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Thalmühle ab 3.52 nachts
Teinach „ 8.59 „
Stuttgart Hbhf. an 6.00 vorm.
8. Rückfahrt.
Von Stuttgart nach Alten steig und Gündringen.
Stuttgart Hbhf. ab 6.50 abends.
Teinach an 9.21 „
Thalmühle „ 9.29 „
Wildberg „ 9.38 „
Nagold Bhf. „ 10.00 „
Altensteig „ 11.40 „
Nagold Bhf. ab nach Gündringen 10.05 „
Gündringen an 10.20 nachts.
Von Stuttgart nach Pforzheim über Calw.
(Stuttgart Hbhf. ab
Hirsau an
Liebenzell „
Monbach-Neuhausen „ Umerreichenbach „
Pforzheim
6.50 abends.) 9.20
9.28 ..
9.33
9.38 „
10.00 ..
Per
sonen
zug
298.
Von Stuttgart Stuttgart Hbhf. ab Leonberg an
Weilderstadt Schafhausen „
Althengstett „
Calw
nach Calw. 8.40 abends. 9.32
10.04 „
10.20 „ 10.40 „
10.54 nachts.
Wegen der den Mitgliedern des württ. Kriegerbundes eingeräumten Fahrpreisermäßigung wird auf die Bekanntmachung im Staatsanzeiger Nr. 116 vom 22. Mai ds. Js. (Wochenblatt Nr. 62) mit dem Bemerken hingewiesen, daß sich diese Fahrpreisermäßigung auf Angehörige der Kriegerbundsmitglieder nicht erstreckt.
— Am Sonntag, 8. Juni ds. Js. wird mit Rücksicht auf den außergewöhnlichen Verkehr, welchen die Eisenbahnverwaltung aus Anlaß des an diesem Tage in Stuttgart stattfindenden XVI. Bundestags des württ. Kriegerbundes zu bewältigen hat, auf den württ. Staatseisenbahnen die Fahrpreisermäßigung für gemeinschaftliche Reisen größerer Gesellschaften allgemein ausgeschlossen.
Hirsau, 5. Juni. Vom herrlichsten Wetter begünstigt, feierte am letzten Samstag und Sonntag die hiesige Schützengesellschaft unter reger Beteiligung der hiesigen Einwohnerschaft das Jubiläum ihres 25jährigen Bestehens. Dasselbe begann am Samstag nachmittag mit Preisschießen und fand abends seine Fortsetzung in von Damen und Herren der Schützengesellschaft veranstalteten Aufführungen, welchen eine herzliche Begrüßungsansprache durch den Schützenmeister voranging. Daß in dieser Beziehung auch in kleinen Verhältnissen, wie sie nun eben einmal in Hirsau gegeben sind, bei treuem Zusammenwirken der einzelnen Kräfte und unter geschickter Leitung etwas Tüchtiges geleistet werden kann, davon legte das flotte Spiel der Mitwirken
den deutliches Zeugnis ab und hat sich die Schützengesellschaft Hirsau, die sich ohnehin lebhafter Sympathie von Seiten der hiesigen Einwohnerschaft erfreuen darf, an diesem Abend sicherlich neue Freunde erworben. Den Aufführungen schloß sich eine gemütliche Tanzunterhaltung an, welche bis in die frühen Morgenstunden die Teilnehmer zusammenhielt. Am Sonntag früh wurden zunächst die 5 noch lebenden Mitglieder der Schützengesellschaft, welche schon bei der Gründung derselben beteiligt waren, nämlich die Herren Schützenmeister Mogler, Gemeindepfleger Lörcher, die beiden Fabrikanten Gebrüder Beeri und Schreinermeister Beckh durch ein Ständchen der Calwer Musikkapelle erfreut, die mit ihren bewährten Kräften der Schützengesellschaft über die Festtage zur Verfügung stand. Sodann vereinigte ein Frühschoppen im Garten des Gasthofs zum „Waldhorn" die fröhlichen Teilnehmer und nachdem die werten Schützenbrüder von Calw, Weilderstadt und Wildbad teils mit Gefährt, teils per Bahn eingetroffen waren, formierte man sich zu einem imposanten Festzuge. Dieser bewegte sich durch den reichbeflaggten Ort unter Böllerschüssen nach dem Gasthof zum „Löwen", wo die Teilnehmer ein Festessen erwartete, das der Küche des Hrn. G. U. Stotz alle Ehre machte. Hier begrüßte zunächst Hr. Schützenmeister Mog - l e r die zahlreich erschienenen Festgäste und dankte insbesondere den lieben auswärtigen Schützenbrüdern dafür, daß sie in so großer Zahl der Einladung Folge geleistet haben. Letztere wünschten unter Tankesbezeugnng für die freundliche Einladung der hiesigen Schützengesellschaft, die aus kleinen Anfängen