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Aus Stadt, Bezirk und Umgebung.

Calw, 10. Aug. Auf dem Hofgut Ge- orgenau (früher Stuhlhof) bei Möttlingen hies. Oberamts, entstand gestern Vormittag ein Brand, welcher die großen Öekonomiegebäude vernichtete. Der Pächter konnte das Vieh retten, während die bedeutenden Futtervorräte den Flammen an­heimfielen. Das Schloß, welches sehr gefährdet war, konnte von dem Feuer bewahrt werden. Das Gut gehört dem Herrn E. v. Georgii- Georgenau, Teilhaber des Bankhauses Dörten- bach u. Cie. in Stuttgart. Die Entstehungs­uriache ist noch nicht bekannt; der Schaden ist ein beträchtlicher.

Calw, 10. August. Die Metzgerinnung ließ im Laufe des Sommers ein Kühlhaus mit einem Aufwand von 20000 -/ti an das neue Schlachthaus anbauen. Seit vorgestern ist nun hie Anlage im Betrieb.

Pforzheim, 11. Aug. Seit heute haben wir hier ein neues hygienisches Hilfsmittel, ein Luftsonnenbad, das vom Verein für Gesund­heitspflege und Naturheilkunde auf dem soge­nannten Wolfsberge, mit dem Zugänge von der neuen Brettener Kreisstraße aus, errichtet worden ist. Der Zweck diesesBades" ist, einen gesunden Körper abzuhärten und gegen Gefahren der Krankheit widerstandsfähig zu machen, auf einen kranken Körper aber besonders die wohlthuenden heilenden Sonnenstrahlen direkt einwirken zu lassen. Kranke indessen werden gut thun, vor einer solchen Luftsonnenbad-Kur zunächst einen Arzt zu befragen. Für die hiesige Einrichtung hat der obengenannte Verein ein 30 ar großes Grundstück gepachtet, von welchem 10 ar mit einem 2 '/s Meter hohen dichten Bretterzaun um­geben. Der hinter der Umzäumung gelegene Teil des Grundstücks soll als Kneipp-Wiese, also zum Barsuß-Spazierengehen dienen. Gegenwärtig hat die Anlage noch ein ziemlich provisorisches, un­fertiges Aussehen. Die ganze Anlage kostet den Verein etwa 4000 welches Geld teilweise durch die an die Mitglieder ausgegebenen Anteil­scheine aufgebracht worden ist. Der Eintritts­preis beträgt für Mitglieder 10, für Nichtmit­glieder 30 ^s.

Deutsches Meich.

Frankfurt a. M. Das Eintreffen des Grafen Waldersee hier, das Freitag abend um 10^2 Uhr erfolgte, gestaltete sich zu einer großen Ovation. Die Riesenhalle des Bahnhofs sowie die Perrons waren von einer nach vielen Tausenden zählenden Menschenmenge besetzt, welche beim Einlaufen des Zuges in begeisterte Zurufe ausbrach. Am Zuge wurde Graf Waldersee vom kommandierenden General, General der In­fanterie v. Lindequist und Gemahlin, dem Stadt­kommandanten Generalleutnant v. Stülpnagel, sowie von der Generalität und zahlreichen Of­fizieren begrüßt. Auf dem Wege zumRussischen Hof" wurden dem Grafen lebhafte Ovationen dargebracht.

Ueber den Empfang Waldersees durch den Kaiser wird berichtet: Homburg v. d. H., 10. Aug. In aller Frühe drängte sich eine große Menschenmenge in den Straßen. Um 8.40 Uhr fuhr der Kaiser am Bahnhof vor, woselbst bereits die 10. Kompagnie des 81. Regiments Ausstellung genommen hatte. Im Gefolge des Kaisers, welcher Ulanenuniform trug, befand sich da Kronprinz, Reichskanzler Graf Bülow, die Generaladjutanten und der Chef des Militär- kabmetts Graf v. Hülsen-Häseler. Pünktlich um o Uhr 56 Min. fuhr der Zug ein, und brausende Hochrufe erschollen, als Graf Waldersee an der Thür des Kupees erschien. Der Kaiser eilte M ihn zu, umarmte und küßte ihn zweimal. Hierauf schritt Gras Waldersee an der Seite des Kaisers die Front der Ehrenkompagnie ab, begrüßte einige ihm bekannte Offiziere und fuhr Schl fl" Kaiser im Wagen nach dem

Bremerhaven, 9. August. Mit dem UoyddampferRhein" trafen 2100 abgelöste Marinemannschafen aus Ostasten ein.

