an Bord derHohenzollern" bei, am Nachmittag begab er sich mit sämtlichen dienstfreien Offizieren und Cadetten des Schulschiffes auf Einladung des Zaren nach Schloß Peterhof. Der Kom­mandant der »Charlotte", Kapitän z. S. Büllers, meldete sich beim General-Admiral Großfürsten Alexei Alexandrowitsch und tauschte mit dem stell­vertretenden Marineminister Vizeadmiral Tyrtow, dem Minister des Aeußeren Grafen Lambsdorff, dem Minister des kaiserlichen Hauses Baron Fredericks und dem Oberhosmarschall Fürsten Dolgorucky Besuche aus.

Crispi, der greise italienische Staatsmann, ist neuerdings abermals bedenklich erkrankt, nach­dem er kaum erst von einem schweren und Plötz­lichen Unwohlsein wiederhergestellt worden war. Namentlich geben sich jetzt bei ihm Anzeichen von großer Herzschwäche kund. Die Aerzte haben absolute Ruhe für den Kranken angeordnet.

Prsident Krüger ist abermals von einem schweren Schicksalsschlag betroffen worden: Seine Gemahlin ist in Pretoria am Nachmittag des 20. Juli nach Ztägiger Krankheit an Lungen­entzündung gestorben, 67 Jahre alt. Alle Verehrer des greisen Transvaal-Präsidenten in beiden Hemisphären werden sicherlich Anteil an dieser neuen schmerzlichen Heimsuchung desselben' nehmen.

New-Uork, 22. Juli. In dem großen Maisgebiet ist noch kein Regen gefallen und auch keine Aussicht auf solchen vorhanden.

Unterhaltender Heil.

Ein falscher Freund.

Original-Roman von Gustav Lange.

(Fortsetzung.)

Ihr Hilferuf war aber von einem auf demselben Korridor noch mitwohnenden Hand­werksmeister vernommen worden, der nun neu­gierig herbeikam und als er das zitternde Mäd­chen und den bleichen, verstört dareinblickenden jungen Mann sah, Wohl den Zusammenhang erraten mochte.

Helfen Sie mir!" weiter brachte Elfriede zunächst nichts heraus, denn sie rang noch immer nach Atem, so hatte sie sich angestrengt, um sich den Angriffen Bechsteins zu erwehren.

Schämen Sie sich, Bechstein," wandte sich der Meister an den Missethäter, wer wird denn ein anständiges Mädchen so belästigen, daß Sie um Hilfe schreien muß!"

Da kam auch die Witwe Kretschmann von ihrem Ausgang zurück. Verwundert schaute sie auf die drei Personen vor ihrer Zimmer- thüre. Doch Bechstein wartete nicht weiter, bis eine neue Strafpredigt ihm zu Teil wurde, sondern schlich wie ein begossener Pudel fluchend davon, noch im Abgehen heftige Verwünschungen gegen Erich Häuslinger ausstoßend, dem er die Schuld beimaß, daß seine Werbung so kläglich gescheitert war und er sich furchtbar lächerlich in seiner blinden Leidenschaft gemacht hatte.

Das Freundschaftsverhältnis zwischen Erich und Ernst Kretschmann bestand noch, aber es war nicht mehr so innig, es hatte seit dem Tage, wo der junge Buchheim zurückgekehrt war, sich merklich gelockert. Viel seltener kamen die beiden jetzt in ihren freien Stunden zusammen und ver­lebten dieselben beieinander, die Schuld lag aber an dem Buchhalter, der die letzte Zeit Abends und Sonntags viel außer dem Hanse blieb. Die Aufgabe, die ihm sein Prinzipal gestellt, schien ihn sehr in Anspruch zu nehmen und er sich dem jungen Herrn Buchheim in eingehendster Weise zu widmen. Er hatte auch schon einmal eine leise Anspielung gemacht, die Wohnung sei ihm etwas zu weit vom Geschäft entfernt und dann paßten ihm die Mitbewohner nicht mehr recht, besonders sei es ein junger Mann, der ihn immer mit solch seltsamen Blicken ansehe, als wolle er ihm eins auswischen. Eines Tages überraschte er die nicht wenig erstaunte Familie mit der bestimmten Absicht, in einem oder zwei Monaten sie zu verlassen, natürlich versicherte er, ihre Freundschaft erleide dadurch durchaus keinen Abbruch und er werde

sie recht oft besuchen. Dies war wenigstens für die Witwe und ihren Sohn ein Trost, denn diese beiden zweifelten noch immer nicht an der Aufrichtigkeit der freundschaftlichen Gefühle, die der Buchhalter für sie zu hegen vorgab. Nur Elfriede verhielt sich vollkommen Passiv, es war ihr schwer anzumerken, ob sie sich freute oder kränkte über das Fortgehen Erich Häuslinzers. Es hatte sich noch nicht wieder die Gelegenheit des Alleinseins zwischen ihnen geboten und so war ihr der Buchhalter auch noch die Antwort auf ihre Frage schuldig, ob er jemals ein Mädchen ohne Vermögen heiraten werde.

