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Schwämmle hier, welcher als Matrose in Kiel gedient hat.

Nagold, 16. Juli. Bei der am gestrigen Sonntag unter sehr großer Beteiligung seitens wettsingen- der Vereine (im Gau und außerhalb dem Gau) in Rottweil stattgefundenen Gausängerfest wurde dem .Liederkranz Nagold" mit dem Chor:

Wem Gott will rechte Gunst erweisen rc." ein zweiter Preis zuerkannt.

Deutsches Weich.

Das deutsche Expeditionskorps für China wird, wie sich einer Auslassung der offiziösenNordd. Allg. Ztg." über die Vorbe­reitungen für diese militärische Expedition ent­nehmen läßt, wahrscheinlich erst Ende Juli oder Anfang August eingeschifft werden. Erst bis bis zu diesem Zeitpunkt dürften die sämtlichen, sehr sorgfältig erwogenen und alles Erdenkliche berücksichtigenden Vorbereitungen für das Unter­nehmen zu ihrem definitiven Abschlüsse gelangt sein. Außerdem hat eine etwa erst zu Anfang August erfolgende Ausreise der Transportschiffe mit den Expeditionstruppen an Bord noch den großen Vorteil für die letzteren zur Folge, daß sie an ihrem fernen Ziel erst ankommen, wenn dort im östlichen China, die große Regenperiode mit ihren für nicht akklimatisierte Europäer ge­fährlichen Begleiterscheinungen nahezu wieder vorüber ist. Echt deutsche Worte hat König Wilhelm von Württemberg bei der Verab­schiedung von den nach China bestimmten Frei­willigen des württembergischen Armeekorps in Ludwigsburg gesprochen. Er betonte in seiner Ansprache an die scheidenden Mannschaften, daß sie jetzt aus eigenem ernsten Entschlüsse einem sehr ernsten Abschnitte ihres militärischen und bürgerlichen Lebens entgegengingen, daß sie jetzt ihre Kraft in den Dienst einer großen Sache, der Wahrung des Ansehens des deutschen Namens, stellten. Weiter verlieh der erlauchte Herrscher, dessen Worte offenbar tiefe Bewegung wider­spiegelten, seinem festen Vertrauen Ausdruck, daß die württembergischen China-Freiwilligen ihrem engeren Vaterlande allzeit Ehre machen würden. Er sprach dann die herzlichsten Wünsche für sie aus und schloß mit einem Hurrah auf den Kaiser.

Berlin, 17. Juli. Bei der Abfahrt des KriegsschiffesWittekind" aus Port-Said kam es zu sehr erfreulichen Kundgebungen seitens eines französischen Truppentransportdampfers, der gleichfalls auf dem Wege nach dem Kriegs­schauplätze begriffen war. DemLokal-Anz." wird hierüber gemeldet: Die Musik des deutschen Dampfers intonierte die Marseillaise, auf beiden Seiten traten die Wachen unter Gewehr und salutierten. Plötzlich kam Leben in die Reihen der Franzosen; ein immer stärker anschwellendes, wahrhaft frenetisches Hurrah tönte aus tausend Kehlen herüber, die Mannschaften schwenkten ihre Mützen, die Offiziere ihre Tropenhelme. Interessant ist übrigens, daß die Uniform der Franzosen, Deutschen und Portugiesen die gleiche ist.

In Hamburg ist ein Streik der Werft­arbeiter aüsaebrochen, der auf den dortigen ver­schiedenen Werften bereits die Entlassung zahl­reicher Arbeiter, im Ganzen von ca. 2000 Mann, zur Folge gehabt hat. Sollte sich diese Maß­nahme als wirkungslos erweisen, so will der Arbeitgeber-Verband zu eventuellen weiteren größeren Entlassungen schreiten.

Vom badischen Oberlande, 11. Juli. Im großen und ganzen nahm die Rebblüte einen günstigen Verlauf und der Heuwurm hat bedeutend weniger Schaden als im vorigen Jahre w den Weinbergen angerichtet. Der Trauben- vehang ist durchgehends ein sehr reichlicher. Im -Wemgeschäft zeigt sich schon längere Zeit wenig ^-even. Nur Käufe für den momentanen Ge- orauch fanden statt. Die Weinpreise haben sich etwas verstaut. ^

