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anders konnte es gar sein, denn er wollte sich jetzt draußen vor der Thüre herumschleichen. Er erwartete jeden Augenblick, daß sich die Klinke, auf welche er sein Auge fest gerichtet hielt, bewegen, sie sich öffnen und irgend jemand eintreten würde. Doch nichts — nichts von dem und so ließ er die Hand mit welcher er schon den geladenen Revolver ergriffen hatte wieder sinken und kaltblütig wollte er zur Thür schreiten, um nachzusehen, woher diese leisen Schritte kamen, denn möglich war es auch, daß ein Hund es war, der ihn in unnötige Aufregung versetzt hatte. Noch keinen Schritt hatte er vorwärts gethan, da wurde ein Schlüssel im Thürschloß herumgedreht — das Werk eines Augenblickes, geschah es schneller als er zu denken vermochte, es war geschehen, noch ehe er sich recht klar geworden, was da eigentlich vorging. Als er mit wenigen Sätzen au der Thüre war, fand er dieselbe von außen fest verschlossen. Sich eiligst entfernende Schritte und ein halblautes höhnisches Lachen war alles, was er noch vernahm.
„Teufel!" entfuhr es den Lippen Boll- brechts, dann klangen seine heftigen Faustschläge gegen die festverschlvssene Thüre, die allen Versuchen, sie zu öffnen widerstand, alarmierend durch die Stille des Hauses und bald kamen die Hausbewohner, voran die erschrockene Vermieterin, herbei, welch letztere nicht wenig über diesen ungewöhnlichen Lärm in dem kaum vermieteten Zimmer erstaunt war, denn sie war der Meinung, an einen soliden, ruhigen älteren Herrn vermietet zu haben.
„Um Gottes Willen, schnell, schnell öffnen Sie die Thüre!" schnitt Bollbrecht alle Fragen der Frau ab, welche sich schon anschickle, ihm eine Moralpredigt wegen dieser Störung zu halten.
„Wo in aller Welt haben Sie denn den Schlüssel," schallte es von draußen zurück. „Wir können doch ohne Schlüssel nicht aufschließen."
„Ueberlistet!" entrang es sich dumpf Vollbrechts Lippen, dem nun sofort alles klar wurde. „Zum zweiten Male überlistet, o, dieser Schurke, er muß wahrhaftig im Bunde mit dem Bösen fein."
Draußen wurden jetzt noch mehr Stimmen laut, die von Vollbrecht herücigerufenen Schutzleute kamen — leider zu spät. Warum waren sie nicht einige Minuten früher gekommen, doch nun half alles Lamento nichts. Schnell verständigte Vollbrecht die Schutzleute von dem Vorgefallenen und instruierte sie, sofort nach dem Flüchtling zu fahnden, der doch noch nicht weit gekommen, ihnen begegnet sein mußte, was aber von diesen verneint wurde, keiner von ihnen wollte einen Menschen, wie er ihnen beschrieb, gesehen haben. Der Wirtin aber, die furchtbar über diesen Skandal in ihrer Wohnung schimpfte, trug er auf, sofort einen Schlosser herbeizuholen, welcher die Thüre öffnen sollte.
Draußen im Vorsaal wurde es wieder ruhig; denn die Polizisten hatten sich auf die Suche nach dem Flüchtling begeben und auch die anderen aus Neugierde herbeigeeilten Hausbewohner hatten sich wieder entfernt. In der eigenen Falle gefangen, so mußte sich Vollbrecht gestehen und wie ein gereizter Tiger in seinem Käsig, so schritt er in dem kleinen Zimmer auf und ab und knirrschte mit den Zähnen.
Aber was half es alles, was nützte ihm sein Zorn, er mußte immer kaltes Blut bewahren - und noch einmal von vorne beginnen, wenn es den Schutzleuten nicht gelang, worauf er allerdings wenig Hoffnung setzte, den Verschwundenen wieder einzufangen. Auch das eine wurde ihm klar, daß er es mit einem überaus gefährlichen Menschen zu thun hatte, der in jeder Hinsicht auf seiner Hut war.
Nach einer Viertelstunde, welche dem Kriminal-Wachtmeister fast wie eine Ewigkeit vorgekommen war, erschien endlich ein Schlosser auf der Bildfläche, und mit ihm zugleich auch die Wirtin, die noch immer in einem heftigen Wortschwall ihrem Herzen Luft zu machen suchte. Es währte immerhin eine kleine Weile,
bis der Schlosser die Thür geöffnet Hatte, obwohl Bollbrecht, den die Luft in diesem Zimmer zu ersticken drohte, ihn unausgesetzt drängte und schließlich dafür eine rechte Grobheit einheimste. Noch eine geringe Hoffnung hatte er — cs konnte ihm auch ein anderer den Schabernak gespielt haben und der, den er suchte von dem Lärm nicht einmal erwacht noch ruhig in Orpheus Armen liegen, denn nach einer solchen durchschwärmten Nacht war dies so unmöglich nicht, er brauchte doch auch nicht anzunehmen, daß der Lärm um seinetwegen gewesen sei. Aber auch die Hoffnung sollte dem Kriminal- Wachtmeister bald genommen werden.
