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Aus Stadt. Bezirk und Umgebung.
O Gräfenhausen. 3. Aug. Die durch den Tod des Hrn. Schultheißen Glauner in hiesiger Gemeinde erledigte Stelle eines Ortsvorstehers ist am gestrigen Tage wieder neubesetzt worden. Der hier am 23. Juni d. I. fast einstimmig gewählte Verwaltungskandidat Karl Kircher aus Rothensol wurde durch Hrn. Oberamtmann Pfleiderer in sein Amt eingesetzt. Schon am vorhergehenden Abend brachten ihm die hiesigen Einwohner ihre Huldigung entgegen. Die bürgerlichen Kollegien, der Ortsgeistliche, die Lehrer sowie Abordnungen der Vereine der Gesamtgemeinde begrüßten auf dem Neuenbürger Bahnhof ihren neuen Ortsvorsteher und begleiteten ihn in langer Wagenreihe an den Ort seiner zukünftigen Wirksamkeit. Vor dem hiesigen festlich geschmückten Rathause, um das sich fast die ganze Einwohnerschaft geschart hatte, brachten die Gesangvereine von hier und Obernhausen, sowie die hiesige Musikkapelle dem Ankommenden im Liede ihre Grüße dar. Herr Anwalt Dittus machte sich zum Dolmetscher der Gefühle der Kollegien und der Bürgerschaft, Hr. Schullehrer Binder aus Obernhausen entbot dem Erwählten in poetischer Form seinen „Willkomm!' Erfreut und gerührt dankte Herr Kircher für den so schönen und herzlichen Empfang, den er durch Einsetzung seiner ganzen Kraft für das Wohl der Gemeinde, wie des Einzelnen zu vergelten bestrebt sein wolle. Bei der Amtsübergabe an den neuen Ortsvorsteher durch den Herrn Oberamtmann am folgenden Tage bestand die Pflichttreue des verstorbenen Hrn. Schultheißen Glauner ihre letzte glänzende Probe, denn es zeigten sich keinerlei Anstände; auch der Geschäftsführung des Hrn. Anwalts Dittus als Schultheißenamtsverweser wurde Anerkennung zu teil. Die eindrucksvollen Worte des Herrn Oberamtmanns vor der Vereidigung des Hrn. Kircher an diesen und die Bürgerschaft gerichtet und das aus bewegtem Herzen kommende Gelöbnis des letzteren, sein neues Amt im Aufblick nach oben mit größter Gewissenhaftigkeit zum Wohle der Gemeinde antreten und sortführen zu wollen, werden allen Anwesenden unvergessen bleiben, ebenso die herzlichen Worte des Ortgeistlichen, die dieser während des Festessens an den neuen Ortsvorstand richtete. Letzteres fand im „Waldhorn" statt und machte seinem Geber alle Ehre. Mögen nun die Hoffnungen, die die Gemeinde auf ihren neuen Schultheißen setzt, in reichem Maße in Erfüllung gehen, möge aber auch das, was er von der Gemeinde erhofft, sich bewahrheiten. Möge ihm endlich eine recht lange, segensreiche Arbeit auf seinem verantwortungsvollen Posten in unserer Gemeinde beschieden sein.
Gräfenhausen, 3. Aug. Am hiesigen alten Schnlhause finden sich gefärbte Trauben und bald werden auch, dank der überaus günstigen Witterung, diejenigen in den Weinbergen Nachfolgen. Dieselben sind in diesem Jahr vollständig frei von Krankheit, sehr vollkommen und in solcher Menge vorhanden, daß ein reicher Herbst zu erwarten ist. Wir gönnen dieses unseren Weingärtnern von Herzen!
(:) Dobel, 3. Aug. Gestern hatten wir einen seltenen Genuß. Auf Veranstaltung des Herrn Kramer ;ur Sonne konzertierte hier die Herrenalber Kurkapelle. Das trefflich zusammengesetzte Programm wurde in all seinen Teilen gediegen ausgeführt; eine Nummer, „Die Post" für Trompete mußte auf Verlangen wiederholt werden. — Die herrliche Luft unserer Tannenwälder, die prächtige Fernsicht auf unserer freien Höhe, die gut eingerichteten Gasthäuser, all das Mht zu unfern alten, treuen Stammkurgästen immer mehr Erholungsbedürftige an und macht den Aufenthalt für dieselben auch wirklich ange- "bhm. Herr Schultheiß Allinger hier ist insbesondere eifrig bemüht, unser stilles Schwarzwalddorf als Höhenluftkurort zu heben. Der Pro- fpekt, den er ausgegeben, und der klar und wahr angiebt, was Dobel zu bieten vermag, das An- m.'M" von bequemen Sitzbänken an geeigneten platzen, die Gründung eines Verschönerungs- Vereins u. s. w. sind deutliche Beweise hiefür.
