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zu fragen, aber leicht hätte sie merken können, daß er ihr Fallstricke lege. Daher lehnte er sich gemächlich in seinem Stuhle zurück und sagte im Tone harmlosester Neugrer:Ich will Ihnen offen gestehen, daß ich glaubte, ein Mann, dem eine reiche und noch dazu sehr hübsche Frau (er begleitete dieses Lob mit einem Blicke des Wohlgefallens) Herz und Hand schenkt, ein solcher Mann, glaubte ich, müsse mindestens durch eine glänzende äußere Erscheinung für sich ein­genommen haben. Diese Photographie stellt aber eine nichts weniger als anziehende Persön­lichkeit dar, ganz abgesehen von jenen beiden Gebrechen, welche das Bild verschweigt. Schreiben Sie es auf Rechnung meiner Teilnahme für eine schmählich betrogene Frau, wenn ich den mir unerklärlichen Grund wissen möchte, der Sie zu dieser Heirat bewegen konnte."

Die Dame schien um eine Antwort verlegen. Mit dem gespannten Lächeln, welches stets ein schlaues Spiel um ihren Mund hervorrief, blickte sie im Zimmer umher, als sammle sie aus den verschiedenen Gegenständen desselben ihre Gedanken.

Ich will offen sein," unterbrach sie end­lich das Schweigen.Eitle Titelsucht war es, die mich zu diesem Schritt verlockte."

Ihr Gatte trägt also einen Titel?" be­merkte Allram fast humoristisch.

Als ich mich als reiche unabhängige Witwe sah, erwachte der Ehrgeiz in mir. Ich wollte durchaus einen vornehmen Namen tragen. Wie man durch Geld zu einem solchen leicht gelangen könne, hatte ich oft genug in den Zeitungen gelesen. Es fand sich ein total her­untergekommener Baron, der bereit war, sich gegen eine entsprechend hohe Summe mit mir trauen zu lassen, ohne auf eine wirkliche Ehe mit mir Anspruch zu machen. Es wurde ver­einbart, daß er bald nach der Eheschließung die bedungene Summe von mir erhalten und sich dann aus dem Staube machen sollte, um mir Veranlassung zu geben, wegen böswilligen Ver- lassens die Scheidung zu beantragen. Er ist denn auch seiner Verpflichtung nachgekommen, hat sich jedoch mit der empfangenen Geldsumme nicht begnügt, sondern hat mir eine weitere Summe entwendet und den Smaraadschmuck dazu."

Irre ich nicht, Frau Baronin, so haben Sie von einem Rubinschmuck gesprochen," warf der Detektiv ein.

Die Frau Baronin biß sich bei dieser Be­richtigung auf die Lippen.Ganz recht, ein Rubinschmuck war es," nickte sie.Da haben Sie die Geschichte meiner Heirat und zugleich den Grund, weshalb ich mit der Verfolgung deS diebischen Ehegatten nicht eine öffentliche Behörde betrauen möchte, sondern mich an Sie wende."

Nun, ich stehe Ihnen zu Diensten und das gleich heute," sagte Allram entschlossen. Es fragt sich nur, ob sich der Herr Baron noch in seinem bisherigen Versteck aufhält."

Erst gestern Nacht hat ihn der Fährmann noch unter den Linden des Gartens promenieren sehen," antwortete die Frau, welcher die Freude über die erhaltene Zusage eine fliegende Röte über das Gesicht trieb.

Der Fährmann, sagten Sie nicht, er sei dem Trünke ergeben?" fiel dem Detektiv ein.

Allerdings, doch darf man seiner Aussage trotzdem Glauben schenken," entgegnete die Baronin, die nicht im geringsten ahnte, welcher geheime Gedanke dem Detektiv diese Frage ein­gegeben hatte.

Wo ist der Ort, an welchem Ihr Gatte sich verborgen hält?"

Ganz in der Nähe des Städtchens Wörb, einer kleinen Eisenbahnstation, die- von hier aus in wenigen Stunden zu erreichen ist."

Ich kenne das Städtchen," nickte Allram.

Das Gut heißt der Lindenhof und liegt, wie ich schon sagte, mit der Gartenseite un­mittelbar am Flusse.

Und dort soll ich vermutlich heute Nacht Ihren Gatten aufsuchen, während er im Garten promeniert, und ihm den Schmuck abfordern, wenn er ihn noch hat."

