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schnürten Packet, das ganz unten auf dem Boden des Koffers zwischen den andern Sachen verborgen lag. Wie neues Leben kam es über ihn, als er diesen Fund in Händen hielt — er schien förmlich dabei aufzuleben und in seinen Augen spiegelten sich alle bösen Leidenschaften wieder. Er drückte das Packet wie in überschwänglicher Freude, oder ob er sich nie von ihm trennen wollte, an seine Brust — erst ein Geräusch draußen auf dem Korridor vor seiner Thüre schreckte ihn auf, brachte ihm in Erinnerung, warum er den Schatz eigentlich aus dem Verborgenen gehoben und was er vor hatte.
„Kommen sie schon," stammelte er entsetzt und verbarg das Päckchen unter seinem Rock — doch seine Befürchtung war zunächst noch unnötig, es traf nicht ein, was er vermutet hatte. — Die Schritte gingen vorüber — wahrscheinlich war es die Wirtin gewesen, die irgend etwas draußen zu thun gehabt hatte.
Als er sich überzeugt, daß draußen wieder alles ruhig war, da faßte er sich ein Herz und überwand den letzten Rest von Furcht, denn nur durch schnelles, entschlossenes Handeln konnte er sich der ihm drohenden Gefahr entziehen. Er öffnete abermals leise die Thüre seines Zimmers; kein Mensch war im Vorsaal zu erblicken, diesmal mußte er doppelt vorsichtig sein, da er die Stiefel an hatte nnd jedesmal, wenn der Boden leicht unter seinen Füßen knarrte, fuhr er erschrocken zusammen doch jetzt hatte er die Thüre erreicht; drinnen in dem Zimmer des neuen Mieters war alles ruhig. Ein schrecklicher Gedanke kam in diesem Augenblick dem stillen Lauscher — sein Gewissen war einmal mit dem schwersten aller Verbrecher belastet — von Stufe zu Stufe war er gesunken und nur durch ein neues Verbrechen konnte er sich die Freiheit erkaufen, der da drinnen war sicher nur seinetwegen gekommen, daran war gar nicht zu zweifeln, seine Maske vermochte ihn nicht zu täuschen, wer konnte wissen, wodurch er abermals auf seine Spur gekommen war. Wenn er sich jetzt in das Zimmer stürzte — er als Angreifer befand sich im Vorteil, unwillkürlich griff er in seine Tasche, in welcher er einen kleinen, scharfgeschliffenen Dolch trug — in wenigen Minuten war es geschehen. Doch er verwarf diesen Gedanken sofort wieder, wozu sein Gewissen aufs Neue mit einer solchen schweren That belasten, die nur großes Aufsehen erregen und ihm erst recht zum Verderben werden konnte. Jetzt konnte er sich noch auf eine leichtere Art der Gefahr entziehen. Er ließ die Mordwaffe in der Tasche stecken, dagegen holte er aus einer andern Tasche den Schlüssel, den er vor hin heimlich abgezogen hatte und ein teuflisches Lächeln umspielte seine Lippen.
^Fortsetzung folgt.)
Das Reichsgericht hat kürzlich eine für weite Kreise und insonderheit für die große Zahl derer, die bei einer Versicherungsgesellschaft ihr Leben versichert haben, überaus wichtige Ent- cheidung gefällt und nachstehenden Rechtssatz aufgestellt, den wir der neuesten Nummer der uristischen Zeitschrift „Das Recht" (Helwingsche Verlagsbuchhandlung in Hannover) entnehmen: „Die Bestimmung einer Lebensversicherungs- ivlice, daß die nicht pünktliche Zahlung der Prämien den Verlust aller Ansprüche an die Beklagte Versicherungsgesellschaft zur Folge habe, kann ohne Rechtsirrtum dahin ausgelegt werden, daß die Verwirkung nicht eintreten sollte, wenn die Nichtzahlung innerhalb der vertragsmäßigen Frist eine unverschuldete war.
mal 80 000 in 2 oder 3 Koups, verlor diese Summe aber wieder vor dem Schluß der Spielsäle.