Wer einmal den Pfad zur Täuschung und Hinterlist betreten hat, findet selten den morali­schen Mut zur Umkehr, da die falsche Scham, welche ihn vorwärts treibt, kein Zurückschauen gestattet. So ging es auch Erich Häuslinger, als er einmal auf diesen Weg geraten war.

Der Tag war gekommen, an welchem Erich für immer seine bisherige Wohnung ver­lassen und in die neugemietete, in einem vor­nehmeren Viertel gelegene übersiedeln wollte. Mit großem Bedauern sahen ihn die Witwe und ihr Sohn scheiden, war es ihnen doch, als wenn ein zu ihnen gehöriges Familienglied sie verlasse. Die beiden jungen Männer hatten verabredet, den letzten Abend bei einem Glase Bier zu verbringen, nachdem sie vorher noch einen kurzen Spaziergang gemacht hatten, denn der Obermeister hatte noch so verschiedene Fragen in betreff seiner Maschine an ihn zu richten, da sich der Verkauf vorläufig doch zerschlagen hatte und das nachgesuchte Patent noch nicht erteilt war. Als sie endlich nach Hause zurückkehrten, für Erich Häuslinger sollte es das letzte Mal sein, daß er in der seitherigen Wohnung sich aufhielt, war es schon recht dunkel, die Straßen nur noch ganz spärlich belebt und da es ohne­hin ein trüber, nebliger Tag gewesen war, so war der Abend noch finsterer als gewöhnlich und höchstens in der Nähe einer Laterne waren die wenigen Passanten etwas näher zu erkennen.

Plötzlich kam hinter den beiden Männern Jemand mit eiligen Schritten hergelaufen, es war eine in einen Mantel gehüllte Männerge­stalt, welche den Hut tief in die Stirne herein- gezogen hatte, sodaß von dem Gesichte nur wenig zu erkennen war. Als er an den beiden Freunden vorbeikam, stieß er ziemlich unsanft an den rechts gehenden Obermeister an und wußte es dabei so einzurichten daß er den beiden in das Gesicht sehen konnte, dann huschte er weiter, ohne auf die nicht gerade schmeichelhaften Bemerkungen zu achten, die ihm nachgesandt wurden.

Ich wette hundert gegen eins, daß es dieser Bechstein aus unserem Hause war," sagte der Obermeister im Weiterschreiten.

Kann sein, doch was kümmert uns dieser ungeschliffene Bursche," entgegnete Erich Häus­linger verächtlich.Eigentlich hätte er für seine grobe Flegelei eine Züchtigung verdient."

Mir kommt mit einem Male so eine eigen­tümliche Ahnung, als ob uns derselbe absichtlich gefolgt ist, ich traue demseben alles Schlechte zu und neulich, bei dem Ueberfall auf Elfriede hat er abscheuliche Drohungen gegen Dich ausge­stoßen."

Ah, bah, wir zweie werden uns doch nicht vor einem einzelnen Manne fürchten und sollte er wirklich etwas im Schilde führen, so bekommt er eine tüchtige Tracht Prügel, wie sie ihm gehört," suchte der Buchhalter seinen Freund zu beruhigen, der recht nachdenklich ge­worden war.

Wir wollen uns aber vorsehen, ich trau nun einmal diesem Menschen alles Mögliche zu," entgegnete der Obermeister und blieb nach einigen Minuten stehen, um rückwärts zu schauen, ob nicht etwa von hinten her irgend eine Unan­nehmlichkeit drohe.

Komm nur und sei nicht so ängstlich," forderte ihn Erich Häuslinger auf und er folgte diesem Ruf, als er aber wieder an die Seite seines Freundes schritt, war es links, während er vorher an dessen rechten Seite sich befunden hatte, ein Zufall nur, der dadurch gekommen war, daß der Buchhalter sich mehr an die rechts

stehenden Gebäude beim Weiterschreiten gehalten hatte und doch sollte dieser geringfügige Umstand zum Verderben für den Obermeister werden.

