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Der Prinz benutzte einen vierspännigen Wagen des Bierbrauers Papst. Beim Male sagte Prinz Heinrich, er sei stolz darauf, zu hören, wie sehr die deutschen zur Entwicklung des Landes beigetragen hätten. Die Deutsch-Amerikaner seien das stärkste Band zwischen Deutschland und Amerika. Der Bürgermeister ordnete einen amtlichen Feiertag an. Die Fabriken schlossen mittags. Im Ausstellungsgebäude feierten die Bürgermeister und der Gouverneur in begeisterten Reden die Verdienste der Deutsch- Amerikaner.
Buffalo, 5. März. Prinz Heinrich traf nachmittags 2^,4 Uhr hier ein und wurde am Bahnhof vom Major begrüßt. Eine zahllose Menge hatte sich am Bahnhof angesammelt. Nach '^ständigem Aufenthalt brach Prinz Heinrich nach den Niagarafällen auf.
Niagarafalls, 5. März. Prinz Heinrich traf nach 3 " '4 Uhr hier ein und ist sofort zur Besichtigung der Fälle aufgebrochen.
Paris, 5. März. Präsident Loubet empfing abends den russischen Botschafter, Fürsten Urussow, welcher ein Handschreiben des Kaisers überreichte; der Kaiser wiederholt darin die Einladung, daß Loubet nach Rußland komme. Nachdem der Fürst sich entfernt hatte, empfing Loubet Delcaff' 6 .
London, 6 . März. Der Standard meldet: Präsident Steijn und Dewet haben die Natalbahnlinie gekreuzt und sind mit Botha im Utrechter Bezirk zu einer Beratung zusammengekommen.
Unterhaltender Heil.
Ein Dämon.
Kriminal-Novelle von Ernst v. Waldow.
(Fortsetzung.)
Willfried Sellentin hatte eifrig geschrieben, als das sanfte Pochen an der Thür ihn unterbrach. Er erhob sich, um die „Stiefmutter", wie Katharine und er die zweite Frau Wallen- bergs genannt, zu begrüßen.
Die schlanke, geschmeidige Gestalt des jungen Mannes überragte weit die kleine, schmächtige Frau Marie, deren Blicke mit einem seltsamen Ausdruck auf dem ungewöhnlich schönen Antlitz des Jünglings ruhten.
Reiche, dunkelblonde Locken fielen auf eine hohe, weiße Stirn, unter fein gewölbten Brauen strahlten feurige, dunkle Augen, die edel geformte Nase, der kleine Mund, dessen schwellende Oberlippen der Flaum eines Bärtchens zierte, das feste, runde Kinn sowie die frischen, von Gesundheit zeugenden Farben vereinten sich, um Willfrieds Schönheit einen nahezu überwältigenden Zauber zu verleihen.
Der junge Mann berührte nur flüchtig die ihm gereichte schmale, kühle Hand Maries und lud diese durch eine Geberde ein, Platz zu nehmen.
„Ich komme im Aufträge des Vaters," begann Marie, nachdem sie vergebens auf eine Anrede Willfrieds gewartet hatte, „und dann," setzte sie zögernd hinzu, „auch in der Hoffnung, eine Versöhnung zwischen Euch zu stiften."
„So weit das an mir liegt," entgegnete ernst der junge Mann, „bin ich gern bereit; ich bereue, daß ich mich meinem Wohlthäter gegenüber zu solcher Heftigkeit Hinreißen ließ; wenn Herr von Wallenberg jedoch nicht krankhaft gereizt gewesen wäre, hätte er trotz alledem solche Worte nicht zu mir gesprochen. Doch ich will dieselben zu vergessen suchen und in Frieden von hier scheiden."
„Nein, Willfried, das sollen Sie nicht, deshalb eben bin ich hier. Mein Gatte wünscht, daß alles beim alten bleibe, daß Sie K. nicht verlassen."
„Und Katharine?" fragte Willfried gespannt.
„Sie wird sich fügen und in Ihnen wie früher nur den Bruder sehen, vorausgesetzt, daß Sie ihr mit gutem Beispiel vorangehen, wo es gilt, den Willen des Vaters zu respektieren."
„Ich sollte Katharine aufgeben?"
