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Se. Maj. der König hat dem K. Bade­kommissär Generalmajor a. D. v. Kar in Wildbad die nachgesuchte Erlaubnis zur An­nahme und Anlegung des ihm von dem Fürsten zu Schaumburg-Lippe verliehenen Ehrenkreuzes I. Kl. des fürstlich schaumburg-lippischen Haus­ordens erteilt.

Neuenbürg, 6 . Aug. Am 31. v. Mts. wurden von den hiesigen bürgerlichen Kollegien die Etats der Armen- und Stadtpflege Pro 1900/1901 durchberaten. Bei der Armenpflege belaufen sich die mutmaßlichen Einnahmen auf 1600 </L., die Ausgaben auf 4700 so daß ein Defizit von 3100 vorhanden ist, das die Stadtpflege zu decken hat. Bei der Stadtpflege wurden die mutmaßlichen Einnahmen auf 42 700 die Ausgaben auf 58 200 fest­gestellt, so daß das durch Umlage zu deckende Defizit auf 15500 -/ki sich beläuft. Fernd be­trug dasselbe 15 200 ^ Von Einfluß auf den Etat war insbesondere die Steigerung des Armenaufwcmdes (Aufwand für Geisteskranke rc.), die Steigerung der Holzhauerlöhne und der Kulturkosten. Bon den genehmigten Ausgaben dürften folgende Posten erwähnt werden: Er­neuerung der äußeren Verblendung des Rathauses und Einrichtung der Wasserleitung in demselben (hauptsächlich für Feuerlöschzwecke) 1500 -//?(, Fortsetzung der Sicherheitsschranken an der Wildbader Straße 530 -/E, Anbringung solcher am Sägerweg entlang der sogenannten Schaible- schen Scheuer 400 u. s. w. Namhafte Summen wurden auch verwilligt für Straßen-, Weg-, Brücken- und Pflaster-Unterhaltung; die für die Neupflasterung der Hafnersteige erforder­lichen Gelder sind bereits vorhanden. An Fonds wurden verwilligt: Zur Deckung der Kosten des in ca. 3 bis 4 Jahren erforderlichen Walzens der Wildbader Straße 500 für eine Turnhalle 1000 . für eine neue Kirchen­uhr 200 für den Umbau der Schlößles- brücke 500

Korrespondenz vom Lande. (Junker und Bauer). Es ist allgemein bekannt, wie

banernfromm die HH. Junker in den letzten Jahren geworden sind. Sie nennen sich gegen­wärtig mit Vorliebe Bauern und versichern diese, daß sie mit ihnen die ganz gleichen Interessen, die gleiche Not und die gleiche Rettung haben. Dafür sollen nun aber von jetzt an die Bauern ihrealten Feinde und Zwingherrn" christlich lieben und ihnen helfen, sie von ihren Schulden zu befreien. Nach der Meinung der norddeut­schen Großgrundbesitzer müßte es eine Ehren­pflicht des deutschen Volkes sein, seineralten Aristokratie" für frühere ernstliche Verdienste (und jetzige ebenso ernstliche Bosheiten) einen Achtmarkgetreidezoll freiwillig zu Füßen zu legen. Warum sollen die Kleinbauern, Arbeiter, Hand­werker u.s.w. nicht teures, immer teureres Brot essen, damit die Fideikommisse rentieren? Ist es nicht eine grenzenlose Undankbarkeit, daß ein großer Teil des deutschen Volkes diese hohen Zölle nicht gern bezahlen will?! Das heutige Junkertum, in dessen Schlepptau auch unser württembergischer Bauernbund mit seinem Führer Schrempf sich befindet, meint es mit unserm Bauernstand gerade so ehrlich, wie Freiherr von Stumm mit den kleinen Hammerschmieden, als er sagte, unter den Hammerschmieden sei kein Unterschied. Unser bauernfreundlicher Adel weiß so gut wie der Kleinbauer selbst, daß dieser im gewerblichen Lande, wo er seine landwirtschaft­lichen Produkte, wie Milch, Butter, Fleisch, Eier, Gemüse u. s. w. gut verkaufen kann, ganz andere Aussichten auf Gewinn hat, als in einem von agrarischen Schutzwällen umränderten Gebiete", dessen Großgrundbesitz eine gleichmäßige Ver­teilung der Bevölkerung auf dem Boden ver­hindert. Der Kleinbauer braucht zu seinem Fortkommen eine Anlehnung der Land­wirtschaft an die Industrie: der Groß­grundbesitzer dagegen ist ein Feind der­selben. Von Seiten der HH. Agrarier und ihrer Presse wird dieser Gegensatz mit virtuoser Kunst verschleiert. Wir haben jedoch zu unfern schwäbischen Bauern das Zutrauen, daß sie sich nicht für alle Zeiten amSeile der agrarischen Aristokratie" schleppen lassen werden. So viel für heute, das nächste mal mehr.

In Wildberg fand, wie schon kurz mitge­teilt, am Sonntag den 29. Juli das Gauturn­fest des Nagoldgaues statt. Die Stadt war geschmückt bis in die entlegenen Gäßchm und herzlicher Willkomm wurde den zahlreich herbei­strömenden Turnern zu teil. Präzis 6 Uhr be­gann das Einzelwetturnen, dasselbe wurde aber durch Gewitterregen leider mehrmals unterbrochen und mußte teilweise in einer zum vormaligen Frauenkloster Reuthin gehörigen großen Scheune durchgeführt werden. Am Vereinswettturnen be­teiligten sich 12 Vereine und hier wie dort waren zum Teil wirklich hervorragende Leistungen zu sehen. Mit fast 2 stündiger, durch die Witterung verursachten Verspätung, kamen die Turner nach angestrengter Arbeit erst gegen 2 Uhr in ihre > Mittagsqnartiere und mußte der Festzug deshalb auch auf 3 '/2 Uhr hinausgeschoben werden. So­fort nach Ankunft des letzteren auf dem prächtig gelegenen und praktisch eingerichteten Festplatz führten 136 Turner unter Leitung des Gan- turnwarts Ferenbach mit Musikbegleitung zwei ! Gruppen Stabübungen vor, die auf die vielen Zuschauer einen vorzMichen Eindruck machten und den Beweis erbrachten, daß in den Vereinen zuvor mit Hingebung und Eifer geübt worden ist. Nach 2 gemeinschaftlichen Liedern hieß Vor­stand Baumgärtner namens des Wildberger Vereins die Turner und sonstigen Festgäste herz­lich willkommen. Die Festjungfrauen stifteten 2 Prächtig gestickte Fahnenbänder und ein lebhaftes Treiben entwickelte sich einige Stunden lang aus dem Turn- und Festplatz. Ilm 6 sts Uhr nahm Gauvorstand Emil Staudenmeyer nach einer mit Beifall aufgenommenen Ansprache die Ver­teilung der Preise an die Sieger vor. Wir stNo in der Lage, das vom Gauvorstand mitgetente Preis-Verzeichnis nachzutragen.

a. Aktive Turner: j

1. Preis: Kainer, Rudolf, Neuenbürg 42 ,t s Punkte: 2 . Prs. Güntert, Paul, Calw 39 ' 2 P-,

3. Prs. Trautz, Alfons, Birkenfeld 39',^Pst

4. Prs. Gorgus, Ernst, Buchbinder bei C. Meeh,

Neuenbürg 37 P.; 5 . Prs. Kallfaß, Kau,

Wildbad 36', 2 P.: 6 . Prs. Höhn, Friedrich, Schlosser, Neuenbürg u. Beck, Paul, Altensteig,