-Geb Weiler, 12. Juli. Die anhaltend naßkalte Witterung wirkte auf die Trauben- ^ späten Lagen, in denen diese noch geendet, sehr nachteilig. Auch für die ver- mten Trauben ist das Wetter sehr ungünstig, a viele kleine Beeren abfallen. Der Heuwurm

ist in einzelnen Lagen stark aufgetreten. Auch das Auftreten des Oidiums wird von ver­schiedenen Seiten gemeldet. Im Weingeschäft hat es keine wesentlichen Aenderungen gegeben. Kleinere Posten gewöhnliche Sorten 1899er wurden verkauft zu 17.6020 bessere Sorten

zu 2428 ^

Karlsruhe, 16. Juli. In der hiesigen Färberei und chem. Waschanstalt vorm. Ed. Printz Akt.-Ges. herrschte am gestrigen Sonn­tag fieberhafte Thätigkeit. Die Firma wurde noch in letzter Stunde von der Militärbehörde damit betraut, die Mannschaftsanzüge der badi­schen Chinatruppe, welche am 17. ds. Mts. Karlsruhe verließ, khakigelb zu färben. Die Arbeit es handelte sich um über 2000 Röcke und Hosen wurde einschließlich der Appretur und Bügelei innerhalb 24 Stunden prompt erledigt.

Württemberg.

Stuttgart, 13. Juli. Unter den Deut­schen, die in Tientsin ihren Wohnsitz haben, be­findet sich auch der württembergische Regierungs­baumeister Georg Baur mit Familie. Die letzten brieflichen Nachrichten, die von ihm ein­trafen, ließen nichts ahnen von den bevorstehen­den Unruhen. Nunmehr hat, wie derSchw. Merk." meldet, die Firma Mandl u. Co. in Hamburg, mit der Bauer in Verbindung steht, auf telegraphischem Wege die Nachricht erhalten, daß die Familie Baur wohlbehalten in Japan angekommen ist.

Stuttgart. Der am Sonntag früh von hier nach Calw-Wildbad abgelassene Sonder­zug war überfüllt und zählte über 600 Teil­nehmer. Auch der Samstag Nacht von den früheren Angehörigen des 8. württ. Inf. Reg. 126 nach Straßburg abgelassene Sonderzug zum Besuch des Regimentes und des Wörther Schlacht­feldes war sehr gut besetzt und zählte gegen 400 Teilnehmer.

Tübingen, 16. Juli. In großes Leid wurde gestern mittag die Familie des Küfer­meisters Nohlbold in Derendingen hiesigen Oberamts versetzt, wo deren zwei Söhne, 10 und 12 Jahre alt, beim Baden in der Steinlach er­trunken sind.

Nürtingen, 16. Juli. Zu dem bereits gemeldeten Lustmordversuch tragen wir noch folgendes nach. Die beiden Kinder aus Fricken­hausen, ein Knabe von 13 und ein Mädchen von 7 Jahren, welche im Begriffe waren, nach Hause zu gehen, wurden in nächster Nähe der Stadt von einem früher hier beschäftigt gewesenen Schlossergesellen angefallen, wobei der Strolch dem Knaben derartige Stiche im Unterleibe bei­brachte, daß die Gedärme teilweise austraten, dem nun um Hilfe schreienden Mädchen versetzte er ebenfalls einige Stiche in den Unterleib, doch sind diese Verletzungen weniger gefährlich. Der Knabe wurde gestern mittag in die chirurgische Klinik nach Tübingen überführt. Der Verbrecher, welcher selbst bei der Polizei von dem Vorfall Anzeige erstattete und als Thäter einen älteren Mann von hier bezeichnete, sodaß die erbitterte Menge sich dessen ermächtigte und ihn ordentlich durchprügelte, wurde später als der eigentliche Missethäter entlarvt und sitzt nun hinter Schloß und Riegel.

Rottweil, 16. Juli. Gausängerfest des Württembergischen Schwarzwaldgausängerbundes. Nachdem schon seit mehreren Wochen die Vor­bereitungen zum großen Sängerfeste getroffen waren, fand dasselbe gestern unter überaus reger Beteiligung und begünstigt vom herrlichsten Wetter hier statt. Gleich nach 7 Uhr trafen 3 Extrazüge mit den Sängern aus nah und fern ein. Die Stadt war aufs reichste geschmückt und beflagt. Um 10 Uhr begann das Wsttsingen und dauerte bis etwa 1 Uhr nachmittags. Um 31/2 Uhr war großartiger Festzug, eröffnet durch 3 Borreiter und 3 Mustkkorps. Der Zug be­gab sich zurück nach dem Festplatz, wo die einzelnen Vereine abwechselnd mit Musik und Gesang den Nachmittag verbrachten, während das Preisgericht sich beratend zurückgezogen hatte. Dasselbe bestand aus den Herren Musikoberlehrer Hegele aus Nagold, Musikdirektor Weinhardt Reutlingen und kgl. Musikdirektor Zeller-Ehingen.

Ulm, 17. Juli. Gestern abend sind die beiden Faßroller auf dem Wege Wien-Paris hier angekommen und unter großem Menschen­auflauf im HotelHirsch" abgestiegen.