Ealw, 4. Aug. Bei der in Oberkollwangen vorgenommenen Schultheißenwahl stimmten von
43 Wahlberechtigten 41 ab. Mit 29 Stimmen wurde Johannes Lörcher, Bauer, Sohn des früheren langjährigen Schultheißen zum Ortsvorsteher gewählt.
Calw, 4. Aug. Bei der vorgestern stattgefundenen Bezirksschulversammlung machte Prälat v. Wittich beim Mittagsmahl Mitteilungen, die darauf schließen lassen, daß die Frage der Schulaufsicht bald geregelt werde. Er führte aus, wie auch die äußere Form der Schulaufsicht sich gestalten möge, an der evangelischen Schule wollen wir festhalten und sie Pflegen. Wenn auch die Schulaufsicht den Geistlichen genommen werde, so könne das nur ihrem Hauptamte, der Seelsorge, zu Gute kommen.
Lieben zell, 2. Aug. Die erschütternde Nachricht von der Ermordung des Königs von Italien rief unter den am Bau der Villa des Fabrikanten Vollmöller beschäftigten italienischen Arbeitern eine so hochgradige Aufregung und tiefgehende Trauer hervor, daß sie nicht mehr weiter zu arbeiten vermochten. Ihre Bitte, die Arbeit für den Rest des Tages einstellen zu dürfen, um ihren König zu betrauern, wurde von der Bauleitung um so bereitwilliger entsprochen, als die aus etwa fünfzig Mann bestehende Kolonie, gleich den einheimischen Arbeitern, wegen ihres Fleißes und geordneten Betragens die allgemeine Achtung genießt. Ehre den braven Patrioten! (Gleiches wurde von Crailsheim gemeldet.
Pforzheim, 3. Aug. Die Konzession zur Errichtung einer 6. Apotheke in hiesiger Stadt (Altstadt) wurde dieser Tage dem Apotheker A. Steinmann in Gondelsheim erteilt. Mit der Errichtung dieser Apotheke wird einem lang gefühlten und des öfteren kundgegebenen Bedürfnisse Rechnung getragen.
Pforzheim, 3. Aug. Es ist Aussicht vorhanden, daß die projektierte Straßenbahn Pforzheim-Dill-Weißenstein in absehbarer Zeit zur Ausführung gelangt. Der Bürgerausschuß Dill- Weißenstein genehmigte in seiner letzten Sitzung zur Anfertigung zwqier Pläne den Betrag von 2500
Pforzheim, 3. Aug. Von einem Unglücksfall seltener Art, wurde gestern eine hiesige Familie getroffen. Das ^ Jahre alte Töchterchen fiel, während die Mutter sich aus dem Zimmer entfernt hatte, vom Tische aus den Boden, verwickelte sich während des Falles in eine Rouleaux- jchnur derartig, daß die Kehle zugeschnürt wurde und der Tod sofort eintrat.
Das Sägewerk des Hrn. Friedrich Rentschler in Brötzingen ging durch Vermittlung des Herrn Laupheimer hier für 108 000 in den Besitz des Herrn Heinrich Common in Pforzheim über. (Pf. Anz.)
Deutsches Weich.
Die Antwort des Königs Viktor Ema- nuels III. auf das Beileidstelegramm des Kaisers lautet: „Dein Telegramm hat Mich tief gerührt und ist Mir ein Beweis, daß Du auf Mich die brüderliche Freundschaft übertragen willst, die Du für Meinen trefflichen, so grausam hingeopferten Vater immer gehegt hast. Sein Andenken, das in Unseren Herzen unauslöschlich bleibt, wird die Unsere Häuser und Unsere Völker einigenden Bande ebenjv unabänderlich machen. Viktor Emanuel."
Kiel, 1. Aug. Einen ergreifenden Beweis kindlicher Anteilnahme an dem Ergehen der ins Feld rückenden Mannschaften bildet die Spende eines kleinen Flensburger Mädchens an die 2. ostasiatische Sanitätskompagnie. Die Kleine sandte den Offizieren und Mannschaften unmittelbar vor der Abfahrt einen großen Korb mit 255 Sträußchen, die sämtlich einen Papierstreifen mit der Aufschrift „Gott behüte dich!" zeigte. Jeder steckte ein Sträußchen an die Brust. Der liebenswürdige Kommandeur, Rittmeister v. Gabain, sendet der unbekannten Kleinen durch die Lokalblätter mit folgenden Worten seinen Dank: „Dem kleinen Mädchen, welches der nach China gehenden Sanitätskompagnie 255 Sträußchen verehrt hat, im Namen der Kompagnie herzlichen Dank."
