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Spitze des Bundes und habe sich Mühe gegeben, dieses Ehrenamt in ernster und wichtiger Auf­fassung zu erfüllen. Sein Hoch galt der Bundes­und Feststadt Heilbronn.

Ludwigsburg, 8. Juni. Die Ein­emeindung Eglosheims wird der Stadt Ludwigs- urg eine längst ersehnte Erweiterung des Orts­bauplans möglich machen, umsomehr als gerade nach dieser Seite hin ein durchaus ebenes Bau­terrain vorhanden ist. Andererseits sind die Anzeichen für rasches Steigen der Grundpreise in dieser Gegend bereits bemerkbar. Der schwere Wolkenbruch, welcher am vergangenen Montag hier niederging, hat in der Thal- und Laufgasse, sowie imThüle" großen Schaden angerichtet. Die Ueberschwemmung har an Mobilien viel zerstört und in den Gärten den Ertrag fast gänzlich in Frage gestellt. In der Stadt ist bereits für die betroffenen unbemittelten Bürger eine Sammlung milder Gaben veranstaltet worden.

Am Donnerstag sprang aus dem 4 Uhr- Zug StuttgartHorb in Böblingen ein un­bekannter Mann aus dem in vollem Lauf be­findlichen Personenzug. Derselbe soll bloß an an den Händen und nicht schwer verletzt sein. Er wurde vom Bahnpersonal dem Vorstande vorgesührt, wo derselbe seiner Strafe nicht ent­gehen wird.

Wochenbericht der Zentralvermittlurrgs- ftelle für Obüverwertung in Stuttgart. Aus­gegeben am 8. Juni 1901. Kirschenernle. Weitere Berichte liegen uns vor. aus Korb: Ertrag ea. 1400 Ztr., lieferbar: Friihkirschen Mitte Juni (400 Ztr), sodann Ende Juni:Strahles-",Maria-",Eicheles-", Uhlbacher-" undScheckenkirschen" (700 Ztr.), und Mitte Juli:Glemser-",Schenkenberger-" undgelbe' Einmachkirschen" (300 Ztr.). Weilheim u. Teck: Kirschenertrag ca. 400 Ztr. Beutelsbach: Die Ernte der Friihkirschen hat begonnen und wird sich diejenige der späteren Sorten bei der günstigen Witter­ung sofort anschließen, so daß ohne Unterbrechung hier Kirschen gefaßt werden können. Stuttgart: Engros-Markt bei der Markthalle am 8. Juni: Kirschen 1825 Prestlinge 4080 ^ per Kilo. Berlin: Engros-Markt in den Zentral-Markthallen am 7. Juni: Kirschen, Gubeuer 2530 Heidelberger 3040 ^ per 4 - Kilo.

Ausland

Trostlose Erntenachrichten kommen aus Preßburg. Infolge der anhaltenden Dürre ist die Aussaat fast durchgehend vernichtet. Man befürchtet, daß infolge der zu erwartenden Miß­ernte unter den verarmten Bauern eine Hungers­not ausbrechen wird.

Die englischen Verluste im Burenkrieg kennzeichnet die Thatsache, daß nach einer Mit­teilung des Kriegsministers Brodrick von dem Aeomanry-Korps, welches nach Südafrika ent­sandt wurde, nur noch 500 Mann vorhanden seien, welche in den nächsten Tagen nach Eng­land zurückkehren würden. Im Ganzen hat seit Beginn des Krieges die englische reguläre Armee 66186 Mann verloren, darunter 19 648 Tote oder vollständig Kampfunfähige.

Johannesburg, 8. Juni. Botha erhielt Kitcheners Zustimmung, zwecks Erleichterung der Friedensverhandlungen über Standerton und Durban mit Krüger in Europa in direkte tele­graphische Verbindung zu treten. Botha lud Kitchener zu ueuen Persönlichen Verhandlungen nach Standederton ein.

London, 8. Juni. Der Verlust der Eng­länder im Gefecht bei Milonemore beträgt 10 Tote. Die Verluste der Engländer in ganz Südafrika betragen für gestern 13 Tote, 15 Verwundete, 18 an Krankheiten Verstorbene und 35 Schwerkranke.

Unterhaltender Teil.

In eigener Schlinge gefangen.

Roman von Ernst v. Waldow.

(Fortsetzung.)

Alles, was das verbrecherische Ehepaar ver­abredet hatte, erfuhr jetzt der Richter und er­kannte zu seinem Mißmute, daß alles, was er gegen Richard vorgebracht, was die Untersuch­ungsakten als unumstößliche Thatsache aufgestellt, auf Sand gebaut war.Und warum enthüllten Sie nicht sofort das Komplott? fragte der Richter ärgerlich.