sich zu stattlicher Blüte entfaltet hat, ferneres Blühen und Gedeihen. Die Wildbader Schützengesellschaft ließ es sich nicht nehmen, ihrer herzlichen Teilnahme an dem Feste ihrer Hirsauer Brüder einen sichtbaren Ausdruck dadurch zu verleihen, daß sie der hiesigen Schützengesellschaft einen prächtigen silbernen Pokal zum Andenken an das Jubiläum widmete. Während des Mahles, bei dem natürlich auch ein Trinkspruch auf die anwesenden Damen und auf die 5 noch lebenden Gründer der Schützengesellschaft nicht fehlte, brachte der Hirsauer Liederkranz in wohlgelungener Weise einige stimmungsvolle Lieder zum Vortrag, die von der fröhlichen Festversammlung mit Jubel ausgenommen wurden. Nicht unerwähnt soll bleiben, daß auch der hiesige Militärverein herzlichen Anteil an unserer Feier genommen und mit dem Liederkranz mit flatternden Fahnen uns bis zum „Löwen" das Geleite gegeben hat. Diesen beiden Vereinen sei für ihre gütige Mitwirkung zur Verschönerung unseres Festes auch an dieser Stelle herzlicher Dank gesagt. Doch ein richtiger Schütze will nicht nur beim schäumenden Becher fröhlich sein, sondern auch zeigen, was er zu leisten vermag und so ging es denn unter den Klängen der Calwer Musikkapelle hinaus zum Schicßstand, um an dem friedlichen Wettkampfe des Preisschießens sich zu beteiligen. Und daß die Schützengesellschaft Hirsau
wirklich ihre Ideale hochhält, konnte man an dem Ergebnis des Preisschießens sehen. Auf der zur allgemeinen Konkurrenz zwischen den hiesigen und auswärtigen Schützen bestimmten Jubiläumsscheibe errang unser hochverehrter Hr. Schützenmeister Mogler den ersten Preis in Gestalt eines prächtigen silbernen Pokals, während auf der nur für die hiesigen Schützen bestimmten Ehrenscheibe das Mitglied Ganzhorn den ersten Preis, ebenfalls einen schönen silbernen Pokal, gewann — ein schöner Abschluß des Festes, das den Hirsauer Schützen noch lange in lieber Erinnerung bleiben wird.
Stuttgart, 3. Juni. Von zuständiger Seite wird mitgeteilt, daß die eingeschriebene Hilfskasse „Eiche", Allgemeine Deutsche Volkskrankenkasse in Berlin, die in Württemberg zahlreiche Mitglieder hat, in allernächster Zeit in Liquidation treten wird.
Stuttgart, 3. Juni. Der Württ. Obstbauverein hat an die Kammer der Abgeordneten nachstehende Bitte gerichtet: 1. In Artikel 1 des demnächst zur Beratung kommenden Entwurfs eines Volksschulgesetzes unter die freiwilligen Unterrichtsgegenstände für die Volksschule neben Handfertigkeitsunterricht für die Knaben und Turnen sowie Haushaltungskunde für Mädchen für die elfteren auch die Obstbaukunde aufzunehmen; 2. demzufolge darauf hinzuwirken, daß dem in der 23. Sitzung des Abgeordnetenhauses vom 30. März 1901 angenommenen Antrag Sommer-Egger: „die K. Staatsregierung zu ersuchen, im nächsten Etat eine Exigenz zwecks Einführung von Obstbaukursen sür Volksschullehrer einzustellen" bei Aufstellung des nächsten Etats Folge gegeben werde.
Stuttgart, 4. Juni. Die streikenden Angestellten der S tr aß e n b ah n sind gestern mit reduzierten Forderungen an die Direktion der Straßenbahn-Gesellschaft herangetreten, aber die Direktion lehnte auch dieses Entgegenkommen der Ausständigen glatt ab. Tie Direktion bezeichnet die Sinkenden als kontraktbrüchig und nicht in den Diensten der Straßenbahn stehend. Im Gemeinderat wurde heute vormittag von sozialdemokratischer Seite in der Frage des Straßenbahn-Ausstandes interpelliert. Ter Oberbürgermeister sprach sein Bedauern darüber aus, daß die Direktion den Angestellten das Koalitionsrecht nicht gewähren wolle. Der Bürgermeister warnte vor Ansammlung in den Straßen, welche jetzt einen etwas ernsteren Charakter annehmen. In den Kreisen der Bürgerschaft wird das Verhalten der Straßenbahn-Direktion sehr absprechend verurteilt.