Württemberg.
Stuttgart, 3. Aug. Prinz Hermann von Sachsen-Weimar, der zur Zeit in Berchtesgaden weilt, beging am Samstag seinen 75. Geburtstag. Seitens des Präsidiums des württem- bergischen Kriegerbundes, wie von anderen Vereinen sind dem Prinzen Glückwunschadressen zugegangen.
Eßlingen, 4. Aug. Infolge der guten Obstaussichten wird gegenwärtig der noch vorhandene vorjährige Most rasch abzusetzen gesucht. Die Preise bewegen sich je nach der Abnahme des Quantums zwischen 12 bis 13 ^ Pro Hektoliter. Nach dem Bericht der hiesigen Kommission stehen unsere Weinstöcke mit ganz wenigen Ausnahmen gesund da, was auch bei denjenigen, welche in diesem Jahre nicht bespritzt worden sind, zutrifft. Der in Aussicht stehende Ertrag ist sehr verschieden, da es Lagen giebt, in denen pro Morgen kein Eimer erzielt werden soll, da es durch die vorjährige Krankheit an Fruchtholz fehlen soll. Qualitativ soll es dagegen einen guten Herbst geben.
Ulm, 2. Aug. Mit der Frage des Wetterschießens beschäftigte sich in der heutigen Sitzung der Gemeinderat. Oberbürgermeister Wagner teilte mit, daß man auf dem Münsinger Schießplatz die Wahrnehmung gemacht habe, daß das Schießen der Artillerie die Regenbildung verhindere und dichtes Gewölk zerteile, Auf Vorschlag des Oberbürgermeisters erklärte sich das Kollegium bereit, Mittel zu bewilligen, um gemeinsam mit den landwirtschaftlichen Vereinen und der Stadt Neu-Ulm weitere Versuche in dieser Frage anzustellen. Das Gouvernement hat sich bereit erklärt, die hiezu nötigen Geschütze, die sich nach ihrer Konstruktion zur Verstärkung der Schallwirkung und zur Erzeugung zahlreicher Luftwellen besonders eignen, zur Verfügung zu stellen.
Ebingen, 5. Aug. Gestern mittag kurz nach 2 Uhr ertönte fast unaufhörlich die Dampfpfeife einer hiesigen Fabrik. Die Dampfsägmühle der Gebr. Gern stand in Hellen Flammen und trotzdem die Feuerwehr verhältnismäßig bald zur Stelle war, konnte das große Anwesen doch nur teilweise gerettet werden, während das Mobiliar und die Holzvorräte zum größten Teil in Sicherheit gebracht wurden. Eine Stunde nachher geriet ein in der nahen Heubergstraße gelegenes Doppelhaus durch Flugfeuer bei dem heftigen Westwinde ebenfalls in Brand und litt großen Schaden.
Ausland.
Rom, 4. Aug. Ein imposanter Zug, bestehend aus Hunderten von Vereinen mit umflorten Fahnen begab sich Freitag abend lautlos vor den Piazza del Popolo über den Korso nach dem Kapitol. Auf dem ganzen Wege hatte eine ungeheure Menschenmenge Aufstellung genommen. Der Bürgermeister hielt eine Ansprache, in welcher er hervorhob, daß das große Unglück, welches Italien getroffen habe, das Volk mit dem Königshause noch enger verbinden werde.
Rom, 4. Aug. Es bestätigt sich, daß die Beisetzungsfeierlichkeiten am Donnerstag stattfinden werden. Die Leiche des Königs wird voraussichtlich vom Bahnhof sofort zum Pantheon überführt werden. — Gestern abend traf die Deputation des preußischen Husaren-Regiments Nr. 13 hier ein, dessen Chef König Humbert war; heute werden die Vertreter Frankreichs erwartet.
Mailand, 4. Aug. Wie verlautet, soll der verhaftete Anarchist Lanner gestanden haben, daß er, falls der Anschlag Brecis nicht geglückt wäre, bereit gewesen sei, denselben zu wiederholen.
Wnteryuttender Heil.
Die Irre von Sankt Rochus.
'Kriminalroman von Gustav Höcker.
(Nachdruck verboten.', (Fortsetzung.1
Allram fand, daß die Sache interessant wurde. Die Dame wollte also mit dem Bankerotteur Sexauer an einem Tage, wo dieser sich hinter Schloß und Riegel befunden hatte, getraut worden sein. Schon stand der Detektiv im Begriff, sie nach dem Namen ihres Gemahls