Laupheim, 15. Juli. Von Seiten der Generaldirektion ist hieher die Nachricht gelangt, daß bei der mit nächster Bauperiode zu erbauen­den NebenbahnLaupheim-Schwendi die Normal­spur angewendet werden solle. Auf dem Bahn­bau beruht die Hoffnung auf das Emporblühen von Stadt und Bezirk.

In Oberthal (Murgthal) verunglückten drei Holzhauer beim Stammholzfällen, indem ein schwerer Stamm Plötzlich ins Rollen kam und über dieselben hinwegging. Einer der Ver­letzten starb auf dem Transporte in seine Wohnung, ein zweiter liegt hoffnungslos dar­nieder, der dritte kam mit nur geringen Ver­wundungen davon.

Stuttgart. sLandesproduktenbörse.s Bericht vom 18. Juli von dem Vorstand Fritz Kreglinger. Die abgelausene Woche brachte an den amerikanischen Mächten für Weizen wiederum große Schwankungen. Ungünstige Saatenstandsberichte ließen die Preise emporschnellen, um fast sofort wieder zu fallen. Alle diese Vorgänge verlieren nach und nach ihre Wirkung auf das Getreidegeschäst und blieb hier die Stimmung ziemlich unverändert. Das Geschäft ist ruhig und beschränkt sich aus den nötigen Bedari. Mehlpreisepr. 100 Kilogr. inkl.Sack: Mehl Nr. 0 : 29 «« bis 29 «« so Nr. 1: 27 -4t bis 27 50 4,, Nr. 2: 25 «« 50 ^ bis 26 ^t

Nr. 3: 24 bis 24 «« 50 Nr. 4: 21 ^t

bis 21 «4t 50 «>. Suppengries 29 «4t bis 29«« 50 Kleie 10 «6

Ausland.

Die Feier des diesmaligen französischen Nationalfestes, zu welchem bekanntlich unter der dritten Republik der Jahrestag des Bastillen­sturmes (14. Juli) erhoben worden ist, hat keine besonderen Zwischenfälle gezeitigt. In Paris kam es nach Beendigung der Parade zu unbe­deutenden Schlägereien zwischen Nationalisten und Sozialisten.

Die längstbefürchtete Katastrophe in Peking, die Niedermetzelung sämt­licher Ausländer, hat sich nun leider doch vollzogen, was bis jetzt nur gerüchtweise verlautete und von chinesischen amtlichen Stellen geflissentlich immer wieder in Zweifel gezogen wurde, ist nunmehr zur traurigen Gewißheit geworden. Von amtlicher chinesischer Seite selber, vom Gouverneur von Shantung, liegt eine Depesche vor, welche besagt, die Geschütze der Chinesen hätten eine Bresche in die Mauern der Gesandtschaften gelegt; nach heroischer Ver­teidigung, und nach Erschöpfung ihrer Munition seien alle Ausländer getötet worden. Ueber den Tag dieses entsetzlichen Gemetzels teilt die Depesche des Gouverneurs nichts mit, doch läßt sich aus einer Meldung des chinesischen Tele­graphendirektors Sheng an den Gouverneur von Shantung vom 7. Juli über einen erfolg­reichen Ausfall der die Gesandtschaften vertei­digenden europäischen Truppen der Schluß ziehen, daß die Katastrophe am 8. oder 9. Juli vor sich gegangen sein muß. Auch in einer den Konsuln in Shanghai gemachten Mitteilung von Sheng wird die Ermordung der Fremden in Peking zugegeben; wie sich der betreffenden Meldung entnehmen läßt, scheint der General Tung die führende Rolle bei dem schrecklichen Drama der Hinschlachtnng der Ausländer ge­spielt zu haben. Jedenfalls darf man begierig sein, ob selbst jetzt noch, nachdem alle fremden diplomatischen Vertreter das Schicksal des Freiherrn v. Ketteler ereilt hat, die Mächte an ihrer seltsamen Fiktion festhalten werden, daß sie sich durchaus nicht im Kriegszustände mit dem offiziellen China befänden. Unterdessen ist es endlich den Truppen der Verbündeten in Tientsin gelungen, sich etwas Luft gegen­über der chinesischen Uebermacht zu verschaffen. In mehrtägigen Kämpfen vertrieben sie die Chinesen aus ihren Stellungen südwestlich von der Fremdenniederlassung, worauf sie auch das westliche Arsenal nahmen und niederbrannten. Cach privaten Meldungen aus Tschifu sollen die Chinesen in den Kämpfen am 9. und 11. Juli 3000 Mann verloren haben. Uebri- gens haben die verbündeten Truppen in Tient­sin, wie Sehmour noch weiter meldet, durch die