751
4) Er besitzt einen durchdringenden Geruch: Beweis : Niesen empfindlicher Riechorgane, Anlocken der Insekten aus weiter Entfernung.
5) In flüssigem Zustand hängt er sich wie Vogelleim an die Finger an, bildet niederfallend große Tropfen die nicht zerfließen, fließt bandartig, quirlbildend aus dem Gefäß in ein anderes, umschließt nach dem Umfüllen längere Zeit Luftbläschen in runder Form, bildet keinen Bodensatz, treibt bei dem Erhitzen weißlichen Schaum auf, dreht die Polarisationsebene des Lichtes nach links, Blatthonige nach rechts.
6) Frisch geschleuderter Blütenhonig ist sehr dünnflüssig, dringt durch, wo Wasser nicht durchkommt, daher große Vorsicht nötig ist, bei der Wahl der Gefasst und beim Versand. Bald bilden sich in der Mitte des Honigs Verdickungen, Knoten, Crtzstallisations- p unkte, an welche sich andere strahlenförmig anschließen bis sämtliche Zuckerpartikel- chen, bröseligkörnig, zähaneinandergebend eine feste Masse bilden, den sogen, kandierten Honig im spezif. Gewicht von 1,41—1,5.
7) krystallisierter Honig löst sich im Weingeist und in der Wärme wieder vollständig auf, ohne einen Bodensatz zu bilden.
8) Nicht jeder Honig krystallisiert gleich bald; Sommer- und Herbsthonige werden erst nach langer Zeit dickflüssig klumpig, sehr spät ganz fest.
9) Der Honig ist ein Nahrungs-u. Genußmittel ersten Ranges, dem kein anderes an Zuckergehalt und Wohlbekömmlichkeit gleichkommt.
10) Er ist in vielen Fällen ein wirksames Heilmittel: Er dient als antiseptisches Verbandmittel, als Salb- und als Blutreinigungsmittel, als Augenwasser (nach Kneipp), als Linderungsmittel bei Lungenbeschwerden aller Art, als Kräfte erzeugendes Mittel bei Genesenden, Schwächlichen, Kindern und Greisen.
11) Aus Honig lassen sich allerlei Backwerke, Lebkuchen und Bonbons, sowie Getränke wie Honigwein, Honigbier, Honiglimonade und Honigessig Herstellen; auch dient er statt des Zuckers zum Ein- machen von allerlei Früchten und Beeren. Rezepte hiezu enthalten folgende Schriften: Denn! er, der Honig als Nahrung und Medicin; Scheel, Honigbüchlein; Pollmann, der Honig; Pastor Leoni das Kaltenegger: Der Honig vor dem Richterstuhl der Geschichte, Vernunft und Erfahrung.
12) Genossen wird der Honig kalt oder roh auf Brot bezw. Butterbrot gestrichen; erwärmt und verdünnt als Versüßungsmittel in Milch, Kaffee, Thee oder Wasser; krystallisierter Honig ist vor dem Aufstreichen flüssig zu machen. Morgens nüchtern und abends vor dem Zubettgehen ist er von bester Wirkung.
13) Der Honig soll im Stocke eine gewisse Reife erlangen, größtenteils gedeckelt sein, ehe er geschleudert wird.
14) Geschleuderter Honig soll in Töpfen aus Thon, Glas oder Weißblech — in luftigen kühlen Räumen — aufbewahrt werden.
Deutsches Weich.
Berlin, 10. Oktbr. Der Reichskanzler flurst Hohenlohe gedenkt sich in den nächsten <-agen noch auf einige Zeit nach Süddeutschland Zu begeben.
Berlin, 10. Okt. Der „Reichsanzeiger" weidet: Den Familien der in das ostasiatische ^kpeditionskorps freiwillig eingetretenen Mannhaften des Beurlaubtenstandes steht bei vorhandener Bedürftigkeit Anspruch aus Gewährung oer nn Gesetz vom 28. Februar 1888 vorgesehenen Unterstützungen zur Seite.
Der General-Feldmarschall Graf Walder- >ee soll, nach der „Tribuna", in einem Tages
befehl seine „Bewunderung über die Tapferkeit und Disziplin der internationalen Truppen" ausgedrückt haben.
