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Amts- und Anzeigeökatt für den Bezirk Gatm.
17. IMm,.
Trschrini LienstagS, Donnerstags und ^amStagS. Di« HimÄ^ngKciebühr detragr Lm Bezirk und in nächster NalgeMng v Pfg, die Zeile, weiter entfernt ^2 Pfg.
Samstag, den 7. Mm 1902.
>- Vierteljährlicher AbonnementSpretS in der Stadt Mk. 1.LV
^ ins Haus gebracht, Mk. 1. lö durch die Post bezogen im Bezirk; ^ außer Bezirk Mk. 1. SS.
ArAtttche MeLavtrtAachttngett.
An sämtliche Schultheißenämter.
Zur Zeit werden die Vorbereitungen zur Anlegung der in Art. 101 folg, des Wassergesetzes vom 1. Dez. 1900 (Reg.-Bl. S. 921) vorgeschriebenen
Wasserrechtsbücher getroffen
Zu diesem Zweck werden die Schultheißenämter beauftragt, die für die in Z 3 Ziffer 1 und 2 der Min.-Berf. vom 4. Nov. 1901 (Reg.-Bl. S. 309) genannten Bücher nämlich
1. das 1' Buch für Triebwerke mit oder ohne Stauanlagen, und
2 . das k! Buch für Entnahme von Wasser mittelst einer bleibenden Borrichtung mit oder ohne Stauanlage«
in Betracht kommenden Rechtsverhältnisse je für die 1° und L Anlagen in einem besonderen Verzeichnis in der in ß 6 der cit. Verfügung vorgeschriebenen Reihenfolge zusammenzustellen und binnen 3 Wochen hieher vorzulegen bezw. je gesonderte Fehlanzeige zu erstatten.
Die beiden Verzeichnisse haben nachstehende Form zu erhalten:
Gemeinde-
Markung
Nummer der Parzelle oder des Gebäudes der Nutzung.
Bezeichnung der Anlage
Name
des
Besitzers
Name
des
Gewässers
Ln.
! !
Angefügt wird, daß unter die oben Ziffer 2 genannten „bleibenden Vorrichtungen" auch kleinere, einfache Vorrichtungen, wie Herstellung von Schlitzgräben, Anschwellung des Wassers durch lose aneinandergefügte Steine, Rasen, Einsetzen von kleinen Staubrettchen u. s. w. fallen.
Calw, 5. Juni 1902.
K. Oberamt.
I. V.: Amtm. Conz.
Tagssnemgkeiren.
* Calw, 5. Juni. Gestern fand auf dem hiesigen Friedhof die Beisetzung der irdischen Hülle von Hrn. Schullehrer Gärtner statt. Eine ungemein zahlreiche Trauerbegleitung erwies dem Verstorbenen die letzte Ehre. Von Altbulach war der Militärverein, dessen Schriftführer und Ehrenmitglied der Verstorbene gewesen war, mit umflorter Fahne erschienen, zahlreich hatten sich die Bewohner von Altbulach und Umgebung, sowie die Amtsgenossen des Entschlafenen eingefunden. Die tiefempfundene Grabrede hielt Hr. Dekan Roos im Anschluß an das Bibelwort „Sei getreu bis in den Tod, so will ich dir die Krone des Lebens geben." Die Lehrer des Bezirks sangen vor der Rede des Geistlichen den Choral „Aller Gläubigen Sammelplatz" und nach der Einsegnung des Leichnams „Auferstehn, ja auferstehn". Am Grabe wurden mehrere Kränze niedergelegt: von Schullehrer Stahl in Neubulach im Namen der Lehrer des Kirchspiels Neubulach, von Schullehrer Nagel in Agen- bach im Namen des Bezirkslehrervereins, vom Ortsvorsteher von Altbulach im Namen der Gemeinde, von Schneidermeister Zeeb in Altbulach im Auftrag des Militärvereins und von Stadtschultheiß Hermann in Neubulach im Auftrag des landwirtschaftlichen Konsumvereins. Sämtliche Redner hoben die treue und selbstlose Arbeit, sowie den geraden und offenen Charakter des Verstorbenen hervor. Hr. Oberlehrer Dengler widmete seinem Freunde und Altersgenossen einen schönen poetischen Nachruf. Die ernste Feier zeugte von der hohen Achtung und Verehrung, welche der Entschlafene von allen Seiten, besonders aber von der Gemeinde seiner langjährigen Wirksamkeit genießen durfte.
** Calw. (Kinderfest.) Einem Beschluß
des Kinderfestkomites zufolge werden in der nächsten Woche Sammlerinnen von Haus zu Haus gehen, um Gaben für das Fest in Empfang zu nehmen. Mögen sie überall offene Hände finden, die für unsere Lieblinge, für unsere Kinder freudigen Herzens reichlich geben! Unsere Schüler sind heutzutage durch ernste Schularbeit stark angestrengt; Eltern und Lehrer verlangen von ihnen, daß sie das ganze Jahr fleißig lernen. Darum gebührt den Kindern aber auch ein Tag der Freude. Das Fest wird in gleich einfacher Weise wie voriges Jahr gefeiert werden. Soll aber jedes der Kinder durch eine Gabe erfreut werden, so ist es immerhin nötig, daß die Gaben reichlich fließen!