Deutsche Rhederei. Die jetzt erschienenen neuen Fahrpläne für das Jahr 1902 geben einen interessanten Anhaltspunkt für die riesige Ausdehnung der großen deutschen Rhederei. Der Norddeutsche Lloyd in Bremen tritt in das neue Jahr mit 7 Schnelldampfern, 19 Reichspostdampfern, 36 gewöhnlichen Postdampfern, 40 Dampfern für den hinterindischen Dienst und den Dienst an der chinesischen Küste, 29 Dampfern für die europäische Fahrt und einem Kadettenschulschiff. Im Bau befindet sich der größte Schnellpostdampfer der Gegenwart, der den Namen „Kaiser Wilhelm II." führen wird, ferner 7 Dampfer für den transatlantischen Verkehr, 7 Dampfer für den indischen und chinesischen Verkehr und ein zweites Kadetten- und Schiffsjungen- Schulschiff. Unter den Schnellpostdampfern, Reichspostdampfern und Postdampfern befinden sich nur noch drei, welche außerhalb Deutschlands gebaut sind, alle anderen Dampfer sind auf deutschen Werften und aus deutschem Material hergestellt. Die Dampfer der hinterindischen und chinesischen Fahrt sind zum Teil von den durch die deutsche Rhederei aufgekauften großen englischen Linien übernommen, aber auch diese Dampfer werden allmählich durch neue, auf deutschen Werften gebaute Schiffe ersetzt.
Die juristische Zeitschrift „Das Recht" (Helwingsche Verlagsbuchhandlung in Hannover) teilte nachstehende wichtige Entscheidung des Reichsgerichts mit, die von allgemeinem Interesse ist: „Sind nach der Eröffnung des Konkurses über das Vermögen des Schuldners Waren aus dessen Vermögen in den Besitz eines Gläubigers von ihm übergegangeu, so kommt es bei Beurteilung der Frage, ob letzterer ein Zurückbehaltungsrecht daran ausüben darf oder nicht, darauf an, ob die Waren mit oder ohne Willen des Konkursverwalters (nicht des Gemeinschuldners) an ihn gelangt sind."
München, 23. Jan. Dem „M. N. N." wird folgendes lustige Duellgeschichtchen erzählt: Auf einem Landgute in der Nähe der württ. Stadt N. waren zur Manöverzeit mehrere norddeutsche Offiziere einquartiert. Der überaus freundliche und zuvorkommende Gutsbesitzer hatte die Herren eingeladen. Im Verlauf des Efsens hatte einer der Gäste das Mißgeschick, ein gefülltes Weinglas umzustoßen. Während nun der Gastgeber den dadurch entstandenen Flecken mit Salz bestreute, gab er auf die Entschuldigungen des betreffenden Offiziers hin die Antwort: „O, desch macht gar nix, 's isch Weil" Auf das hin standen alle Offiziere auf und verließen das Haus; der arme Gutsbesitzer aber, der sich inzwischen den Kopf zerbrochen hatte, wodurch er wohl seine Gäste beleidigt haben könnte, erhielt bereits am nächsten Morgen die Forderung zum Duell. Natürlich ersuchte er seinen Gegner sofort um nähere Aufklärung der für ihn gänzlich dunklen Angelegenheit, erhielt aber kurzweg die Antwort, daß es hier keiner weiteren Erläuterung bedürfe, denn all die gestern mit zu Tisch Geladenen könnten bezeugen, daß er, der Gastgeber, ihm auf seine Entschuldigungen hin, „Das macht nichts, Sie Schwein" erwidert habe. Als unser Schwabe diese, seine eigenen Worte in reinstem Hochdeutsch zu hören bekam, ging ihm ein Licht auf, und, seiner Sprache kaum mächtig, erklärte er dem Offizier die durch den Dialekt verursachte unliebsame Beleidigung. — 8s non ä veno, o ben trovato, (wenn es nicht wahr ist, so ist's doch gut erfunden) und in der That eine gelungene Satire auf manche ernste Duellgeschichten.
Bülow und Chamberlain. Aus Paris schreibt man dem Hamb. Korr.: Graf Bülow, der hier längst als interessanter Mann galt, ist wegen seiner letzten Rede bei den Parisern geradezu populär geworden. Natürlich ist das in erster Linie auf die Abfertigung Chamberlains zurückzuführen, die einen braven Leser des Echo de Paris zu folgenden, Vierzeiler begeistert hat:
Monsieur clo Oüloiv Mot lle I oau Dans le vin
Oe Ooret Oluunberlaiu . . .