Ich war kaum im stände zu denken", ent- gegnete Therese,nur das eine stand bei mir

fest, ich mußte fliehen, keine Macht der Welt würde mich vermocht haben, in das Schloß und meine Gemächer zurückzukehren, wo ein gräßlicher Tod meiner wartete."

Aber an den Oberförster konnten Sie sich doch wenden?" forschte der Richter weiter.

An ihn dachte ich zunächt, aber ich fürchtete, er würde meiner Anklage keinen Glauben schenken, da ich ja gar keinen Beweis in Händen hatte. Er hätte es Ferdinand mitteilen können, und der hätte mich sicher, da er mein Vormund war, als geistig Gestörte in eine Anstalt bringen lassen. Mrs. Paulet hatte mir einmal erzählt, daß man in England mit jungen Damen, die sich fixe Ideen in den Kopf setzen, kurzen Prozeß mache und dieselben einer Privat-Jrrenanstalt zur Be­handlung übergebe."

Und wohin flohen Sie?" lautete die weitere Frage des Untersuchungsrichters, bei dem in der That im stillen der Verdacht bereits aufgestiegen war, als könne das Fräulein thatsächlich an einer fixen Idee leiden.

Nach Berlin, zu der treuen Schützerin meiner Jugend, der jetzigen Jnstitutsvorsteherin Wilhelmine Neumann. Ferdinand waren meine Beziehungen zu der früheren Erzieherin völlig unbekannt, mithin war ich vor seinen Nachstell­ungen sicher. Bei Wilhelmine aber wollte ich mich bis zu meiner eingetretenen Majorennität aufhalten, und dann war ich freie Herrin meiner Entschließungen."

Und woher nahmen Sie die Mittel zur Reise?"

Diese fand ich glücklicherweise in dem Taschenbuche, das ich, bevor ich meine Gemächer verließ, zu mir gesteckt hatte, ich hatte da hinein früher einige größere Kassenscheine gethan."

Und warum traten Sie nicht von Berlin aus gegen Ihre Feinde auf?" forschte der Richter mit einem lauernden Blick, denn er hoffte noch immer, das Mädchen der Unwahrheit oder der Uebertreibung zeihen zu können.

Therese antwortete sofort.

Als ich so unerwartet in dem Neumann- schen Institut anlangte, war Fräulein Wilhelmine mehr erschreckt als erfreut über den Besuch, weil sie sogleich ein Unglück voraussetzte. Ich be­richtete ihr sofort, was mich aus der Heimat vertrieben; sie war empört darüber und bestand darauf, eine Anzeige bei der Polizei zu machen, doch der gehabte Schreck und das Entsetzen, die während der Flucht ausgestandene Angst und eine starke Erkältung warfen mich aufs Kranken­lager. Lange, lange Wochen hindurch schwebte ich, wie man mir später sagte, zwischen Tod und Leben, von martervollen Fieberphantasien be­ängstigt. Nur langsam erholte ich mich und vermochte noch lange nicht, den Druck abzu­schütteln, der wie ein Alp auf meinen Nerven lag und den Wilhelmine eifrig bemüht war, zu zerstreuen. Erst vor wenigen Tagen bat ich meine mütterliche Freundin, Erkundigungen ein­zuholen, wie es in Ellernhoff stehe, und da haben wir das Entsetzliche vernommen; wir sind ohne Zögern hierher geeilt.

Der Untersuchungsrichter vernahm nun Fräulein Wilhelmine Neumann, und ihre Aus­sagen stimmten vollständig mit denen Thereses überein.

Noch ein letztes that der vorsichtige Unter­suchungsrichter; er beantragte den ihm be­freundeten Kreisphysikus, in vorsichtiger Weise den Geisteszustand des Fräulein von Ellernhoff zu prüfen. Derselbe wurde als durchaus normal befunden.

Nun erst erklärte sich der Richter für be­friedigt.

8 .

Die Sonne neigte sich schon zum Unter­gang, als zwei Wagen aus dem Stadtthor von L. fuhren. In dem ersten befanden sich der Gerichtsrat Rosener, ein Gerichtsschreiber und zwei Gendarmen. Im zweiten Wagen Therese Ellernhoff, Fräulein Neumann, Amtsrichter Strehlen und Dr. Arthur Helmer, der Verteidiger Richards. In hoher Erregung waren besonders die Insassen des zweiten Wagens. Als sie am Parkthor v. Ellernhoff angelangt waren, herrschte bereits völlige Dunkelheit.

