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als Gerichtsvollzieher bestätigt werden, welche gemäß 8 2 der Justizm. Vers, zur Gerichts­vollzieherordnung in Wirklichkeit die zu klag­loser Versetzung des Gerichtsvollzieherdienstes erforderlichen Eigenschaften besitzen. Dazu ge­hört insbesondere auch, daß sie die zu Ver­letzung des schwierigen und verantwortungs­vollen Amtes erforderlichen Fähigkeiten haben. Die Kammer hat beschlossen, an das k. Justiz­ministerium die Bitte zu richten, es möge im Wege der Dienstaufsicht die Stellung einer Kaution durch jeden Gerichtsvollzieher verfügt und die strenge Einhaltung der in der Justizm. Verf. vom 8. September 1899 erteilten Vor­schriften überwacht werden. Dies wird ohne Zweifel bald von selbst dazu führen, daß in der Mehrzahl der Fälle beruflich vorgebildete Gerichtsvollzieher für größere Distrikte angestellt werden.

Calw. In Angliederung an die hier neu errichtete Oberamtssparkasse sollen in allen Be­zirksorten Calws Pfennigs Parkassen errichtet werden, wie dies beispielsweise im Bezirk Neuen­bürg schon längst der Fall ist; desgleichen werden in allen Orten Agenten für die Oberamtsspar­kasse aufgestellt.

Calw, 27. März. Schmiedmeister Moriz Linkenheil, ein schon bejahrter, in schlechten Ver- mögensverhältnisfen lebender Mann, hat vor­gestern Mittag das Weite gesucht. Er hatte den monatlichen Einzug beim Gaswerk und bei der Sterbekasse zu besorgen. Vom letzten Monat lieferte er die Beiträge entweder gar nicht oder nur zum Teil ab. Die veruntreute Summe soll sich auf mehrere Hundert Mark belaufen; die Untersuchung wird das weitere ergeben. Von dem Flüchtling traf gestern ein Brief mit dem Poststempel Nagold an die Gasverwaltung ein des Inhalts, er (Linkenheil) werde schon den Tod gefunden haben, bevor der Brief an seine Adresse gekommen sei.

(Württ. Schwarzwaldverein.) Gewiß von allen Mitgliedern mit Freuden begrüßt, er­schien soeben das Blatt 2Hohloh-Baden-Baden" der neuen Vereinskarte mit Nr. 3, Märznummer, der VereinszeitschriftAus dem Schwarzwald." Das neue Blatt reiht sich würdig den vorher­gegangenen Blättern an; es sind dies Nr. 3 Calw-Wildbad" und Nr. 4Freudenstadt." Das neue Blatt Hohloh ist begrenzt im N.-W. durch Oos-Baden-Baden, im N.-O. durch Her- renalb-Dobel, im S.-O. durch Urnagold und im S.-W. durch den Mummelsee mit Hornisgrinde. Unterstützt durch vorzügliche Schummerung durch­zieht in scharf markanter Zeichnung die Murg mit ihren romantischen, weltabgeschiedenen Seiten- thälern das Blatt von Schönmünzach bis hinab nach Gernsbach und Ottenau. Aus dem Gebiet des württ. Schwarzwaldes sei noch das Quell­gebiet der Enz mit Enzklösterle, sowie jenes der Nagold mit Urnagold hervorgehoben. Im bad. Teil der Karte ist besonders zu bezeichnen Baden- Baden mit Umgebung, das Bühlerthal. Was der Karte für den Touristen ein besonderes .onteresse verleiht, ist die Einzeichnung des neuen Höhenwegs Pforzheim-Basel. Der Höhenweg erscheint hinter Wildbad unter Berührung nach­stehender Punkte: Hornsee, Kaltenbronn, Hohloh, -See, Herrenwieser See, Badener Höhe, Hundseck, Hornisgrinde.

Ittersbach. (Viehmarkt.) Zufuhr 15 Kühe, 17 Ochsen, 17 Rinder, 1 Kalb. Verkauft Wurden 6 Kühe, 7 Ochsen, 2 Rinder. Es kosteten: Kühe 280 Ochsen 320 Rinder 400 Der Handel war äußerst flau, ebenso hatte die Zufuhr unter der Ungunst der Witterung zu

Deutsches Weich

... 27. März. Zur gestrigen F

Ilückstafcl beim Kaiserpaar war u. a. P 6rnanuel Salm-Salm geladen, der der Abordr zur Beglückwünschung des Papstes angi