„Gewiß, und bei ruhiger Ueberlegnng
wird Ihnen dieser Schritt nicht gar zu schwer werden." ^
„Nimmermehr!" rief Willfried mit großer e Entschiedenheit. v
„Aber bedenken Sie doch, mein teures Kind," sprach Frau Marie weich, „wie schwer e Sie Ihre Pflichten gegen ihren Pflegevater durch diesen Trotz verletzen. Wallenberg ist k kränklich, seine Gesundheit hat unter den fort- a währenden Gemütsbewegungen gelitten, jede 8 heftige Erregung kann ihm tötlich werden. Da ist es doch nicht zu viel verlangt, wenn ich von dem Sohne das kleine Opfer verlange —" ^
„Kleine Opfer?" unterbrach Willfried scharf. „Ei, Frau Mutter, das ist eine seltsame ^ Auffassung der Sache. Ich liebe Katharine!" ^ „Das heißt, Sie haben sich in diese Neig- ^ ung hineingeredet, oder besser gesagt, die leiden- ^ schaftliche Liebe des Mädchens hat endlich auch h Sie entflammt. Sie stehen zu hoch, Willfried, ^ als daß ich glauben könnte, Sie liebten dieses ^ krankhaft eigensinnige Geschöpf, dessen dämonische Natur mehr und mehr zum Ausdruck kommt, und zuweilen in einer Weise, die geradezu Entsetzen erregend ist." . . p
„Die Liebe wird diese Härten in dem sonst b vortrefflichen Charakter Katharinens mildern," § warf Willfried zuversichtlich ein. 4
„Das heißt, Sie wollen sich opfern, damit * Katharine glücklich werde, nein, das wird, das k darf nicht geschehen, das Mädchen verdient solch' l ein Loos nicht."
Willfried lächelte bitter. ^
„Mein Pflegevater scheint anderer Ansicht ^ zu sein, denn wenn er mich Katharinens würdig ^ gehalten, hätte er mir die Hand seiner Tochter r nicht verweigert."
„Sie irren sich," warf Marie hastig ein.
„Wie soll ich das verstehen?" .
„Nun denn, wir sind Ihnen volle Wahr- d heit schuldig, und sie soll Ihnen werden, s Wallenberg liebt Sie zu innig, um sie in der h Verbindung mit seiner Tochter elend sehen zu 1 können. Katharinens Mutter starb im Wahn- k sinn — so viel ich weiß, war der Irrsinn in 8 der Familie meiner armen Freundin erblich. 8 Jetzt prüfen Sie einmal vorurteilsfrei dieses p Mädchens Wesen und Benehmen in der letzten 8 Zeit und fragen Sie sich, ob eine junge wohl- e erzogene Dame sich so ihren Eltern gegenüber r beträgt, wenn ihre Gehirnfunktionen normal, 8 wenn sie geistig gesund ist." -
Willfried blickte schweigend' zu Boden, die c letzten Worte der Stiefmutter hatten äugen- r scheinlich eine bedeutende Wirkung auf ihn hervorgebracht. Dann strich er sich mit der ^ schmalen Hand über die leicht gefurchte Stirn ; und sagte zögernd: .
„Diese Befürchtungen gehen zu weit, ver- ^ gessen Sie nicht, daß dieselben der Ausfluß ^ eines durch Schwermut verdüsterten Gemütes ^ sind. Ich gebe zu, daß Katharine oft recht f überspannte Launen hat, daß sie ein eigenartiges ^ Geschöpf ist, das auch gern seinen Weg geht. ? Von der Originalität bis zum Wahnsinn ist ^ jedoch ein weiter Schritt, und daraufhin will ich es wagen; wenn Papa Wallenberg keine : anderen Gründe für seine Weigerung hat, so , soll er nicht länger zögern, durch seine Einwilli- ^ gung zwei Glückliche zu machen. Sie aber, s verehrte Frau, würden in Wahrheit ein gutes Werk thun, wenn Sie ihn dazu bewegen könnten."
Frau Marie atmete gepreßt, dann faßte sie < sich und erwiderte bestimmt: s
„Davon kann jetzt keine Rede sein. Wir s müssen alles vermeiden, den Kranken aufzuregen, t
Doktor Wilt hat mir ganz bestimmte Weisungen z
heute erteilt. )
„Gut — so bleibt es dabei, ich gehe s morgen nach Wien." i
„Mir zu Liebe warten Sie damit noch f einige Tage," bat Marie sanft; „versprechen Sie < mir das," fügte sie hinzu, indem sie die Hand > des jungen Mannes ergriff und sie in der f ihrigen zärtlich drückte. „Sie können in der ( Zeit auch Katharine recht genau beobachten und t werden dann vielleicht zu der Ueberzeugung t kommen, daß wir leider schärfer gesehen haben." s
Redaktion, Druck und Verlag von C. M «h in Neuenbürg
Willfried erhob sich, löste seine Hand a»z den kalten Fingern der „Stiefmutter" und aina einige Male gesenkten Hauptes durch das Gemach, dann blieb er stehen und sagte geprH.
„Nun wohl, ich gebe nach und werde noch eine Woche hier bleiben."
Indessen saß in dem schon völlig dunklen Garten, und zwar in der düsteren Ecke desselben auf einer Steinbank, die von einer mächtig Buche beschattet ward, ein junges Mädchen.
^Fortsetzung folgt.!