In den Kreisen der rheinländifchen Großindustrie scheint man, wie aus Köln berichtet wird, den neuen Zolltarif als eine an-

nehmbare Grundlage für die Fortführung unserer Wirschaftspolitik über die Zeit der gegenwärtigen Handelsverträge hinaus zu betrachten. Man ist dort entschlossen, an der Parole derSammlung" unbeirrt festzuhalten. In einer Sitzung des Vereins der Industriellen des Regierungsbezirks Köln wurde der neue Zolltarifentwurf als eine Vorlage bezeichnet, die manche Ueberraschungen und Enttäuschungen bringe, im Großen aber den Erwartungen entspreche, die man an die Zoll­tarifreform geknüpft habe. Obgleich die Vieh- und Fleischzölle recht hoch seien, werde die Industrie die landwirtschaftlichen Zölle nicht be­kämpfen, weil sie das Streben nach Erhaltung einer lebensfähigen Landwirtschaft für berechtigt und auch in ihrem eigenen Interesse liegend halte.

Das Kaiserliche Gesundheitsamt hat dem Tuberkulose-Kongreß eine Statistik über mehr als 6000 Kranke vorgelegt, welche von An­fang 1899 bis Mai 1900 in deutschen Lungenheilstätten behandelt wurden. Die Statistik führt zu dem erfreulichen Ergebnis, daß von den im ersten Stadium der Krankheit in Anstalten aufgenommenen Kranken 95 v. H. geheilt oder bedeutend gebessert entlassen werden konnten. Aber auch von den in den letzten Stadien der Krankheit in Behandlung Ge­nommenen konnten noch 71 v. H. als geheilt oder gebessert entlassen werden. Bei diesem Ueberblick wird man als deutscher das Gefühl freudiger Genugthuung empfinden, daß eine so hervorragend sozialhygienische und menschen­freundliche Bewegung, wie sie die Bekämpfung der Schwindsucht darstellt, in unserm Vater­lande besonders tief gewurzelt ist und die besten Erfolge ahnen läßt.

Berlin, 10. August. Die Morgenblätter melden aus Hamburg: Das SchiffThor" auf der Fahrt nach Island ist mit der ganzen Besatzung untergegangen.

Achern, 10. Aug. Wie mitgeteilt wird, haben die Versuche mit der von den Herren Nehren-Pfoser erfundenenRapidbremse", welche den Zweck hat, jeden Eisenbahnzug in voller Geschwindigkeit auf jede beliebige Entfernung zum Stehen zu bringrn, sehr günstige Ergebnisse geliefert.

Münster, 9. Aug. Zwei Radfahrerinnen fuhren langsam ihres Weges, als plötzlich ein Automobil heranbrauste. Die beiden Damen wollten ausweichen, wurden aber von dem Wagen erfaßt und einen Abgrund hinuntergeschleudert. Eine der Unglücklichen war sofort tot, der Zu­stand der anderen ist hoffnungslos.

Vom Markgräflerlande, 6. August. Reichlich sind die Stöcke behängen, die Trauben selbst zeichnen sich durch Größe, Vollkommenheit der Beeren und was noch mehr sagen will durch Gesundheit aus. Ebenso ist bislang der Weinstock von wesentlicher Krankheit frei. Der Umstand, daß die Trauben dieses Jahr in ihrer Entwicklung den früheren Jahrgängen voraus sind und ihre Reife sich unter der wirk­samsten Sommertagssonne vollziehen kann dieser Umstand läßt bis jetzt einen günstigen Schluß auf die Qualität des 1901er Weines zu. Aus der Rheinpfalz, 8. August. Die Entwicklung der Trauben ist eine sehr gute; von Schädlingen ist durchgängig nur wenig be- merkich. In Wein gehende Weißtrauben und völlig gefärbte Rottrauben werden bereits häufig gefunden.

Aus dem Mossigthal, 9. August. Allgemein sind dieses Jahr die Klagen der Bienenzüchter über schlechten Ertrag. Der Grund liegt größtenteils darin, daß die Bienen infolge des trockenen Sommers nicht genügend Nahrung finden und teilweise noch sogar ge­füttert werden müssen. Thatsächlich war die Honigtracht seit langen Jahren nicht mehr so spärlich wie dieses Jahr. Neuer Honig ist nur schwer erhältlich und teuer. Das Pfund kostet 80 Pfennig bis 1 Mark.

Sulz, 9. Aug. Bei der gestrigen Ver­steigerung der Mobilien des Barons v. Heckern sind fabelhafte Preise erzielt worden. Unter anderem wurde für ein Salontischchen, Stil Louis XIII., 1600 für eine Standuhr 1100 Mark bezahlt, während ein Kanape, 2 Sessel und 6 Stühle, Stil Louis XIV., mit 9580 er­

steigert wurden. Ein Agent des Barons von Rothschild aus Paris hat allein für 70 000 ^ antiker Möbel erstanden.