Ohne Zweifel besitzt er ihn noch, denn er will damit eine Pression auf mich ausüben, mir das wertvolle Familienandenken durch neue Opfer zu erkaufen. Wie man mit einem solchen Wichte reden muß, das wissen Sie als gewiegter Kriminalist am besten. Und wenn er merkt, wen er vor sich hat, so wird er sich leicht ein­schüchtern lassen, denn er ist feig und wird zu­frieden sein, wenn ihm nicht auch die gestohlene Geldsumme abverlangt wird. Um sieben Uhr abends geht von hier der letzte Zug ab, der in Wörb hält. Sie kommen dort gegen elf Uhr an und begeben sich nach dem nahen Flußufer. Auf einen Ruf oder Pfiff wird Sie der Fähr­mann abholen. Am Fährhanse werden Sie mich und den Besitzer der nahen Sägemühle finden. Er ist ein alter Bekannter von mir und wird uns begleiten. Das Fährboot bringt uns un­mittelbar bis an den Gartenzaun, der eine große Lücke hat, so daß man leicht hineingelangt. Der Mond geht jetzt bereits vor zehn Uhr unter; wir werden also unbemerkt am Garten landen können."

Ist der trunksüchtige Fährmann ebenfalls ins Vertrauen gezogen?

Gott bewahre! Aber er steht in Diensten des Sägemüllers, da die Fähre zur Mühlen­gerechtigkeit gehört."

Ist das alles, was ich wissen muß?" srug Allram, da die Baronin schwieg.

Ich wüßte nichts hinzuzufügen. Alles andere bleibt Ihnen überlassen."

Gut. Zählen Sie ans mich, Frau Baronin."

Darf ich für Ihre Bemühungen eine Summe im Voraus erlegen?" sagte sie, ihm einen schon bereit gehaltenen Tausendmarkschein hinreichend.

Allram schob die Banknote wieder zurück. Sie überschätzen den Wert meiner Mitwirkung; das beste daran ist ohnehin Ihr eigenes Ver­dienst. Erst wollen wir den Erfolg abwarten. Heute Nacht elf Uhr finden Sie mich am Fährhause."

Die Baronin dankte dem Detektiv für seine Bereitwilligkeit und empfahl! sich.

Ein Blitz des Triumphes leuchtete aus ihren Augen auf, als sie die Thür hinter Fch ge­schlossen hatte.

lFortsetzung folgt).

Der Sohn des Bürgermeisters Weber in Bubenhausen an der bayer. Grenze versetzte dem Dienstknecht Schmid nachts auf der Straße einen Stoß auf den Leib. Schmid fiel um und war tot.

(Neues Wort.) Leutnant A.:Der Assessor Meyer ist ein fabelhafter Menschenkenner. Ich sage Ihnen, der sieht einen Menschen durch und durch!" Leutnant B.:Verstehe! der Mann hat sozusagen Röntgenaugen!"

(Zweideutig.) Fremder (im Gebirge); Also morgen früh um vier Uhr wecken Sie mich verstanden?" Wirt (Besitzer eines kleinen Gebirgshotels):Nit nötig; morgen in der Fruah bläst der Hirt das Rindvieh zu­sammen, dann stehen S' auch aufi!"

(Das Bessere. A.:Ich fragte Sie doch, ob Sie mir die 50 Mark borgen wollen, warum erhalte ich keine Antwort?" B:Es ist besser, ich bleibe Ihnen jetzt die Antwort schuldig, als Sie mir später die 50 Mark."

(Gute Berufswahl.)Wenn ich blos wüßte, was ich meinen Jungen werden lassen sollte!" Hm, lassen Sie ihn doch einfach einen an­ständigen Kerl werden, das Fach ist noch keines­wegs überfüllt!"-

Mutmaßliches Wetter am 7. u. 8. August.

l Nachdruck verboten.'

Von Westen her ist wieder ein Hochdruck im An­zug gegen Europa. In Spanien und Südwestfrank­reich entwickelt sich derselbe kräftiger als in Irland, weshalb in Süddeutschland das Barometer wieder steigt. Der letzte Lustwirbel ist auf der Wanderung vom irischen Kanal nach Oldenburg und Schleswig- Holstein aus 740 wm vertieft worden, wird sich aber

nun wieder abflachen und in der Richtung gegen Süd. schweben weiter wandern. Für Dienstag und Mittwoch ist bei mäßig warmer Temperatur noch immer mehrfach bewölktes, aber nur zu wenig vereinzelten Nieder­schlägen geneigtes Wetter zu erwarten.

Telegramme.

