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aewiesen wurden. Von größter Wichtigkeit erscheinen endlich die Ausführungen über den enalich-japanischen Vertrag. Der Reichskanzler stellte ausdrücklich fest, daß wir von diesem Vertrage erst nach seiner Unterzeichnung am Zg Januar erfahren haben, und erklärte weiterhin daß der Vertrag die deutschen ostasiatischen Interessen in keiner Weise schädige. In der zweiten Rede fällt der Schwerpunkt auf die Darlegung unserer Beziehungen zu den Vereinigten Staaten von Nordamerika. „Auch in der fernsten Zukunft", so sagte Graf v. Bülow, sieht mein Auge, keinen Punkt, wo die Politischen Wege des deutschen Volkes und des amerikanischen Volkes sich zu durchkreuzen brauchten." Den Schluß bildete eine Rechtfertigung unserer Haltung in der südafrikanischen Frage und die Ablehnung eines nochmaligen Angehens auf die Differenz mit dem englischen Mnialselretär Chamberlain. Die Reden des Reichskanzlers wurden von der überwältigenden Mehrheit des Reichstages mit lebhaftestem Beifall ausgenommen. — Am Dienstag lehnte der Reichstag eine sozialdemokratische Resolution über die Rückgabe der aus Peking weggeführten astronomischen Instrumente gegen die Stimmen der Antragsteller ab. Am Mittwoch entspann sich beim Etat für Demsch-Ostafrika bei der Forderung einer ersten Rate von 1 ^2 Millionen für die Fortsetzung der sogenannten Usambara- bahn von Korogwe bis Mombo eine lebhafte Auseinandersetzung, in welcher der Kolonial- direklor Stuebel und Staatssekretär Frhr. von Richchosen sowie aus dem Hause die Abgg. Arendt (Rp.) und Werner und Bindewald (Amis.) für die Bewilligung eintraten, .während der Abg. Richter (freis. Vp.) mit dem Hinweis auf die ungünstige Finanzlage die Forderung bekämpfte. Die Position wurde abgelehnt, auch ein Antrag des Abg. Arendt auf Bewilligung einer geringem Summe, um eine Verlangsamung der Bauausführung zu bewirken, fiel in namentlicher Abstimmung mit 120 gegen 98 Stimmen. Am Donnerstag hat der Reichstag die Etats für die Schutzgebiete genehmigt. Bei den Karolinen und bei Samoa gab es kurze Auseinandersetzung, die dadurch an allgemeinem Interesse gewannen, daß die Gouverneure von Bennigsen und Sols in die Verhandlungen ein- griffen und neue Schilderungen von Land und Leuten aus dem Schatze ihrer Erfahrungen dem Hause vortrugen. Herr von Bennigsen hob hervor, daß die Bevölkerung mit der deutschen Verwaltung völlig ausgesöhnt sei; Deutschland habe die ideale Ausgabe, die stolzen Polynesier der Kultur zu gewinnen. Gouverneur Dr. Sols erklärte die Anfänge, die in Samoa mit der Selbstverwaltung gemacht worden seien, für hoffnungsfreudig und betonte, Samoa sei die Perle der Südsee, Deutschland dürfe bei der Fassung dieser Perle mit dem Golde nicht sparen. Am Freitag wurde die Vorlage über die Reichsgarantie für den Bau der Eisenbahn Dar es-Salaam-Mrogoro entsprechend dem vom Mitgliedern aller Parteien Unterzeichneten An- kag des Abg. Müller-Fulda an die Budget- Kommission zurückgewiesen und sodann die 2. Etatsberatung beendet.
In einer Versammlung des Bundes der Landwirte zu Guhrau in Schlesien fragte der Reichstagsabgeordnete Graf Carmer, ob er die Forderungen des Bundes oder die Tarifsätze der Regierung vertreten solle. Ueber die Antwort berichtet die „Schles. Ztg.„: Auf Antrag des Grafen Finckenstein (Tschistey) sprach me Versammlung dem Reichstagsabgeordneten einstimmig ihr volles Vertrauen aus und beauf- tragte ihn , indem sie sich auf den Boden des Kompromisses stellte, durch einstimmigen Beschluß un Reichstage für die Interessen der Landwirtschaft und des Kleingewerbes anzustreben, was irgend erreichbar sei und anzunehmen, was geboten werde, wenn nicht mehr erreichbar sei.
