^ 69 . Amts- und AnzeigeökaLL für den Bezirk Gakw. 77 . IahrgMg.
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Srschnn» Dienrta g», Dvnn-rrtagS und Samslags. Lt« EinrSckvngigkbühr beträgt !>n Bezirk und in nächster Umgebung s Lsg. die ZtUe, weiter entfernt IS Psg.
Amtliche WeLarmtMKchrmgcrr.
Den Gemeindebehörden
geht mit der nächsten Post je ein Exemplar der Nr. 6 des Amtsblatts des K. Steuerkollegiums, den Erlaß des Steuerkollegiums, Abteilung für direkte Steuern, vom 14. v. M., betr. die Herstellung von Handrissen und Metzurkunden über durchgreifende Vormerkungen in Stein- linien enthaltend, zur Aufbewahrung in der Gemeinderegistratur zu.
Calw, 7. Juni 1902.
K. Oberamt.
I. V. Conz, Amtm.
ragesnenigkeiten.
<s> Calw, 9. Juni. Das am gestrigen Sonntag von der hiesigen Stadtkap elle im bad. Hofe veranstaltete Konzert erfreute sich, obwohl es infolge ungünstiger Witterung in den Saal verlegt werden mußte, eines außerordentlich zahlreichen Besuches, so daß neben dem geräumigen Saale noch sämtliche sonstigen Wirtschaftslokalitäten besetzt waren. Die flotten Vorträge der Stadtkapelle legten von der tüchtigen und schneidigen Leitung des Hrn. Musikdirektor Frank beredtes Zeugnis ab und fanden in dem bei jeder einzelnen Nummer des schönen Programms gespendeten reichen Beifall die wohlverdiente Anerkennung.
^Amtliches aus dem Staatsanzeiger.j Bei der am 9. Mai d. I. und den folgenden Tagen vorgenommenen ersten höheren Dienstprüfung im Departement des Innern ist für befähigt erklärt und hienach von dem Ministerium des Innern zum Regierungsreferendär II. Klaffe bestellt worden: Kopp, Karl, von Möttlingen, Oberamts Calw.
Dienstag, den 10. Juni 1902.
— Postkarten mit Prägung. Bei den von der Privatindustrie hergestellten Postkarten mit geprägtem Bilderschmuck findet von jetzt an versuchsweise die Beförderung auch dann statt, wenn die Prägung an den für Adresse und Bestimmungsort sowie für das Aufkleben der Marke bestimmten Stellen der Vorderseite sichtbar ist, vorausgesetzt, daß die Aufschrift trotz der Prägung deutlich ist.
Stuttgart, 7. Juni. Der Straßenbahnstreik ging heute zu Ende: Eine heute Mittag 3 Uhr im Gewerkschaftshause abgehalteue Versammlung hat folgende Resolution einstimmig angenommen: Nachdem alle seitens der Streikenden versuchten Mittel, eine Beilegung des AuSstandeS herbeizuführen, ergebnislos geblieben sind, desgleichen auch die vom Ministerium des Innern mehrfach versuchten Vermittelungsvorschläge von der Direktion abgelehnt worden sind, sieht die Versammlung keine Möglichkeit, mit Aussicht auf Erfolg den Kampf fortsetzen zu können, umsoweniger als auch der Antrag des GeMekllderats auf Uebertragung des Betriebes an die Stadt heute vom Amtsgericht abgelehnt worden ist. Wenn so die Ausständigen trotz der ihnen von allen Seiten sowie von allen Schichten der Bevölkerung in ihrem Kampfe gewährten Unterstützung genötigt sind, den Ausstand aufzugeben, so ist dies lediglich der ablehnenden Haltung der Straßenbahndirektion zu verdanken. Die Rücksicht auf die großen Opfer, welche jeder Einzelne bei der Fortführung des Kampfes zu bringen haben würde, sowie die Rücksicht auf die Verkehrsinteressen der Stuttgarter Bevölkerung nötigen uns daher den Streik für beendigt zu erklären. Die Versammlung beschloß sodann noch, sofort eine Deputation an die Direktion zu entsenden, um von derselben eine Liste derjenigen Angestellten zu erlangen, die die Direktion wieder
^ Vierteljährlicher AbonnemenlSpreiS in der Stadt ML. 1.16
!! ins HauS gebracht ML. 1. 15 durch die Dost bezogen im Berirk; ^ außer Bezirk ML. 1! 85.
einstellen kann oder will. Diejenigen, welche nicht wieder eingestellt werden, sollen als gemaßregelt angesehen und bis auf weiteres vom Verbände der Transportarbeiter unterstützt werden.
Stuttgart, 7. Juni. Der Straßen- bahnerstrike ist zu Ende. Eine große Anzahl von Sinkenden ist wieder eingestellt worden und infolge dessen konnte der Betrieb in vollem Umfang wieder ausgenommen werden.
Heilbronn, 5. Juni. Wie der Staatsanz. vernimmt, ist nunmehr das Ergebnis der geschlossenen Voruntersuchung gegen die ehemaligen Direktoren der hiesigen Gewerbebank, deren Führung den Untersuchungsrichter volle 7'/» Monate in Anspruch nahm, mit den Anträgen der hiesigen Strafkammer übergeben worden.