Stuttgart, 5. Juni. Der Gemeinderat hat heute beschlossen, beim Amtsgericht den Antrag zu stellen, daß die Stadt Stuttgart die Straßen- bahn in eigene Regie zu übernehmen habe, nachdem die Straßenbahngesellschaft den mit der Stadt geschlossenen Vertrag nicht inne gehalten hat. Der Vertragsbruch soll in der unberechtigten Einstellung beziehungsweise Einschränkung
Worten des Briefes eine tiefere Bedeutung zu Grunde zu liegen. Liselotte erinnerte sich, daß sie in scherzhafter Weise von den Huldigungen geschrieben, die Graf Jürgen ihr widmete; sollte ihre Mutter diese Stelle ihres Briefes ernsthaft aufgefaßt haben? Liselotte lächelte trübe vor sich hin. Sie kannte die Verhältnisse der gräflichen Familie und wußte, daß Graf Jürgen kein gänzlich unbemitteltes Mädchen zur Gattin nehmen konnte. Deshalb war sie auch auf seine Galanterien in heiterer Weise eingegangen; sie wußte, daß diese ein harmloses Spiel bleiben würden. Wenn sie sich das nicht gesagt hätte, würde sie seinen Galanterien aus dem Wege gegangen sein, denn in ihrem Herzen, das fühlte sie nur zu deutlich, lebte das Bild eines anderen Mannes.
Seit wann? — Sie wußte es selbst nicht. Es war über sie gekommen wie das Erwachen des Frühlings, der über Nacht die Welt in ein Blütenmeer hüllt. Und doch mußte sie diese Liebe tief in ihrem Herzen verschließen! Sie mußte ein Heiligtum ihres Herzens bleiben, für jedes andere Auge unsichtbar. Diese Liebe war ihr Glück, aber sie schreckte davor zurück, einem fremden Auge dieses Glück zu offenbaren.
Auf der Brücke, welche den Wasserlauf zwischen beiden Seen überwölbte, sah sie den Grafen Jürgen stehen. Sie wollte einen Seitenweg einschlagen, um eine Begegnung mit ihm zu vermeiden, doch Jürgen hatte sie schon gesehen und kam rasch auf sie zu.
„Das trifft sich ja herrlich," sagte er, indem es in seinen Augen aufleuchtete. „Gestattest Du, daß ich Dich begleite?"
„Ich suchte Thea ..."
„Sie ist mit Herrn Mansberg in besten Atelier zu einer letzten Sitzung für ihr Porträt, das zu Papas Geburtstag noch fertig werden soll. Also mußt Du schon mit meiner Gesellschaft fürlieb nehmen, Cousine."
„Da möchte ich doch lieber zum Schloß zurückkehren."
„Liselotte, weshalbst fliehst Du mich?"
Seine Stimme klang so ernst und tief, daß sie erstaunt zu ihm aufschaute. „Ich fliehe Dich nicht, Jürgen," entgegnete sie lächelnd. „Ich fürchte mich nicht vor Dir," setzte sie neckisch hinzu.
Er hatte ihr sonst in demselben scherzenden Tone erwidert, doch heute blieb sein Antlitz ernst.
„Willst Du mich einmal ernsthaft anhören, Liselotte?" fragte er.
„Aber natürlich! Was ist's denn so Ernstes, was Du mir mitzuteilen hast?" „Liselotte — so kann cs nicht weiter gehen!" stieß er hervor. „Es muß ein Ende nehmen!"
„Ei, das klingt ja ganz tragisch," versuchte sie zu scherzen. Doch der Scherz wollte ihr nicht recht gelingen.
„Spotte nicht, Liselotte — wahrhaftig, es ist mein heiliger Ernst mit dem, was i«b Dir zu sagen habe. Liselotte, Du mußt es doch schon längst bemerkt haben, wie es in meinem Herzen aussieht — Du mußt es bemerkt haben, daß ich Dich liebe . . ."
„Jürgen — ich bitte Dich — kein Wort mehr!"
„Ich muß es Dir sagen, Liselotte — sei barmherzig und verwirf meine Liebe nicht — Du kannst mich zum Glücklichsten der Menschen machen, und ich
— ich schwöre es Dir —, ich will Dich auf den Händen tragen! — Liselotte
— ich liebe Dich — werde mein Weib."
Er ergriff ihre Hand, die wie leblos in der seinigen lag. Eine tiefe Bläste hatte ihr Gesicht überzogen, ihr Herz krampfte sich schmerzhaft zusammen — in dem kurzen Augenblicke des Schweigens stürmten die Gedanken durch ihre Seele
— in dem einen kurzen Augenblicke drängte sich ihr ganzes Leben zusammen —