Berlin, 5. Aug. Wolffs Telegraphen- ! bureau meldet aus Tientsin vom 1. ds. Mts.- ! Ein vom japanischen Gesandten entsandter Bote ! welcher Peking am 26. Juli verließ, meldet heute - daß die Ursache der Einstellung der dortigen i Feindseligkeiten der Abmarsch der Truppen des ! Generals Tungs nach Peitsang sei. Der General- ! gouverneur von Tschili hat gestern die Wieder­eroberung der Takuforts und Tientsin durch Sol­daten aus Schantung und aus dem Süden bei dem Throne angeregt. Ein entsprechendes kaiser­liches Edikt sei unterm 24. Juli ergangen.

Paris, 5. Aug. Delcassö erhielt ein Telegramm des französischen Konsuls in Tschifu vom 2. Juli, in welchem es heißt: Der Gon- - verneur in Mukden erließ eine Proklamation ' durch welche die Bevölkerung der Mandschure, aufgefordert wird, die Christen zu ermorden. Der Konsul berichtet weiter, daß fast alle reib giösen Anstalten zerstört sind, und daß die Mis­sionare mit den eingeborenen Christen auf die Verteidigung sich eingerichtet haben.

Monza, 5. August. Die Stadtbehörden haben auf Wunsch dem Königshanse das Stück Land abgetreten, auf welchem König Humbert ermordet wurde. Dortselbst soll eine Kapelle erbaut werden, in der Kapuziner ihres Amtes walten sollen.

Rom, 5. Aug. Nachrichten aus Undine zufolge hat ein nach Brasilien ausgewanderter Italiener, der sich gegenwärtig in San Paolo - befindet, am 30. Juni an seine Verwandten einen Brief geschrieben, in welchem er anfragt, ob es wahr sei, daß König Humbert das Opfer eines Verbrechens geworden sei. Der Brief be­weist, daß in Amerika seit langer Zeit das Ge­rücht von dem beabsichtigten Mordanschlag ver- ! breitet war. (

Rom, 5. August. Die Ueberführung der Leiche König Humberts findet am 8. ds. Mts, nachmittags 3 Uhr statt. Die Leiche trifft in Rom am 9. ds. Mts. vorm. 6 Uhr ein

London, 5. Aug. Dem Reuterschen Bn- reau wird aus Shanghai von gestern gemeldet, ! Li-Hung-Tschang habe Selbstmord begangen.

London, 5. Aug. Nach einem Telegramm , aus Tientsin vom 1. ds. Mts. haben die Chi- , nesen die Aufschüttung des Dammes am Kanal ! durchbrochen und das Land zwischen Tientsin und ^ Peking unter Wasser gesetzt. 30000 Boxers stehen 8 Meilen nördlich von Tientsin. Eine ^ Schlacht steht nahe bevor.

London, 6. Aug. (Reutermeldung aus ! Tientsin vom 30. Juli.) 2000 Russen und j Japaner unternahmen in der Frühe eine Rekognos- zierung in der Richtung auf Peitsang und fanden den Feind stark befestigt in Nuntsang, drei - Meilen von Peitsang zur rechten Seite des - Sumpfes. Die Kanonen der Japaner ervffneten f das Feuer. Die Artillerie des Feindes ant- - wortete jedoch nicht. Man glaubt, daß die Position frei sei und die chinesischen Kanonen sich in Peitsang befinden, wo die Stellung viel stärker ; sein müsse als in Nuntsang. Die Stärke des ^ Feindes in Nuntsang wird auf 5000 Mann l geschätzt. Das Gewehrfeuer des Feindes war ! gut unterhalten, die Art des Terrains verhinderte ^ jedoch ernste Verluste. (

London, 5. Aug. Lord Roberts meldet ^ aus Pretoria von gestern: Die Buren, welche - einen Zug südlich von Kroonstad zum Entgleisen , brachten, setzten den Obersten Lennot wieder m : Freiheit, nahmen aber zwei Offiziere gefangen. ! Die Buren wurden durch berittene Infanterie , verfolgt. Drei wurden getötet und mehrere ; verwundet. General Olivier, welcher mit un- ^ gefähr 1500 Mann in die Bethlehemberge , flüchtete, wies die Aufforderung Prinsloes, sich ( mit seiner ganzen Streitmacht zu ergeben, zurück ^ und hat die Absicht, den Krieg fortzusetzen. Er ^ nahm eine Stellung zwischen Harrysmith und Newmarket ein.

Redaktion, Druck und Verlag von E. Meeb in Neuenbürg.