regierung teilt mit, daß die Aufständischen unter Rierä bei Coro völlig geschlagen worden seien.
Mit einer vierseitigen Beilage
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Redaktion, Druck und Verlag von C. Meeh in Neuenbürg