voraussichtlich nicht zur Begrüßung des Herzogs und der Herzogin von Jork nach Kapstadt kommen können. Ueber seine Krankheit gelangen nur sehr unbestimmte Nachrichten an die Oeffent- lichkeit. Wie verlautet, soll er in einem Gefecht eine ernste Verwundung erhalten haben und werde jedenfalls in kurzer Zeit ausGesund­heitsrücksichten" nach England zurückkehren müssen. Auch dem PariserRappel" wird aus Pretoria gemeldet, daß Lord Kitchener ernstlich erkrankt sei.

New-Dork. 7. August. Auf dem Wege eines Tunnels, den sie sich zu diesem Zwecke gebohrt, drangen Diebe in die Goldscheide- Anstalt in Velleio (Kalifornien) und erbeuteten Gold im Werte von 300000 Dollars.

Unterhaltender Heil.

Ein falscher Freund.

Original-Roman von Gustav Lange.

(Fortsetzung.)

Der Fabrikbesitzer nahm diese Antwort wohlgefällig auf; der Buchhalter hatte sehr Wohl berechnet, denn sein schlauer Sinn ahnte doch, daß im Herzen des Fabrikbesitzers ein leichter Kampf stattgefunden hatte, che er sich dazu entschlossen, den Buchhalter als Schwieger­sohn anzunehmen.

Ich habe eigentlich nur meine Tochter noch, die meine Erbin ist," nachdem mein Sohn " er hielt inne und wandte sich ab; eine Thräne glänzte in seinen Augen, so ganz hatte er den Verlust noch nicht verschmerzt.Meine Bestimmung ist getroffen."

Haben Sie nie wieder etwas von Ihrem Sohne gehört?" fragte Erich Häuslinger, dem dieses plötzliche Ab brechen mitten in der Rede bei Erwähnung des Sohnes gar nicht gefallen wollte und nur der Gedanke, daß er nun doch bald ganz gewonnenes Spiel hatte, beschwichtigte seine Befürchtung.

Nein. Ich kann mir aber den Vorwurf nicht ganz ersparen, doch zu hart gegen ihn verfahren zu sein, denn ein ganz so schlechter Mensch war er nicht, hat er mir doch fünfzehn- tausend Mark an demselben Tag zurückgesandt, er wollte meine Güte nicht mehr als notwendig in Anspruch nehmen. Vielleicht ist er wieder ein ordentlicher Mensch geworden."

Ich habe damals wie sie sich erinnern werden, sehr zu seinen Gunsten gesprochen, aber Sie waren nicht zu bewegen, ihm zu ver­zeihen."

Der Zorn war zu mächtig erwacht in mir, als daß ich ihm für den Augenblick hätte verzeihen können; erst mit der Zeit sind mir andere Gedanken gekommen."-

Nach Ablauf einiger Wochen war Erich Häuslingers Glück entschieden; seine kühnsten Träume hatten sich erfüllt. Er stand im Be­griff, sich in einigen Tagen mit Marie Buch­heim, der einzigen Tochter des reichen Fabrik­besitzers zu vermählen. Am gleichen Tage sollte er als Teilhaber in die Firma eintreten und Mitbesitzer der Maschinenfabrik werden, so hatte es sein bisheriger Chef bestimmt. Günstiger konnte doch einem Sterblichen das Glück nicht lächeln und im Geiste hatte der Buchhalter mehr wie einmal die Zigeuner gesegnet, durch deren Ueberfall ihm der Weg zu seinen jetzigen Erfolgen geebnet worden war. An den ehe­maligen Freund dachte er dabei gar nicht mehr, an seine schöne Schwester ebensowenig. Wozu sich mit trüben Erinnerungen die glänzende Gegenwart und Zukunft verdunkeln. Was hinter ihm lag, das war gewesen.

13. Kapitel.

Nur noch wenige Tage und die Hochzeit Erich Häuslingers mit Marie Buchheim sollte stattfinden. In aller Stille und ohne besonderen Prunk, so war es der Wunsch des Vaters, der Tochter und auch des zukünftigen Schwieger­sohnes, sollte dieselbe gefeiert werden, aber es wurden doch schon allenthalben Vorbereitungen getroffen zu diesem Feste. Die Handwerker waren beschäftigt, die Wohnung für das junge Paar in Stand zu setzen, es war daher ein Kommen und Gehen in dem Hause und über­

all hörte man die Simme des Buchhalters hin­durch, der alles leitete und angab und sich schon als Herr und Besitzer hier in dem Hause fühlte.

