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Marie gehorchte, aber sie zitterte noch wie ein erschrecktes Kind, ihre Erregung machte sich in einem Thränenstrom Luft und dabei hielt sie Wilfrieds Hände krampfhaft fest.
„Es scheint," begann Willsricd zögernd, „daß Katharine plötzlich einen Anfall von Geistesverwirrung gehabt und in Folge dessen das Leben ihres Vaters bedrohte. So wenigstens stellt Kuno die Sache dar, während Katharine, die allerdings sehr aufgeregt, fetzt aber ihrer Geisteskräfte wieder mächtig ist, behauptet, der alte Kuno habe seinen Herrn im Schlafe erwürgen wollen. In der That sind am Halse des Herrn von Wallenberg mehrere Strangulationsmarken sehr deutlich erkennbar und trotz unserer vereinten Bemühungen ist der Leidende noch nicht zum Bewußtsein gebracht worden."
Marie stieß einen schmerzlichen Seufzer aus und fing von neuem zu weinen an; dann fragte sie leise:
„Und wo ist die Unglückliche jetzt ?"
„Ich habe Gertrud bei ihr gelassen, sie ließ sich durch kein Zureden bewegen, aus dem Zimmer des Vaters zu gehen. Sie ist ganz ruhig und blickt starr vor sich hin, nur wenn der alte Kuno in ihre Nähe kommt, fährt sie auf und nennt ihn einen bestochenen Mörder."
„Unseliges Kind," murmelte Marie düster vor sich hin, „mußte es so weit mit Dir kommen! Aber nicht Katharine ist anzuklagen, wir sind verdammenswert, daß wir es geschehen ließen. Sie ist ihrer Sinne nicht mächtig, sie wußte nicht, was sie that. Wir hätten dies unmöglich machen und zugleich Vater und Kind retten müssen. O, ich habe schon lange gewarnt, aber niemand wollte auf meine Stimme hören!"
„Ich verdiene Ihre Vorwürfe," cntgegnete Willfried niedergeschlagen, „aber wer hätte das ahnen können!"
„Es ist fern von mir, Ihnen Vorwürfe zu machen," sagte Marie sehr wild. „Sie haben sich eben nur, wie ein jeder Mensch es thut, gesträubt, an ein Unglück zu glauben, ehe Sie es greifbar vor sich haben. Aber jetzt gestatten Sie mir, meinen Gatten zu sehen; ich will versuchen, so gefaßt als möglich zu sein. Sie sollen mir ihren Arm zur Stütze leihen — kommen Siel"
Der junge Mann zögerte.
„Möchten wir nicht die Ankunft des Arztes abwarten?"
Frau Marie blickte ihn forschend an.
„Es scheint, Sie verbergen mir noch etwas?"
„Ich fürchte nur, daß Katharine einen neuen Anfall bekommen wird, wenn Sie sich in Ihrer Nähe zeigen; denn seltsamer Weise ist cs eine ihrer fixen Ideen, daß Sie, Frau Marie, den alten Kuno als Mörder gedungen haben. Sie behauptet, daß der Alte, als sie, von unerklärlicher Angst um das Leben des Vaters getrieben, dessen Schlafgemach aufgesucht hat, sich über das Bett seines Herrn gebeugt habe und die Hand an dessen Hals gelegt hat. Kuno wiederum behauptet trotz des Fieberschlafes, der ihn befangen, deutlich den Hilferuf seines Herrn gehört zu haben. Als er es endlich vermochte, sich zu ermuntern, war die Person, gegen die Herr von Wallenberg um Hilfe gerufen, allerdings schon aus dem Gemach verschwunden, die Unordnung im Zimmer, die herabgerissene Decke auf dem Lager des Kranken, dessen zerrissenes Nachtgewand, die Spuren der Nägel, Hautabschürfungen an den Händen und Armen des Opfers lassen indessen auf einen vorhergegangenen Kampf schließen. Ferner hat sich im Zimmer ein Gürtelschloß gefunden, das Katharine gehört und auf eine frühere Anwesenheit des jungen Mädchens in den Gemächern ihres Vaters schließen läßt."
„Der alte, treue Kuno, der Mörder seines Herrn," sprach Frau von Wallenberg wehmütig; „nicht für die Schätze einer Welt würde dieser Mann sich zu solcher Schandthat kaufen lassen. Es gibt leider keinen schlagenderen Beweis für den gestörten Geisteszustand des beklagenswerten Mädchens, als diese Behauptung. Aber hören Sie, ist das nicht das Katharinens Stimme?"