— Aus Anlaß des in Stuttgart stattfindenden Jubiläumsfestes des württ. Kriegcrbundes werden am 8. Juni ds. Js. nachstehende Sonderzüge ausgeführt:
Hinfahrt.
Von Calw nach Stuttgart.
Calw ab 3.36 vorm.
Althengstett „ 4.07 „
Schafhausen „ 4.21 „
Weilderstadt „ 4.33 „
Stuttgart Hbhs. an 5.40 „
Von Pforzheim nach Stuttgart über Calw. Pforzheim ab 3.15 nachts.
Unterreichenbach „ 3.40 „
Monbach-Neuhausen „ 3.47 „
Liebenzell „ 3.52 „
Hirsau „ 4.03 „
Stuttgart Hbhs. an 6.00 vorm.
Von Gündringen und Alten steig nach Stuttgart.
Gündringen ab 3.10 nachts.
Altensteig „ 2.20 „
Nagold (Bhf.) „ 3.24 „
Wildberg „ 3.43 „
Feuilleton.
Schloß Diamantstein.
Original-Roman von O. Elster.
(Fonsetzung.)
Mit freundlicher Aufmerksamkeit hörte Eleonore Polyxena Liselotte zu. Als diese ihr den Brief ihrer Mutter geben wollte, sprach sie lächelnd: „Laß nur, mein Kindchen, ich glaube Dir aufs Wort. Aber reisen kannst Du jetzt nicht . . ."
„Tantchen?" fragte Liselotte erschreckt.
„Es giebt jetzt viel zu viel zu thun," fuhr die alte Dame lächelnd fort.
„Mein Schwager, der Graf Dinkelsbühl hat auch seinen Besuch noch angesagt, dem Fräulein Demmler allein kann ich den Haushalt nicht anaertrauen, ich selbst bin nicht mehr im stände, alle die vielen Geschäfte zu besorgen, ich habe Dich, meinen kleinen Adjutanten, dringend nötig."
Liselotte senkte das Haupt, zwei schwere Thränen perlten über ihre Wangen.
„Brauchst aber deshalb nicht das Köpfchen hängen zu lasten," sprach Eleonore Polyxena freundlich weiter. „Ich werde an Deine Mama schreiben und sie einladen, die Sommermonate mit Käthe hier zu verleben."
„Tante — liebe gute Tante."
Liselotte lag der asten gütigen Dame zu Füßen und umschlang sie mit den Armen. Dann ergriff sie die weißen, dürren Hände derselben und drückte ihre zuckenden Lippen in überquellender Dankbarkeit darauf.
„Nicht zu leidenschaftlich, mein gutes Kind," sagte das alte Fräulein sanft.
„Es ist ja ganz selbstverständlich, daß wir Dir und Deiner Mama, so gut wir vermögen, helfen. Schloß Diamantstein ist groß und hat früher oft die doppelte Zahl Gäste beherbergt. Außerdem will Thiemo, wie er mir gestern sagte, eine mehrwöchentliche Reise durch Tirol und Oberitalien unternehmen, da sind wir dann ganz unter uns, wenn Dinkelbühls uns wieder verlassen haben."
„Onkel Thiemo will verreisen?"
„Ja — ich glaube, die Gesellschaft wird ihm etwas zu viel. Du weißt, er liebt die Einsamkeit. Du brauchst nicht ein so betroffenes Gesichtchen zu machen, Kind — er kommt wieder, und dann beginnt unser früheres stilles, gemütliches Leben wieder."
Sie hob das Köpfchen Liselottes empor und blickte ihr liebevoll und doch forschend in die Augen Liselotte errötete unter diesem Blick; dann schlang sie plötzlich die Arme um den Nacken der Tante, barg ihr Antlitz an deren Herzen und brach in leidenschaftliches Schluchzen aus.
„Kind, Kind, beruhige Dich," sagte leise Eleonore Polyxena, streichelte sanft den braunen Scheitel und küßte die Weinende auf die Stirn „Es wird noch Alles gut werden — beruhige Dich, und nun geh — ich glaube, Thea erwartet Dich schon seit einer Stunde im Park."
Liselotte unterdrückte die Thränen, küßte der alten Dame in Dankbarkeit die Hand und entfernte sich, um Thea im Park aufzusuchen.
Sie traf Thea nicht. Die Einsamkeit des Parkes that ihr wohl; langsam ging sie den Weg hinunter, der zu den romantisch gelegenen Teichen führte. Sie dachte über den Brief ihrer Mutter nach. Schon öfter hatte diese Andeutungen gemacht, daß es ihr Wunsch sei, Liselotte möchte eine „gute Partie" machen; Liselotte hatte stets über diese Andeutungen gelächelt, doch heute schien ihr den