Jetzt befand er sich mit dem Fabrikbesitzer in dessen Privatkontor in lebhafter Unterhaltung mit demselben begriffen, wobei der alte Herr nicht ganz so recht mit seinen Ausführungen einverstanden zu sein schien.

Ich gebe zu, daß es in der Hauptsache mein Wunsch ist, das Gut zu kaufen, lieber Schwiegerpappa, aber ich denke, Marie wird es auch Freude machen und es ihrer Gesundheit nur förderlich sein, wenn sie zeitweilig auf dem Lande wohnen kann. Und dann bedenken Sie, wie Wohl es Ihnen auch sein wird, wenn Sie die schöne Jahreszeit auf dem Lande verleben können, was doch früher immer ihr Wunsch war. Ich leide dann nicht mehr, daß Sie Ihre kostbare Gesundheit noch länger aufs Spiel setzen und sich mit Geschäftssorgen ab- guälen, diese überlassen Sie mir, Sie haben genug gearbeitet und verdienen die Ruhe."

So ganz wird das nicht gehen; ganz ohne Thätigkeit die Zeit zu verbringen, ist mir nicht möglich," entgegnete der Fabrikbesitzer ernst.Dort an die Nähe des Gutes knüpft sich für mich eine recht unangenehme Erinner­ung, ich müßte allemal, wenn ich dorthin käme, an den Ueberfall der Zigeuner denken."

Und ich an den günstigen Zufall, der mich Ihre Bekanntschaft machen ließ, was ich doch nie zu bereuen hatte. Außerdem muß ich immer an die Prophezeiung der alten Zigeunerin denken. Als ich daher jetzt durch ein Zeitungs­inserat erfuhr, daß dies reizende Gut abermals zu verkaufen sei, habe ich mich sofort mit dem derzeitigen Besitzer in Verbindung gesetzt und aus dessen Angaben auch gefunden, wie es eine ganz gute Kapitalsanlage ist. Wenn Sie es aber nicht wünschen, so sehe ich selbstverständlich von dem Kaufe ab. Ihr Wille ist mir maß­gebend und wird es auch allezeit bleiben."

Der Fabrikbesitzer stand bereits sehr unter dem Einfluß seines Buchhalters, nachdem es einmal fest entschieden war, daß derselbe in einigen Tagen sein Schwiegersohn werden und die Leitung des Geschäfts in die Hand nahm. So gab er denn auch seinen Widerstand gegen den Gutskauf aus, obwohl derselbe durchaus nicht nach seinem Willen war.

Wenn Sie es gerne wünschen und auch Marie damit einverstanden ist und es ihr Freude bereitet, so will ich durchaus nicht dagegen sein. Wie hoch beläuft sich der Kaufpreis und welche Anzahlung ist zu leisten?"

Oh, das ist schon alles in Ordnung; ich werde aus meinen eigenen Mitteln die Summe erlegen, damit Sie sehen, daß ich doch nicht so ganz mit leeren Händen in ihr Haus komme," entgegnete der Buchhalter und ein eigentümliches Lächeln spielte um seine Lippen.

Der Fabrikbesitzer blickte überrascht zu ihm hin, also aus eigenen Mitteln wollte er das Gut kaufen.

Ich wußte nicht, daß Sie noch irgend welches nennenswertes Vermögen besitzen, da ich annahm, es sei Ihnen damals nach dem Unglück Ihres Vaters nichts geblieben."

Ein armer Mann war ich damals auch, aber das Glück war mir schon vor längerer Zeit günstig, ein Lotteriegewinn und dann meine Ersparnisse von meinem Gehalte, den ich niemals aufbrauchte, haben sich zu einem kleinen Vermögen herangebildet." Dabei klopfte er an seine Brust, wo er den Schatz verborgen hatte. Ich möchte noch heute hinausfahren, um den Kauf zu vollziehen und Marie dabei zu über­raschen. An Stelle einer längeren Hochzeits­reise werden wir für einige Wochen dann dort unfern Aufenthalt nehmen, denn es wird Ihnen auch gewiß angenehmer sein, wenn wir näher sind und ich mich hin und wieder um das Ge­schäft zu kümmern kann."

(Fortsetzung folgt.)