Hei de Hb erg,' 11. Okt. Gestern nachmittag 3 Uhr fand auf dem städtischen Friedhose die Beerdigungsfeier für die Opfer der Eisen- öahnkatastrophe am vergangenen Sonntag statt. Ein nach Tausenden zählendes Publikum hatte ich aus nah und fern eingefunden und wohnte dem ergreifenden Trauerakte bei. Im Leichenzuge, der sich an der Friedhofskapelle zur Beerdigungsstätte bewegte, bemerkten wir als Vertreter des Großherzogpaares den Schloßhauptmann von Ossensandt-Berckholtz, ferner die Herren Minister v. Brauer, Staatsrat Dr. Eisenlohr, den Prorektor der hiesigen Universität, Geheimrat Rosenbusch, Oberbürgermeister Dr. Wilckens, sowie die Spitzen der übrigen staatlichen, städtischen und militärischen Behörden und die Mitglieder des evangelischen und katholischen Klerus. 7 Gräber waren im Halbkreise angeordnet. An jedem derselben war ein schwarzer mit Weißen Metallbeschlägen gezierter Sarg niedergestellt. Die ergreifende Grabrede hielt der protestantische Stadtpfarrer Honig. Die Einsegnung der Gräber wurde von dem katholischen Stadtpfarrer Wilm unter Assistenz zweier Kapläne vorgenommen. Ergreifend war der Abschied der Angehörigen von den 7 Toten. Liederkranz und städtisches Orchester trugen durch Vorträge zur Erhöhung der Feierlichkeit bei. Kränze wurden unter anderem niedergelegt von Schloßhaupt- mann v. Ossensandt-Berckholtz namens des Großherzogpaares, von Staatsrat Dr. Eisenlohr namens der Generaldirektion und von Oberbürgermeister Dr. Willens namens der Stadt Heidelberg.
Explosion in den Adlerfahrradwerken. Infolge einer aus bis jetzt noch unbekannten Ursache entstandenen Explosion brach gestern im Fabrikgebäude der Adlerfahrradwerke, vormals Kleyer Großfeuer aus. Die 800 in der Fabrik beschäftigten Arbeiter konnten sich sämtlich retten, doch trugen eine größere Anzahl derselben mehr oder weniger schwere Brandwunden davon. Das dritte und vierte Stockwerck des nördlichen Flügels der Fabrik sind vollständig vernichtet. Ueber 3000 zum Versand bereit stehende Räder sind zu Grunde gegangen. Von den Feuerwehrleuten wurden vier, darunter einer schwer, verletzt. Der Schaden, welcher sehr bedeutend ist, ist durch Versicherung gedeckt.
Eine Liebestragödie hatte vor dem Mannheimer Schwurgericht jetzt ihr Nachspiel. Der Maurer Karl Knauf aus Dieburg unterhielt mit der Köchin Marie Diener ein Liebesverhältnis, das diese, obwohl sie sich Mutter fühlte, Plötzlich abbrach, als ein früherer Verehrer, ein Kaufmann, ihr einen Brief schrieb, um die alten Beziehungen zu erneuern. Vergebens bot Knauf alles auf, um sie zu bestimmen, das ihm gegebene Heiratsversprechen zu erfüllen. Sie wollte nichts mehr von ihm wissen. In seiner Erregung schoß Knaus auf die Treulose, die Kugel drang ihr in den Nacken, verletzte aber keine edlen Organe, und das Mädchen war bald wieder hergestellt. Nunmehr bekundete sie vor Gericht zur allgemeinen Ueberraschung, daß alles vergeben und vergessen sei und sie den Angeklagten heiraten werde. Das Urteil erkannte auf eine Gefängnisstrafe von 10 Monaten für den Scharfschützen.
Türkheim i. Eis., 9. Okt. Die Weinlese nimmt in diesem Herbste ungewöhnlich viel Zeit in Anspruch, einerseits weil die Ernte reichlich ansfällt, anderseits weil die umliegenden Dörfer gleichzeitig herbsten und ausreichende Arbeitskräfte nicht zu bekommen sind. Zu bedauern ist, daß die Trauben von der geradezu sommerlichen Hitze nicht mehr profitieren können. Doch ist auch so schon die Qualität eine vorzügliche. In den letzten Tagen sind größere Sendungen nach Süddeutschland verladen worden. Die Großhändler halten mit ihren Ankäufen etwas zurück, weil sie einen Preisrückgang, infolge des reichen Ernteausfalls erwarten. Der heutige Tagespreis ist 10,80 die 50 Liter. — Geb- weil er i. Elf., 9. Okt. Die allgemeine Weinlese hat gestern begonnen und dürfte noch die ganze Woche dauern. Der durchschnittliche Er
trag pro Ar ist ^/« Bottich Trauben gleich Ipz Ohm Wein. In den Wirtschaften wird der Neue zu 40 -ff verkauft. Der Most wurde dort gestern mit 8—10 ^ per Ohm bezahlt; heute werden nur noch 6—7 ^ geboten. — Vom Kaiserstuhl, 8. Okt. Die Weinlese ist nun am ganzen Kaiserstuhl im Gange. Die früher erwartete Rebensülle giebt es nicht, immerhin aber einen guten Mittelherbst und eine Qualität, die den 1899er übertreffen wird, und in guten Lagen und richtig bebauten Reben, verspricht dieselbe eine sehr gute zu werden, besonders auch in Rotweinen. Das heutige Mostgewicht beträgt 65—70 Grad Oechsle. Die Traubenpreise sind 7—8 ^ Per Zentner. Die Witterung ist sehr schön. — Von der Mittelhardt, 8. Okt. Die Rotlese ist als beendet zu betrachten und nur vereinzelt ist man noch damit beschäftigt. Bezahlt wurde je nach Lage und Gemeinde 7 bis 11 per 40 Liter. Zum Schlüsse ist ein kleiner Preisrückgang eingetreten bis zu 5—6 ^ Qualität und Gewichte sind steigend von 70 bis 100 Grad nach Oechsle. Die Traubenfäule nimmt rapid zu, weshalb der quantitative Abgang ein beträchtlicher ist.