Metz, 11. März. In der „Straßb. P." weist ein Corresp. auf eine kleine Unrichtigkeit hin, welche sich in dem von der „Metzer Ztg." übernommenen Artikel, den Kronprinzen betreffend, befindet. Es wird darin geschildert, welchen Eindruck die Besichtigung der Metzer Schlachtfelder auf den Kronprinzen gemacht habe, und besonders die Besichtigung des Hauses und Zimmers in Rezonville, in welchem Kaiser Wilhelm I. in der Nacht^vom 16. auf den 17. August 1870 geruht habe. Die letztere Angabe ist unrichtig. König Wilhelm war erst in der Nacht vom 18. auf den 19. dort, also nicht nach der unentschiedenen Schlacht vom 16. August — Vionville Mars-la-Tonr --- sondern nach der entschiedenen Schlacht von Gravelotte am 18. August. Am l6, und 17. befand sich noch das Hauptquartier in Pont-a-Mousson, und Rezonville war am Abend des 16. noch in den Händen der Franzosen, auch am 17. lag Rezonville noch vor der Front der deutschen Armee. Eine ähnliche unrichtige Angabe ist die: Bismarck habe am Abend des 16. seine Söhne aufgesucht, welche beim Attakenritt der Brigade Bredow verwundet worden sein sollten. Diese Episode ist im großen und ganzen richtig, nur die Angabe, daß die Söhne Bismarcks bei der Attake Bredow beiteiligt gewesen seien, ist unrichtig. Bei der Brigade Bredow standen allerdings die Halberstädter Kürassiere (Pie Bismarck- Kürassiere) und der Berichterstatter scheint geglaubt zu haben, daß die Söhne Bismarcks wohl auch bei diesem Regiment standen. Das ist aber nicht richtig. Die Söhne Bismarcks haben den Feldzug im 1. Gardedragonerregiment mitgemacht Sie haben also die Attake der Brigade nicht mitgeritten. Aber eine andere ebenso blutige Attake haben sie mitgeritten, am Abend der Schlacht auf dem linken Flügel der deutschen Schlachtreihe. Nicht die große Reiterattake bei Mars-Ia-Tour, sondern die Einzel- attake des t. Gardedragonerregiments gegen die siegreich bei Bruville vordringende französische Infanterie der Division Cissex, welche den ruhmvollen Angriff der westfälischen Brigade Wedell abgewiesen hatte. Bei diesem Attakenritt sind von 20 Offizieren nur 3 unverwundet geblieben; der Oberst ist tödlich verwundet worden.
lieber das Acetylen gas hat kürzlich Oberreallehrer Seyfried in Heilbronn einen Vortrag gehalten. Anlaß hiezu gab einerseits die hohe Bedeutung, die dieses Gas im Beleuchtungswesen der Gegenwart einnimmt, andern- teils die Schenkung eines Acetylenapparats durch Fabrikant Ernst Mayer an die Heildronner Realanstalt. Der Vortragende führte nach der „Neckarztg." etwa folgendes aus: „Das Acetylen ist ein Gas, das aus 92 Prozent Kohlenstoff und 8 Prozent Wasserstoff besteht. Es stammt nicht, wie gewöhnlich angenommen wird, erst aus neuerer Zeit, sondern schon im Jahre 1836 wurde das Kalciumkarbid, aus dem man es herstellt, von Wühler erfunden. Das Gas selbst explodiert nicht, erst die Vermengung von Luft mit etwa 35 Prozent Acetylen macht es gefährlich. Heute ist die Herstellung dieses Gases bei Beobachtung der nötigen Vorsicht ungefährlich, und deshalb hat sich eine bedeutende Acetylenindustrie gebildet. Ursprünglich war das Karbid zu teuer; gegenwärtig ermöglichen die ungeheueren Hitzegrade der elektrischen Oefen eine Gewinnung. Ein Metalloxyd wird mit Kohle zusammengeschmolzen. Für unsere Zwecke benutzt man das Kalciumkarbid, das man aus der Mischung von gepulvertem Kalk mit bestem Gaskoaks unter einer Hitze von 3500 ° 6 gewinnt. Das Erzeugnis ist für den Chemiker überaus merkwürdig: kein Feuer, keine chemischen Mittel können es lösen, nur durch Wasser und Luft wird es zerstört, wie etwa der Kalk mit Wasser gelöscht wird. Das bei Eintauchen ins Wasser entweichende Gas wird im Abflußrohr gesammelt und ist entzündbar. Darauf beruhen alle Apparate. Für die Lösung von 1 l<8 Karbid genügt l Wasser, doch würde sich dabei zu viel Wärme entwickeln, so daß es angezeigt ist, viel mehr Wasser zu nehmen.