übermittelt^ ^ Kaiser Geschenke des Pa

^ ^ März. Das unter dem B - il Punzen Heinrich stehende Geschwader ist seiner Uebungsfahrt hier wieder eingetroffer d°.,.-^?^rkenswerten Artikel über tsche Weltpolitik veröffentlicht die

woje Wremja". Das russische Blatt erkennt die Erfolge der deutschen Weltpolitik willig an und hebt hervor, daß es der deutschen Reichsregier­ung gelungen sei,durch die Wiederherstellung und Festigung der Freundschaft mit den Ver­einigten Staaten dem Ganzen die Krone aufzu­setzen." Dann heißt es weiter:Das Deutsch­land des Jahres 1902 und das Deutschland vor zehn Jahren sind hinsichtlich des Einflusses auf die Weltpolitik sehr verschiedenartige Größen. Ehedem waren seine Interessen auf die Linie BerlinWienRom beschränkt. Jetzt hat sich sein politischer Geschäftskreis erweitert, und zu seiner Einflußsphäre gehören jetzt solche Länder und solche Punkte auf der Erdkugel, von denen der tugendhafte Michel in alter Zeit nicht ein­mal zu träumen wagte. Möglicherweise wird sich die jetzige Lage Deutschlands bei einer Realisier­ung der Kräfte, d. h. im Falle eines europäischen Krieges, nicht als besonders stark erweisen, aber für eine friedliche Bethätigung, die sich noch auf Jahrzehnte erstrecken kann, hat das überall­hin ausgedehnte deutsche Spinnwebenetz eine durchaus nicht geringe Bedeutung."

Berlin, 26. März. Der Druckfehler­teufel hat der Reichsdruckerei bei der Herstellung der neuen Postwertzeichen, die schon jetzt zum Verkauf gelangen und vom 1. April an giltig sind, einen Streich gespielt. Bei einer Serie von Dreipfennigmarken waren aus dem Auf­druck ..Deutsches Reich" ein0^6186888 88168" entstanden. Wie der seltsame Fehler entstand, das bildet augenblicklich noch den Gegenstand eingehender Untersuchung. Es liegt nicht ein Fehler des Stempelschneiders, sondern ein wirklicherDruckfehler" vor. Der Fehler befindet sich nur auf einem Teil der 3 Bogen ä 100 3 Marken und zwar ist es bei den fehlerhaften Bogen die 35. Marke von oben, die den Druckfehler trägt. Beim Verkauf auf den Postämtern wird jetzt aus den betreffenden Bogen die fehlerhafte Marke herausgenommen und durch eine andere in die Hand gegebene Marke ersetzt.

Bremerhaven, 26. März. Mit dem LloyddampferDresden" traf Terlinden, von amerikanischen Polizisten geleitet, hier ein und wurde nach Duisburg weitergeführt.

Gebweiler, 26. März. Die Bismarck­feier im Gasthof auf dem Großen Belchen wird vielleicht diehöchste" sein in ganz Deutschland, denn der Feldberg-Gasthof, der bisher der höchste Punkt der Feier des 1. April war, liegt nur 1280 Meter über dem Meer, der Belchen-Gasthof dagegen 1400 Meter. Trotz des auf der Höhe noch vorhandenen Schnees sind die Wege gang­bar und völlig gefahrlos.

Württemberg.

Seine Majestät der König hat verfügt unterm 26. März: v. Hugo, kgl. preußischer Generalleutnant, kommandiert nach Württemberg, bisher Kommandeur der 7. Division wird mit der Führung des Armeekorps beauftragt. Frhr. v. Roeder, Generalmajor und Kom­mandeur der 18. Kavalleriebrigade, behufs Be­auftragung mit Wahrnehmung der Geschäfte des Inspekteurs der 3. Kavallerie-Inspektion in dem Kommando nach Preußen belassen. Der neue Führer des Armeekorps dürfte den meisten württ. Offizieren unbekannt sein, ein Kommando nach Württemberg hat er bisher noch nicht inne ge­habt, doch sind ihm süddeutsche Verhältnisse in­sofern nicht fremd, als er drei Jahre Brigade­kommandeur in Rastatt war. Frhr. v. Roeder kommandierte bisher die 18. Kavallerie-Brigade in Altona, an deren Spitze er am 16. Juni des vergangenen Jahres berufen wurde, vorher war er Kommandeur der 27. Kavallerie-Brigade in Ulm. Es ist das erste Mal, daß ein württb. Offizier an die Spitze der Kavallerie-Inspektion gestellt wird.

Seine Majestät der König hat dem Kom­merzienrat Büxenstein in Berlin, Vorsitzenden des Tarifamts der Deutschen Buchdrucker, das Ritterkreuz der Württ. Krone verliehen.