(Herr v. Bülow mischt Wasser in den Wem deS Lord Chamberlain . . .)
lErfrorene Glieder.) Sind einzelne Teile des Körpers wie Nase, Ohren, Hände, Füße, erfroren, so ist jeoe rasche Erwärmung schädlich, cs muß vielmehr durch Auflegen von Schnee, und zwar im kalten Zimmer, für langsame Erwärmung Sorge getragen werden. Wenn die erfrorenen Glieder wieder Emsindung bekommen, wasche man sie abwechselnd mit Kampferspiritus und Petroleum und bestreiche sie dann mit Vaseline oder Goldcream. Bei schweren Fällen ist natürlich sofort ein Arzt zu Rate zu ziehen.
(Einfaches Mittel.) Junge Frau (die durch ihr mürrisches Wesen dem Gatten fein Heim verleidet): „Ach, Frau Nachbarn, denken Sie doch, mein Mann kommt alle Tage angeheitert nach Hanse! Wie ließe sich darin nur Wandel schaffen?" — Nachbarin: „Ganz einfach, Sie lassen ihn schon angeheitert von Haus fortgehen!"
(Noblesse.) Herr: „Der Herr, welcher eben fortging, war wohl ihr Hausarzt, Herr Kommerzienrat?" Geh. Kommerzienrat:
„Wie haißt, Hausarzt — Palaisarzt!"
Rätsel.
Die Erste ein halber Staat. Die Zweite ein ganzes Rad. Das Ganze eine feste Stadt, Die Prinz Eugen erobert hat.
Auflösung des Scherz-Silbenrätsels in Nr. 13. Sch-Ulme-Jster — Schulmeister.
Mutmaßliches Wetter am 29. und 30. Januar.
(Nachdruck verboten.) ^ Für Mittwoch und Donnerstag fleht nach kurzer s Aufheiterung wieder neuerdings größtenteils trübes; und zu weiteren Schnee- oder Regensällen geneigtes! Wetter in Aussicht.
Am 30. und 31. Januar.
Bei vorherrschend westlichen Winden ist sin Donnerstag und Freitag größtenteils bewölktes und auch zu vereinzelten aus Schnee oder Regen bestehenden Niederschlägen geneigtes Wetter zu erwarten.
1l.
Bei einer Kellerrevision der Weingroßhandlung Rosenstein in Wiesbaden wurde ein Manko an besseren Flaschenweinen im Werte von etwa 20000 entdeckt. Der langjährige Kellermeister wurde sofort entlassen.
Rastatt, 24. Jan. Ein braves Frauenzimmer von Illingen stand lange Jahre bei einer sehr reichen verwitweten Dame in Paris im Dienst, welche in ihrem Testament genannten Dienstboten 20 000 vermachte, welche Summe jetzt nach dem erfolgten Tod der Dame ausbezahlt wurde.
Berlin, 28. Jan. Der König vor Württemberg stattete laut „Nationalzeitung" am Montag nachmittag dem Reichskanzler Graf v. Bülow einen Besuch ab.
Potsdam, 28. Januar. Der König vo» Württemberg ist heute abend um 8 Uhr vo« hier nach Stuttgart zurückgereist.
London, 28. Jan. Unterhaus. In Beantwortung einer Anfrage erklärte der erste Lord des Schatzes, Balfour, Friedensanträge seien von niemand, der ermächtigt gewesen wäre, im Name» der Buren zu sprechen, an die Regierung gelangt: jedoch spät am letzten Samstag sei eine Mitteilung von der niederländischen Regierung einge- gangen, die gegenwärtig der Erwägung unterliege: er werde Abschriften dieser Mitteilung und unserer Mitteilung sobald wie möglich auf den Tisch des Hauses legen.
Hohes Spiel. Der bekannte Präsident des amerikanischen Stahltrust, Schwab, hat in den Spielsälen von Monte Carlo in den letzten Tagen einige Sensation hervorgerufen. Er machte sich zwei oder 3 Tage lang das Vergnügen, um die höchsten Einsätze zu spielen, und er gewann und verlor Riesensummen. So gewann er ein-
Fiir die Monate
Februar und März
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bei allen Poststellen und Postboten gemacht
werden.
Redaktion, Druck und Berlag von L. Meeh in Neuenbürg.
Nr. 18.
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