Kaum hatte sich die Thüre geöffnet, da stürzte Bollbrecht aus seinem Gefängnis und hin zu dem Nebenzimmer; die Thüre war nur eingeklinkt, nicht verschlossen, ein Druck und er konnte in das Zimmer eintreten, aber ein emsiger Blick genügte, um ihm sofort klar zu machen, was hier vorgefallen war — von dem seitherigen Bewohner keine Spur, die in größter Unordnung umherliegenden Gegenstände verrieten nur zu deutlich die in aller Eile erfolgte Abreise. Als jetzt auch die Wirtin eintrat, schlug sie die Hände über den Kopf zusammen, als sie die Unordnung in dem Zimmer sah, denn bei der peinlichen Sorgfalt, welche bei ihr herrschte, verlangte sie auch von ihren Mietern die größte Ordnung. Schnell setzte ihr Vollbrecht auseinander, welchen gefährlichen Menschen sie seither beherbergt hatte, ohne eine Ahnung davon zu haben, wodurch ihre Aufregung noch größer wurde und sie kaum auf die einfachsten Fragen des Kriminal-Wachtmeisters Rede und Antwort zu Hehen vermochte.
„Nun sehen Sie selbst was für einen Mieter sie gehabt haben," bemerkte endlich Bollbrecht und Bitterkeit lag in seiner Stimme. „Sie können froh sein, daß dieser Mensch ausgekniffen ist, wer weiß, was noch Pasiert wäre."
Durch diesen Trost hatte er die Witwe wieder versöhnt, die sich nun herbeiließ, haarklein zu erzählen, wie sich vom ersten Tag an der Verschwundene, der sich Philipp Torsten nannte, benommen hatte, wie sein Thun und Treiben gewesen war. Es war aber nicht viel neues, was er da erfuhr, denn Torsten war ein sehr verschlossener Mensch gewesen und hatte sich vor allem ausbedungen, daß er in seiner Wohnung von keinem Menschen belästigt werde, daß er keine Besuche, wer es auch sei, empfangen wollte.
„Nur schade, daß er durch Zufall von meiner Anwesenheit Kenntnis erhielt," bemerkte Vollbrecht auf diese Erzählung. „Meinen Besuch würde er sicher nicht abgewiesen haben. Freilich jetzt kann er lachen, da er mir noch einmal entschlüpft ist."
^.Fortsetzung solgt.i
Ersatzpflicht Verlobter bei Lösung des Verlöbnisses. Tritt ein Verlobter von dem Verlöbnisse zurück, so ist er nach tz 1298 des Bürgerlichen Gesetzbuchs dem anderen Verlobten bezw. dessen Eltern schadensersatzpflichtig. Diese Ersatzpflicht fällt nur dann weg, wenn „ein wichtiger Grund" den Rücktritt veranlaßt hat. Von allgemeinerem Interesse in letzterer Hinsicht ist eine neuerdings ergangene, in der letzten Nummer der juristischen Zeitschrift „Das Recht" veröffentlichte Entscheidung des Oberlandesgerichts Posen, wonach als „wichtiger Grund" auch der Fall zu betrachten ist, wenn sich der Verlobte hinsichtlich der schwiegerväterlichen Finanzen in einem Irrtum befunden hat. Auch eine moderne Rechtsauffassung!
Die Stellenlosigkeit im Kaufmannsstande
hat unter dem Einfluß der anhaltenden Wirtschaftskrise einen außerordentlichen Umfang angenommen, der die Angestellten der verschiedenen Branchen im gleichen Maße trifft. Auch Geschäftszweige, die bisher verhalt- mäßig sichere Lebensstellungen boten, haben sich genötigt gesehen, zahlreiche Entlassungen vorzunehmen, was namentlich für das Bankfach und industrielle Unternehmungen gilt. Das Unterstützungswcsen der kauf- männischen Vereine wird daher seit Monaten von hilfs- bedürsligen Mitgliedern ungewöhnlich in Anspruch genommen und ist vielfach kaum im Stande, den ge
steigerten Bedürfnissen Genüge zu leisten. Um so mehr drängt sich die Notwendigkeit einer geregelten Ver. sichsrung gegen Stellenlosigkeit für einen den Wechsel, fällen des Lebens so ausgesetzten Berufsstand aus, wie es die Handelsangestellten sind. Erfreulicher Weise h„ ein Versuch, der nach dieser Richtung hin im Handelsgewerbe unternommen ist, äußerst befriedigende Ergebnisse erzielt. Der deutschnationale Handlungsgehilken. Verband im Hamburg besitzt seit Jahren eine Ber- sicherung gegen Stellenlosigkeit, der seine sämtliche,, Mitglieder — zur Zeit über 45 000 — satzungsgsmiitz angehören. Die Kasse hat bisher 71 007 Rente« bezahlt, davon im Jahre 1901 allein 39 390 ,44 Trotz! dieser ansehnlichen Leistung vermochte die Verbands, - leistung für die Versicherung gegen StellenlosiM' 121 000 ^ in Rücklage zu stellen, wodurch die Lebens,! fähigkeit dieser segensreichen Einrichtung vollauf bei, j bürgt wird.