In einer Denkschrift der braunschweigischen egwrnng an den Landtag über die Stellung er Regentschaft wird ausgeführt, daß der Herzog on Eumberland nicht als Landesherr an- zujehen sei; der Regent führe nicht die Regier- des Herzogs von Cumberland, Isen Tod auch die Regentschaft nicht berühren
werde. Jemand, der nicht Bundesfürst sei, könne auch nicht Landesherr sein.
Mannheim, 8. März. Die Blätter berichten von einem Eisenbahnunglück, das sich gestern Abend am Neckardamm ereignet hat. Der um 7 Uhr 20 Min. von Mannheim abgehende Arbeiterzug der Bahn Mannheim- Heidelberg-Weinheim stieß auf eine von verbrecherischer Hand quer über die Schienen gelegte Handstraßenwalze, die aus dem Luisengarten auf den Damm geschleppt worden war. Der ganze Zug entgleiste. Die Plattformen der beiden ersten Wagen wurden vollständig zerstört. Die Zuginsaßen zerschlugen die Fensterscheiben und sprangen ins Freie. 4 Mädchen wurden verletzt und zwei von ihnen mit gebrochenen Füßen ins Krankenhaus gebracht.
Württemberg.
Stuttgart, 8. März. Laut „Schwäb. Merkur" wurde der kommandierende General des XIII. (württembergischen) Armeekorps General der Infanterie Frhr. v. Falkenhausen, unter der Verleihung des Großkreuzes des Kronenordens seiner Stellung enthoben.
Stuttgart, 9. März. Gutem Vernehmen zufolge hat die Theaterfrage eine ebenso naheliegende als glückliche Lösung gefunden. Die Hoftheaterintendanz übernimmt für den Rest der Dauer des Pachtvertrags zwischen dem Direktor Brandt, dem Besitzer des Appollo-Theaters bezw. Residenztheaters, Heinrich Mayer, auf 4 Jahre das Residenztheater, giebt Herrn Brandt eine bare Entschädigung und das Recht, pachtfrei während dieser 4 Jahre im Wilhelmstheater zu spielen. Dadurch wird die Theaterintendanz von der Notwendigkeit des Baues eines Jnterims- theaters entbunden. Die Aufführungen des Hoftheaters werden bis zur Fertigstellung des neuen Hoftheaters, das am Platz des abgebrannten errichtet wird, im Residenztheater stattfinden und letzteres wird voraussichtlich später ganz in den Besitz der Kgl. Zivilliste übergehen, so daß daraus ein Theater ähnlich dem Gärtnertheater in München entstehen dürfte.
Bietigheim, 8. März. Eine erfreuliche Anerkennung hat die in unserem Lande neue Industrie der Germania Linoleum Werke gefunden, indem bei der Konkurrenz für das Schauspielhaus Frankfurt a. M. die gesamte Linoleumlieserung in Bietigheimer Fabrikat vergeben wurde und außerdem das K. Kultusministerium, sowie die K. Ordenskommission in Berlin ebenfalls Bietigheimer Fabrikat als Bodenbelag gewählt haben.
Erlenbach, 7. März. Der neue Wein hat sich Prächtig abgeklärt und den Beweis geliefert, daß das ihm im letzten Herbst entgegengebrachte Mißtrauen vollständig ungerechtfertigt war. Angestellte Proben haben die glänzendsten Resultate bezüglich der Haltbarkeit ergeben. Die Qualität ist besser als die Weingärtner selbst erwartet haben. Der Vorrat beziffert sich auf 1400 Hektol. Käufer sind daher sehr erwünscht. Da der Preis gegenüber dem Preis des Bieres keinen großen Unterschied aufweist, ist Wirten und Privaten eine günstige Gelegenheit geboten, sich um billiges Geld einen guten Tropfen zu verschaffen.