Man läutete. Als der alte Kemmerich, eine

Laterne in der Hand tragend, hinter dem hohe» Eisengitter erschien, steckte Gerichtsrat Rosener ! dessen Wagen zuerst das Thor erreicht hatte' ! den Kopf aus dem Wagenfenster und rief: '

Oeffnen Sie nur getrost, Kemmerich, ich komme mit der Gerichtskömmission, um den Baron persönlich zu vernehmen; sein vor de« Staatsanwaltsgehilfen abgegebenes Zeugnis tvar mangelhaft."

Gleich - gleich, Herr Rat," erwiderte der Alte;ich dachte, es wäre Doktor Wenkland, zu dem ich einen reitenden Boten geschickt habe. ' Es geht nämlich heute mit dem gnädigen Herrn ! schlimmer; er hat Partout aufstehen wollen und versuchte es, durch die Zimmer und in den Park zu gehen; morgen will er sogar abreisen! Abe, dem gnädigen Herrn ist die Anstrengung schlecht bekommen; er hatte wieder einen sehr argen Ohnmachtsanfall, und deshalb ließ ich den Doktor holen."

Das Thor war endlich geöffnet, und die beiden Wagen fuhren hintereinander durch die Pappel-Allee dem Schlosse zu und hielten erst vor der Rampe.

Der Gerichtsrat stieg aus und erwartete den Parkwärter, der so ziemlich mit den lang­sam fahrenden Wagen hatte Schritt halten können- . er winkte den alten Kemmerich zu sich heran ! und sprach wie folgt:Hören Sie, was ich I Ihnen zu befehlen habe; wenn Sie auch nur in, entferntesten dagegen handeln, lasse ich Sie so- ! fort verhaften!"

Aber Herr Gerichtsrat!" stammelte der Alte und blickte erschreckt nach den Gendarmen hin.

Wo befindet sich der Baron?"

In seinem Zimmer, wir haben ihn auf die Ottomane gebettet."

Kann man in eines der anstoßenden Ge­mächer gelangen, ohne das Schlafzimmer Ihres ! Herrn zu passieren?" s

O ja, zum Beispiel durch die Galerie, wo die Ahnenbilder hängen; sie stößt von der einen ! Seite an das Schlafzimmer des Herrn Barons, ' dann folgt sein Ankleidekabinett; die Garderobe ist nebenan, und dann kommt das Arbeitszimmer."

Gut gut!" unterbrach Rosener unge­duldig den Sprechenden,lassen Sie uns in den ! Korridor, wo die Ahnenbilder hängen, eintreten. Kann das geschehen, ohne daß wir von der übrigen Dienerschaft gesehen werden?"

Nicht gut. Der Kammerdiener Rose läßt niemanden pasfieern; Frau Friedland mit den Mägden hat in der Küche zu thun, aber Rose

Macht nichts, vorwärts! Sie werden Rose in die Galerie rufen, wo ich ihn instruieren will."

-Fortsetzung folgt.) ^

Mutmaßliches Wetter am 11. und 12. Juni.

(Nachdruck verboten.!

Die wolkenlosen Tage dürften nunmehr bald ihr Ende erreicht haben. Von Spanien her dringt eine Depression von wenig unter Mittel nach Südsrankreich vor. Die altere Depression über Mittel- und Unter­italien, sowie im Südosten Europas dauert fort und j über den dänischen Inseln, sowie der pommerschen ^ Küste hat sich gleichfalls eine größere gewitterige > Depression von wenig unter Mittel entwickelt, weshalb ^ der Hochdruck in ganz Mitteleuropa wie über Groß- ; britannien in rascher Abnahme begriffen ist. Für Dienstag und Mittwoch ist zunehmende Bewölkung und allmählicher Uebergang zu regnerischem Wetter in Aussicht zu nehmen.

Telegramme.

Karlsruhe 9. Juni. Der Großherzog und die Großherzogin reisen ans Einladung Sr. Majestät des Kaisers am Montag zur Taufe des LinienschiffesL" nach Kiel. Die Groß­herzogin wird die Taufe vollziehen. ;

Jokohama, 9. Juni. Generalfeldmarschall ! Graf Waldersee ist gestern nachmittag an Bord derHertha" in Kobe eingetroffen und sogleich an Land gegangen. Auf eine beglückwünschende Ansprache des Bürgermeisters antwortete Graf Waldersee in herzlicher Weise. Er nahm so­dann im deutschen Konsulat Wohnung und reist heute früh über Kioto nach Tokio weiter.

London, 9. Juni. Einer amtlichen Meld­ung aus Kapstadt zufolge kamen in der letzten Woche daselbst 18 Pestfälle vor, von denen 10 einen tödlichen Ausgang hatten. Im ganzen sind bisher 684 Erkrankungen und 318 Todes­fälle der Seuche festgestellt worden.

Nr. 90.

Erscheint Mont« Viertels, 1.35,

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Redaktion, Druck und Verlag von C. Me eh in Neuenbürg.