(Wetterregel für den Februar.) Friert elf nicht im Hornung ein, wird's ein schlechtes Korn, jahr sein. Ein nasser Februar bringt ein fruchtbar Jahr. Ist der Februar sehr warm, friert man zu Ostern bis in den Darm. Wenn im Februai spielen die Mücken, so giebt's im Schafstall grost Lücken. Scheint zu Lichtmeß die Sonne heiß, st, kommt noch viel Schnee und Eis. !
(Ein Hotel aus Bäumen.) Nach einem Bericht des Zentralbl. für den deutschen Holzhandel befindet sich wie uns das Intern. Patentbureau von Heimann u. Co. in Oppel» mitteilt, das merkwürdigste Hotel der Bäume ia Kalifornien auf dem Wege zwischen Sania Kruz und San Jose. Kalifornien besitzt bekanntlich die größten Bäume der Welt, eia unternehmender Hotelier hat nun die Idee gehabt, eine Gruppe dieser Riesenbäume als Hviel einzurichten, um sich die Baukosten zu spare». Der hohle Stamm eines Baumes, der eine» Umfang von 22 Jards hat, ist als Empfangszimmer eingerichtet, und dtzr ihn umgebende Garten, der durch ein dichtes Dach schützender Zweige bedeckt ist, dient als Speisesaal u»d Rauchzimmer. Eine Anzahl kleinerer, hohler Bäume bilden bequeme Schlafzimmer, die nach, bewährter Art eingerichtet sind. (Obengenanntes, Patentbureau erteilt den geschätzten Abonnentelsi dieses Blattes Auskünfte und Rat in Patent-, suchen weitgehendst und bereitwilligst.) i
(Nie verlegen.) Hausierer: „Kaufen Sie mir ab 's letzte Kistchen Zigarren! — Herr: „Danke! Ich will mir das Rauchen ganz abgewöhnen!' — Hausierer (eifrig): „'s Veste Mittel, inm Herr!" (.Fl. Bl.") ;
Mutmaßliches Wetter am 31. Jan. u. 1. Febr
(Nachdruck verboten.!
Bei vorherrschend westlichen bis nordwestliche Winden ist für Freitag und Samstag größtenteils i« wölktes und auch zu vereinzelten Regen- oder Sch»«- fällen geneigtes Wetter in Aussicht zu nehmen.
Am 1. und 2. Februar.
Bei ziemlich irischer Temperatur ist für Sams»; und Sonntag größtenteils trockenes und auch inehrjL heiteres Wetter zu erwarten.
^Briefkasten der Red.f Nach Schmbg. W wiederholen, daß wir für „unbedingte Verschwiegenheit nach jeder Seite in allen Fällen einstehen, womit sli ein jeder „Einsender" beruhigen wolle. — Ihre X.-E>» sendung, worin die hochgradige Aufregung einig« Ortsbewohner, welche immer von gewisser Seite wietr angesacht werde, in so lebhafter Weise ausführlich!» schildert wird, können wir in der gegebenen satir. Fs» nicht aufnehmen. Wir wollen auch zur weiterer Erreg»»! der Gemüter nicht beitragen. Nur ihren SchlM möchten wir zitieren, welcher lautet: „Fasset eB l. Brüder; um eurer selbst willen seid stille; TW euch und seid wacker. Komm, o komm Harfe Damit und vertreibe den finstern Geist Sauls !" — Warum« die an und für sich so einfache Sache so merkwürdig, fast unglaublich aufgebaujcht worden, anstatt eine eben» ruhige als sachlich gehaltene „Entgegnung" einzuseiW die wir unbedingt ausgenommen hätten. Hoffentlit löst sich die ganze Angelegenheit nun aber doch '! Wohlgefallen auf. l
Für die Monate
Februar und März ;
können Bestellungen auf den ^
„Gnzthäler"
bei allen Poststellen und Postboten gemacht werden.
Nr. 19.
Erscheint Montag, N viertelst 1.8S, monatl
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Die Firma Eugc sichtigt einen Umbau i (Neuenbürg—Rothenk Kanalsohle und das i Parzelle Nr. 627) er Kanals in die Enz b teilweise tiefer gelegt weite überwölbte Teil darüber gelegten auSk lange freie Teil des Usermauer auf eine n betragende Breite geb
Einwendungen vom Tag der Ausgab dessen Kanzlei Beschre Werden. Nach Ablauf verfahren nicht mehr
Den 31. Jänua
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Im Handelsreg u) im Eiuzelsin
torium Schömber, Lungenkranke, Hr>
Die Firma ist i schast mit beschränkte erloschen.
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vom 20. April Dezember 1901 Geqenstav der oben lit. g, unterhaltenen L Die Dau tritt, ist unbesch
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Jeder dt Vertreten und Das ob alljährlich einz des Gesellschas schaftsvertraas
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Redaktion, Druck und Verlag von C. Meeh in Neuenbürg