Handelskammer Reutlingen. (Auszug aus dem Protokoll der Sitzung vom 4. März.) 1) Die Kammer beantragt bei der Zentralstelle für Gewerbe und Handel, daß das Taggeld für die Mitglieder des Gesellenausschusses, sobald die Zeitversäumnis 8 Stunden übersteigt, von 3 auf 4 ^ erhöht werde. 2) Die von einer Kommission besorgte Auswahl der Beisitzer für die Gesellenprüfungsausschüsse wird gutgeheißen. — 3) Die Mehrheit der Kammer stimmt den von der Zentralstelle für Gewerbe und Handel zur Begutachtung vorgelegten Gesellenprüfungsordnungen nach längerer Erörterung verschiedener Punkte zu. In den nächsten Tagen bringen die Amtsblätter eine Bekanntmachung, welche zur Teilnahme an der Prüfung auffordert, über diese selbst alles nötige mitteilt, im besondern auch die für die einzelnen Gewerbe bestimmten Prüfungsorte und die Vorsitzenden der Prüfungsausschüsse bezeichnet. — 4) Zur Organisation der Meister
prüfung unterbreitet die Kammer der Zentralstelle folgende Vorschläge: u) Für jedes Gewerbe wird eine besondere Prüfungskommission bestellt, aber nur je eine für den ganzen Kammerbezirk, b) Es erhalten ihren Sitz: Die Prüfungskommissionen für Feinmechaniker, Kürschner, Hut- und Kappenmacher, Photographen, Bildhauer, Buchdrucker in Tübingen — die Kommissionen für Säge- und Getreidemüller in Nagold — eine für Bierbrauer in Horb — alle übrigen in Reutlingen. — 5) An Stelle des verstorbenen Schlossermeister sZwanger-Tübingen wird Schlossermeister Georg Heldmaier-Calw in den Vorstand gewählt.
Ausland.
New-Iork, 8. März. Nach 11 Uhr gestern abend fuhr Prinz Heinrich vom Univer- sity-Klub nach der Arion-Hall, wo 400 ehemalige deutsche Studenten einen Bierkommers veranstalteten. Karl Beck führte den Vorsitz und begrüßte den Prinzen bei seinem Eintreffen mit einer Ansprache. In seiner Erwiderung führte der Prinz aus: „Sie sangen soeben „Deutschland. Deutschland über alles", Sie tragen im Knopfloch das fchwarzweißrote und rotweißblaue Band. Ich hoffe, daß der deutsche Idealismus, die deutsche Sprache, das deutsche Lied, deutsche Sitten und deutsches Denken em Bindeglied zwischen dem teuren Vaterlande und den Ver. Staaten fein werden." Um Mitternacht kehrte der Prinz nach dem Waldorf-Astoriahotel zurück.
Paris, 7. März. Dem „Matin" zufolge empfing die englische Regierung von den noch kämpfenden Buren Friedensvorschläge, welche wahrscheinlich heute im Ministerrate zur Verhandlung kommen werden. Die letzten Meldungen aus Südafrika besagen, nach demselben Blatte, daß die Engländer bas ganze Gebiet in der Umgegend von Cradock völlig von Buren gesäubert haben. Das Blatt teilt mit, daß eine Zusammenkunft zwischen Botha und Kitchener bei Utrecht stattgefunden habe.
London, 7. März. Aus Pecking wird gemeldet: Der Bizekönig von Petschili, Juan- schikai, erklärte in einem Interview, daß Deutschland, Frankreich und Amerika es mit China aufrichtig meinen und das Beste des Landes wollen. Den Vertrag zwischen England und Japan bezeichnte er als gegen die Ehre Chinas verstoßend. Der Bizekönig ist bereit, diese Ansicht an hoher Stelle zu vertreten.
Unterhaltender Heil.
Ein Dämon.
Kriminal-Novelle von Ernst v. Waldow.
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Einige Tage waren so anscheinend ruhig vergangen.
Zwischen Marie Wallenberg und ihrem Stiefsohn bestand seit der letzten Unterredung ein gewisses Einverständnis, welches Katharinens scharfen Blick nicht entging.
Von einer Verbindung der jungen Leute war jetzt nicht mehr die Rede, und Willfried suchte sich gegen die Jugendgespielin mehr als ein Bruder, denn als Bewerber zu benehmen. Katharine verschmähte es dagegen, ihren Gefühlen einen solchen Zwang aufzuerlegen; mit der Offenheit und Rücksichtslosigkeit, die nun einmal in ihrer Natur lagen, benutzte sie recht geflissentlich jede Gelegenheit, um dem Vater wie auch der Stiefmutter zu verstehen zu geben, daß ihre Liebe und Treue unerschütterlich seien.
Es war, als wenn das Mädchen es ahnte, daß solche Aeußerungen die gehaßte Stiefmutter kränken könnten, denn mit einer Art von wildem Trotz that sie dieselben stets in deren Gegenwart.
Eines Abends, als dies wieder der Fall gewesen, erhob sich Frau Marie mit ihrem sanften Lächeln und verließ fast unhörbaren Schrittes das Wohngemach, in welchem das junge Paar allein zurückblieb, nachdem auch Herr von Wallenberg sich schon zurückgezogen hatte.
Marie trat in ihr Schlafzimmer. Die Lampe erhellte dasselbe mäßig, zu dem geöffneten