Eben wollten die beiden Männer in die Straße einbiegen, in welcher ihre Wohnung laa und waren sie gar nicht weit mehr von derselben entfernt, als Plötzlich um die Ecke ein Mann wie aus dem Boden gezaubert, vor ihnen stand' er machte mit dem Arme eine Bewegung durch die Luft, als ob er etwas von sich geworfen habe dann war er verschwunden. Der ganze Zwischen­fall spielte sich blitzschnell ab, aber schon in der nächsten Sekunde gellte ein furchtbarer Schmerzens­schrei des Obermeisters durch die Stille der Nacht.

Wasser, Wasser ich brenne!" rief er und sank dann zu Boden.

Was ist denn, was ist denn geschehen?" fragte der Buchhalter, der selbst nicht wenig erschrocken war, und beugte sich zu dem am Boden liegenden Freunde herab.

Ich brenne ich brenne!" war alles, was aus dem lauten Jammer des Obermeisters herausklang.

Brennen, mein Gott, wie ist denn das möglich," sagte Erich Häuslinger, der gar nicht begreifen konnte, was hier eigentlich vorgefallen war. Bei dem Versuche, den Freund vom Boden wieder aufzurichten, berührten seine Hände auch dessen Gesicht und Kleidung und er fuhr eben­falls mit einem Schmerzensruf zurück, es war ihm, als wenn er glühendes Eisen berührt. Nun wußte er, was geschehen war Bechstein, der Schuft, hatte den Obermeister mit einer ätzenden Flüssigkeit begossen.

Durch den ungewöhnlichen Lärm herbeige­lockt, kamen bald einige andere Passanten hin­zu, die auf das inständige Bitten des Buchhalters behilflich waren, den Verletzten in die nahege. legene Wohnung zu tragen, während ein anderer sich schnell auf den Weg zu einem Arzte machte. Die entsetzliche That eines Nichtswürdigen und die schrecklichen Folgen riefen allgemeines Mit­leid hervor. Doch erst in der Wohnung der Witwe spielte eine herzzerreißende Szene sich ab. Die Witwe drückte ihre Lippen auf das Antlitz des Sohnes, als könne sie dadurch seinen Schmerz lindern, und mit einem Mut, wie ihn nur das Herz einer Mutter einzuflößen vermag, versuchte sie mit dem Munde die ätzende Flüssig­keit auszusaugen, ehe der Arzt kam.

Ihr macht Euch selbst unglücklich, Frau Kretschmann," suchte Erich Häuslinger und die anderen Männer, die den armen Obermeister mit in die Wohuung getragen, die verzweifelte Mutter zurückzuhalten.

Was liegt an mir!" schrie sie wie rasend. Mein Sohn, mein armer Sohn, wer hat Dir das gethan?" -(Fortsetzung folgt.)

Mutmaßliches Wetter am 24. und 25. Juli.

(Nachdruck verboten.!

Die während des Sonntags, wie angekündigt, zahl­reich ausgebrochenen Gewitter in ganz Süddeulschland haben keine nennenswerte Abkühlung im Gefolge gehabt, In Westirland und an der französischen Westküste sind nunmehr die Vorposten eines neuen Luftwirbels mit wenig unter 760 ww eingetroffen. Auch über Italien, Südungarn und der Balkanhalbinsel ist das Barometer unter Mittel gefallen, während sich im Norden noch immer ein ziemlich kräftiger Hochdruck behauptet. Dem­gemäß ist für Mittwoch und Donnerstag neben zeit­weiliger Aufheiterung mehrfach gewitterhaft bewölktes und zu vereinzelten Störungen geneigtes Wetter zir erwarten.

Am 25. und 26. Juli.

Die Depressionen im Süden und Westen Europas dauern zwar fort, können aber wegen des über ganz Skandinavien und der nördlichen Hälfte von Rußland liegenden Hochdrucks nur langsam ostwärts Vordringen. Für Donnerstag und Freitag ist demgemäß zwar vor­wiegend trockenes und auch zeitweilig heiteres Wetter, aber auch fortgesetzte Neigung zu vereinzelten Ge­witterstörungen in Aussicht zu nehmen.

Telegramm.

Bremerhaven, 23. Juli. Der Reichs­postdampferHamburg" ist heute nachmittag aus Ostasien mit 10 Offizieren und 599 Mann von der Munitionskolonnen- Abteilung zurückgekehrt. Unter den Zurückgekehrten befinden sich 60 Re­konvaleszenten. An der Landungsbrücke hatte sich ein zahlreiches Publikum eingefunden, das den Truppen einen lebhaften Empfang bereitete,

Redaktion, Druck und Verlag von C. Me eh in Neuenbürg.