Schandau, 15. März. In dem hiesigen Kramer'schen Restaurant explodierte der Kessel,
in dem Acetylen zur Beleuchtung bereitet wird Der Kesselschuppen und ein Fachwerkbau wurden in Trümmer gelegt. Der Wirt, Herr Kramer wurde schwer verletzt. Die Detonation wurde im Elbthal stundenweit gehört.
Braunschweig, 15 März Aus Gandersheim berichtet der „Seesener Beobachter« folgenden idyllisch anmutenden Vorgang: Fj, Huhn des Schulpedellen Albert Probst hat w einem Zeitraum von etwa 6 Jahren 1000 Eier gelegt. Aus diesem Anlaß hatte die Straße in der Herr Probst wohnt, Flaggenschmuck angelegt. Abends vereinigte der glückliche Eierjubilar seine Freunde zu einem RühreiernM um sich und brachte einen schwungvollen Tri«!, spruch auf die fleißige Henne aus. — H, spruchsvolle Leser könnten etwa in dieser Nachricht noch die Ernennung des Herrn Probj: zum Ehrenbürger von Gandersheim vermissen.
H0M0NYM.
Einst jedem Schüler wohlbekannt,
Bin ich nun aus der Schul verbannt.
Doch triffst du mich noch immer an Beim stolzen Schiff und bei dem Kahn.
Als Hafenstadt am Ostseestrand Werd neuerdings ich oft genannt.
Auflösung der Homonyms in Nr. 43.
Gießen.
Richtig gelöst von Karl Frautz, Neuenbürg:
Höll und Friedrich König, Arnbach.
Neueste Nachrichten«. Telegramm.
Nürnberg, 18. März. Der Kronprinz besichtigte gestern nachmittag noch die alte Hohen- zollernburg und das Albrecht-Dürer-Haus und verweilte eine halbe Stunde in dem bekannten Nürnberger Bratwurstglöckle, wo er sich in das Fremdenbuch einschrieb. Später besuchte er die Vorstellung im Stadttheater und fuhr heute vormittag nach Rothenburg o. d. T., von wo er heute nachmittag zurückkehren wird.
Rothenburg o. d. T., 18. März. Der deutsche Kronprinz traf heute vormittag hier cm und fuhr nach dem Empfange durch die städtischen Behörden nach dem Rathause, aus der Fahrt durch die reichbeflaggten Straßen überall mit lebhaften Zurufen begrüßt. Im Ralhause erwarteten die zu einer wirkungsvollen Gruppe vereinigten Mitwirkenden des Festspieles „Meistertrunk" den Gast. Der Darsteller der Rolle des Bürgermeisters entbot dem Prinzen den Willkommengruß, der Kellermeister überreichte den Ehrenlrunk. Der Kronprinz leerte den Pokal auf das Wohl der Stadt und ihres Bürgermeisters. Dieser brachte sodann ein begeistertes Hoch auf den Kronprinzen aus. Hierauf besichtigte der Kronprinz die Sehenswürdigkeiten der Stadt. Alsdann unternahm er einen Ausflug nach dem Tauberthal.
Cuxhaven, 18. März. Die Einfahrt in den neuen Hafen ist prächtig mit Fahnen, Kranzgewinden und Blumen geschlickt. Prinz Heinrich ist um 6 Uhr 30 Min. ans Land gestiegen. Der Kaiser begrüßte ihn herzlich und küßte ihn auf beide Wangen. Das Publikum bereitete dem Prinzen einen begeisterten Empfang. Die Forts gaben Salutschüsse ab, die Menge brachte Hurrarufe aus. Nach Abschreiten der Ehrenkompägnie und der Kriegervereine fand ein Parademarsch der Truppen statt. Der Kaiser, der Prinz und das Gefolge fuhren dann auf dem Dampfer „Willkommen" an Bord des Linienschiffs „Kaiser Wilhelm II" nach Kiel ab.
Bremerhaven, 18. März Heule ist die Nachricht eingetroffen, daß der Kaiser am 18, April zusammen mit dem König von Württemberg auf dem Schnelldampfer „ Kronprinz Wilhelm" eine Fahrt in die Nordsee bis nach Skagen zu machen gedenke.
Haag, 18. März. Im Hinblick auf die von dem Staatssekretär Frhr. v. Richthofen >m Preußischen Abgeordnetenhause abgegebenen Erklärungen hat das niederländische rote Kreuz von neuem die Entsendung von Aerzten und Krankenpflegern nach Südafrika in Erwägung gezogen und bereits Schritte gethan, um die Erlaubnis zu erlangen, den Buren ärztliches Personal u. s. w. zu senden. ^ .
Redaktion, Druck und Verlag von C. Me eh in Neueubiirg
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Nr. 46.
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