Eine heitere Erinnerung an Koni» Friedrich Wilhelm IV. von Preußen frischt ^ „Württ. Kriegerzeitung" auf. Als der Kl» noch Kronprinz war, verweilte er einmal in ei» Gesellschaft, die sich mit Rätselaufgeben miln, hielt. Als die Reihe, ein Rätsel aufzugeben,«, den anwesenden Minister v. Kleewitz kam und diesem nichts einfiel, meinte der Kronprinz ganz harmlos: „Sagen Sie doch, was ist das: „Mein Erstes frißt das Vieh,
Das Zweite Hab ich nie,
Das Ganze ist eine Landplage!?" i
Das allgemeine Gelächter über die zuni ! Greifen naheliegende Auflösung („Kleewitz") erbitterte den Minister dermaßen, daß er sich bei« Könige über den Vorfall beschwerte. Der Kronprinz bestritt aber die ihm untergeschobene Lösung und erwiderte dem Monarchen auf dessen Frage, was er denn im Sinne gehabt habe, sehr gelassen: „Heuschreck"
Bei den Arbeiten im Suezkanal fanden, wie aus Alexandrien gemeldet wird, einen Sack mit 140000 ^ Das Geld soll von eineni i deutschen Defraudanten herrühren. Die Arbeiter sind mit dem Funde verschwunden.
(Die größte Lokomotive der Welt) is! „The Schneneetady". Natürlich kann sich nur das Land der „großen Dinge", Amerika, derselben rühmen. Das Gewicht des 6 Meter hohen und, mit dem Tender, 24 Meter langen Ungeheuers beträgt 145 600 Kilo. Der Feuerkasten hat die Größe eines Schlafzimmers. Der Rauchfang ist dabei nur 1 Meter hoch. M Lokomotive, die vorwiegend zum GetreidelmS- port dienen soll, kann über 500 vollbMw Waggons schleppen. Ein derartiger Zug würde eine Länge von annähernd drei Kilometer haben, und die Weizenernte von etwa 5000 Hektaren Land befördern können. Die Röhren deS Dampfkessels, wenn aneinandergereiht, würden gleichfalls eine Länge von 3 Kilometer aus- weisen.
(Eine tiefsinnige Frage) geht in Berlin von Mund zu Mund: „Können Sie mir 5 Wochentage ohne a in deutscher Sprache nennen?" Tn Gefragte zieht — zumal er Sprachkenner ist- die Stirne ernst in Falten, grübelt eine Weilt und bekennt endlich sein Unvermögen. Tn . Fragesteller aber erwidert triumphierend: „NW j leichter als das: Vorgestern, gestern, heute, morgo und übermorgen.* So dringen große Wch heilen in die breiten Schichten der Bevölkeruuz
(Unangenehmer Trost.) „Er: „Geld Hai) ich nicht, Fräulein Irma — mein Verstand ist mein Vermögen!" — Sie: „Trösten Sie sich ! Armut schändet nicht." s
Neueste Nachrichten u. Telegramm.
Metz, 6. März. Kurz nachdem gestern abend der deutsche Kronprinz von seiner Be- suchsfahrt in der Stadt Metz in das Bezirks- Präsidium zurückgekehrt war, fuhr Bischof Benzler vor, um den Besuch des Kronprinzen zu erwidern. Der Bischof verweilte längere Zeit bei dem Kronprinzen. Heute 8" W fuhr dieser mit seiner Umgebung nach Noveant, um von hier aus eine Besichtigung der Schlachtfelder zu unternehmen, die von Generaloberst Graf Haeseler geleitet wurde. Das Mittagesse» wurde in Gravelorte eingenommen. Die Rückfahrt erfolgte von Amanweiler mit einem Sonderzug des Kronprinzen. Auf dieser Fah» wurden dem Kronprinzen die herzlichsten Ovationen zuteil; eine große Menge von Blumensträußen wurde ihm in den Wagen geworfen.
Anzeiger 11
Nr. 39.
Weint «-«tag» « Viertels. 1-8L, monatli
Kekan
1 . Das dicsjähr bürg wird in folgend. Freitag den 14 Hiebei haben zr Morgens 9 Uh Herrenalb.
Morgens l Samstag den 1 Hiebei haben zi Morgens 8 Uh und Calmbach.
Morgens 8 ffs Langenbrand, Mafien
Montag den 1!
Hiebei haben zi Morgens 8 Uh berg und Unterlengen Morgens 8^/2 Dienstag den 1k Hiebei haben z> Morgens 7^2 und Conweiler.
Morgens 8 ffe rennach.
Morgens 9 Uh
Mittwoch den 1l
Hiebei haben z Morgens 7'/2 Morgens 8 Uh Hausen und Salmback Morgens 9 U! Waldrennach.
findet für sämtliche 3
20. März d. I.,
2 . Bei der M gangs 1882, sowie Jahrgänge, über de worden ist, zu erschei stellung ausdrücklich
Die Pflichtige unfehlbar mitzubrini zeugnisse.
Sämtliche Gest« meidung der gesetzlic den vorgenannten T je im Rathaus) recht den Verlust der Vor erscheinen die sofort Unterlassene Anmeld stellungspflicht.
3. Ob die Mil Persönlich erscheinen den wird durch ein? sind ausgeschlossen: von den Truppenteil stellenden und die di
4. Auf Grund M laufenden Jahre "Ute sofort urkundl zeitige Gestellung vo