Stuttgart. Die denkwürdige Reichs- tagssttzung vom 6. Februar 1888, in der Bis­marck das Wort sprach:Wir Deutschen fürchten Gott, sonst nichts in der Welt," im Bilde

wiederzugeben, ist mehrfach versucht worden, keinem Künstler aber ist dies besser geglückt, als Professor Ernst Henseler, der in seinem berühmten Gemälde den Vorgang in wahrhaft monumentaler Weise veranschaulicht. Jetzt nun, da wieder der Geburtstag Bismarcks bevorsteht, erscheint soeben bei der Deutschen Verlagsanstalt in Stuttgart eine vorzügliche Nachbildung des Werkes in Heliographie. Eine dem Kunstblatte beigefügte Erläuterung gibt die nähere Be­zeichnung der einzelnen Persönlichkeiten.

Stuttgart, 24. März. Die hiesigen und die Brauereien der Umgebung machen bekannt, daß sie sich geeinigt haben, Flaschenbier an Private nicht mehr direkt abzugeben, sondern dasselbe nur durch Wirte u. Flaschenbierhändler verkaufen zu lassen. Statt der bisherigen pfand­freien Ueberlassung von Flaschen soll von 1. April ab ein geringes Flaschenpfand erhoben werden, das sich je nach Größe der Flasche richtet.

Die Steuerkommission der Kammer der Abgeordneten war in der vorigen Woche noch recht fleißig und hat ihre Sitzungen in der Char- Woche ausgesetzt und wird am Mittwoch den 2. April ihre Beratungen fortsetzen. Die Finanz­kommission wird anfangs Mai ihre Arbeiten aufnehmen und sich wohl zunächst mit der zu erwartenden Kreditforderung für einen Theater­neubau zu beschäftigen haben. Es scheint aber noch nicht definitiv feftzustehen, wohin eigentlich der Theaterneubau gestellt werden soll. Obgleich die Absicht besteht, das neue Hoftheater in den oberen Anlagen und zwar in der Weise zu er­stellen, daß Schauspielhaus und Opernhaus in zwei getrennten Abteilungen unter einem Dach vereinigt werden, so haben andererseits die an- gestellten Untersuchungen des betr. Baugrunds so viel schlammigen und wasserreichen Unter­grund gezeigt, daß hiedurch die Baukosten er­heblich verteuert werden. Aber auch in der Stuttgarter Bürgerschaft macht sich noch immer eine große Abneigung weiter Kreise gegen eine teilweise Niederlegung der herrlichen Bäume in den oberen Anlagen geltend und der Gedanke findet immer mehr Anhänger, es wäre wohl das Beste, das neue Theater an der Stelle des ab­gebrannten aufzubauen. Unter allen Umständen wäre es wünschenswert, daß baldmöglichst ein definitiver Beschluß über die Theaterplatzfrage bekannt gegeben würde. Dadurch würden auch die verschiedenen Gerüchte zerstreut, wonach ein hoher Staatsbeamter an der endlosen Verschlepp­ung dieser Angelegenheit die Hauptschuld tragen soll.

Sondelfingen, O.A. Urach, 25. März. Der hiesige, sonst so stille Ort, wurde heute vormittag durch eine grauenvolle Blutthat in eine furchtbare Aufregung versetzt. Der 42 Jahre alte Bäckermeister Reinhardt von hier, ein als sehr jähzornig bekannter Mann, lebt bereits in 4. Ehe. Seine von ihm geschiedene Frau aus dritter Ehe hat nun für sich und ihr 2 Jahre altes Kind gegen Reinhardt vor einiger Zeit einen Alimentenprozeß angestrengt, worauf dieser zur Bezahlung von 400 ^ jährlich ver­urteilt wurde. Dieses Urteil wurde ihm gestern zugeftellt und sofort äußerte er gegenüber seiner jetzigen Frau, die Klägerin bekomme er schon noch, die schlage er noch tot. Heute vormittag zwischen 9 und 10 Uhr ging nun die Frau mit ihrem Kind auf dem Arme an dem Bäcker­laden Reinhardts vorüber, dieser holte rasch ein Beil, eilte der Frau nach und schlug ihr damit das Kind aus dem Arm. Nicht genug damit, zertrümmerte er dem am Boden liegenden Kind den Schädel vollständig, so daß sofort der Tod des armen Opfers eintrat. Inzwischen war die Frau unter lauten Hilferufen entflohen, worauf sie der Mörder die Gasse entlang verfolgte. Unglücklicherweise strauchelte die Bedauernswerte und fiel zu Boden, so daß sie der Unhold ein­holen und ihr, ehe sie sich vom Boden zu er­heben vermochte, ebenfalls einen Beilhieb auf den Hinterkopf versetzen konnte. Durch herbei­geeilte Nachbarn wurde Reinhardt an weiteren Thätlichkeiten verhindert, er begab sich nun so­fort zum Schultheißen und zeigte diesem die begangene Unthal an. Die Frau lebt noch, ob sie aber mit dem Leben davonkommen wird» ist sehr zweifelhaft. Der Mörder wurde in den