Backnang, 4. Juni. Die zwei Brüder Otto und Paul Bräutigam, im Alter von 14 und 16 Jahren, spielten vorgestern mit einer Schußwaffe. Dieselbe entlud sich und die Kugel drang dem jüngeren in die rechte Hand und dem älteren in den Unterleib. Letzterer, dessen Befinden zu Besorgnis Anlaß giebt, wurde in ein Stuttgarter Krankenhaus verbracht.
Schwenningen, 4. Juni. Die Rechnung vom letztjährigen Kreisturnfest schließt mit einem Defizit von 12,836 84 c). ab.
Ulm, 7. Juni. Vor dem Kriegsgericht der 27. Division stand gestern der Landwehrmann 1. Aufgebots Weiß von Bondorf bei Saulgau, angeklagt wegen Gehorsamsverweigerung und AchtungTver- letzung gegenüber einem Vorgesetzten. Weiß hatte bei einer Kontrollversammlung in Saulgau seinen Schirm mit in das Lokal genommen, in dem die Kontrollversammlung abgehalten wurde, und der
Aeukkkekou. Nachdruck verboten.
schloß Diamantstein.
Original-Roman von O. Elster.
(Fortsetzung.)
Liselotte schüttelte das Haupt. „Ich kann es nicht glauben . . ."
„So frage ihn selbst."
„O nein — nein — niemals!" rief sie heftig.
„Aber so komme doch zu Dir, meine Liselotte! Du hast mir noch keine Antwort gegeben. Du hast mir noch nicht gesagt, ob Du mich liebst ... ob Du mein Weib werden willst ... so sprich doch . . ."
Sie strich sich mit der Hand über die Stirn.
„Laß mich jetzt, Jürgen — das alles kommt so überraschend — ich bitte Dich, laß mich ..."
„Liselotte!"
„Nein, jetzt nicht — jetzt nicht. — Meine Mutter kommt in der nächsten Zeit. — Solange gieb mir Aufschub. Ich muß mit ihr sprechen . . . bitte, laß mich jetzt."
„Ich gehe, Liselotte. Aber Deine Mama will ich schon so lange bitten, bis sie uns ihren Segen giebt. — Auf Wiedersehen, meine liebe, süße, kleine Braut!"
Er zog sie nun doch wieder an sich und küßte sie auf die Stirn, ohne daß sie irgend welchen Widerstand leistete. Dann entfernte er sich, und Liselotte blieb regungslos stehrn, m't großen, thränenlosen Augen in das Leere starrend.
Er liebt Dich wie eine Schwester! — Diese Worte klangen ihr immer aufs Neue in Her; und Seele wieder und machten sie zum Tode betrübt. Jetzt
, erst erkannte sie, wie tief die Liebe in ihrem Herzen wurzelte, wo sie die Gewißheit zu haben glaubte, daß ihre Liebe eine vergebliche war. Jetzt erst erkannte sie, wie egoistisch die Liebe ist, wie sich das Herz auch unbewußt nach Gegenliebe sehnt und auf Gegenliebe hofft. Bis zu dieser Stunde war sie glücklich in dem > Gedanken an ihre heimliche Liebe gewesen; sie hatte nichts gewünscht und nichts gehofft. Ihre Gedanken hatten sich viel mit ihrer Liebe beschäftigt, aber niemals dachte sie daran, daß ihr heimliches Sehnen und Hoffen in Erfüllung gehen könnte. Stand er doch so hoch über ihr, daß an eine Verbindung mit ihm zu denken, ihr kindische Thorheit dünkte.
Und jetzt, wo sie die Gewißheit besaß, daß Thiemo in der That sie nicht mit der Liebe des Mannes wiederliebte, daß er ihr zugeneigt war wie einer Schwester, einer Tochter, für deren Zukunft er sorgen wollte, deren Zukunft er selbst bestimmt hatte, jetzt sank sie unter der Wucht des Gedankens zusammen, auf immer von ihm getrennt zu sein, um einem anderen Manne anzugehören.
Ihr Stolz, ihr Trotz bäumte sich dagegen auf. Sie wollte fort aus diesem glänzenden Hause, das ihr zu einem Gefängnis werden sollte. Sie wollte sich auf eigene Füße stellen — sie konnte arbeiten, sie wußte, daß sie in Berlin Arbeit genug finden würde, um sich ihren Lebensunterhalt zu gewinnen, sie haßte die goldene Fessel, welche man um ihr Leben schlingen wollte und die er — er, den sie mit ihrem leidenschaftlichen Herzen so heiß liebte, selbst schmiedete.
Gleich heute noch wollte sie ihre Vorbereitungen treffen, nicht einen Tag länger als nötig wollte sie in diesem goldenen Gefängnis bleiben.
Mit fliegenden Schritten eilte sie dem Schlöffe zu. Als sie durch den großen Gartensalon schritt, der an die Teraffe stieß, sah sie sich plötzlich Thiemo gegenüber. Erbleichend blieb sie stehen — ihr Herz pochte zum Zerspringen, wie eine Schuldbeladene stand sie vor ihm.