Württemberg.
Stutgart, 7. Okt. Die Regierung hat sich nun also doch noch entschlossen, den Landtag vor seiner Aufliffung nochmals, auf den 16. Oktober, zu berufen. Die Berichte über das Wasserrecht und die „Bebenhauser Convention", die bekanntlich gar keine Convention ist, liegen völlig fertig vor; es wäre nicht gut, wenn diese Stoffe, die abgethan werden können, dem neuen Landtag überwiesen würden, der sie Wohl oder übel ganz neu in Angriff nehmen müßte, während es ihm doch an Arbeit wahrlich auch so nicht fehlen wird. Man wird annehmen müssen, daß der Landtag immerhin noch ein paar Wochen braucht. Ihm wird dann die Berufung der sechsten evangelischen Landessynode auf dem Fuße folgen, sodaß die Zeit bis Weihnachten mit Landtag, Synode und Wahlkampf reichlich ausgefüllt werden wird.
Tübingen, 10. Okt. Daß der ärztliche Beruf eine ungeschwächte Anziehungskraft ausübt, beweist die Thatsache, daß sich hier zum bevorstehenden medizinischen Staatsexamen nicht weniger als 42 Kandidaten gemeldet haben, die höchste Zahl, die hier jemals erreicht wurde.
Tübingen, lO.Okt. (Schwurgericht.) Das sich seinem Ende nahende Schwurgericht wurde zum Beginn der letzten Woche seiner Tagung mit den Verhandlungen über 4 Fälle von Sittlichkeitsverbrechen eingeleitet. Am Montag wurde zunächst der 34 Jahre alte verh. Bauer und Gemeindebäcker Gabriel Hönle von Bühl, OA. Rottenburg, wegen eines fortgesetzten versuchten Verbrechens der Notzucht und Vornahme unzüchtiger Handlungen zu einer Gesamtzuchthausstrafe von 3ffr Jahren und lOjährigem Ehrenverlust verurteilt. In der Nachmittagssitzung hatte das Schwurgericht wegen des gleichen Verbrechens über den 20 Jahre alten ledigen Bauern Gustav Kindler von Magstadt, OA. Böblingen, der sich an einem 14jährigen Mädchen vergangen haben soll, zu urteilen. Derselbe wurde kostenlos freigesprochen. In der Vormittagssitzung des Dienstags richtete sich die Verhandlung gegen die 27 Jahre alte Marie Christine Helmdörfer von Bempflingen, OA. Urach, wegen des Verbrechens der Blutschande, sowie gegen deren 1843 in Metzingen geborenen, in Bempflingen ansässigen Vater, den Taglöhner Joh. Georg Helmdörser, welcher außerdem beschuldigt wird, am 8. August d. I. versucht zu haben, seine genannte Tochter durch Gift — abgeschabten Phosphor — aus der Welt zu schaffen. Das Urteil lautete gegen den Vater 3 Jahre 8 Monate Zuchthaus gegen die Tochter auf 5 Monate Gefängnis. — Am gleichen Tage wurde der 19jährige ledige Kaufmann Ladislaus Boral von Reutlingen wegen eines versuchten Verbrechens der Notzucht unter Annahme mildernder Umstände zu einer Gefängnisstrafe von 8 Monaten verurteilt. Sämtliche Verhandlungen fanden bei geschlossenen Thüren statt.
Eßlingen, 10. Okt. Einer kleinen Wagenburg glich am heutigen Vormittag unser alter