Württemberg.

Se. Majestät der König hat dem General­feldmarschall Graf v. Waldersee das Groß­kreuz des Militärverdienstordens verliehen.

Stuttgart, 10. Aug: Der König sandte an den Grasen Waldersee nach Hamburg ein Telegramm, worin er ihn bei der Rückkehr in I die Heimat bewillkommnete.

I Rottweil, 10. Aug. Nachdem erst vor etwa einer Woche in Lakendors während der Nacht eine Kuh aus dem Stalle gestohlen worden ist, wurde die hiesige Landjägermannschaft gestern wieder davon in Kenntnis gesetzt, das dem Bauern Heimburger in Horgen, hies. Oberamts, in ver­gangener Nacht ein schwerer Ochse im Wert von 700 -/A gestohlen worden sei.

Wochenbericht der Zentralvermittlnngs- stelle für Obstverwertung in Stuttgart. Aus­gegeben am 10. August 1901. Angebote in Stachel­beeren aus Megenbach, in Johannisbeeren aus Megen- bach, Winnenden, Zuffcnhamen, in Pfirsichen aus Bissingen a. d. Enz, in Reineclauden und Zwetschgen aus Romeishausen, Stuttgart, in Birnen aus Stutt­gart. Nachfragen: in Himbeeren, Stachel- u. Johannis­beeren, Zwetschgen, Heidelbeeren, Mirabellen, Pfirsiche, Pflaumen, Reineclauden, Zwetschgen, Aepfel u. Birnen (Tafel- und Mostobst). Stuttgart: (Engros-Markt bei der Markthalle am 10. August): Stachelbeeren 56 Johannisbeeren 1014 ^j, Himbeeren 1820 Heidelbeeren 911 Pfirsiche 2535 Pflaumen 57 Aprikosen 26-40 Reineclauden 812 Zwetschgen 10-12-/, Aepfel 1822 Birnen 14 bis

25 ^ per r/r Ktlo. Zufuhr schwach, namentlich von auswärts, Verkauf lebhaft.

Ausland.

Haag, 10. Aug. Die in den letzten Tagen hier eingelaufenen Nachrichten bestätigen, daß verschiedene Burenkommandos das Gebiet von Natal durchzogen haben, wobei es ihnen gelang, mehr als 1000 Afrikander aus dieser Gegend zu veranlassen, sich ihnen anzuschließen. Die Buren haben die ganze Umgegend von Lyden- burg sowie einen Teil der Eisenbahnlinie Pre- toria-Komatiepoort besetzt, nachdem die Engländer gezwungen waren, einen bedeutenden Teil der Truppen zurückzuziehen, um sie nach der Kap- kolonie zu entsenden. Die Zahl der englischen Deserteure nimmt ganz bedeutend zu. Viele von ihnen haben sich angeboten, aus Seiten der Buren zu kämpfen, was von den letzteren jedoch abgelehnt wurde. Alle diese Thatsachen haben Kitchener veranlaßt, seine Proklamation zu er­lassen.

Von einer Verwundung oder Erkrankung Kitchene.rs erklärt das englische Kriegsamt nichts zu wissen. Unterrichtete Londoner Kreise glauben aber, daß er im Herbst einen längeren Urlaub antreten wird. Jedenfalls kehrt General Lyttleton, der allgemein als der Nachfolger Kitcheners gilt, in diesen Tagen nach Südafrika zurück.

Unterhaltender Heil.

Ein falscher Freund.

Original-Roman von Gustav Lange.

(Fortsetzung.)

Der Fabrikbesitzer war erfreut über diese Rücksichtnahme seines zukünftigen Schwieger­sohnes und gratulierte sich im Stillen zu dem­selben.

Ich brauche wohl nicht noch einmal zu versichern, daß Sie mir auch ohne Vermögen willkommen waren; behalten Sie Ihre Erspar­nisse zu Ihrer Verfügung und nennen Sie mir die Summe, welche als Anzahlung notwendig ist."

Sie sind zu gütig, Schwiegerpapa," rief der Buchhalter und wollte die Hand des Fabrik­besitzers ergreifen, um sie aus Dankbarkeit zu drücken, als einer der im Nebenraum thätigen Angestellten den Kopf durch die Thüre steckte.

Zwei fremde Herren wünschen Herr Häuslinger zu sprechen," sagte der Angestellte.

Mögen zu einer gelegeneren Zeit wieder­kommen, wenn es sonst nichts dringendes ist/ entgegnete der Buchhalter.