Berlin, 7. August. Eine durch ihre täuschende Aehnlichkeit mit Kaiser Wilhelm I. in weiteren Kreisen bekannt gewordene Persön­

lichkeit, der 72 Jahre alte Feldwebel der Schloß, wache Wilhelm Raschle, ist gestern getötet worden. Der noch recht rüstige greise Mann versuchte es einen heranbrausenden elektrischen Wagen während der Fahrt zu besteigen, verfehlte beim Aufspringen jedoch den Handgriff und wurde infolge dessen vom Anhängewagen umgerissen und an die Bordschwelle gedrückt.

Berlin, 9. August. Während des Trauer­geläutes anläßlich der Landestrauer löste sich der mehrere Zentner schwere Klöppel von der großen Glocke der Heiligen-Kreuzkirche. Da der Boden der Glockenstube dem wuchtigen An­pralle Stand hielt, wurde ein Anheil verhütet.

Heidelberg, 6. Aug. Eine Schandthat wurde wohl aus Neid, auf der Hundeausstellung > in Heidelberg verübt, indem 2 Prachtexemplare von deutschen Doggen nach Schluß der Aus­stellung vergiftet wurden, so daß man bei An- kunft der Hunde in Hamburg nur die bereits in Verwesung übergegangenen Kadaver in den Körben vorfand. Die Hunde zählten zu den schönsten und edelsten Tieren Deutschlands.

Die Aussichten auf eine gute Hühner- und Hasenjagd sind für dieses Jahr aus­nahmsweise günstige. Man trifft viel und starke Völker, darunter solche, die schon beinahe den Alten gleichkommen. Die Familie Lampe hat sich ebenfalls, trotz schlechter Witterung im Früh­jahr, tapfer gehalten und gut vermehrt. Infolge der letztjährigen Mast sind die Böcke recht gut an Wildbret, haben auch entsprechend auf.

(Eier für den Winter einzulegen.) Frisch gelegte Augusteier legt mau schichtenweise in Holz­asche oder Getreidespreu, so daß sie sich nicht berühren. Gegen Wärme und Frost geschützt, erhalten sie sich monatelang gut. Sowohl vor dem Einlegen als beim Gebrauch halte man jedes Ei gegen Sonnen- oder Kerzenlicht, um durchzusehen, ob es hell ist. Dunkle Flecken im Ei zeigen, daß es verdorben ist.

sEin tüchtiger Wirt.) Kellner:Der Stu­diosus ist aber mit einem schönen Affen zu Bett gegangen." Gastwirt:Da schreiben Sie ihm doppeltes Schlafgeld auf die Rechnung."

(Doch etwas.) A.: Dies Fräulein Zippel ist Amateur-Photographin?" B.:Ja, die freut sich, wenn sie die Männer wenigstens auf dem Bilde festhalten kann!"

Auflösung des Scherzrätsels in Nr. 120. Verstand.

Mutmaßliches Wetter am 11. und 12. August.

(Nachdruck verboten !

Gewitterige Lufteinsenkungen über der Westschweiz und dem Schwarzwald dürsten am Sonntag und Mon­tag vereinzelte Entladungen bringen. Im übrigen wird an beiden Tagen das vorwiegend trockene und heitere Wetter bei sehr warmer Temperatur sich fortsetzen. ^

Telegramme.

Homburg v. d. H., 9. August. Heute Vormittag hörte der Kaiser den Vortrag des Reichskanzlers. Der Kaiser verweilte heute den ganzen Tag über zumeist in seinem Arbeits­zimmer und unternahm am späten Nachmittag einen Spaziergang in Begleitung des Reichs­kanzlers im Schloßgarten.

Homburg v. d. H., 9. August. König Eduard VII. von England kommt am Sonntag früh an.

Bremerhaven, 9. August. Vom Lloyd­dampferPalatia" wurden das dritte ostasiatische Infanterieregiment, sowie 300 Kranke, im ganzen 39 Offiziere und 1609 Mann gelandet. Auch die von derPalatia" übergeführte Leiche des früheren deutschen Gesandten in Peking, Frhrn. v. Ketteler, wurde gelandet.

Bremerhaven, 9. August. Mit dem LloyddampferRhein" trafen 2100 abgelöste Marinemannschaften aus Ostasien hier ein.

Kiel, 9. Aug. Der Kaiser ordnete an, daß die Manöver der Herbstübungsflotte am 11. und 12. August ausfallen.

Redaktion, Druck und Verlag von C. Me eh in Neuenbürg.